Dezember

Jetzt kann es losgehen im Dörplinger Moor: Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wird in den nächsten Jahren im bisher entwässerten Moor auf 36 Hektar den natürlichen Wasserstand wiederherstellen. Damit werden die CO2-Emissionen gestoppt und ein Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen. Das ist nur möglich, weil die Gemeinde Dörpling die Initiative für das Projekt ergriffen hat und ihre Flächen zur Verfügung stellt. Auch der Eider-Treene-Verband war in die Planungen eingebunden.

Als vorbereitende Maßnahme werden ab dem 4. Dezember ein Graben am Rand des Gebiets geräumt und Gehölze – Bäume und Sträucher – entfernt.

Im ersten Schritt werden auf gut einem Kilometer Bäume entfernt, vor Ort geschreddert und dann abgefahren. Anschließend wird der Graben entlang der alten Bahnlinie auf etwas mehr als zwei Kilometern geräumt und vertieft. Er wird die Funktion eines Verbandsgewässers übernehmen, das bisher die angrenzenden Grünland-Flächen entwässert. In diesem Zuge werden auch vier Rohre, die das Wasser unter Wegen hindurch leiten, an die größeren Wassermengen angepasst und durch größere ersetzt. Der alte Graben, der mitten durch das Projektgebiet führt, wird später bei der Moor-Vernässung geschlossen.

Für die Bauarbeiten müssen einige Wege im Gebiet gesperrt werden (siehe Karte). Die Sperrungen werden, je nachdem wie die Wetterverhältnisse die Arbeiten beeinflussen, circa vier Wochen nicht nutzbar sein.

So geht es weiter

Wenn diese ersten vorbereitenden Schritte in Richtung Wiedervernässung getan sind, beginnen die Expert*innen mit den Planungen für den Umbau des Dörplinger Moors zu einem natürlichen CO2-Speicher und Lebensraum für viele moortypische Arten. Sind alle Genehmigungen erteilt, kommen die Bagger und bauen das Moor um. Dabei bleiben die vorhandenen Wege durch das Dörplinger Moor vollständig erhalten. Umliegende Flächen sind von der Vernässung nicht betroffen. Projektleiterin Cordula Knabe rechnet damit, dass die Vernässungsarbeiten im Jahr 2026 losgehen können.

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Zwei Tage lang rollen die Bagger ab morgen, Dienstag, 3. Dezember 2024 in Teilen des Tensfelder Moors östlich von Trappenkamp im Kreis Segeberg. Ihre Mission: sie vernässen die Wiesen und Weiden im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein für das Klima. Denn: während entwässerte, ehemalige Moorflächen das klimaschädliche CO2 ausstoßen, binden nasse, intakte Moore den Kohlenstoffdioxid.

In einem ersten Schritt verschließen die Bagger dazu die kleinen Gräben auf dem nördlichen Teil der Fläche durch sogenannte Grabenstaue. Im östlichen Bereich der Fläche – nahe der Tensfelder Au – suchen sie nach unterirdischen Drainagen und entfernen sie zugleich.

Durch die Maßnahmen bleibt dann nach ergiebigen Regenfällen, oder auch wenn die Tensfelder Au über die Ufer tritt, das Wasser länger in der Fläche. „Der ursprüngliche Moorboden agiert dann wie ein Schwamm, saugt das Wasser auf und dadurch verwandelt sich diese ungenutzte Grünlandfläche in eine kleine Klimaretterin. Sobald die Fläche nämlich unter Wasser steht, beginnen die moortypischen Torfmoose wieder zu wachsen und binden das klimaschädliche CO2“, erklärt Maßnahmen-Managerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Cordula Knabe. Damit leistet sie und das Moorschutz-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein aber nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz. Die seltenen und stark angepassten nässeliebenden Pflanzen, wie beispielsweise verschiedene Seggenarten breiten sich dann auch wieder auf dieser Fläche aus und verschiedene Torfmoos-Arten beginnen wieder zu wachsen.

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Im Frühjahr wurden bereits die Birken gefällt, jetzt kommen die Bagger zurück ins Dosenmoor.  Ihr Auftrag: weitere zehn Hektar des Moores, die viel zu trocken sind, wieder mit ausreichend Wasser zu versorgen.

Die Baumaßnahmen starten am 2. Dezember und sind Teil eines umfassenden Plans für das Dosenmoor, der bereits 2019 planfestgestellt wurde und nun über mehrere Jahre hinweg umgesetzt wird. Stück für Stück renaturiert die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das wertvolle Hochmoor und beliebte Ausflugsziel vor den Toren Neumünsters.  Ein Gewinn für Mensch, Natur und den Klimaschutz
In diesem Winter werden die Moor-Expert*innen Entwässerungsgräben verschließen und auf über 1,5 Kilometern Wälle aufschütten oder Dichtbahnen einbauen. So bleibt das Wasser zukünftig im Moor.

Der aktuelle Bauabschnitt schließt an bereits wiedervernässte Flächen an und ergänzt die dort errichteten Wall-Linien. Wegen der großen Höhenunterschiede in diesem Bereich des Dosenmoors sind mehrere hintereinander liegende Wall-Linien geplant, die mit verstellbaren Überläufen ausgestattet werden, um den Wasserstand optimal regeln zu können.

„Wir arbeiten hier in Bereichen, in denen die Moor-Vegetation noch sehr gut erhalten ist und sich von dort wieder in die frisch vernässten Flächen ausbreiten kann. Hier müssen wir mit besonders viel Feingefühl vorgehen. Zum Glück haben wir sehr erfahrene Bagger-Fahrer im Einsatz.“ erläutert Projektmanagerin Merle Wegner die Besonderheit dieses Bauabschnitts.

Bitte an die Bürger*innen

Die Baustelle befindet sich abseits von Wegen, der Boden im Moor ist sumpfig und es besteht die Gefahr einzusinken. Durch die Baggerarbeiten sowie die Niederschläge der letzten Zeit ist der Boden in diesem Bereich noch weicher als sonst.

Ein Betreten der Baustelle oder ein Nähern abseits der Wege kann lebensgefährlich sein. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bittet daher eindringlich, das Gebiet und den Baustellenbereich nicht eigenmächtig zu betreten. Grundsätzlich ist das Verlassen der Wege im Naturschutzgebiet nicht erlaubt.

Hintergrund

Das Dosenmoor bei Neumünster ist eines der wertvollsten Moore, die wir in Schleswig-Holstein haben. Obwohl es über viele Jahrzehnte entwässert und Torf abgebaut wurde, ist noch ein großer Teil des Hochmoores erhalten – ein echter Schatz für moortypische Tiere und Pflanzen sowie eine Chance für den Klimaschutz.

Deshalb wird das Dosenmoor Stück für Stück renaturiert, indem der natürliche Wasserstand wiederhergestellt wird. Damit das Wasser zukünftig im Gelände bleibt, bauen die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein über viele Jahre hinweg das Moor um. Sie verschließen Entwässerungsgräben, buddeln Drainagen aus, bauen Dämme und Überläufe.

Der aktuelle Bauabschnitt wurde geplant vom Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider aus Nortorf und wird nun umgesetzt von der Baufirma Rüchel Plöhn GmbH aus Holzbunge.

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November

Die Bagger rollen wieder im Auftrag des Klimaschutzes im Hartshoper Moor bei Friedrichsgraben: Ab Donnerstag, 28. November stellt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in einem weiteren, bisher entwässerten Teil des Moores den natürlichen Wasserstand wieder her. Und sorgt so dafür, dass der Boden nicht noch weiter absackt und dabei das Klima belastet.

Entwässert man ein Moor, sackt der Boden ab. Einerseits weil die Zwischenräume im Torf nicht mehr mit Wasser gefüllt sind, andererseits weil sich das organische Material bei Kontakt mit Sauerstoff zersetzt. Der gespeicherte Kohlenstoff wird zu CO2 und der Torf-Boden löst sich buchstäblich in Luft auf.

Eine Eisenstange zeigt: zwei Meter Sackung in hundert Jahren


Hier an dieser Stelle im Hartshoper Moor wird diese Sackung besonders deutlich: Vor circa einhundert Jahren haben die Menschen an einer Ecke des aktuellen Projektgebiets eine Eisenstange in den Boden gerammt, durch den ganzen Torf hindurch bis auf den mineralischen Boden. Damals schloss die Spitze der Stange mit der Bodenoberkannte ab, heute ragt die Eisenstange zwei Meter aus dem Boden. So viel hat das Moor durch die Entwässerung an Höhe verloren.

Bringt man das Wasser zurück ins Moor, quillt der Boden wieder auf. Die Sackung wird also umgedreht und der noch vorhandene Torf bleibt erhalten. „An der Eisenstange werden wir sehen, wie der Boden jetzt nicht mehr weiter absackt, sondern sich mit Wasser vollsaugt und wieder hebt. Ich bin gespannt, wie schnell und um wie viel. Alle Höhenverluste der letzten hundert Jahre werden wir nicht ausgleichen können“, mutmaßt Projektleiter Gerrit Werhahn.

Das aktuelle Projektgebiet ist ca. 35 Hektar groß und liegt direkt neben bereits wiedervernässten Bereichen des Hartshoper Moors, die sich hervorragend entwickelt haben.

Die Bagger verfüllen in den nächsten Wochen Entwässerungsgräben, machen Drainagen im Boden unbrauchbar und bauen Wälle aus Torf, so dass eine Art riesige Badewanne entsteht. So bleibt das Wasser im Moor, anstatt wie bisher abgeleitet zu werden. Ist der Torf im Boden wieder nass, wird ein Großteil der CO2-Emissionen sofort gestoppt.

Möglich wird die zusätzliche Vernässung, weil ein ausreichend großes Gebiet über das Klimapunkte-Programm des Landes für die Vernässung gesichert werden konnte. Die Klimapunkte vergüten den Eigentümer*innen die CO2-Einsparungsleistung, wenn diese der Wiedervernässung zustimmen.



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Der Bagger ist vom Tieflader gerollt und nimmt am kommenden Montag, 25. November 2024 seine Arbeit im Stiftungsland – auf einer Weide der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bei Henstedt-Ulzburg in der Alsterniederung – auf.

Zwischen Baumreihen auf der einen und einem Graben auf den anderen Seiten wurde die etwa zwei Hektar große Weide bisher von Pferden beweidet. Jetzt verwandelt Maßnahmen-Managerin Kerstin Haldan von der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, die Fläche in eine wildbunte Wohn-Gemeinschaft für Knoblauchkröte, Moorfrosch, einen Blühstreifen voller heimischer Wildpflanzen und Insekten, wie seltene Libellen. Wenn alle Kleintiere eingezogen und die Fläche umzäunt ist, sollen auch die Pferde zurückkommen.

In einem ersten Schritt werden jetzt unterirdische Entwässerungssysteme wie Drainagen gekappt und in den Graben im Norden Erdstaue eingebaut, um das Wasser beispielsweise nach ergiebigen Regenfällen in der Fläche zu halten.

Dann wird ein Teich gebaggert, der sich perfekt als Lebensraum für die bedrohte Knoblauchkröte und den Moorfrosch eignen. „Wir erweitern hier die Teich-Infrastruktur für Amphibien und hoffen, dass das neue Gewässer so attraktiv ist, dass die Knoblauchkröte und der Moorfrosch von den Nachbarweiden auch hierher einwandern“, hofft Maßnahmen-Managerin Kerstin Haldan. Auch hat sie dabei die besonderen Bedürfnisse der empfindlichen Knoblauchkröte bedacht und am Ufer des Teichs eine grabfähige Sicheldüne eingeplant. Darin kann die Kröte im Tarn-Look sich einbuddeln, um sich vor Austrocknung oder Feinden zu schützen.

Die Maßnahmen dienen dem Ausbau der „grünen Infrastruktur“. Sie tragen einen Teil dazu bei, Arten wie die Knoblauchkröte und den Moorfrosch, für die Schleswig-Holstein eine besondere Erhaltungs-Verantwortung hat, zu erhalten und ihre schwindenden Lebensräume zu sichern. Sie dauern voraussichtlich fünf Tage, also bis Freitag, 29. November 2024.

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Aktuell rollen zwei große Baumaschinen ins Weiße Moor an der Bundesstraße 5 bei Neuenkirchen im Kreis Dithmarschen. Ihre Mission ist nichts Geringeres, als die Rettung einer 25 Hektar großen Hochmoor-Insel, die inmitten von Äckern und Windrädern als letztes Stück kaum berührter Natur zwei Meter hoch aus der Landschaft ragt. Dazu errichten die Baufahrzeuge im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein eine Rundum-Wassersperre. Zwei Meter tiefe, in den Boden eingelassene Spezialfolien und oberirdisch aufgehäufte Wälle aus Torf sollen das Wasser nach Regenfällen in der Fläche halten und so das Weiße Moor vor dem Austrocken retten.

Die 25 Hektar große Moor-Insel ist der letzte Rest des ursprünglich zehn Mal so großen, nach und nach abgetorften Weißen Moores, und eine echte Arten-Arche für moortypische Pflanzen und Tiere. „Die Moltebeere, in Schweden als Marmelade sehr beliebt, ist bei uns in Schleswig-Holstein extrem selten, hier im Weißen Moor findet sich das einzige Vorkommen landesweit“, erklärt Projektleiterin Merle Wegner vom Moorschutz-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Verschwindet die Arten-Arche, verschwindet auch die Moltebeere und eine der am besten erhaltenen Moorheiden in Schleswig-Holstein mit einem großen Vorkommen an Besen-, Rosmarin-, und Glockenheide.  „Es finden sich hier auch die seltenen und sehr wertvollen roten Torfmoose, die besonders effektiv CO2 aus der Luft filtern und speichern können“, erläutert Wegner eine weitere Besonderheit.

Aktuelle Beobachtungen haben gezeigt, dass gerade die Trockenheit der letzten Jahre der Moor-Insel sehr zugesetzt hat. Erkennbar ist der immer trockenere Boden etwa an der zunehmenden Ausbreitung von Pfeifengras und Birke.

Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung ergreift die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein nun umfassende Maßnahmen zur Wiedervernässung des Weißen Moores, um diesen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen zu erhalten. „Retten und Fördern“ benennt Projektleiterin Wegner das Motto der Aktion.

