Landtag bespricht Klimawandel – Moore im Fokus

Am Sonntag ging der Weltklimagipfel in Glasgow zu Ende, einen Tag später stand auch im Landeshaus in Kiel der Klimawandel ganz oben auf der Agenda.


Acht Stunden nahmen sich die Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtags Zeit, mit insgesamt 15 Expert*innen die verschiedensten Aspekte des Klimawandels zu beleuchten. Jede*r Expert*in hielt einen kurzen Impulsvortrag zum jeweiligen Fachgebiet, danach hatten die Abgeordneten die Gelegenheit Fragen zu stellen. Dabei ging es um die Transformation der Wirtschaft zur CO2-Neutralität, eine klimaangepasste Landwirtschaft, Möglichkeiten der CO2-Speicherung auf Naturflächen oder unter der Erde, Seegraswiesen als Kohlenstoffspeicher im Meer, die Einrichtung von kommunalen Klimaschutzagenturen, Gerechtigkeitsfragen bei starken Klimaveränderungen und viele weitere spannende Themen. Ziel war es, den Abgeordneten eine breite und fundierte Grundlage für ihre politischen Entscheidungen zu geben, damit sie Schleswig-Holstein auf den Klimawandel vorbereiten können.

Walter Hemmerling von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sprach in seinem Beitrag über die Chancen des Biologischen Klimaschutzes für die Speicherung von CO2 und die Erhaltung der Biodiversität im Land. Sein Credo: „Das Moor muss nass – und zwar sofort und im großen Stil“. 160.000 Hektar in Schleswig-Holstein seien Moore, etwa zehn Prozent der Landesfläche. Der Großteil davon ist heute entwässert und gibt laufend das Klimagas CO2 in die Atmosphäre ab. Walter Hemmerling: „18 Prozent sämtlicher Treibhausgasemission in Schleswig-Holstein kommt aus den Mooren – das ist viel, und das muss, so der Plan der Gesellschaft, bis 2045 auf Null gebracht werden. Nur, wenn sich das Moor wieder mit Wasser vollsaugen kann, wird die Treibhausgasemission gestoppt.“


Hemmerling legte einen 11-Punkte-Aktionsplan vor und fordert darin einen Moor-Masterplan für Schleswig-Holstein. Die Aufgaben sollten in einer neuen Klima- und Naturagentur gebündelt werden, die personell und finanziell ausreichend ausgestattet wird.

Bei der Wiedervernässung im großen Stil sollten auch die von den ökonomischen und sozialen Folgen betroffenen, vor allem die Landwirte, nicht vergessen werden. Für sie seien neue Wertschöpfungsmöglichkeiten, beispielsweise über neue Anbaumethoden auf nassen Flächen oder eine Vergütung der Klimaschutzleistungen, zu entwickeln. Doch klar sei auch, so Hemmerling, dass die landwirtschaftliche Nutzung der Moorböden sowieso endlich ist. Der trockengelegte Torf löst sich mit der Zeit auf, der fruchtbare Boden verschwindet. Zudem sacken entwässerte Moorböden immer weiter ab, bei gleichzeitig steigenden Meeresspiegeln. Die Entwässerung wird immer teurer, bis sich die Nutzung nicht mehr lohnt.

Mit einem Masterplan Biologischer Klimaschutz hätte Schleswig-Holstein jetzt die Chance, eine zukunftsfähige Landnutzung zu entwickeln und sich nach der Windkraft erneut als Pionier im Klimaschutz zu positionieren.