Die Vorkommen des Jakobs-Kreuzkrautes („JKK“) haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht nur in Schleswig-Holstein stark zugenommen: Im Juli und August finden sich seine goldgelben Blütenstände inzwischen nahezu bundesweit, vor allem auf Flächen mit einer lückigen Vegetationsdecke wie Bahndämmen und Straßenböschungen, Aufforstungen und Brachen, extensiv genutztem Grünland und übernutzten Pferdekoppeln.

Hierzulande hat die einst nur vereinzelt auftretende heimische Pflanze aus der Gattung der Asterngewächse auf der Hohen Geest und im Östlichen Hügelland stellenweise Massenbestände entwickelt, wohingegen die Standortbedingungen in der Marsch eine Ausbildung größerer Vorkommen meist nicht erlauben.

Die Bestandszunahme wird von vielen Flächennutzern mit Sorge gesehen, weil das JKK – so wie tausende andere Pflanzenarten auch – sogenannte Pyrrolizidin-Alkaloide (PAs) produziert, um sich gegen Fraßfeinde zu schützen. Von diesen an sich ungiftigen sekundären Pflanzenstoffen kann für Tiere, wie auch für Menschen eine Gesundheitsgefährdung ausgehen. Wenn sie mit der Nahrung aufgenommen werden, können bei ihrem Abbau im Körper reaktive Zwischenprodukte gebildet werden, die Schädigungen vor allem der Leber hervorrufen können.

Andererseits ist das JKK von großer ökologischer Bedeutung, weil es hunderten von blütenbesuchenden Insektenarten ein reiches Nahrungsangebot bietet und damit indirekt auch eine Vielzahl von Vögeln, Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger fördert, die sich ihrerseits von Insekten ernähren. Aus naturschutzfachlicher Sicht fällt es daher insbesondere angesichts des Insektensterbens schwer, das für seinen Nektarreichtum bekannte JKK zu verteufeln.

Aufgrund dieses Spannungsfeldes polarisiert das JKK wie keine andere heimische Pflanze, und entsprechend groß ist das Interesse, das dem JKK im Internet und in den Medien entgegengebracht wird. Leider finden sich dort neben einer Vielzahl korrekter Angaben zum JKK ebenso viele unbewiesene, bisweilen gar irreführende Behauptungen. Es ist mitunter sehr schwierig, in diesem Ozean an Informationen treffsicher zwischen Science und Fiction zu unterscheiden.

Vor diesem Hintergrund hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, die sich als Eigentümerin extensiv genutzter, satzungsgemäß dem Naturschutz gewidmeter Grünlandflächen selbst in dem oben genannten Spannungsfeld befindet, im Mai 2015 ein Jakobs-Kreuzkraut-Kompetenzzentrum ins Leben gerufen. Beabsichtigt ist das Füllen von Wissenslücken im Themenbereich JKK und die Versachlichung der Diskussion. Geleitet wird es von dem Diplom-Chemiker und Umweltmanager Dr. rer. nat. Aiko Huckauf.

Die Aufgaben des JKK-Kompetenzzentrums umfassen

  • die Planung, Initiierung und Koordinierung bzw. Leitung von Forschungsprojekten,
  • die Auswertung, Bündelung und Bereitstellung von Ergebnissen anderer Forschergruppen und Praktiker aus dem In- und Ausland und
  • Information, Beratung und sachliche Aufklärung

rund um die Themen JKK und PAs.

Die seit 2015 gewonnenen Erkenntnisse werden auf den folgenden Unterseiten vorgestellt. Dort finden sich auch Hinweise auf Publikationen, die detailliertere Angaben zu den einzelnen Projekten und ihren Ergebnissen enthalten.

Ansprechpartner

Aiko Huckauf
Tel. : 0431 210 90 311
E-Mail: aiko.huckauf@stiftungsland.de

Forschungsprojekt "Blüten für Bienen"

Im Projekt „Blüten für Bienen“ wurden die Zusammenhänge zwischen dem Vorkommen von JKK und Alternativtrachten im Umfeld von Bienenständen, Schleuderdatum und PA-Gehalt im Honig untersucht. Die Ergebnisse lieferten die Basis für einen Handlungsleitfaden zur Minimierung von PA-Einträgen in Sommerhonige.