„Moore sind auch immens wichtig für den biologischen Klimaschutz. In Schleswig-Holstein sind wir mit neun Prozent Landesfläche reich an Moorböden, aber die meisten sind heute entwässert. Die trockenen Moore sind einer der größten Treibhausgasquellen in Schleswig-Holstein: Rund 5,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente stoßen sie jedes Jahr aus. Das ist mehr als der Verkehrssektor. Deswegen profitiert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch das Klima davon, dass die Stiftung Naturschutz das Weiße Moor nass hält“, sagt Naturschutz-Staatssekretärin Katja Günther.

Die Erste-Hilfe-Baumaßnahmen zum Erhalt des Weißen Moores werden voraussichtlich im Februar 2025 abgeschlossen sein. In einem geplanten zweiten Bauabschnitt sollen auch umliegende Flächen, die in der Vergangenheit bereits abgetorft wurden, renaturiert werden. So entsteht ein nasshaltender „Puffer“ und mit etwas Glück ein neues Moor um den Sockel herum.


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Was für die Steppe der Elefant ist, ist für Schleswig-Holstein der Rothirsch - kein freilebender Landsäuger hierzulande ist größer als er. Schätzungsweise 2.500 bis 3.000 von ihnen leben im nördlichsten Bundesland. Schon bald ist der „König des Waldes“ als Weihnachtssymbol auf Glühweintassen und Christbaumkugeln wieder allgegenwärtig. Fast erstaunlich, wie wenig dennoch über das heimische Wildtier bekannt ist. Spannende Fakten gibt es genug, nicht nur zu seinem imposanten Geweih.

Jedes Jahr im Februar fällt das Markenzeichen des Hirsches ab und bildet sich dann innerhalb von etwa vier Monaten nach. Pro Tag wächst es bis zu zwei Zentimeter und kann mehr als 12 Kilo schwer werden. „Das Geweih ist im Übrigen nicht ‚tot‘, sondern Teil des Skelettes – es sind jährlich nachwachsende Knochen außerhalb des Körpers“, erklärt Marcus Meißner, Hirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Warum jedes Jahr ein Neues wächst, ist nicht vollständig geklärt. Immerhin kostet das Wachstum viel Energie. „Bei der Brunft im Herbst buhlen die Hirschbullen um die weibliche Gunst - da spielt natürlich auch das imposante, neue Geweih eine Rolle“, mutmaßt Meißner.

Fast entzückend ist die enge Mutter-Kind-Bindung unter den Tieren. „Weibliche Kälber laufen die ersten zwei Jahre ihrer Mama hinterher und beobachten ihr Verhalten genau“, erklärt der Hirsch-Experte. So lernen sie, was gefährlich ist, und wo es sich ungestört fressen lässt. Dabei gehen die Tiere extrem vorsichtig vor. „Sie lernen ihr kleines Revier auswendig kennen, merken sich jede Bedrohung. Fluchtwege haben sie immer genau im Kopf“, so Meißner. „Wenn ein Wolf auftaucht kann die Hirschkuh ihr Kalb sofort in Sicherheit bringen.“

Männliche Artgenossen hingegen schlagen sich schon früh allein durch und durchwandern größere Reviere. Auch sie reagieren jedoch äußerst empfindlich auf Unregelmäßigkeiten. „Hirsche, männlich oder weiblich, gewöhnen sich an feste menschliche Bewegungsmuster, reagieren aber sofort, wenn wir von ihnen abweichen“, erklärt der Experte. Deshalb finden die Huftiere besonders gerne in Mooren Zuflucht, da diese meist schwer zugänglich sind. Nördlich des Nord-Ostsee-Kanals lebt ein Großteil der Hirsche in den geschützten Feuchtgebieten der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Dass Hirsche sich hier wohlfühlen, macht sie ganz nebenbei zu wichtigen Helfern im Naturschutz. „Sie verteilen Samen, halten schnell wachsende Büsche kurz und trampeln Beete für seltene Pflanzenarten“, erklärt Meißner. Genau das braucht es, wenn die Stiftung trockengelegte Moore wieder in nasse, CO2 speichernde Moore verwandelt. „Ohne Torfmoose zum Beispiel können die für das Klima so wichtigen Moor-Landschaften nicht entstehen“, so Meißner. Teile davon bringen die umherstreifenden Tiere aus bestehenden Feuchtgebieten mit in die frisch vernässten Flächen. „Eine echte Starthilfe, die Schwung in die Sache bringt“, schwärmt Meißner.

Jedes Jahr sammelt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zur Vorweihnachtszeit Spenden für das Moor, um diesen bedeutenden Lebensraum für den Hirsch und viele weitere Arten zu erhalten.

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Oktober

Schon nächsten Frühling könnte es noch bunter zugehen im ohnehin blütenreichen Stiftungsland Johannistal in Ostholstein. Am Montag, den 28. Oktober kamen einige sehr seltene Wiesenschönheiten wie das Sonnenröschen, das Weidenblättrige Ochsenauge, der Bergklee und die Knäulige Glockenblume dazu. In die Erde bringt die 6000 Pflanzen Hauke Drews von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und sein Team.

Die im Rahmen des EU-geförderten Naturschutzprojektes „LIFE Clima Bombina“ stattfindende Aktion soll dabei nicht die Landschaft verschönern, sondern vor allem zerstörte Natur wiederherstellen. „Die Gewächse waren typische Steilküstenbewohner, gelten in Schleswig-Holstein jedoch als ausgestorben“, so Drews, Leiter des LIFE-Projektes.

Kalkmagerrasen, wie diese steppenartige Landschaft genannt wird, lassen viele Steilküsten bunt erblühen. Sie sind für die Natur besonders wertvoll, gleichzeitig aber durch intensive Landwirtschaft bedroht. Die vielfältigen Blühpflanzen sind ein wahres Paradies für Insekten, die wiederum für das gesamte Ökosystem eine große Rolle spielen. Darüber freuen sich in Johannistal auch die insektenhungrigen Zauneidechsen, Rotbauchunken und andere Amphibien, die dort dank der Schutz- und Förderungsmaßnahmen der Stiftung eine Heimat gefunden haben.

„Es geht uns darum, gefährdete Lebensräume an unseren Küsten zu schützen und zu fördern“, erklärt Drews das Motiv für die Auspflanzungen. Die Artenschützer gehen davon aus, dass die neuen Pflanzenarten sich von alleine halten und weiter ausbreiten. „In einer erfolgreich aufgewerteten Landschaft können in Zukunft weitere bedrohte Arten angesiedelt werden“, gibt Drews einen erfreulichen Ausblick.

Mit etwas Glück könnte sich der Erfolg schon im nächsten Frühling in Form vieler neuer Farbtupfer in der Landschaft zeigen.


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Im Stiftungsland Vaalermoor im Kreis Steinburg rollen ab Montag, 28. Oktober 2024 die großen Ketten-Bagger. Dann wird für ca. zwei Wochen ein zehn Hektar großer Bereich so umgebaut, dass das Moor bald wieder mit Wasser versorgt wird. Finanziert wird die Naturschutz- und Klimaschutz-Maßnahme durch Ausgleichsgelder im Rahmen eines Ökokontos. Umgesetzt wird sie von der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, einer hundertprozentigen Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, und dem Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider.

Bisher wurde der Moorboden mit einem System aus Drainagen, Grüppen und Gräben entwässert und als Grünland genutzt. Steht der Boden aber nicht mehr im Wasser, löst sich der darin enthaltene Torf auf und entweicht als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Gleichzeitig sackt der Boden immer weiter ab.

Dagegen gehen Projektleiterin Karin Windloff und ihr Team jetzt vor. Dafür kappen sie die Drainagen im Boden, stauen Gräben an und bauen Überläufe ein, mit denen der Wasserstand geregelt werden kann. „Unser Ziel ist ein nasses, artenreiches Grünland, in dem moortypische Pflanzen und Amphibien wie der Grasfrosch oder der Moorfrosch wieder ein Zuhause finden.“, so Windloff. „Dieses Projekt ist ein weiterer Baustein der größten Moor-Renaturierung Schleswig-Holsteins, es schließt direkt an weitere Moor-Vernässungen in direkter Nachbarschaft sowie das FFH-Gebiet „Vaalermoor und Herrenmoor“ an.“

Das Besondere: Während zum Beispiel im Herrenmoor nebenan die meisten vernässten Bereiche komplett der Natur überlassen werden, ist hier auch nach der Vernässung noch eine extensive Grünlandnutzung möglich. Dafür wird ein regulierbarer Überlauf eingebaut, über den der Wasserstand für die Bewirtschaftung optimal eingestellt werden kann. Das nutzt auch den Wiesenvögeln, die weiterhin gute Brutbedingungen finden.

Die Ausgleichsagentur – 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*rinnen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Von den oben beschriebenen gesetzlich verpflichtenden Ausgleichsmaßnahmen profitieren nicht nur die Natur, sondern auch die Bauherr*innen. Damit wird gleichzeitig der Flächenbedarf minimiert, da der Ausgleich auf dem Flächenbestand der Stiftung Naturschutz stattfindet und keine weiteren Flächen in Anspruch nimmt.

Mehr Informationen unter: www.ausgleichsagentur.de

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Ein großer Bagger ist in dieser Woche im Stiftungsland Wilstermarsch in der Gemeinde Landscheide im Kreis Steinburg unterwegs. Eingekuschelt zwischen vielen kleinen Moor-Inseln wird auch das ehemalig intensiv-genutzte Grünland wieder zurück verwandelt in eine feuchte Wiesen-Landschaft.
Der Bagger muss dazu noch bis kommenden Dienstag, die unterirdischen Entwässerungs-Systeme, wie Drainage-Rohre finden und zerstören und die Entwässerungs-Gräben an den Enden zu schütten. Gleichzeitig werden die bisher ganz geraden Entwässerungs-Gräben noch vom Bagger naturnah umgeformt. Nur so bleibt das Wasser nach ergiebigen Regenfällen auf den Wiesen und Weiden und kann sich in diesen zu kleinen Tümpeln ausbreiten. Das macht die Flächen wieder attraktiv für seltene und bedrohte Wiesenvögel wie Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel. Diese Vogelarten können in den schlammigen, feuchten Wiesen mit ihrem langen Schnabel nach Nahrung stochern und mehr noch: durch den kurz gehaltenen Bewuchs auf den Wiesen können die Bodenbrüter ihre Fressfeinde wie den Fuchs oder Marderhund in der Brutzeit schon von Weitem er-kennen.

„Auch für viele Rast- und Zugvögel können die Wiesen in der Wilstermarsch im kommenden Frühjahr schon ein willkommener Rastplatz zum satt-fressen und ausruhen werden“, hofft Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin bei der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Sie hat die Maßnahmen geplant und begleitet jetzt die etwa einwöchige Umsetzung.

Die Wiesen, Rast- und Zugvögel sind hier aber nicht die einzigen Profiteure, auch Grasfrosch, Erdkröte, Libellen und Heuschrecken bevorzugen feuchte Wiesen als Lebensräume. Die Maßnahmen dauern voraussichtlich noch bis zum 22. Oktober 2024. 

Die Ausgleichsagentur – 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*rinnen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Von den oben beschriebenen gesetzlich verpflichtenden Ausgleichsmaßnahmen profitieren nicht nur die Natur, sondern auch die Bauherr*innen. Damit wird gleichzeitig der Flächenbedarf minimiert, da der Ausgleich auf dem Flächenbestand der Stiftung Naturschutz stattfindet und keine weiteren Flächen in Anspruch nimmt.

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Es ist ein gewöhnlicher Kontrollgang – im biologischen Fachjargon „Monitoring“ genannt – über die Grünbrücken in Schleswig-Holstein, den die Biologen-Teams von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und ihren Partner*innen mit Blick auf verschiedenste Artengruppen gleich mehrfach im Jahr machen. Sie überprüfen dann, ob und wie die grünen Giga-Bauwerke über die Autobahnen A 21, A 7, A20 und A 24 von den kleinen und großen Tieren genutzt werden, die es ohne die Grünbrücken niemals lebend über die Straße schaffen würden.

Dieses Mal fand der Tierökologe Björn Schulz von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein endlich den lang ersehnten Nachweis, als er in der vergangenen Woche in eine der Haselmaus-Neströhren auf der Grünbrücke Kiebitzholm über die A 21 nördlich von Bad Segeberg guckte und ihn dabei zwei braune Kulleraugen anblickten. Eine kleine Sensation: denn die Haselmaus konnte nach fast fünf „Monitoring“-Jahren jetzt auf dem Bauwerk nachgewiesen werden. Bislang „traute“ sich das störungssensible und in Schleswig-Holstein im schlechten Erhaltungszustand befindliche Tier höchstens in die Nähe des Bauwerks. Die Gehölze auf der Brücke hatten sie bislang nicht überzeugt.

Das Expertenteam aus Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) und den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) hatte in den vergangenen knapp 20 Jahren in Zusammenarbeit mit örtlichen Partner*innen und unter fachlicher Begeiltung der Uni Kiel Lebensräume für all die Arten hergestellt und optimiert, die von der A 21 als Ausbreitungs-Barriere betroffen sind. Speziell für die seltenen und komplizierten Waldarten – von denen ist die Haselmaus die größte Diva – sind im Umfeld der Grünbrücke rund 20 Hektar Naturwald und in der Agrarlandschaft drumherum rund vier Kilometer Knicks optimiert worden. „All diese Maßnahmen brauchen einige Zeit, denn erst vielfältige Wälder, dicht gewachsene Knicks und insektenreiche Gebüsche erfüllen alle Lebensraum-Ansprüche der kleinen, streng geschützten und in Schleswig-Holstein stark bedrohten Haselmaus“, erklärt Björn Schulz.

Auf der Grünbrücke selbst habe es fast 18 Jahre gedauert, bis die Art erstmals auf dem Bauwerk und nicht nur in seinem Umfeld nachgewiesen wurde. Das sei ein sehr gutes Zeichen. Besonders erfreulich sei, dass die Haselmaus gleichzeitig auch auf der A20-Grünbrücke bei Strukdorf erstmalig nachgewiesen werden konnte. „Es beweist, dass die Wiedervernetzung von Lebensräumen auch über Straßen hinweg funktionieren kann und wir mit Hilfe von Korridoren Verbindungen von einem Lebensraum zum nächsten schaffen können. Nur so ist ein genetischer Austausch möglich und das Überleben vieler stark bedrohter und selten gewordener Tiere gesichert“, betont Schulz. 

