Mit etwas Glück summen schon im nächsten Frühjahr jede Menge Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge durch die Straßen des Lübecker Wohnquartiers „Marli“ im Stadtteil St. Gertrud. Denn zwischen den Wohngebäuden im südlichen Bereich des sogenannten Energiequartiers zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Schlutuper Straße werden insgesamt 19 Blühwiesen und zwei Staudenbeete angelegt. Die energetische Sanierung des Wohngebietes im engen Dialog mit den Anwohner*innen ist ein Baustein der Hansestadt Lübeck auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035. Für das „Marli“-Quartier bedeutet das: erneuerbare Wärme- und Stromversorgung, energetische Gebäudemodernisierung, klimafreundliche Mobilität, Klimaanpassung und Biodiversität.
Ein Wunsch der Bewohnerschaft während der Konzeptentwicklung war, naturbelassene und insektenfreundliche Wiesen dort anzulegen. Insekten-Expertin Antje Walter vom „Blütenbunt Insektenreich“-Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein pflanzt deshalb jetzt heimische Wildpflanzen wie Natternkopf, Schwarze Königskerze, Färber-Resede, Wegwarte, Wilde Karde, Großer Odermenning, Heilziest und Wirbeldost ein. Diese Staudenbeete werten die Quartiere nicht nur optisch auf, sondern bieten je Art im Schnitt 12 verschiedenen Insekten wertvolle Nahrung und einen Lebensraum. Die Flächen werden von vier Wohnungsbaugenossenschaften bereitgestellt: Vonovia, Neue Lübecker, Lübecker Bauverein eG und Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH.
Die Pflanzung unterstützen Mitarbeiter*innen der ZEBAU GmbH, der Klimaleitstelle Lübeck, der Wohnungsbaugenossenschaften und interessierte Anwohner*innen. Auf diese Weise leistet das Vorzeige-Quartier einen Beitrag zur Artenvielfalt in der grünen Lunge der Stadt. Vom Verein Hanse-Obst werden im Oktober zudem zehn Obstbäume im Quartier gepflanzt.
Rund 20.000 Insektenarten – von der Eintagsfliege bis zum schillernden Schmetterling – sind Teil der Natur in Schleswig-Holstein. Aufgrund von Flächenverbrauch und immer intensiver werdender Landwirtschaft wird der Lebensraum für Insekten immer kleiner.
Ein Großteil der heimischen Summer und Brummer ist daher vom Rückgang betroffen. Von den Schmetterlingsarten im Norden stehen beispielsweise 44% in einer Gefährdungskategorie auf der Roten Liste, bei den Tagfaltern sind es sogar 65 %. „Wildbunte Blühwiesen inmitten der Wohnblöcke sind damit nicht nur überlebenswichtig für Wild-bienen, Schwebfligen und Schmetterlinge, sondern sie leisten auch einen Beitrag für die biologische Vielfalt in der Stadt und holen die schönen Insekten und auch Singvögel und Fledermäuse zurück in unsere Nachbarschaft“, erklärt Antje Walter von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.