Leuchtend-pinke Heide statt angeschlagenem Fichtenforst

Große Holz-Erntemaschine räumt im Stiftungsland Löwenstedt auf

  • Maßnahmen-Manager Detlef Kolligs vor der Holzerntemaschine

  • Große Holzerntemaschine in Löwenstedt


Eine große Holzerntemaschine mit Sägen und Greifarmen ist seit vergangenem Samstag im Stiftungsland Löwenstedt im Kreis Nordfriesland auf der etwa sechs Hektar großen ehemaligen Binnendüne direkt neben dem Naturschutzgebiet Löwenstedter Sandberge unterwegs. Sie wird in dieser und der kommenden Woche gemeinsam mit anderen Baggern und Treckern dafür sorgen, dass die von Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfer teils umgestürzten, teils abgestorbenen Fichten verschwinden.

Die etwa sechs Hektar große ehemalige Dünenlandschaft teilt das namensgebende Moor in zwei Teile. Dort wurden vor über 100 Jahren Nadelbäume angepflanzt. „Damals konnten die Menschen die hügelige Sandlandschaft nicht abflachen, um sie für den Ackerbau zu nutzen, deshalb haben sie unzählige Fichten darauf gepflanzt, da diese schnell-wachsende Baumart damals für die Forstwirtschaft am rentabelsten erschien“, erklärt Detlef Kolligs, Projektleiter und Maßnahmen-Manager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Kolligs betont zudem, dass es von Natur aus keine Fichten und Lärchen in ganz Schleswig-Holstein gibt. Heute, rund 100 Jahre später wird deutlich, dass sie zudem auch wenig für das im Wandel begriffene schleswig-holsteinische Klima geeignet sind. „Sie wurzeln flach und bekommen deshalb in den trocknen Sommermonaten kein Wasser mehr und werden dadurch anfällig für Stürme und einen massiven Borkenkäfer-Befall“, führt Kolligs weiter aus. 

Die gewaltig-großen Holzerntemaschinen – sogenannte Harvester – erscheinen brachial und zerstörerisch, doch sie bewirken genau Gegenteiliges: sie leisten einen großen Beitrag für den Natur- und Artenschutz. Sobald die Fichten-Monokultur verschwunden ist, wird der organische Oberboden abgetragen und Saat der heimischen, pink-blühende Besenheide ausgebracht. „Heide ist in Schleswig-Holstein einer der artenreichsten Lebensräume für Insekten“, sagt der Biologe und Schmetterlings-Experte Detlef Kolligs von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. So leben beispielsweise die Raupen des gefährdeten Argus-Bläulings oder des bunten Kleinen Nachtpfauenauges an der Heide.

Außerdem habe Schleswig-Holstein für die atlantische Heide eine besondere Verantwortung. „Eine landesweite Kartierung hat ergeben, dass es um die Heiden hier bei uns im Land besonders schlecht bestellt ist und wir in Schleswig-Holstein dringend unserer Erhaltung-Verantwortung nachkommen müssen“, betont er.

Die umgewandelte Fichten-Monokultur wird in gleicher Größe an anderer Stelle ersetzt. Nur einen Steinwurf von der Heide-Pflanzung entfernt wird im Frühjahr ein heimischer Laubwald als Ersatz für den gefällten Fichtenforst gepflanzt. „Die Eichen und Buchen wurzeln tiefer, speichern besser das Wasser und somit bestens für den schon jetzt deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet“, erklärt Kolligs.

Das Projekt wird vom Land Schleswig-Holstein und der Europäischen Union als ELER-Projekt „Waldumwandlung Löwenstedt und Seelandmoor“ gefördert.