Das „Monitoring der Grünbrücken in Schleswig-Holstein“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wird von der Bundesautobahn GmbH gefördert (2019-2024).


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Es war eine weite Reise in wichtiger Mission. Einmal vom nördlichen Hamburger Stadtrand in die Segeberger Heide und zurück. Allein auf dem 32 km langen Hinweg überquerte der zehnjährige Rothirsch Anfang September in zwei Nächten 14 zum Teil stark befahrene Straßen und schlich sich durch teilweise dicht besiedelte Gebiete. Erst seit wenigen Tagen ist er wieder zu Hause im Hamburger Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Rothirsche legen zur Paarungszeit oft weite Strecken zurück und transportieren dabei ihre Gene von einer Teilpopulation in die nächste. Mit ihrer Mobilität zur Paarungszeit sichern sie die genetische Vielfalt und die langfristige Existenz ihrer Art. Das Besondere: erstmals konnte eine solche Wanderung im Norden genau erfasst werden.

Die Besenderung des Rothirsches – in der Region „der Bargfelder“ genannt, ist ein ge-meinsames Projekt von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Landesjagverband Schleswig-Holstein sowie den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten und ein Beispiel für die gute Kooperation. Abgesehen von seinem imposanten Geweih ist er an einer kahlen Stelle im Fell auf der rechten Schulter gut erkennbar und wurde bereits in den Vorjahren zur Brunftzeit im Herbst in der Segeberger Heide beobachtet. Dass der Hirsch nun einen GPS-Sender trägt, ist eine kleine Sensation. „Als der Biologe und Wildtierfotograf Gernot Maaß und der Jagdaufseher Marco Klose mit der Idee der Besenderung auf mich zu gekommen sind, war mir sofort klar, dass dies eine große Chance ist, den Wanderweg des „Bargfelders“ zu dokumentieren und auf das Problem der zunehmenden Lebensraumzerschneidung hinzuweisen. Wir wussten aber auch, dass es fast unmöglich ist, ei-nen ganz bestimmten Hirsch zu narkotisieren und zu besendern“, berichtet der Wildbio-loge Frank Zabel, der Initiator des Projektes vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein.

Denn nach perfekter Vorbereitung durch örtliche Unterstützer war es im Juli gelungen den „Bargfelder“ mit einem GPS-Sender auszustatten. „Wir haben mehrere Abende auf der Lauer gelegen, um den Hirsch mit einem Narkosepfeil zu betäuben. Ein langwieriges und schwieriges Unterfangen. Nicht selten gewinnt dabei der Hirsch. Denn: dem langsamen Betäubungsgeschoss weichen die Tiere problemlos aus,“ erklärt Marcus Meißner, Rothirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und verantwortlich für die Besenderung. „Darüber hinaus sollte man nicht weiter als 20 Meter von dem Tier entfernt sein und der Hirsch muss lange genug stehen bleiben, bis der Pfeil ankommt.“

Vom Schuss bis zur Wirkung der Narkose dauert es mehrere Minuten. Gefunden hat den narkotisierten Hirsch zielsicher Marcel Zickermann, Forstwirt und Jagdexperte von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten mit einem für solche Aufgaben speziell ausgebildeten Jagdhund.

Seit der Besenderung wird jede Stunde die Position des Tieres ermittelt. „Es wäre schön, wenn der Sender ein weiteres Jahr durchhält,“ hofft Meißner, „danach können wir das Halsband auf Knopfdruck wieder ablösen.“

Wandert er oder wandert er nicht? – war seit der Besenderung die große Frage. Am 31. August war es dann endlich soweit und „der Bargfelder“ brach auf zu seiner großen Wanderung nach Norden. Gut viereinhalb Wochen hat er insgesamt in der Segeberger Heide verbracht, bis er dann am 27. September innerhalb von nur 12 Stunden zurückgekehrt ist. „Es ist natürlich eine besondere Freude den Hirsch jedes Mal wieder wohlbehalten am Ziel seiner Wanderung zu beobachten – jetzt kennen wir nun endlich auch seine Route“, freut sich Wildtierfotograf Gernot Maaß, der die kahle Schulter als Erkennungsmal ausmachte.

Die Wanderachsen der Rothirsche zwischen den beiden Gebieten sind seit vielen Jahren bekannt und waren Gegenstand mehrerer Forschungsarbeiten. Mit Hilfe der Telemetrie ist es jetzt erstmals gelungen die bisherigen Modell-Annahmen mit Bewegungsdaten zu belegen. Das Problem: derartige Wanderungen werden immer seltener und die Möglichkeiten dazu schwinden. Das macht nicht nur den Genaustausch der Hirsche schwieriger. Wildtier-Korridore sind die Lebensadern der Artenvielfalt und verbinden Ökosysteme miteinander. So trägt z.B. jeder Rothirsch eine Vielzahl von Pflanzensamen mit sich – entweder im Verdauungstrakt oder im Fell – und verteilt sie über weite Strecken. Werden diese Verbindungen unterbrochen, hat das langfristig gravierende Folgen – sowohl für die Lebensgemeinschaften als auch für den Genpool einzelner Arten. „Ein funktionierender genetischer Austausch ist in Schleswig-Holstein gerade für die großen, weit verteilten Waldgebiete wie z.B. den Segeberger Forst und ihren Rotwildbestand von besonderer Bedeutung.“ erklärt Jan Meyer-Hamme, zuständig für das Sachgebiet Jagd bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. „Mehrere genetische Untersuchungen bestäti-gen, dass die Rotwildvorkommen in Schleswig-Holstein bereits ein gravierendes Problem haben und auf die Wiederbelebung des Genaustausch angewiesen sind“, ergänzt der Wildbiologe Frank Zabel vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Was zum Schutz der Verbundachsen getan werden muss, ist unstrittig: Durch Autobahnen oder Bundesstraßen zerschnittene Wildtier-Korridore müssen durch Grünbrücken querbar gemacht werden, auf ganzer Länge durchlässig bleiben und ausreichend Trittsteine als Ruheräume beinhalten. Nicht umsonst war das einzige Etappenziel des „Bargfelders“ auf seiner Wanderung am 1. September das Stiftungsgebiet Nienwohlder Moor.

Der Rothirsch ist mit seinen bis zu 300 Kilogramm Gewicht nur der größte Vertreter einer ganzen Reihe von Arten, die auf funktionierende Verbindungen zwischen den Lebensräumen angewiesen sind. „Unser Wanderhirsch verdeutlicht nochmal die Bedeutung von Wildtier-Korridoren und miteinander verbundenen Ruhezonen in der Landschaft.“, erklärt Marcus Meißner von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Frank Zabel vom Landesjagdverband ergänzt: „Für die Rothirsch-Vorkommen in Schleswig-Holstein ist die Funktionsfähigkeit der Wildtier-Korridore eine Existenzfrage“.

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Dreieinhalb Wochen hat ein großer Kettenbagger für die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das Moor östlich vom Barkauer See ungebaut, jetzt ist der entscheidende Moment gekommen: der Bagger zerstört die Rohrleitung, die das Wasser des Baches „Middelburger Au“ bisher am Moor vorbei in den Barkauer See geleitet hat und das Wasser nimmt endlich wieder seinen Weg durch das Moor. Ziel dieser Baumaßnahmen ist es, den Wasserstand in dem Niedermoor rund um die „Middelburger Au“ wieder auf ein natürliches Niveau anzuheben.

Mit dem Umbau bringt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das dringend benötigte Wasser zurück in das künstlich entwässerte Niedermoor. Damit werden CO2-Emissionen und die Sackung des Bodens gestoppt und es entsteht ein natürlicher Puffer für Starkregen-Ereignisse. Zugleich schafft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein damit neue Lebensräume entlang des Bachlaufs und versorgt einen ökologisch wertvollen Bruchwald mit der notwendigen Feuchtigkeit.  

So wurde im Moor umgebaut
Zwischen Fassendorf und Ottendorf fließt die „Middelburger Au“ durch eine Niederung. In dieser hat sich ein Niedermoor gebildet, das ursprünglich vom langsam durchfließenden Wasser aus dem Bach nass gehalten wurde. Im Lauf der letzten Jahrhunderte wurde das Gebiet mit Gräben und Drainagen entwässert, zusätzlich führte eine Rohrleitung das meiste Wasser am Moor vorbei und direkt in den Barkauer See.

Damit das Wasser zukünftig wieder im Moor bleibt, hat ein Kettenbagger in den letzten Wochen Gräben angestaut, Drainagen gekappt, Schächte entfernt und Rohrleitungen verschlossen. Den größten Effekt hat dabei die Zerstörung der Rohrleitung, die das Wasser um das Moor herum führte sowie die Anlage eines neuen Bachbetts für die „Middelburger Au“, durch die das Wasser nun stattdessen fließt.

Die „Middelburger Au“ war in diesem Bereich künstlich begradigt und vertieft, was den Wasserabfluss zusätzlich beschleunigte. Südlich und nördlich des ökologisch wertollen Weiden-Bruchwaldes haben die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein dem Bach jetzt wieder einen sich schlängelnden Lauf gegraben. Die Rinne wurde dabei breiter und flacher gestaltet mit Böschungen, die Tieren und Pflanzen die Versorgung mit Wasser erleichtern. Das bedeutet, das ankommende Wasser braucht länger, um das Gebiet zu durchströmen und fließt näher an der Oberfläche.

An einer Stelle haben die Expert*innen der Stiftung Naturschutz im Bachbett Steine auf eine bestimmt Höhe aufgeschichtet. Diese sogenannte „Sohlschwelle“ reguliert zukünftig den Wasserstand in der gesamten Niederung. Projektleiter Gerrit Werhahn erklärt: „Das ankommende Wasser muss den von uns angelegten Stein-Stau überwinden und steigt so vor dem Hindernis bis auf das geplante, für das Niedermoor optimale Niveau. Damit ist unser Ziel, das Moor wieder nass zu bekommen, erreicht.“

Ein Gewinn für Natur, Mensch und Klima

Das Moor als Lebensraum

Das renaturierte, wasserreiche Moor ist gut für typische Pflanzen wie den Wiesenknöterich, die Sumpfdotterblume oder die Bachnelkenwurz. Es profitieren diverse Vogelarten, Amphibien wie der Moorfrosch und Insekten wie die Prachtlibelle. Sogar ein Fischotter lebt hier!

Die Uferböschung des neu angelegten Flussbetts bietet wechselfeuchte Verhältnisse und aus den verschlossenen Gräben werden kleine, längliche Tümpel, so dass sich dort wasserliebende Tiere und Pflanzen ansiedeln können. Im Osten des Gebiets hat sich ein ökologisch wertvoller Weidenbruchwald gebildet, der für seine Entwicklung ebenfalls an nasses Milieu braucht.

Das Moor als Puffer für Niederschläge

Aber das renaturierte Moor ist auch gut für den Menschen, denn es dient bei Starkregenereignissen als Puffer. Projektleiter Gerrit Werhahn erklärt: „Kommt viel Wasser auf einmal durch die Ottenbek und angeschlossene Gräben, saugt sich der Moorkörper voll wie ein Schwamm und gibt das Wasser langsam wieder ab. Diese Wasser-Rückhaltefunktion, auch Retention genannt, ist ein wichtiger Beitrag der Moore zur Klimafolgenanpassung. Denn heftige Niederschläge nehmen gerade bei uns im Norden immer mehr zu.“

Das Moor als CO2-Speicher
Mittlerweile weiß wahrscheinliche jede*r im Moor-Land Schleswig-Holstein: Nasse Moorböden speichern große Mengen Kohlenstoff, entwässerte Moore geben tonnenweise CO2 ab. So war das auch hier am Barkauer See. Durch die Wiedervernässung des Moores werden jedes Jahr rund 240 Tonnen CO2 eingespart, die bisher in die Atmosphäre abgegeben wurden. Fängt das vernässte Moor nach einiger Zeit sogar wieder das wachsen an, kann es sogar aktiv CO2 aus der Luft aufnehmen und im neu gebildeten Torf-Boden speichern.

Das Moor sackt nicht weiter
Ein weiterer positiver Effekt der Wiedervernässung des Moores ist, dass die Sackung des Bodens, die eine Folge der Entwässerung ist, aufgehalten wird. Da staunte selbst Projektleiter Gerrit Werhahn nicht schlecht, als er das Gelände für den Umbau neu vermessen hat: „Die letzte Höhenmessung stammt aus dem Jahr 2005 und wir haben das Moor jetzt für die Umbau-Planungen mit moderner GPS-Technik neu vermessen. Dabei kam heraus, dass der Boden in diesen 19 Jahren um 20 Zentimeter gesackt ist. Das passiert in jedem entwässerten Moor, ist hier am Barkauer See aber besonders deutlich.“

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September

Mit etwas Glück summen schon im nächsten Frühjahr jede Menge Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge durch die Straßen des Lübecker Wohnquartiers „Marli“ im Stadtteil St. Gertrud. Denn zwischen den Wohngebäuden im südlichen Bereich des sogenannten Energiequartiers zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Schlutuper Straße werden insgesamt 19 Blühwiesen und zwei Staudenbeete angelegt. Die energetische Sanierung des Wohngebietes im engen Dialog mit den Anwohner*innen ist ein Baustein der Stadt Lübeck auf dem Weg zur Klimaneutralität 2024. Für das „Marli“-Quartier bedeutet das: erneuerbare Wärme- und Stromversorgung, energetische Gebäudemodernisierung, klimafreundliche Mobilität, Klimaanpassung und Bioldiversität.