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Forschungsprojekt „Halbzargen-Praxistest“

In diesem Teilprojekt wurde die Verwendung von Voll- und Halbzargen (Rahmenbauten aus der Bienenzucht) im direkten Vergleich untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass Halbzargen eine größere Flexibilität des Schleudertermins ermöglichen und damit die Möglichkeit, der Blüte PA-haltiger Pflanzen zeitlich auszuweichen und so die PA-Belastung des Sommerhonigs zu reduzieren.

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Forschungsprojekt „Nachweis von PAs im Honig“

Unterschiedliche analytische Verfahren zur quantitativen Bestimmung von PAs in Honigen wurden miteinander verglichen. Die Ergebnisse lieferten wichtige Hinweise zur Verbesserung der PA-Analytik.

Forschungsprojekt „Abbau von PAs im Honig“

Sommerhonige aus Schleswig-Holstein wurden im Hinblick auf ihren PA-Gehalt und dessen zeitliche Veränderung untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass ein großer Teil der PAs im Honig binnen weniger Wochen abgebaut wird.

Forschungsprojekt „Schafe und JKK“

Im Projekt „Schafe und JKK“ wurde untersucht, welchen Einfluss die sommerliche Beweidung einer JKK-reichen Grünlandfläche mit Schafen auf die Vegetation der Weide (insbesondere das JKK) sowie auf die Gesundheit der Schafe hat. Die Schafe nahmen freiwillig und ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen große Mengen an JKK auf und trugen so zur Regulierung des Bestandes bei. Trotz erheblicher Verzehrmengen fanden sich nur geringste, toxikologisch unbedenkliche Spuren von PAs im Muskel- und Lebergewebe der Tiere.

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Forschungsprojekt „JKK und Tiergesundheit“

Hier wurden Blut- und Gewebeproben von Galloways aus zwei Gruppen (von JKK-reichen bzw. JKK-freien Weideflächen) auf Anzeichen von PA-Vergiftungen und PA-Rückständen im Fleisch der Tiere untersucht. Es wurden keine Unterschiede zwischen JKK- und Kontrollgruppe festgestellt und keine PA-Rückstände im Fleisch gefunden.

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Forschungsprojekt „Methoden der Zukunft“

Im Projekt „Methoden der Zukunft“ wurde der Einfluss verschiedener mechanischer Managementverfahren auf die Vegetation (insbesondere das JKK) untersucht. Eine frühzeitige jährliche Mahd zu Blühbeginn, d. h. in der ersten Julihälfte, erwies sich als effektivste Methode zur Reduzierung von JKK-Vorkommen.

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Forschungsprojekt „Biologische Antagonisten“

Das Projekt „Biologische Antagonisten“ erprobte die gezielte Vermehrung und den Einsatz natürlicher Gegenspieler zur Regulierung von JKK-Beständen. Die Ergebnisse waren allerdings – möglicherweise aufgrund der (zu) kurzen Projektlaufzeit – nicht eindeutig.

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Trachtkalender für Schleswig-Holstein

Mit dem regionalisierten Trachtkalender für Schleswig-Holstein können sich Imker und Imkerinnen darüber informieren, welche Pflanzen in welchem Zeitraum wieviel Nektar, Pollen und ggf. Honigtau liefern.

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FAQs zu Jakobs-Kreuzkraut (JKK)

Das Jakobs-Kreuzkraut (JKK) polarisiert wie keine andere heimische Pflanze. Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das JKK. 

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FAQs zu Pyrrolizidin-Alkaloiden (PAs)

Pyrrolizidin-Alkaloide (PAs) sind Naturstoffe, die von zahlreichen Pflanzenarten gebildet werden, um sich gegen Fraßfeinde zu schützen. Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um die PAs.

Foto: Gohnarch; CC BY-SA 3.0

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Weitere Informationen

Sie haben weitere Fragen oder möchten die Informationen zum Jakobs-Kreuzkraut gerne in Ruhe nachlesen? Hier haben wir Material zum Download für Sie bereitgestellt.


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