Menschen wollen mobil sein: Doch für Tiere und Pflanzen sind unsere Straßen oft unüberwindbare Hindernisse. Ihre Lebensräume verinseln und werden zu klein. Sogenannte Grünbrücken über Autobahnen sollen der gesamten Artenvielfalt mehr Bewegungsfreiheit geben.

Aber sie helfen zu wenig, wenn sie isoliert liegen. Tiere und Pflanzen brauchen „grüne Wanderwege“ hin zu den Grünbrücken. Viele Arten kehren erst dann zurück, wenn Grünbrücken großräumig an die Landschaft im Hinterland angebunden sind.

Grüne Wege zur Wiedervernetzung

Die Vielfaltschützer der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein kümmerten sich bis 2017 in einem Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E & E Wiedervernetzung) intensiv darum, dass durch Verkehrsachsen getrennte Landschaften im Kreis Segeberg wieder mit einander verbunden und vernetzt werden. Dazu war es wichtig, dass die an die Brücken angrenzenden Lebensräume miteinander in Kontakt stehen und der Austausch von Arten ermöglicht wird. Im Projektgebiet an der A7 bei Bad Bramstedt und Brokenlande wurden deshalb im Laufe der letzten Jahre viele Maßnahmen umgesetzt. Wälder, Gewässer und Heiden sind nun an wichtigen Stellen wieder miteinander verbunden bzw. deren Dichte in der umgebenden Landschaft  wurde erhöht. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) förderte von 2008 bis 2017 und der Förderfonds der Metropolregion Hamburg fördert seit 2016 die Wiedervernetzung von Lebensräumen in dieser Schlüsselregion im Herzen Schleswig-Holsteins.

Erfolge durch ökologische Aufwertung

Während der Projektlaufzeiten von 2010 bis 2013 und von 2013 – 2017 passierte viel im Projektgebiet rund um A21 und dann bis zur A7. Eine Herausforderung war, alle Interessen unter eine Hut zu bekommen. Dieses erfordert neben einem gemeinsamen Ziel ein hohes Maß an Kooperationswilligkeit. Die Erfahrung zeigt, dass das möglich ist. Nicht nur auf Flächen im öffentlichen Eigentum, auch auf Privatflächen wurden Lebensräume wiedervernetzt:

  • Im Kreisgebiet arbeiten rund 100 „Pflege-Partner“, überwiegend Landwirte, mit der Stiftung Naturschutz zusammen und pflegen die rund 2.200 Hektar Stiftungsflächen oder stellen eigene Flächen zur Verfügung. Beispielsweise für die Neuanlage von 8 Kilometer Knicks. Dabei wurden 20.000 Sträucher mit 20 Arten angepflanzt.
  • Knapp 100 sanierte und neue Gewässer bzw. Teiche für Fischotter, Kröten & Co ermöglichen jetzt die Ausbreitung von Amphibien und anderen Gewässertieren.
  • 7 ehemalige Kiesgruben wurden umgestaltet oder gekauft und tragen zur Rettung, z.B. der Zauneidechse bei, die an wichtigen und nicht von selbst erreichbaren Stellen zudem erfolgreich angesiedelt wurde.
  • Durch die Schaffung von rund 10 Hektar Neuwald und die Umgestaltung von über 20 Hektar konventionellem Wald erhöhte sich der Anteil von Naturwald im Projektraum.
  • Diverse Wildwiesen und anderes artenarmes Grünland wurden durch artenreiche Mischungen heimischer Pflanzen aufgewertet.
  • Viele Kleinflächen von insgesamt mehreren Hektar wurden zu Offensandflächen umgestaltet, damit darauf angewiesene seltene Insekten nicht aussterben.
  • Die Entwässerungseinrichtungen wurden auf vielen Dutzend Hektaren rückgebaut, damit Wasser länger in der Landschaft verweilen kann und nicht als Flutwelle in den Städten ankommt.
  • Kleine, intensiv genutzte Flächen wurden zu großen und dynamischen extensiven Wilden Weiden zusammengefasst.
  • An Straßenrändern und angrenzenden Flächen wurden natürliche Lebensräume geschaffen.
  • Die umfangreiche Umweltbildung in Schulen und Kitas, sowie transparente Informationen auf Messen und Veranstaltungen erhöhte die Akzeptanz in der Region.

Ansprechpartner

Dr. Björn Schulz, Projektleitung
Tel.: 0431 210 90 404
E-Mail: Bjoern.Schulz@Stiftungsland.de

News

Gezielt haben sich die Baggerschaufeln in die Erdoberfläche gebohrt und dort die unterirdischen Drainage-Rohre aus dem Boden geholt.

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Partner & Co

Schützer und Nutzer in einem Boot

Lebensraumkorridore und die Verbindung von Lebensräumen können nicht isoliert und einzeln umgesetzt werden. Dafür braucht es Allianzen und Kooperationen auf allen Ebenen. Das E & E Projekt Wiedervernetzung konnte nur gemeinsam mit vielen überregionalen und regionalen Partnern vor Ort erfolgreich umgesetzt werden.

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Unsere Downloads

In unserem Downloadbereich finden Sie mehr Informationen zum Projekt  E & E Wiedervernetzung.  Zahleiche Publikationen in Fachzeitschriften und Veröffentlichungen haben das E & E Projekt begleitet.

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Hintergründe

Mit den „Holsteiner Lebensraumkorridoren“ hat die Stiftung Naturschutz ein bundesweit beispielgebendes Wiedervernetzungsprojekt begonnen. Die Grünbrücke über die Bundesautobahn 21 bei Negernbötel im Kreis Segeberg wurde durch Wanderkorridore mit der umgebenden Landschaft vernetzt.

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