Ein Wunsch der Bewohnerschaft während der Konzeptentwicklung war, naturbelassene und insektenfreundliche freundliche Wiesen dort anzulegen. Insekten-Expertin Antje Walter vom „Blütenbunt Insektenreich“-Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein pflanzt deshalb jetzt heimische Wildpflanzen wie Natternkopf, Schwarze Königskerze, Färber-Resede, Wegwarte, Wilde Karde, Großer Odermenning, Heilziest und Wirbeldost ein. Diese Staudenbeete werten die Quartiere nicht nur optisch auf, sondern bieten je Art im Schnitt 12 verschiedenen Insekten wertvolle Nahrung und einen Lebensraum. Die Flächen werden von vier Wohnungsbaugenossenschaften bereitgestellt: Vonovia, Neue Lübecker, Lübecker Bauverein eG und Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH.

Die Pflanzung unterstützen Mitarbeiter*innen von  ZEBAU, der Klimaleitstelle Lübeck, der Wohnungsbaugenossenschaftenund interessierte Anwohner*innen. Auf diese Weise leistet das Vorzeige-Quartier einen Beitrag zur Artenvielfalt in der grünen Lunge der Stadt. Von Verein Hanse-Obst werden zudem Obstbäume gepflanzt.

Rund 20.000 Insektenarten – von der Eintagsfliege bis zum schillernden Schmetterling – sind Teil der Natur in Schleswig-Holstein. Aufgrund von Flächenverbrauch und immer intensiver werdender Landwirtschaft wird der Lebensraum für Insekten immer kleiner.

Ein Großteil der heimischen Summer und Brummer ist daher vom Rückgang betroffen. Von den Schmetterlingsarten im Norden stehen beispielsweise 44% in einer Gefährdungskategorie auf der Roten Liste, bei den Tagfaltern sind es sogar 65 %. „Wildbunte Blühwiesen inmitten der Wohnblöcke sind damit nicht nur überlebenswichtig für Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge, sondern sie leisten auch einen Beitrag für die biologische Vielfalt in der Stadt und holen die schönen Insekten und auch Singvögel und Fledermäuse zurück in unsere Nachbarschaft“, erklärt Antje Walter von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.


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Ein Bagger für die Artenvielfalt: ab Montag, 23. September 2024 wird ein Bagger im Stiftungsland an der Unteren Stör in der Gemeinde Mühlenbarbek westlich von Kellinghusen unterwegs sein. Er kappt dort unterirdische Drainage-Rohre und verwandelt die Wiesen und Weiden im eingedeichten Überschwemmungsgebiet der Stör wieder in wertvolle Lebensräume für bedrohte Wiesenvögel und verschiedene Zug- und Rastvogelarten.

Die intensive Grünlandnutzung und Entwässerung hat in den vergangenen hundert Jahren dazu geführt, dass die anspruchsvollen und zugleich wertvollen Arten wie Wildpflanzen und Wiesenvögel von hier verschwunden sind. „Es steckt aber viel Potenzial in den Flächen hier. Sobald die Entwässerung gestoppt wird, bleibt das Wasser länger in der Fläche, es bilden sich zeitweise flache Wasserstellen und schlammige Böden, die für viele Wiesenvögel und Zug- und Rastvögel lebens- und sogar überlebenswichtig sind“, erklärt Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100 %ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Wiesen-, Rast- und Zugvögel können in dem schlammigen Boden mit ihrem langen Schnabel nach Nahrung stochern und mehr noch: durch den kurz gehaltenen Bewuchs auf den Wiesen und Weiden können die Botenbrüter ihre Fressfeinde auch schon von weitem ausmachen. Und die Flächen werden zunehmend unattraktiv für Fuchs, Marderhund und andere Nesträuber.

Die Baumaßnahmen dauern voraussichtlich fünf Tage, also bis Freitag, 27. September 2024.


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Seit gestern flattert ein rot-weißes Absperrband an einem der Zugänge zum Wanderweg im ehemaligen „Park Lichtensee“, einem Wald der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in Hoisdorf nahe Ahrensburg im Kreis Stormarn. Es besteht dort Lebensgefahr durch einzelne abgestorbene Bäume, die drohen auseinander zu brechen. Diese sollen deshalb in den kommenden Tagen gekürzt werden, so dass keine Einzel-Baumteile mehr Spaziergänger*innen herabstürzen können.

Die Verkehrssicherungsmaßnahmen auf dem Weg von der Seniorenresidenz bis zum Moorweg dauern in etwa drei Wochen. Während der gesamten Zeit bleibt der Wanderweg durch das Gebiet für alle Spaziergänger*innen, Kita- und Schulkinder gesperrt. „Man sieht es den Bäumen nicht unbedingt sofort an, aber es kann jeden Moment zum Abbruch kommen. Damit wir niemanden dort in Gefahr bringen, haben wir den Weg gesperrt und professionelle Baumpfleger beauftragt, die nötigen Bäume zu kürzen“, erklärt Luise Lausmann, zuständige Flächenmanagerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Kreis Stormarn.

Natürlich werden bei diesen Maßnahmen nur die Bäume gekürzt, die eine Gefahr darstellen. „Unser Ziel ist es dort so viele Bäume wie möglich zu erhalten und auch das Totholz im Gebiet zu lassen, da es einen hohen ökologischen Wert hat und für viele Klein- und Kleinstlebewesen einen wichtigen und oftmals letzten Rückzugsort darstellt“, sagt die Stiftungsmitarbeiterin.

Eine Sperrung des gesamten Waldes und ein Betretungsverbot dürfe die Stiftung in diesem Falle nicht aussprechen, erklärt Lausmann weiter, das müsse durch die Gemeinde, das Ordnungsamt oder die Untere Forstbehörde erfolgen. „Umso wichtiger ist es uns, dass alle Besucher*innen informiert werden“, ergänzt sie. Denn: abseits der Wanderwege sei es derzeit noch möglich den Wald zu betreten, aber dort sei es ebenso gefährlich.

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Das Wiesenvogel-Rettungsprojekt „LIFE Limosa“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat sich von 2012 bis 2023 eigentlich um die Lieblings-Lebensräume der Ufer-schnepfe und vielen andere Wat- und Wiesenvögel gekümmert. Ganz nebenbei hat Pro-jektleiter Oliver Granke und sein Team jetzt einer vom Aussterben bedrohten Art zurück auf die Wiese geholfen. Der Schlammling (Limosella aquatica), eine zierlich-zarte, ziemlich unscheinbare und kleine heimische Pflanze, ist im Rickelsbüller Koog – einem Projektgebiet im Wiesenvogelrettungsprojekt „LIFE-Limosa: Wo ist Greta?“ wieder aufgetaucht. „Das ist schon eine botanische Sensation“, räumt der Experte ein. „Ich musste auch zunächst zwei Mal hingucken, da ich es zunächst nicht glauben konnte, dass ich diese Rarität bei einer normalen Flächenbegehung quasi ganz nebenbei entdeckt habe“,  erinnert er sich an den Sensationsfund.  

Auf diesen zweiten, prüfenden Blick blieb dem Biologen kein Zweifel. Bei der Wiederentdeckung handelt es sich um eine in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohte Rarität: der Schlammling (Limosella aquatica, Rote Liste 1) konnte in einer riesigen Ansammlung dort erstmals nachgewiesen werden. „Es ist möglicherweise in diesem Jahr das einzige Vorkommen in ganz Schleswig-Holstein“, mutmaßt Granke.

Und hat auch eine Vermutung, wie es zu der Rückkehr in den Rickelsbüller Koog im Kreis Nordfriesland nahe der dänischen Grenze kam: im vergangenen Sommer hatte er und sein Team mit einer Spezialfräse kleine, sehr flache Mini-Gräben, sogenannte Grüppen, auf der Fläche wiederhergestellt, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte verfüllt haben. Während der winterlichen Niederschläge haben sich die flachen Gräben mit Regenwasser gefüllt und dort in diesem Frühjahr für optimale Lebensbedingungen von Uferschnepfe und anderen Wat- und Wiesenvögel gesorgt. Doch damit nicht genug: bei den aufwendigen Bodenarbeiten mit der Spezialfräse ist eben offenbar auch eine viele Jahrzehnte alte Samenbank dieser Art freigelegt worden. Zuvor hatte sie in etwa 30 cm Tiefe im Boden geschlummert. Durch das Abtragen der obersten Schicht, ist sie wieder ans Licht gekommen und konnte dank der optimierten Bedingungen aus einem langen Dornröschen-Schlaf wieder zum Leben erweckt werden.

Der Schlammling wächst nur noch dort, wo durch die Kombination aus Wasserstandsschwankungen und der steten Dynamik durch Wasser und Weidetiere nahezu vegetationsfreie Bereiche entstehen. Schlammböden an Fluss-, See- oder Teichufern, aber eben auch an Grüppengräben, die mal mehr mal weniger überschwemmt sind, sind der perfekte Standort für den Schlammling. Ein toller Erfolg für die jahrelange Arbeit von Granke und seinem Team, der berechtigt stolz ist. Zusätzlich zum botanischen Sensationsfund hat er auch noch eine zweite gute Nachricht zu verkünden: „Es freut uns sehr, dass in diesem Jahr die Uferschnepfe (Limosa limosa) mit so vielen Paaren – insgesamt 39 Brutpaare – wie schon lange nicht mehr im Koog gebrütet hat und gleichzeitig ihrem deutlich unbekannteren und in Schleswig-Holstein noch selteneren Namensvetter (Limosella aquatica) – wenn wir uns an den lateinischen Fachbegriff bedienen – einen neuen Lebensraum verschaffen konnte. Hier zeigt sich wieder die Bedeutung von Naturschutzmaßnahmen für eine sehr anspruchsvolle Art, wie der Uferschnepfe. Geht es ihr gut, werden viele weitere seltene Arten unter ihrem Rettungsschirm gleich mitgeschützt.“

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Ein großer Waldbagger mit Greifarmen, Sägen und Baumstamm-Ladefläche – der sogenannte „Harvester“ – ist ab Mittwoch 11. September 2024 wieder im Stiftungsland Nordoe zwischen den Gemeinden Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide unterwegs. Vor mehr als zehn Jahren hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein begonnen den ehemaligen Fichtenwald inmitten der Binnendünenlandschaft Nordoe im Kreis Steinburg umzubauen. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz entsteht seitdem Stück für Stück ein heimischer Laubwald.

Ziel ist es aus dem – zu Bundeswehrzeiten als Sichtschutz für den damaligen Truppenübungsplatz – gepflanzten Fichtenforst einen typischen Heidewald zu entwickeln, der sich in die ausgeprägten Heideflächen und Sanddünen einfügt. In ein paar Jahren werden Eichen diesen Wald dann schon dominieren. Damit ist er bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein, als nichtheimische Fichten. Bei Stürmen drohen sie also weniger schnell umzufallen. „Und die Eichen kommen auf diesen sandigen Böden hier viel besser mit wärmeren Temperaturen klar und trotzen so eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können“, erklärt Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100prozentige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Auf etwa 4000 Quadratmetern werden in einem ersten Durchgang in diesem Jahr in den kommenden zehn Tagen auf einem schmalen Streifen am Südrand des Naturschutzgebietes in der Gemeinde Dägeling überwiegend Fichten gefällt. „Die Fichten sind bereits vom Buchdrucker, eine Borkenkäfer-Art, zerfressen und drohen auf die angrenzende Weidelandschaft zu stürzen“, erklärt Windloff.

Gleichzeitig sei die Zufahrt auf die Fläche in diesem Bereich nur bei trockenen Bedingungen möglich, da sie nur durch einen ansonsten nassen Graben führe. Deshalb müssen die Arbeiten mit den großen Maschinen bereits deutlich früher starten, als in den Vorjahren, ergänzt Windloff.
In der Zeit vom 11. September bis zum 21. September kann es daher zu Behinderungen und auch zeitweisen Sperrungen des Wanderwegs direkt nebendran kommen.

Im Anschluss werden dann zügig kleine Eichen, Weißdorn, Schwarzdorn, Hainbuche und einige wenigen Rotbuchen – zum Teil maschinell – gepflanzt. Mit dem Heidewald bekommt Nordoe noch eine Extraportion biologische Vielfalt. Denn er ist schön hell und warm und bietet den schon jetzt in Nordoe umherflatternden Vögel, wie Grünspecht, Misteldrossel, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kleiber und Eichelhäher viel Nahrung, Baumhöhlen und Nistplätze. Auch Schmetterlinge, wie der Mittleren Perlmuttfalter und Wildbienen freuen sich über die heimischen Baumarten. 

Die Holzerträge durch den Verkauf der Fichtenstämme fließen vollständig ins Projektgebiet zurück. Das bedeutet konkret: von dem Geld werden die neuen Bäume gekauft und die Fäll- sowie die Pflanzarbeiten finanziert.

Weitere Maßnahmen im Gebiet sollen dann in einem zweiten Durchgang im Winter 2024/2025 erfolgen. Hier wird es dann vor allem um den Umbau von Fichtenforst in Heidewald im nördlichen Bereich von Nordoe gehen. Ausführliche Informationen dazu folgen.


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August

Das Gewässer kann ab sofort wieder von Besucherinnen und Besuchern über den Wanderweg umrundet werden.
Vor etwa vier Wochen wurde bereits der südliche Teil des Wanderweges wieder freigegeben, nun kann auch der nördliche Teil wieder bewandert werden.

Vor knapp drei Monaten musste die Weide wegen einer etwas unruhigen Galloway-Mutterkuh – der sechsjährigen Aida und ihrem drei Wochen alten Kälbchen – aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Spaziergänger*innen gesperrt werden.

Alle unruhigen Tiere wurden nun auf für Besucher*innen nicht zugängliche Weiden verbracht. Dort können sich die beteiligten Vierbeiner etwas von den letzten Wochen erholen.

