Ziegen fressen für den Naturschutz

Wanderweg in Schafstedt ab Ende der Woche gesperrt

Sie meckern nicht, sie machen: Zu Beginn der Woche zieht eine Herde Burenziegen durch das Stiftungsland Schafstedt – besser bekannt als „ehemaliges Tanklager“ im Kreis Dithmarschen. Sie haben eine ganz bestimmte Mission: Mit ihrem immer-großen Appetit sollen sie den sich immer weiter ausbreitenden Lupinen an Blütenköpfchen und Blätter gehen. Dafür wird der beliebte Wanderweg von Süd nach Nord für einige Wochen gesperrt.

Warum die Lupine ein Problem ist

Die hübsch blühende Lupine ist kein harmloser Farbtupfer – sie stammt ursprünglich nicht aus Schleswig-Holstein und breitet sich auf nährstoffarmen, sonnigen Standorten massiv aus. Ihr Supertalent: Sie kann Stickstoff aus der Luft binden und reichert damit den Boden an. Was für die Landwirtschaft vielerorts ein Vorteil ist, ist im Naturschutz ein echtes Problem: Die Lupine verändert den Boden so stark, dass lichtliebende, anspruchsvolle Wildblumen – wie beispielsweise der Thymian – die an nährstoffarme Bedingungen angepasst sind, zunehmend verdrängt werden.

Ziegen fressen, was andere verschmähen

Normalerweise kümmert sich im Stiftungsland Schafstedt eine Herde Galloways das ganze Jahr über um die Beweidung. Doch gegen Lupinen sind die zotteligen Gutmüter machtlos – sie fressen nur drumherum. Ganz anders die Burenziegen vom „Burenziegenhof Christians“ aus Holm: Sie lieben Lupinen und knabbern sie konsequent bis auf den Stängel ab. Dabei erwischen sie auch andere unerwünschte Pflanzen wie die invasive Spätblühende Traubenkirsche oder Dornensträucher, die sich immer weiter ausbreiten.

Die tierische Beweidung ist Teil einer gezielten Maßnahme zur Erhaltung der Artenvielfalt im Stiftungsland. Statt Maschine oder Giftspritze kommen Fresslust und Klettergeschick zum Einsatz: Ziegen sind wendig, durchqueren unwegsames Gelände und machen auch vor dem Problemkraut Lupine keinen Halt.

„Was bei vielen Menschen sicher Stirnrunzeln verursacht – Tiere auf den Wegen und gesperrte Pfade – ist aus Sicht des Naturschutzes ein Glückfall“, sagt Christine Büsing, die zuständige Flächenmanagerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. „Ziegen fressen die Lupinen im wahrsten Sinne des Wortes von der Fläche und helfen so, wertvolle Lebensräume für viele bedrohte Arten zu erhalten.“

Sperrung des Wanderweges

Der beliebte Wanderweg, der von vielen Einheimischen gern genutzt wird, bleibt deshalb ab Ende dieser Woche auf unbestimmte Zeit gesperrt. Denn: Die Ziegen werden einige Wochen zu tun haben. Um die Tiere nicht zu stören und um sich selbst nicht zu gefährden, bittet die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein während der Beweidung um Verständnis für die vorübergehende Sperrung.