Spezial-Bagger retten Hochmoor in Dithmarschen

Wassersperren sichern das Weiße Moor: Ein Schutz für seltene Arten und das Klima.

Spezial-Bagger retten Arten-Arche im Weißen Moor

Aktuell rollen zwei große Baumaschinen ins Weiße Moor an der Bundesstraße 5 bei Neuenkirchen im Kreis Dithmarschen. Ihre Mission ist nichts Geringeres, als die Rettung einer 25 Hektar großen Hochmoor-Insel, die inmitten von Äckern und Windrädern als letztes Stück kaum berührter Natur zwei Meter hoch aus der Landschaft ragt. Dazu errichten die Baufahrzeuge im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein eine Rundum-Wassersperre. Zwei Meter tiefe, in den Boden eingelassene Spezialfolien und oberirdisch aufgehäufte Wälle aus Torf sollen das Wasser nach Regenfällen in der Fläche halten und so das Weiße Moor vor dem Austrocken retten.

Die 25 Hektar große Moor-Insel ist der letzte Rest des ursprünglich zehn Mal so großen, nach und nach abgetorften Weißen Moores, und eine echte Arten-Arche für moortypische Pflanzen und Tiere. „Die Moltebeere, in Schweden als Marmelade sehr beliebt, ist bei uns in Schleswig-Holstein extrem selten, hier im Weißen Moor findet sich das einzige Vorkommen landesweit“, erklärt Projektleiterin Merle Wegner vom Moorschutz-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Verschwindet die Arten-Arche, verschwindet auch die Moltebeere und eine der am besten erhaltenen Moorheiden in Schleswig-Holstein mit einem großen Vorkommen an Besen-, Rosmarin-, und Glockenheide.  „Es finden sich hier auch die seltenen und sehr wertvollen roten Torfmoose, die besonders effektiv CO2 aus der Luft filtern und speichern können“, erläutert Wegner eine weitere Besonderheit.

Aktuelle Beobachtungen haben gezeigt, dass gerade die Trockenheit der letzten Jahre der Moor-Insel sehr zugesetzt hat. Erkennbar ist der immer trockenere Boden etwa an der zunehmenden Ausbreitung von Pfeifengras und Birke.

Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung ergreift die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein nun umfassende Maßnahmen zur Wiedervernässung des Weißen Moores, um diesen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen zu erhalten. „Retten und Fördern“ benennt Projektleiterin Wegner das Motto der Aktion.

„Moore sind auch immens wichtig für den biologischen Klimaschutz. In Schleswig-Holstein sind wir mit neun Prozent Landesfläche reich an Moorböden, aber die meisten sind heute entwässert. Die trockenen Moore sind einer der größten Treibhausgasquellen in Schleswig-Holstein: Rund 5,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente stoßen sie jedes Jahr aus. Das ist mehr als der Verkehrssektor. Deswegen profitiert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch das Klima davon, dass die Stiftung Naturschutz das Weiße Moor nass hält“, sagt Naturschutz-Staatssekretärin Katja Günther.

Die Erste-Hilfe-Baumaßnahmen zum Erhalt des Weißen Moores werden voraussichtlich im Februar 2025 abgeschlossen sein. In einem geplanten zweiten Bauabschnitt sollen auch umliegende Flächen, die in der Vergangenheit bereits abgetorft wurden, renaturiert werden. So entsteht ein nasshaltender „Puffer“ und mit etwas Glück ein neues Moor um den Sockel herum.