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Juli


Sie sind gerade mal acht bis zehn Wochen alt und schon groß und reif genug für ein Leben in freier Wildbahn: rund 1000 junge Rotbauchunken – eine stark gefährdete Amphibien-Art hier bei uns in Schleswig-Holstein – wurden heute aus der behüteten Aufzucht-Station entlassen. Raus aus der Unken-Kita, rein in die vorher aufbereiteten Froschparadiese der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. „Die acht bis zehn Wochen vom Schlupf bis zum fertigen Jung-Unken-Stadium sind in freier Wildbahn die gefährlichste Zeit. Das überleben nur Wenige. Deshalb lassen wir die kleinen Unken so lange in der geschützten Aufzuchtstation“, erklärt Hauke Drews, Amphibien-Experte, Biologe und seit 20 Jahren Maßnahmen-Manager bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

In diesem Jahr hat der Froschretter rund 3600 Rotbauchunken in vier Projektgebieten in ganz Schleswig-Holstein ausgebracht. Rund 1000 der rotbauchigen Minis schwimmen, klettern und hüpfen jetzt über die etwa 10 Hektar große Weidefläche in Sprenge, nahe Schwedenecke und Dänisch-Nienhof im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Sie haben dort sieben Teiche, blütenbunte Wildpflanzen rundherum, Steinhaufen als perfekte Sonnenlie-gen und Verstecke und auch muhende Heckrinder, die die Flächen frei fressen und auf diese Weise dafür sorgen, dass die Teichufer sonnenbeschienen sind. Ein perfekter Lebensort für die stark bedrohten Rotbauchunken.

Die es in Schleswig-Holstein immerhin von dem Status „vom Aussterben bedroht“ auf den Status „gefährdet“ geschafft haben. Und das nur, weil Drews Jahr für Jahr Laich der seltenen Amphibien in Teichen mit guten Populationen absammelt, diesen in die dänische Aufzuchtstationen in Odense und Kopenhagen bringt und sich dort die Amphibien-Experten von Amphi-Consult Dänemark um eine sicherer Kindheit der Unken-Minis kümmert.

„Es ist schön zu sehen, dass sie es kaum aushalten können in die freie Wildbahn zu kommen“, sagt Drews hoffnungsvoll. Dieser Rotbauchunken-Lebensraum im Stiftungsland Sprenge ist jetzt zum ersten Mal besiedelt worden. Schon im nächsten Frühjahr wird Drews vorbei kommen und gucken, ob es die meisten der Kleinen geschafft haben und fleißig am Teich rufen.

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Die Stiftung Naturschutzgeschichte Schleswig-Holstein stellte am Montagnachmittag die Ergebnisse ihres ersten Projekts „Naturschutz in Schleswig-Holstein – eine Geschichte zur Begrenzung des Klimawandels“ vor. Die Landespflegerin und Historikerin Beate Ahr und die Journalistin Dr. Kirsten Böttcher haben 30 Zeitzeugen – ehrenamtliche Naturschützer*innen und Hauptamtliche, aus den unterschiedlichen Verbänden, Vereinen, der Politik, aber auch Wissenschaftler*innen - zu ihren Erfahrungen im Naturschutz befragt. Die Zeitzeugen haben ihr Leben und ihr Wirken dem Naturschutz verschrieben, Großes geleistet, viel für den Naturschutz hier in Schleswig-Holstein erreicht. „Wir wollen aus den erlebten Erfolgen und Fehlern lernen, um besser in die Zukunft gucken zu können“, brachte der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums Wolfgang Vogel es auf den Punkt. Selbstverständlich ließ auch Schleswig-Holsteins Umwelt-und Klimaminister Tobias Goldschmidt es sich nicht nehmen bei der Veranstaltung ein Grußwort zu sprechen. „Hoffentlich hinterlässt dieses Projekt bei vielen das gute Gefühl, dass man im Natur- und Klimaschutz viel erreichen kann, wenn man nicht aufgibt – und wie erfüllend die Erfolge dann erst sind!“

Die Naturschutzgeschichtler – das sind Wolfgang Vogel, der ehemalige Leiter des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Dr. Wilfried Janssen, der frühere Biologie-Didaktik Professor in Flensburg, Prof. Dr. Holger Gerth, ehemaliger Landesnaturschutzbeauftragter, Hermann Schultz, Ehrenvorsitzender des NABU Schelswig-Holstein – sind als Treuhandstiftung unter das Dach der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein geschlüpft, deren ehemaliger Geschäftsführer und Zeitzeuge Dr. Walter Hemmerling kurz vor Beginn der ersten öffentichen Veranstaltung der „Stiftung Naturschutzgeschichte Schleswig-Holstein“ den reichen Erfahrungsschatz betont: „Wir kommen hier auf über 2000 Jahre Erfahrung und Wissen im Naturschutz“.

Fünf der Zeitzeugen, Prof. Dr. Holger Gerth, Dr. Walter Hemmerling, Prof. Dr. Joachim Schrautzer, Christof Martin (GfN) und Prof. Dr. Friedhelm Taube, diskutierten dann gemeinsam mit den Moderatorinnen, Ute Ojowski und Nicola Brockmüller, über Gelungenes im Naturschutz, Visionen, Befürchtungen und großen Hoffnungen und auch darüber, was schon alles geschafft wurde.

Die Stiftung Naturschutzgeschichte Schleswig-Holstein hat sich im Februar 2020 gegründet. Ihr Ziel: den Naturschutz in Schleswig-Holstein fördern und die Geschichte des Naturschutzes in Schleswig-Holstein als umfassende, gesellschaftliche Auseinandersetzung des Menschen und seines Verhältnisses zur Natur, Kultur und Umwelt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darzustellen.

Weitere Infos zur Treuhandstiftung „Stiftung Naturschutzgeschichte“ und zum Zeitzeugen-
Projekt gibt es hier: https://www.naturschutzgeschichte-sh.de

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Zehn Jahre lang hat das Schmetterlings-Rettungs-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den filigranen Faltern unter die Schmetterlings-Flügel gegriffen – Lebensräume hergerichtet, kleine Raupen in Sicherheit aufgezogen und erst ab Überlebensgröße ausgesetzt – heute schaffen sie es im Stiftungsland Nordoe bei Itzehoe aus eigener Kraft. „Zehn Jahre nachdem wir die ersten Tiere ausgesetzt haben, können wir von einer stabilen, sich selbst erhaltenden Population in der Nordoer Heide sprechen“, kommentiert Insektenexperte Dr. Detlef Kolligs freudig.

Die letzten filigranen Falter flogen in den 1990er Jahren durch Nordoe – danach galten sie fast zwanzig Jahre lang als ausgestorben, in ganz Schleswig-Holstein. Die Insektenretter*innen des EU-geförderte Schmetterlings-Rettungsprojektes „LIFE Aurinia“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzten sich deshalb vor 14 Jahre ein ehrgeiziges Ziel: sie wollten den goldkarierten Falter zurück in seinen ursprünglichen Lebensraum bringen.

Dazu mussten aber erstmal die Lebensräume der Tiere auf dem ehemaligen militärischen Übungsplatz – die durch den eingestellten Übungsbetrieb stark mit Büschen, Bäumen und hochwüchsigen Gräsern zugewachsen waren - wiederhergerichtet werden. So wurde mit einer Vielzahl an Maßnahmen eine Landschaft mageren Grünlandes geschaffen, in der Raupen und Schmetterlinge genug Nahrungs- und Nektarpflanzen finden. Insbesondere die Bestände der Arnika – eine seltene gelb-blühende, heimische Wildpflanze – wurden durch gezielte Zucht aus eingesammelten Samen und daraus aufgezogenen Pflanzen wieder gestützt. Vierbeinige Landschaftspfleger – grasende Galloways, Exmoor-Ponys und Ziegen – sorgen seitdem dafür, dass nicht zu viel neues Buschwerk aufkommen und die ausgesäten Pflanzen wieder verdrängen kann.

Zwischen 2014 und 2016 wurden jährlich Scheckenfalter-Raupen ausgesetzt – insgesamt etwa 15.000 Stück. „Das hört sich viel an. Man geht aber davon aus, dass es nur etwa jede hundertste Raupe bis zum Falter schafft“, erklärt Dr. Detlef Kolligs, Insektenexperte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Kolligs betreut die Maßnahme seit ihrem Beginn im Jahre 2010.

„Das Engagement hat sich definitiv ausgezahlt, der Goldene Scheckenfalter ist hier gerettet“, zieht Kolligs Resümee. Eine aktuelle Zählung hat 150 Exemplare an einem Tag ergeben – der reale Wert dürfte deshalb etwa zwei bis drei Mal so hoch sein.

Die Bedeutung des Erfolgs geht über die der Rettung der Falter hinaus. „Der Goldene Scheckenfalter sorgt für einen Mitnahme-Effekt. Dort, wo er zu finden ist, fühlen sich auch andere Insekten und Tiere wohl“, erklärt Kolligs und führt fort: „Insgesamt kann mal also von einem Vorzeigeprojekt für den Naturschutz sprechen!“


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Juni

Schlechte Nachricht für Spaziergänger*innen: Nachdem im Mai bereits im Südteil der Wanderpfad durch die Wilden Weiden am Winderatter See gesperrt wurde, ist jetzt auch der Nordteil vorerst nicht mehr begehbar. Das bedeutet konkret, dass derzeit eine Umrundung des Sees nicht mehr möglich ist.

Der Grund: Waren es zu Beginn die ansonsten friedlichen Galloways mit ihren Kälbern, die die Besucher argwöhnisch und nervös beäugten, sind es jetzt die regional typischen Angeliter. Die Muttertiere sind nach dem Kalben besonders sensibel und fürchten um die Sicherheit ihres Nachwuchses.

Alle Klapptore sind mit Schlössern und Ketten verriegelt. Die auffälligen Tiere sollen in den nächsten Wochen von der Weide genommen werden, so dass ein Begehen der Nordseite hoffentlich bald wieder möglich ist.

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Das Wetter macht – gemessen an den Vorjahren – gerade wohl eher mal eine kleine Sommerpause.
Zum Glück macht das der „Blauschwarzen Holzbiene“ gar nicht so viel aus. Denn die „Wildbiene des Jahres 2024“ sie ist eine echte Frühaufsteherin. So starten die Männchen schon Ende Januar, Anfang Februar und versuchen die Weibchen aus ihren Winterquartieren – in Mauerspalten, Lehmwänden und in anderen geschützten Verstecken – zu locken, um sich zu paaren. Aber fangen wir mal vorne an:

Mit knapp drei Zentimetern ist die Schwarzblaue Holzbiene die größte heimische Wildbienenart und wird deshalb auch häufiger mit ihrer nächsten Verwandten, der Hummel, verwechselt. Früher – also bis vor ein, zwei Jahrzehnten – war der große Brummer eher im Süden Deutschlands Zuhause, mittlerweile hat er sich in ganz Deutschland ausgebreitet und gilt damit als Profiteur des Klimawandels. Neben ihrer Größe ist auch das Aussehen der Schwarzblauen Holzbiene besonders auffallend: Ihre blauschwarzen Flügel sorgen bei Licht für einen starken Schimmer, während der Rest des Körpers komplett schwarz und kurz behaart ist. Und auch ihr Sound ist nicht zu überhören: Wenn sie vorbeifliegt, kann man sich wegen des lauten Brummens schonmal erschrecken. Aber: Der große Brummer ist absolut harmlos.

Auch das „Fütter“-Verhalten ist besonders: Die Schwarzblaue Holzbiene sammelt die Pollen – vorzugsweise von blütenreichen Wildpflanzen wie beispielsweise Platterbsen oder Gartengeißblättern –eher selten an ihren Hinterbeinen, sondern in einer Art Kropf. Sie schluckt die gesammelten Pollen herunter und würgt sie in ihrer bis zu 30 cm langen Brutröhre zur Fütterung wieder hervor. Auch gehört die Schwarzblaue Holzbiene zu den Glucken-Mamas unter den Wildbienen. Anders als die meisten der solitären Wildbienen hier in Schleswig-Holstein verlässt die Blauschwarze Holzbiene ihren Nachwuchs nicht und überwintert am unverschlossenen Nesteingang. Und auch das Nest hat sie sozusagen selbst gebaut : Mit ihrem kräftigen Kiefer bohrt sie Holzgänge in Alt- und Totholz. Dort legt sie Nistzellen an, die sie mit je einem Ei sowie Pollen und Nektar als Proviant für die Larven füllen.

Sie haben auch schon einige Hummeln und Wildbienen in ihrem Garten oder im Park herumschwirren sehen, waren aber nicht sicher, welche Art es war? Dann machen Sie mit bei der Erfassung unserer fleißigen Bestäuber: Mit der App „ObsIdentify“ können Sie Ihre Funde ganz leicht anhand eines Fotos bestimmen lassen. Die gesammelten Beobachtungsdaten zu Insekten fließen in frei zugängliche Verbreitungskarten und sind ein Instrument für Naturschutz, Forschung, Bildung und Politik. Jede Beobachtung zählt!

Mehr Infos zu der App gibt es hier:
https://www.insektenreich-sh.de/mitmachen/insekten-bestimmen

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Sie sind glitschig, gerade mal acht Wochen alt, etwa einen Zentimeter groß und trotzdem schon reif genug für ein Leben in freier Wildbahn: rund 1000 junge Rotbauchunken werden an gleich mehreren Stellen im Land ausgesetzt. Die Amphibien mit dem knallroten Bauch sind eine stark gefährdete Art, die in Deutschland nur noch im Norden und Nord-osten vorkommen. Jetzt heißt es für die kleinen Quaker, raus aus der Unken-Kita, rein in die vorher aufbereiteten Froschparadiese der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Der Biologe Hauke Drews, Maßnahmen-Manager und seit über 20 Jahren Froschretter bei der Landesstiftung setzt die kleinen Unken heute an gleich mehreren Standorten in Schleswig-Holstein aus: so werden die „Uuuuh-uuuuh-uuuh“-Rufer beispielsweise auf den Wiesen und Weiden der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – dem sogenannten Stiftungsland – in Panten im Kreis Herzogtum-Lauenburg ausgesetzt.

Die Rotbauchunken sind in Sicherheit geschlüpft und aufgewachsen

Zuvor wurde der Laich am Salemer Moor und Eichhorst – beides Flächen des Zweckverband Schaalsee-Landschaft e.V. im Lauenburgischen – gesammelt. Behütet aufgewachsen sind Laich und später auch die Kaulquappen in einer Aufzuchtstation von Amphi Consult Germany – den Spezialistenteams für bedrohte Amphibien in Norddeutschland und Skandinavien. „In der Natur überstehen nur rund zehn Prozent der Unken das Laichstadium, bei der künstlichen Aufzucht sind es über 90 Prozent“, sagt Drews. Fertig verwandelt – von der Kaulquappe zur Mini-Rotbauchunke – werden  sie nun in die freie Wildbahn entlassen.

