Tausende Kraniche zurück im Stiftungsland und in Dating-Laune

Die Zugvögel bauen ihre Bodennester im nassen Moor – geschützt vor vierbeinigen Fressfeinden

  • Bildautor: Dieter Damschen

  • Bildautor: Reimer Stecher


Frühlingszeit ist Brutzeit. Jetzt im März kündigen die großen Zugvögel ihre Rückkehr aus den Winterquartieren in Südeuropa und Nordafrika lautstark trompetend an. Mit großen Flügelschlägen setzen sie zur Landung an und legen auch schon los mit dem Werben um die schönste Kranich-Dame. In der Morgendämmerung führen sie ihren imposanten Balztanz auf und geben dabei die charakteristischen Trompeten-Laute von sich. Die Damen lassen sich nicht lange bitten und stimmen ein ins Liebes-Duett – ein beeindruckendes Naturspektakel.

Ganz zur Freude der vielen Spaziergänger*innen. Mit etwas Glück werden sie dabei Zeug*innen dieses Schauspiels, das draußen auf den Feldern stattfindet. Hat es zwischen Kranich-Männchen und Kranich-Weibchen gefunkt, wird nicht lange gefackelt und gleich nach einem sicheren Platz für die Brut gesucht. Das frische Vogel-Paar findet das passende Kükenzimmer dann in feuchten Ufergebieten, Sümpfen und vor allem in nassen Mooren.

„Kraniche brauchen das Moor als sicheres Kinderzimmer. Das Wasser ringsherum schützt das Bodennest vor vielen Fressfeinden“, erklärt Merle Wegner aus dem Moorschutzteam der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Das ist ganz zum Vorteil der neugierigen Kranich-Küken. Schon 24 Stunden nach dem Schlüpfen klettern die Kleinen nämlich aus dem Nest und erkunden die nähere Umgebung. Alles natürlich unter den wachsamen Augen von Mama oder Papa Kranich. Während der etwa 30-tägigen Brut setzen die Vogel-Eltern ganz auf gleichberechtigte Arbeitsteilung. „Wenn das Männchen brütet oder auf die geschlüpften Küken aufpasst, begibt sich das Weibchen auf Futtersuche und umgekehrt“, so die Naturschützerin.

Klima- und Artenschutz durch Moorvernässung

Dieses Kranich-Idyll ist noch recht neu in Schleswig-Holstein und Ergebnis des ambitionierten Naturschutzes. Der Kranich – auch häufig als „Vogel des Glücks“ bezeichnet, da er mit seiner Rückkehr aus dem Süden den Frühling ankündigt – fing erst in den 1990er Jahren an, sich in Schleswig-Holstein wieder wohl zu fühlen und hier zu brüten. Weit über 90% der natürlichen, nassen Moore wurden hierzulande im vergangenen Jahrhundert trockengelegt, um den Boden landwirtschaftlich zu nutzen.

„Ein fataler Schritt für die Artenvielfalt und das Klima“, stellt Wegner klar. Denn: Moorböden speichern riesige Mengen Kohlenstoff, der ohne den natürlichen Wasserpegel im Moor als klimaschädliches CO2 entweicht. In Schleswig-Holstein entstehen gut 18% der menschengemachten Emissionen auf diese Weise – das ist ungefähr so viel, wie durch die gesamte Industrie des Bundeslandes!

Die Mission der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist die Renaturierung der Moore. Die gezielte Wiedervernässung hebt den Wasserspiegel in trockenen Mooren wieder an. Das Wasser schließt den kohlenstoffhaltigen Torf von der Luft ab und verhindert so die weitere Entstehung von CO2. Ist das Moor dauerhaft nass, bilden unter anderem Torfmoose neuen Torf. Das entzieht der Umwelt sogar aktiv CO2, und das Moor wird vom Klimakiller zum Klimaretter.

Die meisten Moorflächen sind nach wie vor trockengelegt, was den Lebensraum für den Kranich stark begrenzt. Der Fortschritt ist noch jung und das Potenzial für mehr Arten- und Klimaschutz bleibt groß. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzt für die Renaturierung von Mooren auch auf Spenden.