Insekten-Tankstellen am Straßenrand

Insekten-Tankstellen erblühen an Straßenrändern im echten Norden: erste Erfolge des Projekts von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein

  • Björn Schulz, Projektleiter und Frank Quirmbach, stellvertretender Direktor des LBV.SH.

  • Klappertopf

  • Klappertopf am Straßenrand


Mehr und mehr leuchtend-gelbe Klappertöpfe schmücken die Straßenränder in Schleswig-Holstein. Diese wunderschöne Wilde: der Klappertopf, eine heimische Wildpflanze mischt das Einheitsgrün an den Straßenrändern in Schleswig-Holstein auf und steht gerade in voller Blüte! Seit Projektstart vor zwei Jahren, im Herbst 2019 konnte sich die schleswig-holsteinische Wildpflanze, im Fachjargon Rhinanthus, etablieren.

Rund 50 Hektar, umgerechnet wären das rund 500 Kilometer entlang der Straßen in Schleswig-Holstein, sind seit Projektstart schon geschafft! Ein echter Erfolg des „Klappertopf“-Projekts der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH). „Die bisher angesäten Klappertöpfe entwickeln sich in diesem Jahr besonders gut. Überall dort, wo der Klappertopf sich etabliert hat und die Straßenrandpflege erst ab Juli durchgeführt wird, verwandelt sich das hohe Grasdickicht in ein niedrigwüchsigeres Blütenmeer, in dem sich die Hummeln tummeln“, freut sich Projektleiter Björn Schulz.

Die Vielfaltschützer*innen machen mit diesem Projekt gemeinsame Sache mit dem LBV.SH. Und das aus gutem Grund: „Wir unterstützen dieses Projekt zu 100 Prozent und freuen uns sehr darüber, dass bereits nach zwei Jahren ein solcher Erfolg für die Biologische Vielfalt vorliegt“, betont Frank Quirmbach, stellvertretender Direktor des LBV.SH.

Matthias Werner betreut als Ingenieur für Landschaftspflege im LBV.SH das bundesweit einmalige Projekt und ergänzt: „Ein Ziel ist es, unsere Straßensäume in blütenbunte, wertvolle Insekten-Tankstellen zu verwandeln und das scheint sehr gut zu gelingen“.

Süßer Nektar for free oder besser noch: Drive-In für Hummeln. Projektleiter Dr. Björn Schulz über das riesige Projekt-Potenzial: „Genaue Zahlen haben wir nicht, aber Experten schätzen, dass die Straßenbegleitgrünflächen in etwa so viel Fläche einnehmen, wie alle Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein zusammen. Das ist ein gigantisches Potenzial. Und ein wichtiger Schritt gegen das Insektensterben.“

Das schleswig-holsteinische Vorzeigeprojekt wird mit rund einer Million Euro vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) zu zwei Drittel gefördert. Rund 300.000 Euro kommen als Kofinanzierung vom LBV.SH und 150.000 Euro von der Stiftung Natur-schutz. Das Institut für Natur- und Ressourcenschutz der Universität Kiel führt umfangreiche wissenschaftliche Begleituntersuchungen durch. Es soll als sogenanntes Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben bundesweite Strahlkraft erlangen und den Straßenbauverwaltungen in der ganzen Republik Möglichkeiten aufzeigen, wie blütenbunte Straßenränder mit den Anforderungen der Verkehrssicherung, des Lärmschutzes und der Pflege vereinbar sind.