Renovierung der Unken-Kinderzimmer

Um die Renovierung der Rotbauchunken-Kinderzimmer haben sich die Froschretter rund um Drews natürlich schon lange vor dem Auswildern gekümmert. Wie überall im Land hatte die Umwandlung von Weidegrünland in Acker zum Verschwinden der Art geführt. Teiche, die den Unken bei den ersten zarten Sonnenstrahlen im Früjahr zur Fortpflanzung und als Laichgewässer dienten, liefen voll Dünger und wuchsen zu. „Da überlebten nur noch die anspruchslosen Arten wie Grünfrösche, Erdkröte oder Teichmolche“, erklärt Drews. Doch Rotbauchunken lieben sonnige, flache und saubere Gewässer ohne Fische, umringt von wildbunten Blumenwiesen und versehen mit Totholz- oder Steinhaufen, die ihnen als Verstecke oder Winterquartiere dienen. Diese Froschparadiese haben Hauke Drews und sein Team am Pantener Moorweiher, in Woltersdorf und auf den Flächen des Lämmerhofs in Panten nahe Lübeck hergerichtet.

Lämmerhof ist ein starker Partner im Naturschutz

Eine besonders vielfältige Gewässerlandschaft ist beim Lämmerhof entstanden, die schon zahlreichen Laubfröschen als Zuhause dient und die nun auch der Rotbauchunke helfen. „Die langjährigen Zusammenarbeit mit dem Biobetrieb Lämmerhof ist besonders erfreulich, weil der Betrieb artenschutzorientierte Landwirtschaft praktiziert, die u. a. den Amphibien in Panten enorm geholfen hat.“ sagt Drews. Und Detlef Hack, Lämmerhof-Eigentümer unterstreicht: „Als ich den Hof vor 36 Jahren von meinem Vater übernommen habe, war für mich klar, dass hier Landwirtschaft und Naturschutz zusammengeführt und gelebt werden. Das Lämmerhof-Team zieht hier voll mit, so dass viele unter-schiedliche Projekte möglich werden. Der Lämmerhof hat sich auf diese Weise zu einem Naturschutzhof entwickelt – ein wildbunter Strauß aus Landwirtschaft und Naturschutz. Die Rotbauchunken fügen sich deshalb nahtlos ein und ich freue mich so einer bedrohten Art ein neues zu Hause hier bei uns rund um den Lämmerhof zu bieten. In den drei Stif-tungsgebieten werden rund 1000 Mini-Unken in die Freiheit entlassen. Weitere jeweils 200 Tiere kommen in den nächsten Wochen zurück in die „Elternteiche“ am Salemer Moor und Eichhorst. 

Rotbauchunken nicht länger vom Aussterben bedroht, aber noch immer stark gefährdet


Dank des unermüdlichen Einsatzes von Hauke Drews im Rahmen der Amphibieninitiative der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein haben die Rotbauchunken sich auf der überarbeiteten Roten Liste der Amphibien Schleswig-Holsteins vom Status „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“ verbessert. „Das ist bundesweit einzigartig“, freut sich Drews. Diesen zarten Aufwärtstrend der Rotbauchunken bestätigt auch Amphibien-Experte Florian Bibelriether. In seiner Auswertung, insbesondere auf Naturschutzfläche, allen voran den Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, sei dies deutlich erkennbar. So haben die Unken in Schleswig-Holstein begonnen sich wieder von den Naturschutzflächen in die umgebende Landschaft auszubreiten. In diesem Jahr tauchten die rotbauchigen Amphibien nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder in zahlreichen Gebieten der Kreise Ostholstein und Plön auf. Trotzdem ist der Weg zu robusten Rotbauchunken-Populationen noch weit. „Wir müssen weitermachen…“, ist Drews fest entschlossen. Währenddessen hüpfen die Mini-Unken schon los und erobern ihre neuen Spielwiesen und späteren Lebensräume.

Projektbeteiligte für Interviews und O-Töne:

•    Hauke Drews, Biologe und Maßnahmen-Manager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein 
•    Florian Bibelriether von AmphiConsult Germany 
•    Detlef Hack, Lämmerhof Panten
•    Dr. Peter Aldenhof, Natur e.V. Panten

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Wir wollen – Nein – wir müssen unsere Welt retten. Denn: wir haben ja nur diese Eine. Deshalb ist es höchste Zeit noch deutlicher auf Klimaschutz zu setzen. Schleswig-Holstein geht voran – mit dem Programm „biologischer Klimaschutz“ leistet die Stiftung Natur-schutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Land einen wertvollen Beitrag zum Kli-maschutz. Und gehört damit bundesweit zu den Pionieren. Jetzt können Sie Klimaschutz zum Anfassen erleben, bei einem unserer neuesten Formate: den Klimatouren in und durch die schönsten Moore des Landes. Kommen Sie mit zu diesen Klimaschutzwundern und oftmals letzten Rückzugsorten stark angepasster Arten wie dem Moorfrosch, dem Sonnentau, den seltenen Libellen-Arten und dem wunderschönen Wollgras.

Klimatour ins Dosenmoor bei Neumünster 

Das Dosenmoor vor den Toren Neumünsters gehört zu den größten, in Teilen noch in-takten Hochmooren Schleswig-Holsteins. Jörn Gollisch, von der Stiftungswacht der Stif-tung Naturschutz Schleswig-Holstein, nimmt Sie an diesem Sonntagmorgen mit auf einen besonderen Moor-Spaziergang.
Bei der Runde durchs Dosenmoor erklärt unser Experte, wie das früher trockengelegte und abgetorfte Moor vom Klimakiller jetzt wieder zum Klimaschützer und wertvollen Lebensraum wird. Hier können Sie verschiedene Stadien der Renaturierung erleben, von trockeneren Heideflächen bis zu schön nassen Bereichen, in denen sich all die ty-pischen Pflanzen das Moor zurückerobert haben. Hier summen die Moor-Libellen über Wollgräsern und Sonnentau, dort versteckt sich eine Kreuzotter und ganz in der Ferne trompeten mit etwas Glück die Kraniche. Jörn Gollisch zeigt Ihnen am 16. Juni die sel-tenen Arten und erzählt, wie so eine Renaturierung funktioniert.

Klimatour im Dosenmoor bei Neumünster

Datum:     Sonntag, 16. Juni 2024

Uhrzeit:     11 Uhr, ca. 1,5 Stunden

Treffpunkt:     wird bei Anmeldung bekannt gegeben

Anmeldung bis 14. Juni 2024 unter https://www.stiftungsland.de/veranstaltungen.


Klimatour ins Stiftungsland Wildes Moor bei Schwabstedt

Das Wilde Moor bei Schwabstedt verzaubert sofort mit seiner unendlichen Weite. Fol-gen Sie dann den Moorkenner*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein über den längsten, barrierfreien Moorerlebnispfad durch diesen einzigartigen Lebensraum offenbart sich die wahre Schönheit. Maria Jung, Stiftungswacht bei der Stiftung Natur-schutz Schleswig-Holstein, nimmt Sie an diesem Sonntagmorgen mit auf einen beson-deren Moor-Sparziergang.

Von dem Hochmoor stehen heute 631 Hektar unter Naturschutz. In den letzten beiden Jahrhunderten wurde das Moor von Menschen entwässert, teilweise abgetorft und als Grünland genutzt. Seit Anfang der 1980er Jahre zog sich die Landwirtschaft zurück und das Wilde Moor bekam die Chance, vom Klimakiller wieder zum Klimaschützer und wertvollen Lebensraum zu werden. Viele seltene Pflanzen und Tiere können hier direkt vom etwa 400 Meter langen Holzbohlenweg beobachtet werden. Ein echter Hotspot der Artenvielfalt und ein riesieger natürlicher Kohlenstoff-Speicher, den Ihnen Maria Jung am 21. Juli zeigen und erklären wird.

Klimatour durchs Stiftungsland Wildes Moor Schwabstedt

Datum:     Sonntag, 21. Juli 2024

Uhrzeit:     11 Uhr, ca. 1,5 Stunden

Treffpunkt:     wird bei Anmeldung bekannt gegeben

Kosten:    Die Touren sind kostenlos. Über eine Spende freut sich die Natur.

Anmeldung bitte bis 19. Juli 2024 unter www.stiftungsland.de/veranstaltungen


Klimatour ins Stiftungsland Jardelunder Moor

Das Jardelunder Moor ist ein echter Europäer: Es liegt halb in Deutschland, halb in Dä-nemark und beide Länder haben es bereits vor 40 Jahren unter Naturschutz gestellt. Die Natur hatte also viel Zeit, sich prächtig zu entwickeln. Tim Kruse, Stiftungswacht bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, nimmt Sie an diesem Sonntagmorgen mit auf einen besonderen Moor-Spaziergang.

Das nördlichste Moor Schleswig-Holsteins ist bekannt für seine Artenvielfalt. Hier kön-nen seltene Vögel beobachtet werden, moor-typische Libellen schwirren herum und im Herbst sind die Brunft-Rufe der Rothirsche unüberhörbar. Dieser Rückzugsort für die hoch spezialisierten Moor-Arten ist das Ergebnis der Wiedervernässung der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Dadurch ist aus dem ehemaligen Klimakiller wieder ein wichtiger Kohlenstoff-Speicher und damit also ein wirksamer Klimaschützer ge-worden. Wo die besten Pflanzen und Tiere zu finden sind, was das Moor genau mit dem Klima zu tun hat und wie so eine Vernässung überhaupt funktioniert, zeigt Ihnen am 11. August unser Experte Tim Kruse.


Klimatour im Stiftungsland Jardelunder Moor

Datum:     Sonntag, 11. August 2024

Uhrzeit:     11 Uhr, ca. zwei Stunden 

Treffpunkt:     wird bei Anmeldung bekannt gegeben

Anmeldungen bis 09. August 2024 unter: https://www.stiftungsland.de/veranstaltungen


Bei allen Klimatouren gilt: Gummistiefel und Mückenspray nicht vergessen! Hunde müssen leider zu Hause bleiben! Die Touren sind kostenlos. Über ihre Spende freut sich die Stiftung Naturschutz natürlich. Das Betreten der Flächen erfolgt auf eigene Gefahr.

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Es ist eines der größten Draußen-Festivals des Nordens und dauert von Juni bis September: Das Naturgenussfestival 2024 der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Seit 20 Jahren bietet es über 120 kulinarische Veranstaltungen mit dem Fokus auf Natur- und Klimaschutz mit mehr als 80 Partner*innen aus Gastronomie, Landwirtschaft, regionalen Manufakturen und Naturführer*innen. Von der Radtour durch Angeln mit anschließendem BBQ, über eine Kutschfahrt durchs Offenbütteler Moor im Kreis Dithmarschen, einem Weinfest im Kreis Schleswig-Flensburg oder einer Whisky-Wanderung durchs Kaltenhofer Moor bei Kiel bis hin zum gemütlichen After-Work-Spaziergang durchs Stiftungsland Nordoe bei Itzehoe ist alles dabei – von der dänische Grenze bis nach Hamburg und von der West- bis zur Ostküste. Meist dauert es nur wenige Minuten bis die ersten „Ooohs und Aaaahs“ der Besucher*innen ertönen und sie so ihrer Begeisterung über die vielfältige Natur hier bei uns in Schleswig-Holstein Ausdruck verleihen.

Zum ersten Mal hat Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt am Sonntagmittag die einzigartige Outdoor-Eventreihe gemeinsam mit Sandra Redmann, ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Stiftungsland Himmelmoor bei Quickborn eröffnet. „Das Naturgenussfestival verbindet Erleben und Genießen. Es veranschaulicht die Bedeutung der Natur für unsere Gesellschaft und trägt so dazu bei, die Menschen in Schleswig-Holstein für den Schutz und Erhalt der Natur zu sensibilisieren,“ betonte Umweltminister Tobias Goldschmidt. „Das Himmelmoor war das erste Naturschutzgebiet, das ich in meiner Amtszeit neu ausweisen durfte. Es ist mir eine besondere Freude das Festival in diesem einzigartigen Naturraum zu eröffnen. Moore sind faszinierende Lebensräume, die dringend geschützt werden müssen.“

Die Besonderheiten dieser einzigartigen und deutschlandweit größten Open-Air-Eventreihe, hob auch Sandra Redmann als ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hervor: „Wir laden die Menschen hier in Schleswig-Holstein ein, Naturschutz hautnah zu erleben, anzufassen, zu begreifen und zu genießen. Das Naturgenussfestival wird 20 und ist damit längst erwachsen, aber es erfindet sich in jedem Jahr neu und spiegelt die unbezahlbare Arbeit des mittlerweile 100-köpfigen Stiftungsteams, dass sich mit aller Macht gegen das Insektensterben, den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt stemmt und vom Aussterben bedrohte schleswig-holsteinische Mitbewohner wie die Zauneidechse, Wiesenvögel wie die Uferschnepfe oder den Kampfläufer rettet, aber auch den bedrohten Amphibien, wie Moorfrosch, Knoblauchkröte und Rotbauchunke wieder ein Zuhause gibt“, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete.

Nach dem offiziellen Auftakt und der Begrüßung auch durch den Bürgermeister der Stadt Quickborn, Thomas Beckmann hatten die rund 400 Besucher*innen die Chance in die historische Torfbahn des Himmelmoors zu steigen. Dieses Auftakt-Highlight nahm die Gäste mit in die Vergangenheit des einst trocken gelegten Himmelmoors und bot ihnen nicht nur eine einmalige Perspektive auf das Moor, sondern auch Einblicke in die faszinierende Geschichte der Torfgewinnung und den damit verbundenen Lebensweisen. Aber sie brachte ihnen auch den faszinierenden Lebensraum Moor mit seinen seltenen Bewoh-nern aus der Tier- und Pflanzenwelt nahe.

Einen ersten Geschmack bekamen die Gäste der Auftaktveranstaltung des Naturgenussfestivals 2024 auch: John’s Burger ist mit einem Food-Truck vor Ort und versorgt die Besucher*innen mit besten Burgern und Pommes.

