Hasenmoor bei Kiel wird wieder nass

Das Hasenmoor erwacht! Durch gezielte Umbaumaßnahmen kehrt das Wasser zurück, schafft Lebensraum für einzigartige Arten und stoppt CO2-Emissionen. Ein nachhaltiges Natur- und Klimaschutzprojekt auf 115 Hektar.

Viele kennen das Schild auf der A 210: Parkplatz Hasenmoor. Zwischen Autobahn auf der einen und Bahngleisen auf der anderen Seite liegt hier ein Waldmoor, ein außergewöhnlicher Ort mit viel Potential für den Natur- und Klimaschutz. Doch noch schlummert das Moor im Dornröschenschlaf, denn es ist in großen Teilen mit Gräben und Drainagen entwässert, also viel zu trocken. Das will die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein jetzt ändern. Projektleiter Janis Ahrens bringt mit maßgeschneiderten Umbaumaßnahmen das Wasser zurück ins Hasenmoor und schafft damit einen ganz besonderen Lebensraum für stark angepasste Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise Gras- und Moorfrösche oder Torfmoose, die CO2-Speicherwunder. Sogar der Frühjahrs-Feenkrebs (Eubranchipus grubii), ein lebendes Fossil, findet hier seinen Platz. 

Im Waldmoor geht es vor allem darum, verteilt liegende Senken zu vernässen. Dafür haben die Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz mit Planer Dr. Björn-Henning Rickert in jahrelanger Detailarbeit einen Plan entwickelt, der das 115 Hektar große Gebiet nach Topographie und Torfvorkommen in 12 Module aufteilt. Mit nur wenigen hundert Metern Wall, gezieltem Verfüllen von Entwässerungsgräben sowie einigen Überläufen wird das Wasser so geleitet, dass es kaskadenartig von Modul zu Modul fließt. Am Ende sind alle Senken wie geplant wieder nass.

Anders als bei den Moor-Vernässungen im Offenland, wo riesige Kettenbagger ungehindert Gräben zuschütten und Wälle bauen können, gleichen die Baumaßnahmen im Waldmoor eher einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff. Denn: Waldmoore bestehen meist aus einzelnen Torf-Inseln, die sich in den Senken gebildet haben. Um zu diesen Inseln vorzudringen und dabei den bestehenden Wald möglichst wenig zu beeinträchtigen, werden kleinere Bagger verwendet und die Baumaßnahmen auf ein Minimum beschränkt.

Auf diese Weise entsteht hier Stück für Stück wieder ein echtes Waldmoor. „Das wiedervernässte Hasenmoor wird ein Paradies für Waldeidechsen, Blindschleichen, Moorfrösche, die Sumpf-Calla oder den fleischfressenden Sonnentau. Ich freue mich schon auf die Monitoring-Touren der nächsten Jahre, wenn wir sehen können, wie die typischen Arten zurückkommen.“ so Projektleiter Janis Ahrens.

Damit sich auch die Kreuzottern wohl fühlen, die Janis Ahrens besonders am Herzen liegen, wird für sie ein separater Bereich geschaffen, der trockener bleibt und Verstecke für die seltene Schlangenart bietet.

Und damit nicht genug: Durch die Wiedervernässung des Torf-Bodens werden die CO2-Emissionen, die jedes trockengelegte Moor ausstößt, gestoppt. Wenn im nassen Waldmoor die Torfmoose, die CO2 aus der Luft entnehmen und als Kohlenstoff speichern, wieder große Teile der feuchten Senken besiedeln, wird das Hasenmoor sogar zum Klimaschützer.