Großes Bagger-Ballett für den Klimaschutz

Die Saison der Moor-Baustellen ist angelaufen


Wer mit wachsamen Augen durch Schleswig-Holstein fährt oder neben einem Moor wohnt kann es jetzt sehen: Das Baggerballett tanzt wieder! Die großen Spezial-Bagger mit den extra breiten Ketten werden auf Tiefladern in die trockengelegten Moore gebracht, in denen sie aufeinander abgestimmt Bodenmaterial schaufeln, um daraus wieder ein intaktes, funktionierendes Feuchtgebiet zu bauen. Als Zweier- oder Dreierteam ziehen sie Drainagen aus dem Boden, verfüllen Gräben und bauen Wälle aus Torf. Die zuvor künstlich entwässerten Moore werden wieder so hergerichtet, dass das Wasser nicht mehr abgeleitet wird, sondern im Moor bleibt.

Im bisher stark entwässerten Grotmoor der Gemeinde Heidmoor ist nun die erste Moor-Baustelle der Saison in vollem Gange. Diese ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Unterstützt wird das Moorschutzprojekt außerdem von der Gemeinde Heidmoor. Auf rund 73 Hektar verwandeln hier die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten eine seit 200 Jahren trockengelegte Fläche wieder in ein intaktes Moor.

Seit Mitte August sind die Bagger dabei, 6.400 Meter Wall, 9 Überläufe und 3 Holzspundwände zu errichten sowie an 46 Stellen die Gräben anzustauen, um das Wasser auf der Fläche zu halten. Denn nur nasse Moore können als CO2-Speicher und später sogar als CO2-Senke enorm zum Klimaschutz beitragen.

Diese Bauarbeiten können immer nur von August bis Februar durchgeführt werden, die übrige Zeit stehen die Bagger still und es herrscht Ruhe im Moor, damit Vögel nicht beim Brüten und Rasten oder Amphibien beim Laichen gestört werden. Jetzt aber herrscht wieder Hochbetrieb auf den aktuellen Projektflächen und die Moor-Vernässer*innen haben alle Hände voll zu tun, bis Februar so viele Hektar Moor wie möglich zu renaturieren.

Immer mehr Moore in Schleswig-Holstein werden zu Klimamooren umgebaut

Seit die Landesregierung von Schleswig-Holstein im Jahr 2020 das Programm Biologischer Klimaschutz ins Leben gerufen hat, werden immer mehr entwässerte Moore im Land erst zu Baustellen und dann zu Klimamooren. Dafür müssen sie wieder nass bis zur Bodenkante sein, ihrem natürlichen Zustand. Das Ziel ist, bis 2030 weitere 20.000 Hektar trockene Moorböden wiederzuvernässen und damit insgesamt 700.000 Tonnen Treibhausgase pro Jahr einzusparen. Ungefähr so viel wie alle Bürger*innen von Flensburg ausstoßen.

Denn trockene Moorböden sind echte Klimakiller. Sie stoßen alleine in Schleswig-Holstein jedes Jahr 2,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aus. Macht man sie aber wieder nass, stoppen die Emissionen und nach einiger Zeit kann das Moor sogar wieder anfangen zu wachsen und aktiv CO2 aus der Atmosphäre speichern. Das Moor wird zum echten Klimastar.

Auf die Moorböden als Kohlenstoffspeicher kommt es weltweit an, wenn der Klimawandel begrenzt werden soll. Schleswig-Holstein ist eine der moorreichsten Gegenden in Deutschland, eine riesige Chance und zugleich eine große Verantwortung. Bis die Moore im Land ihre Aufgabe als CO2-Senken wahrnehmen können, gibt es noch viel zu tun, sind doch heute ca. 90 % der Moorböden entwässert um sie zu nutzen. Aus trockengelegten, degradierten Moorflächen solche Klimamoore zu bauen, ist die Aufgabe der Moorvernässer*innen in Schleswig-Holstein.