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Mai

Sie ist nicht das hübscheste Exemplare im Teich – und doch gehört sie nach Schleswig-Holstein wie der Wind und die Wellen und das Meer: die Rede ist von der Rotbauchunke. Eine extrem bedrohte und europaweit stark geschützten Amphibien-Art, die ihren Namen dem knallrot-gefärbtem Bauch verdankt. Ihr Zustand zur Jahrtausendwende schlecht, ihr Status, Rote Liste 1 – vom Aussterben bedroht. Und das zu dem damaligen Zeitpunkt schon seit mehr als 30 Jahren. Wieder und wieder hatte Hauke Drews, Biologe bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Roten Listen für Amphibien studiert und immer wieder fiel dem jungen Biologen damals auf, dass die Bestände der Amphibien in Schleswig-Holstein schlecht waren und schlecht blieben. Und niemand etwas dagegen tat.

Frösche, Kröten und Unken verschwinden seit über 30 Jahren in Schleswig-Holstein

„Die Ursachen für das langsame, aber stetige Verschwinden dieser stark angepassten Art war die um sich greifende Verwandlung von Weidegrünland in Acker“, erklärt Drews. Auch kippten mit der Umwandlung die Tränketeiche, die den Fröschen, Kröten und Unken im Frühjahr zur Fortpflanzung und als Laichgewässer dienten. Sie liefen voll Gülle oder Düngerstoffe oder trockneten komplett aus. „Da überlebten nur noch die anspruchslosen Arten wie Grünfrösche, Erdkröte oder Teichmolche, die können auch mit schlechter Wasserqualität umgehen.“ Rotbauchunken allerdings lieben es flach, besonnt und fischfrei.

So krempelte er also die Ärmel hoch, und begann mit den ersten Maßnahmen – damals noch unter dem sperrigen Titel „Programm Q – eine Qualitätsoffensive auf Stiftungsflächen“ – für die bedrohten Frösche, Kröten und Unken. „Bevor es losgehen konnte, musste ich mir erstmal bei den Dänen abgucken, wie das mit der Froschrettung klappen könnte“, erinnert er sich. „Die waren auf dem Gebiet im Gegensatz zu uns schon echte Experten.“

2003 startet die großangelegte Rettung der Rotbauchunken auf Fehmarn

Gesagt – getan. 2003 fiel dann also der Startschuß zum großangelegten Rotbauchunken-Rettungsprojekt auf Fehmarn. Wieso ausgerechnet die Ostseeinsel? „Fehmarn war Rotbauchunken-Wohlfühlort, weil es auf der Insel ein sehr dichtes Netz von Kleingewässern gab, die ganz nach dem Geschmack der Rotbauchunken waren“, sagt Drews. Das läge an der speziellen Art der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung – die sogenannten Mergelgruben dienten im Frühjahr als Paarungsteiche der Unken. Doch bei der letzten Bestandsaufnahme auf Fehmarn im Rahmen der Erstellung einer neuen Roten Liste konnten die Artenexperten des Landes Schleswig-Holstein nur noch drei Teiche mit Rotbauchunken auf der gesamten Insel ausmachen. Diese galt es also nun für Drews und sein dänisches Unterstützungs-Team zu finden und die Rotbauchunken zu retten. Tatsächlich fingen sie damals drei Tiere. Doch diese waren nicht bereit sich unter den Augen Drews in einem Eimer zu paaren. Der Däne Kåre Fog wusste Rat. „Wir brauchen ein Aquarium mit Heiztstab, es ist den Unken nämlich jetzt schon zu kalt zur Paarung.“

Rotbauch-Unken-Intensivstation bei unseren Nachbarn in Dänemark


Gesagt – getan. Das Aquarium wurde im Wohnzimmer eines Fehmahrner Bauern aufgestellt, die Unken – natürlich Männchen und Weibchen hinein und abgewartet. Und tatsächlich, die Unkenretter*innen konnten am Morgen des nächsten Tages 120 Eier „ernten“. Diese gingen in die dänische Aufzuchtstation. Die Prozedur wurde noch mehrmals im Frühjahr 2003 wiederholt. Aus den Eiern konnten 600 Kaulquappen und schließlich 600 Jung-Unken aufgezogen werden. Die eine Hälfte kam in die noch vorhandenen Teiche der Eltern, die andere Hälfte in neu angelegte Teiche auf Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, nur einen Steinwurf von den noch vorhandenen entfernt.
In den folgenden Jahren schafften die Unken es dennoch nicht von alleine und die Retter*innen entschieden sich, die Unken länger in der dänischen Amphibien-Aufzuchtstation zu behalten. Auf diese Weise konnten in den sechs Folgejahren mehrere 1000 Jungunken auf Fehmarn ausgesetztwerden. Die entwickelten sich so prächtig, dass beim ersten Froschkonzert der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Jahr 2012 das charakteristische Rufen der Rotbauchunken aus den Naturschutzflächen bis in die nächsten Dörfer hallte und die Fehmarner*innen ihre Mitbewohner, im Volksmund auch die „Fehmahrner Nachtigall“ genannt, von einst zurückbekamen. Die auf Fehmarn umgesetzten Maßnahmen wurden in ähnlicher Weise in vielen Rotbauchunken-Gebieten in ganz Schleswig-Holstein gestartet.

Deutschlandweit einzigartig: Unken gerettet und nicht länger vom Aussterben bedroht
Einen Beweis für den nachhaltigen Erfolg der Rettungs-Maßnahmen für die Rotbauchunke gab es im Jahr 2019, als bei der Überarbeitung der Rote Liste der Amphbien Schleswig-Holsteins die Rotbauchunken von dem Status „vom Aussterben bedroht“ auf den Status „stark gefährdet“ herabgestuft werden konnten. „Das ist deutschlandweit einzigartig“, ist Drews begeistert. „Das was noch vor 20 Jahren als unvorstellbar erschien, ist geschafft“, sagt er. Amphibien-Experte Florian Bibelriether von AmphiConsult Germany setzt dem Ganzen jetzt noch die Krone auf: Er schreibt in seiner Auswertung in den Flora-Fauna-Habitat-Berichten „Amphibien in Schleswig-Holstein“ der letzten beiden Berichtsperioden 2013-2018 und 2019-2024, dass dieser vorsichtige Aufwärts-Trend der Rotbauchunken auf.

Naturschutzflächen, insbesondere den Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein deutlich erkannbar sei. In der Normallandschaft hingegen sei es weiterhin so ungünstig wie in allen anderen Bundesländern.

Als ob die Unken diese Aussage bestätigen wollten, haben sie rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum der Amphibien-Initiative begonnen, sich wieder von den Naturschutzflächen aus in die umgebende Landschaft auszubreiten. In zahlreichen Gebieten in den Kreisen Ostholstein und Plön tauchten in 2023 und 2024 Unken nach 30-jähriger Abwesenheit wieder auf. Zunehmend werden auch neu gestaltete Naturschutzflächen von Unken über mehre Kilometer Distanz wieder von allein besiedelt. Aber der Weg zu vitalen, robusten Populationen im gesamten ehemaligen Verbreitungsgebiet ist noch weit. „Auf diesem Erfolg ausruhen ist daher also nicht, wir müssen weitermachen“, sagt Drews abschließend.


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Bald ist es wieder so weit, die Erdbeersaison steht vor der Tür und läutet den langersehnten Sommer ein. Zum Weltbienentag am 20. Mai 2024 rückt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in diesem Jahr fleißige, aber leider teils stark bedrohte Helferchen in den Fokus: die Hummeln. Ihnen müssten wir eigentlich dankbar sein, denn sie bestäuben viele Blüten, wie die der Erdbeerpflanzen hier bei uns in Schleswig-Holstein. Keine Honigbiene ist so fleißig, wie die zu den Wildbienen zählenden Hummelarten! Die kleinen, runden Brummer, auf Plattdeutsch „Plüschmors“ genannt, schieben für unser Erdbeer-Glück ganze 18-Stunden-Schichten.

Anders als die Honigbiene lassen sich Hummeln auch durch das oftmals kühle, norddeutsche Schmuddelwetter nicht vom Bestäuben abhalten. „Hummeln kommen auch mit niedrigen Temperaturen zurecht, weshalb die überwinternden Königinnen schon an den ersten warmen Tagen im März unterwegs sind“, erklärt Dr. Detlef Kolligs, Insektenexperte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Hummeln haben anders als Honigbienen einen wärmenden Pelz, der sie auch für nass-kalte Tage wappnet. Zudem können sie ihre Flügel „ausklinken“ und ihre Brustmuskeln vibrieren lassen, um sich vor einem Flug auf Temperatur zu bringen.

Das macht sie zu zuverlässigen Bestäubungsfachkräften im Obst-Anbau. Immer mehr Apfel- aber auch Erdbeerbauern setzen deshalb auf Hummelvölker, die sie kaufen und auf ihren Feldern oder in Gewächshäusern gezielt ansiedeln. „Weiter verbreitet ist bisher jedoch der Einsatz der weniger robusten Honigbiene, die höhere Temperaturen braucht und bei Regen gar nicht erst losfliegt. Sie ist ein gezüchtetes Nutztier, die in der freien Natur ohne menschliche Zuwendung nicht überlebensfähig wäre“, so Kolligs.

Um den Artenreichtum der heimischen Pflanzenwelt nachhaltig zu sichern, braucht es deshalb die heimischen Hummeln und andere Wildbienen. „Deren natürlicher Bestand ist durch den intensiven Einsatz von Insektiziden und einer immer monotoneren Landschaft leider stark zurückgegangen, einige Arten sind bereits ausgestorben“, erklärt Kolligs. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein schafft im Rahmen des durch den Bund geförderten Projektes „Blütenbunt-Insektenreich“ systematisch Lebensräume für Wildbienen und andere Insekten.

Insektenexperte Kolligs, mitverantwortlich für das Projekt, hat einen Tipp, wie man Wildbienen für den eigenen Obstanbau engagiert: „Ein vielfältiger Garten mit heimischen Gehölzen, Wildpflanzen und stehengelassenem Totholz, ergänzt durch Nistkästen fördert den Zuzug von Hummeln und anderen Wildbienen. Ebenso wichtig ist der Verzicht auf Insekten- und Pflanzenschutzmittel.“ So schmecken nicht nur die angebauten Früchte, sondern auch der Insekten- und Pflanzenvielfalt ist geholfen.


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Die Robust-Rinder auf den Weiden der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bekommen gerade Kälbchen. Einige Mamatiere sind deshalb derzeit nervöser und haben ein besonderes Auge auf ihre Kleinen. So auch Aida, das sechsjährige Mutter-Galloway-Rind am Winderatter See im Kreis Schleswig-Flensburg. Ihr Kalb ist drei Wochen alt und Rinderhalter Gerd Kämmer – einer der größten Pächter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – hat beobachtet, dass diese Mutterkuh sich auffällig aggressiv gegenüber Spaziergänger*innen verhält und gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein schnell und vorausschauend agiert. Seit gestern (Mittwoch, 15. Mai 2024) ist der südliche Weidekomplex für Spaziergänger*innen gesperrt. Das bedeutet konkret, dass derzeit eine Umrundung des Winderatter Sees nicht mehr möglich ist.

Alle sechs Klapptore sind mit Schlössern und Ketten verriegelt. „Es ist normal, dass die Mutterkühe zur Kalbezeit nervöser sind und ihren Nachwuchs verteidigen. Bei Aida ist das Verhalten sehr auffällig. Derzeit wissen wir noch nicht genau warum, denn eigentlich sind die Tiere an Besucher*innen gewöhnt und bleiben friedlich“, sagt Gerd Kämmer. Es komme leider dennoch immer mal wieder vor, dass Hunde-halter*innen sich nicht an die Regeln halten und ihre Vierbeiner unerlaubterweise frei über die Weiden laufen lassen. Sollte die Kuh eine unangenehme Begegnung mit einem Hund gehabt haben, könne dies ihr Verhalten erklären, ergänzt Miriam Kimmel, zuständige Flächenmanagerin am Winderatter See. „Für Kühe stellen Hunde eine große Bedrohung für ihre Kälber dar, da sie von Aussehen und Verhalten ihren Vorfahren dem Wolf ähneln und deshalb zu aggressivem Verteidigungs-Verhalten bei den Rindern führen können“, erklärt Kämmer. Er und sein Team kontrollieren die Herde jetzt verstärkt und testen auch von Zeit zu Zeit, ob sich die Mutterkuh beruhigt hat. Sollte sich die Situation trotz Sperrung nicht entschärfen, muss die Mutter mit ihrem Kalb gemeinsam von der Weide geholt werden, sobald das Kälbchen groß genug ist. Sobald die Weide wieder frei ist, informieren wir Sie umgehend.


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April

Hummeln werden dank ihres felligen Hinterteils auf Plattdeutsch liebevoll „Plüschmors“ genannt. Eine von ihnen ist seit fast sechzig Jahren aus Schleswig-Holstein verschollen: die Deichhummel – ihr wissenschaftlicher Name lautet: Bombus distinguendus. Sie summte und brummte hier bei uns im Norden, wie der Name schon sagt, über küstennahe Wiesen und Weiden, aber auch über die einst blütenreichen Deiche Norddeutschlands. Die schöne und große Hummel ist gold-bräunlich geringelt und hat im Brustbereich einen breiten schwarzen Haarstreifen. Sie liebt Klee und Flockenblumen, mag warmen Sand und bunte Wiesen und fliegt von Mitte Mai bis in den Oktober.

Zuletzt wurde die Deichhummel im Jahr 1968 nahe Kiel gesichtet – seitdem keine Spur mehr von ihr in Schleswig-Holstein. Sie ist auf naturnahe Kulturlandschaften angewiesen und leidet – wie viele andere heimische Insekten auch – unter der immer intensiver werdenden Landwirtschaft. Allein die Tatsache, dass die Felder heute schon oft vor der Kleeblüte abgeerntet werden, macht ihr Überleben fast unmöglich.

