Erfolge: Rückkehr seltener Arten und Lebensräume in Schleswig-Holstein

Pünktlich zum Tag der biologischen Vielfalt zeigt sich: Naturschutz wirkt – und bringt Arten zurück.

Das Land zwischen den Meeren erlebt derzeit eine Welle erfreulicher Naturerfolge. Pünktlich zum diesjährigen „Internationalen Tag der biologischen Vielfalt“ am 22. Mai kann die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein auf eine Reihe beeindruckender Comebacks blicken: Stierkäfer, Wachtelkönig, Haselmaus, Rothirsch und ganze Heide-Lebensräume feiern ihr „grünes Revival“ hier in Schleswig-Holstein. Diese Erfolgsmeldungen zeigen, dass gezielte Naturschutzmaßnahmen wirken – und dass das Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den Wiesen und Weiden, Mooren und Wäldern – dem Stiftungsland – überall im Land wieder Leben einhaucht.

Stierkäfer zurück auf Heidefläche in Joldelund

Durch die Verwandlung vom Fichtenforst in eine wildbunte Dünenlandschaft mit Magerrasen, gelb-blühenden Arnika-Pflanzen und pink-blühender Heide ist im Stiftungsland Joldelundes im Kreis Nordfriesland wieder ein Lebensraum für den landesweit gefährdeten Stierkäfer entstanden. Gudrun Beuck, als Flächenmanagerin zuständig für den nord-westlichen Kreis, fand jetzt dort eindeutige Spuren des seltenen Käfers. Die imposanten, fast fingerdicken Krabbeltiere mit Stirngeweih nutzen dort den sandigen Boden, um sichere Kinderzimmer für ihren Nachwuchs zu bauen. Möglich wird das durch naturnahe Beweidung mit unbehandelten Rindern – aus deren Dung formen die Käfer kleine Kugeln und kleiden die Brutkammern damit aus.

Ein Wiesenoase für den Wachtelkönig

Wenn der Wachtelkönig in diesen Tagen aus seinem Winterquartier, dem warmen Ostafrika, zurückkehrt, soll er schon aus der Luft heraus seine neue, frisch hergerichtete feuchte Wiesenlandschaft im Stiftungsland Rosdorf bei Aukrug im Kreis Steinburg erkennen. Berenike Hansen, Maßnahmen-Managerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, hat dort Drainagen entfernen und flache Wassermulden einbaggern lassen, in der Hoffnung, dass schon in diesem Frühsommer der typische „Crex-crex“-Ruf durch das Stiftungsland hallt. „Es fühlt sich gut an, mit vergleichsweise kleinem Aufwand einen ganzen Lebensraum zu schaffen“, resümiert sie.

Haselmaus-Nachweis auf Grünbrücke – ein Meilenstein

Seit über fünf Jahren kontrolliert Björn Schulz, Tierökologe bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, mehrfach im Jahr die Grünbrücken im Land. Bei einem seiner letzten Besuche musste er gleich zwei Mal hinsehen, denn: aus den Neströhren blickten ihn zwei braune Kulleraugen einer Haselmaus an. Das ist der erste Nachweis nach fünf Jahren Monitoring und für Schulz und sein Team ein toller Erfolg. „Es beweist, dass die Wiedervernetzung von Lebensräumen auch über Straßen hinweg funktionieren kann und wir mit Hilfe von Korridoren Verbindungen von einem Lebensraum zum nächsten schaffen. Nur so ist ein genetischer Austausch möglich und das Überleben vieler stark bedrohter und selten gewordener Tiere gesichert.“

Rothirsche als Hoffnungsträger und Vielfaltsschützer in den Mooren Schleswig-Holsteins

Große Pflanzenfresser sind Motoren der Artenvielfalt – der größte hierzulande ist der Rothirsch. Schätzungsweise 2500 bis 3000 von ihnen leben in Schleswig-Holstein, bevorzugt in schwer zugänglichen Feuchtgebieten, Mooren und Wäldern. Die majestätischen Tiere besiedeln zunehmend große Stiftungsflächen im Norden – ein Zeichen dafür, dass die Schutzgebiete der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein funktionieren. Der Rothirsch fühlt sich hier bei uns im Norden nicht nur wohl, sondern bietet auch neue Perspektiven für die Lebensraumentwicklung und ist ein Gewinn für die Artenvielfalt. Denn Hirsche sind mehr als imposante Rasenmäher: „In ihrem dichten Fell bleiben Samen haften, die sie von einem in den nächsten Lebensraum transportieren, sie sorgen dafür, dass ungeliebte Büsche und Bäume nicht allzu weit ausbreiten und sie öffnen durch ihre Huf-Abdrücke im Boden Freiflächen für seltene Tier- und Pflanzenarten – eine echte Starthilfe bei der Wiedervernässung und Wiederbelegung der Moore“, schwärmt Marcus Meißner, Wildtierökologe der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Schwestern-Heiden geschaffen

Die pink-blühenden Heiden gehören zu den charakteristischen Landschaften in Schleswig-Holstein – doch viele dieser Biotope sind heute akut gefährdet. Der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist es in diesem Frühjahr jedoch gelungen, gleich mehrere Heiden vor dem Verschwinden zu bewahren: Die Heide auf den Sorgwohlder Binnendünen bei Owschlag im Kreis Rendsburg lieferte das Mahdgut für das benachbarte Heidwischmoor und verwandelte es in eine frische Heide. Und im Kreis Steinburg in der Gemeinde Peissen bei Itzehoe ist eine historische Heidelandschaft aus dem Dornröschenschlaf erwacht: Der Oberboden wurde dort abgetragen, um den sandigen Untergrund freizulegen und auf diese Weise ideale Bedingungen für Besenheide, Glockenheide und Heidenelke zu schaffen. Mithilfe von Mahdgut aus dem benachbarten Vaale ist damit dort auch eine neue Schwestern-Heide entstanden.

Naturschutz braucht viele Hände – und fängt vor der Haustür an

Die vielen kleinen und großen Erfolge zeigen: Es lohnt sich, Lebensräume zu bewahren, zu vernetzen oder neu zu schaffen – ob im großflächigen Moor oder im eigenen Garten. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein lädt alle Bürger*innen ein, Teil dieser Bewegung zu sein. Denn gelebter Naturschutz ist kein Einzelprojekt, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe – mit Artenvielfalt als gemeinsamen Gewinn.