Fledermäuse auf Rekordkurs

Seit drei Jahren steigen die Zahlen der schlafenden Fledermäuse im ehemaligen Öltanklager in Schafstedt nahe des Nord-Ostsee-Kanals an…


Sie sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen, schlafen kopfüber und noch schlummern sie tatsächlich tief und fest in ihren feucht-kalten Winterquartieren: Fledermäuse üben mit all ihren Fähigkeiten eine große Faszination auf uns aus. Doch sie sind deutschland- und sogar europaweit stark bedroht, fast alle Arten stehen auf der Roten Liste, weil sie in der Natur kaum noch geeignete Höhlen finden. 

Umso schöner, dass Fledermausexperte Matthias Göttsche von der Faunistisch-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein (FÖAG) gemeinsam mit Björn Schulz von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein jetzt erste Erfolge vermelden kann. Stagnierten die Zahlen bis vor drei Jahren, stiegen sie jetzt kontinuierlich an und schafften in diesem Jahr einen echten Rekord. 2019 waren es im ehemaligen Öltanklager in Schafstedt nahe des Nord-Ostsee-Kanals im Kreis Dithmarschen nur 86 Fledermäuse – jetzt, drei Jahre später – zählten die Fledermaus-Expert*innen fast drei mal so viele: ganze 207 schlafende Fledermäuse konnten sie Mitte Januar verzeichnen, darunter die Fransen-Fledermaus, die Wasser-Fledermaus, die Teichfledermaus und das Braune Langohr.

Der Grund: sie haben das ehemalig Tanklager bis 2019 aufwendig saniert und fledermaus-freundlich gemacht – so wie zuvor schon 50 andere ungenutzte Bunker im ganzen Land.

Konkret bedeutet das, dass sie in dem etwa 500 Meter langen verschachtelten, ehemaligen Bunker viele Versteckmöglichkeiten für die Fledermäuse geschaffen haben: backstein-ähnliche Steine, sogenannte Hohlblocksteine, hängen dort überall an den Wänden und unter den Decken, zudem brachten sie durchsichtige PVC-Platten in etwa drei Zentimeter Abstand von den Bunkerwänden an. „Fledermäuse mögen es nass, kalt und stockduster. Ihre Wohlfühltemperaturen liegen anders als bei uns bei 4 Grad Celsius und 100 % Luftfeuchtigkeit“, erklärt Björn Schulz. Er war Mitte Januar gemeinsam mit Matthias Göttsche auf Fledermaus-Zähltour und ist begeistert von der Anzahl schlafender Tiere. „Es ist einfach toll zu sehen, wenn die Maßnahmen so schnell und so gut von den Zielarten angenommen werden“, sagt Schulz.