Es gibt aber die Hoffnung, dass noch letzte Bestände der Deichhummel auf Amrum und anderen nordfriesischen Inseln in Norddeutschland überlebt haben. Deshalb brauchen wir die Hilfe aller Schleswig-Holsteiner*innen. Denn: Viele Augen sehen ja bekanntlich mehr als zwei! Im Verbundprojekt „Blütenbunt-Insektenreich“ ruft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Amrum Touristik ÄöR und dem Amrumer Heimat- und Kultur-Verein  Öömrang Ferian i.f. dazu auf, auf Hummelsuche zu gehen.

Am besten gelingt das mit der App „ObsIdentify“. Einfach ein Foto der Beobachtung in der App hochladen und bestimmen lassen. Alle gesammelten Beobachtungsdaten zu Insekten fließen in frei zugängliche Verbreitungskarten und sind ein Instrument für Naturschutz, Forschung, Bildung und Politik. Jede Beobachtung zählt also, auch wenn es nicht die erhoffte Deichhummel ist! Mehrere Informationen zu der App gibt es hier:

https://www.insektenreich-sh.de/wissen/artensteckbriefe-insekten/deichhummel


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In den meisten Gärten hier bei uns in Schleswig-Holstein drehen die Rasenmäher und Mähroboter schon wieder fleißig und unermüdlich ihre Runden. Dabei geht es dann immer wieder den frühen Wiesenblumen wie Weißklee, Rotklee, Löwenzahn und Gänseblümchen an den Blütenkopf. Zusammen mit den weniger prominenten Wildblumen wie Gundermann, Knoblauchsrauke und Kriechender Günsel decken sie den Nektar-Tisch für die Frühaufsteher unter den Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen. So früh im Jahr ist das Nektar-Nahrungsangebot für die hungrigen Summer und Brummer zudem ohnehin noch sehr übersichtlich. Deshalb sind die blühenden Wiesenbewohner wichtiger Landeplatz und oft einzige Nektarstation nach der monatelangen Winterstarre.

Rasenmäher und Mähroboter vernichten für viele Insekten aber nicht nur die Nektar-Tankstellen wie Gänseblümchen, Klee und Gundermann, der Mähvorgang ist auch eine direkte Gefahr für Insekten und andere Tiere: Wildbienen, Käfer, Wanzen und Zikaden verstecken sich zwischen Halmen und Blüten – beim Mähen werden viele von ihnen verletzt oder getötet. In den ungemähten Wiesen finden sie dagegen Nahrung, Unterschlupf und Schutz.

Deshalb wollen wir alle Schleswig-Holsteiner*innen aufrufen beim „Mähfreien Mai“ dabei zu sein. Lasst den Rasenmäher den Wonnemonat Mai über im Schuppen oder der Garage stehen und den Mähroboter in der Auflade-Station. Die Natur – allen voran die frühen Wiesenblüher, heimische Insekten, Käfer und Igel – dankt es Euch.

Pflanzinseln als Kompromiss
Wer es im Garten eher aufgeräumt und ordentlich mag und trotzdem etwas für die heimischen Insekten tun möchte, kann beim Rasenmähen einfach Inseln stehen lassen.

Mit einer ansprechenden Form – beispielsweise oval oder als Labyrinth – können sie sehr zu einer ästhetischen Gestaltung des Gartens beitragen. Auf ihnen kann sich dann eine insektenfreundliche Blühwiese entwickeln, während man den übrigen Teil der Wiese für andere Zwecke nutzen kann. Schon vier Quadratmeter Wildblumenwiese können eine wertvolle Oase für Insekten sein. Besonders heimische Wildpflanzen- und Gräser sind beliebt bei Schleswig-Holsteins Insekten, die oft auch auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert sind.

Auf der Projektseite des Verbundprojekts „Blütenbunt-Insektenreich“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (https://www.insektenreich-sh.de/wissen/startseite-pflanzen )gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, unter anderem auch konkrete Hinweise, welche Wildpflanzen sich besonders gut für den eigenen, insektenfreundlichen Garten eignen.

Der Trend zum „Mähfreien Mai“ („No Mow May“) stammt übrigens aus dem Land des kurzen grünen Rasens: England. Im Jahr 2019 startete die britische Naturschutzorganisation "Plantlife" den Aufruf, im Mai den Rasenmäher abzuschalten und so die Umwelt zu schützen. Die Forscher*innen konnten in einer Studie zeigen, dass durch den „Mähfreien Mai“ das Nektar- und Pollenangebot für Insekten deutlich zunimmt. Seltenes Mähen schafft zudem mehr Vielfalt bei den Pflanzenarten. In einigen Gemeinden in den Niederlanden ist das Mähen im Mai mittlerweile sogar gesetzlich verboten – so überzeugend sind die Effekte!

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Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der Verein Duvenseer Moor und die örtliche Jägerschaft kooperieren seit Jahren im Bereich der Duvenseer Niederung. Diese Zusammenarbeit in den Bereichen Land- und Wasserwirtschaft, Jagd und Klimaschutz soll in Zukunft noch erweitert und gestärkt werden. Es gilt die Vernässung im Duvenseer Moor im Sinne des Klimaschutzes zu optimieren und die Lebensbedingungen der tierischen Bewohner zu verbessern.

Moore sind die besten Klimaschützer und Kohlenstoffsenken, die es an Land gibt. Gleichzeitig sind die großen, dort entstandenen Wasserflächen im Winter und die Feuchtwiesen im Sommer wichtiger Lebensraum für seltene und zum Teil gefährdete Pflanzen und Tiere. Krickente, Kiebitz, Bekassine, Graugans, Brachvogel, Kranich oder Braunkehlchen, die Liste der Vogelarten, die das wiedervernässte Areal inzwischen als Rast-, Brut- und Überwinterungsgebiete nutzen, ist lang. Ziel ist es, Störungen –wie beispielsweise durch freilaufende Hunde oder die Ausübung der Jagd – zu minimieren und auf diese Weise verbesserte Lebensbedingungen für die Arten im Bereich der Duvenseer Niederung zu schaffen.

Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein besitzt im Bereich Duvenseer Moor inzwischen 105 Hektar arrondierte Eigentumsflächen, die Kraft Gesetz einen sogenannten Eigenjagdbezirk bilden. „Auf solchen Flächenkomplexen übt die Stiftung normalerweise ihr Jagdrecht in Partnerschaft mit örtlichen Jägern selbst aus und beschränkt die Jagd auf Tierschutzaufgaben,“ erklärt Ute Ojowski, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Naturschutz. „Ich habe großes Vertrauen, dass die Jagdgenossenschaften mit ihren Jagdpächtern unsere naturschutzfachlichen Ziele teilen und auf den Eigentumsflächen der Stiftung jagdliche Störungen durch Einhaltung einer freiwilligen Jagdruhe konsequent vermeiden.“ Deshalb verzichtet die Stiftung für weitere neun Jahre auf die Ausübung ihrer Eigenjagd, belässt sie im Gemeinschaftlichen Jagdbezirk und setzt damit die gute Zusammenarbeit wie gehabt fort.

Die gemeinsamen Ziele sollen in einer Kooperationsvereinbarung zwischen Duvenseer Moor Verein, Stiftung Naturschutz und der Jägerschaft erneuert werden, denn nur wenn auch weiterhin alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen, kann das Natur-Paradies im nördlichen Herzogtum Lauenburg weiter wachsen und gedeihen. Gerd Vogler, Vorstand der Jagdgenossenschaft Duvenseer Moor und Vorsitzender des Duvenseer Moor e.V. betont: „Wir vom Verein Duvenseer Moor und die örtliche Jägerschaft haben ein großes Interesse mit allen Beteiligten vor Ort Naturschutz und Landschaftsentwicklung einvernehmlich zu gestalten. Jagdliche Einschränkungen sollen auch weiterhin über die Eigentumsflächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hinaus Gültigkeit behalten.“

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März

Heimische Laubbäume als Klimaretter
Schleswig-Holstein ist zwar das waldärmste Bundesland in Deutschland und eher bekannt als das Land der Meere und der Horizonte. Dennoch kann sich die Waldbilanz der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sehen lassen. Im vergangenen Jahr hat sie einen bemerkenswerten Beitrag zum Waldschutz geleistet. Über 4000 junge heimische Laubbäume wurden auf insgesamt 4500 Hektar Stiftungsland – so bezeichnet die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ihre eigenen Gebiete – gepflanzt. Diese Wälder sind ein Beitrag für ein besseres Klima – made in Schleswig-Holstein.

Gemeinsam mit dem Land verfolgt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein durch das Programm „Biologischer Klimaschutz“ ein ehrgeiziges Ziel: bis zum Jahr 2030 sollen jährlich bis zu 700.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Dies wird durch verschiedene Maßnahmen erreicht, darunter die Wiedervernässung einst trockengelegter Moore, gezielte Aufforstungen und ein klimagerechter Umbau der Wälder. Dabei werden nichtheimische Fichten und Kiefern durch heimische Laubbäume wie Buchen und Eichen ersetzt. Zusätzlich wird die Umwandlung von Ackerflächen in Grünland vorangetrieben.

Uralt-Eichen und Buchen als Käferretter
Neben der Förderung junger Laubbäume setzt sich die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein auch für die geschichtsträchtigen Uralt-Riesen ein. Die sogenannten Methusalem-Bäume, die mehrere 100 Jahre alt werden, sind nicht nur Raritäten und in ganz Europa selten zu finden, da sie den klassischen Nutzholz-Forst weichen mussten. Sie sind auch wichtiger Lebensraum für stark angepasste Käferarten. Für den Eremit, Edelmann und Kardinal – so die klangvollen Namen der Käfer – ist es überlebenswichtig, dass die alten Bäume bleiben. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat deshalb in Stodthagen vor den Toren Kiels aus einem ehemaligen Forst einen Urwald geschaffen. Dort haben Uralt-Eichen und Buchen einen geschützten Platz. Und sie bringen die Vielfalt zurück in den Wald. Allerdings ist die Migration der Käfer in den neuen Lebensraum erschwert. Es fehlen schlicht die alten Alleen, die sie als Wanderkorridore nutzen könnten. Dank des EU-geförderten deutsch-dänischen Projekts „LIFE Open Woods“ greift das Team um Projektleiter Hauke Drews aktiv ein. 45 unterschiedlich große Nistboxen – gefüllt mit Eichenlaub- und Eichensägemehl haben sie südlich von Gettorf in einer Alt-Baum-Parkanlage aufgehängt Die sollen die Käfer dazu verleiten ihre Eier dort abzulegen. Die Boxen sollen dann zum Projektende 2027 nach Stodthagen umgesiedelt werden, um den Käfern eine große Auswahl an Uralt-Bäumen zum Leben zu bieten.

Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzt damit nicht nur auf die Zukunft des Waldes als Klimaretter, sondern bewahrt auch die Vergangenheit und die einzigartige Vielfalt des Lebensraum Wald.

Hintergrund: In den 1970er Jahren nahm die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations - Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Nationen) die globale Vernichtung des Waldes zum Anlass, einen Tag des Waldes auszurufen. Im Jahr 2012 beschloss die UN-Generalverammlung, dass der 21. März eines jeden Jahres zum Tag der Wälder auf internationaler Ebene begangen wird. In diesem Jahr steht der „Internationale Tag des Waldes“ unter dem Motto: „Wälder und Innovationen: neue Lösungen für eine bessere Welt.“

Dieser Text bringt die Meinung der Stiftung Naturschutz SH zum Ausdruck und nicht notwendigerweise die Meinung des Fördergebers der EU-Kommission. Die Naturschutzmaßnahmen erfolgten im Rahmen von LIFE Open Woods (LIFE18/DK/0732) und wurden aus dem EU-Programm LIFE Nature kofinanziert.

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Für eine Zukunft voller Quak: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein rettet seit über 20 Jahren Frösche, Kröten und Unken hier im Land!

Lange bevor der Welttag der Frösche im Jahr 2009 ins Leben gerufen wurde, gab es erste „Frosch“-Rettungsprojekte bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mit einer wegweisenden Amphien-Kampagne. Im Fokus damals – vor über 20 Jahren – standen vor allem die vom Aussterben bedrohte Rotbauchunke mit dem rotgesprenkelten Bauch und die stark gefährdete Wechselkröte mit ihrem Camouflage-Look. Die Vielfaltschüt-zer*innen rund um Amphibien-Experte Hauke Drews von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein krempelten also die Ärmel hoch und fingen an ihnen unter die zarte Froschschenkel zu greifen.

Mit ausgeklügelten Konzepten sanierten sie überall im Land Teiche und Tümpel , buddelten neue Amphibien-Gewässer und richteten die Lebensräume drumherum so attraktiv ein, dass die Rotbauchunken und Wechselkröten kamen, sich vermehrten und blieben. Dabei entwickelten die Froschretter*innen ein immer speziell auf die Arten abgestimmtes Gesamtkonzept, was noch heute Maßstab ist. „Die Teiche dürfen nicht zugewuchert und verwachsen sein, sie müssen flach genug sein, sonnenbeschienene Ufer haben und auch beim Landgang haben die Amphibien gewisse Ansprüche. Deshalb haben wir nicht nur Teiche saniert und neue angelegt. Essentiell sind auch die dauerhafte Offenhaltung durch die Robust-Rinder-Beweidung und bunte Blütenparadiese, aus heimischen Wildblumen. Sie locken jede Menge Insekten an und decken damit den Tisch für die Frösche, Kröten und Unken“, sagt Drews.

Insgesamt haben Drews und sein Team in den vergangenen 20 Jahren 166 Projektgebiete in Frosch-Kröten- und Unkenparadies verwandelt. Nicht allein auf Stiftungsflächen, sondern auch auf Flächen der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, dem Landschaftszweckverband Sylt und vielen Gemeinden im Land. Besonders hervorzuheben sind sicherlich Felm bei Stodthagen, direkt vor den Toren Kiels oder die nordfriesische Insel Amrum. Der nördlichste Kreis Deutschlands lieferte mit seiner beispielgebeden „Amphibien-Initiative Nordfriesland“ – finanziert mit Ausgleichsgeldern des Kreises einen wichtigen Baustein für die Frosch-Rettung. Denn allein dadurch wurden 328 Gewässer dort in Frosch-Lebensräume verwandelt.

In ganz Schleswig-Holstein haben die Vielfaltschützer*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gigantische 2600 Frosch- Unken-, und Krötengewässer wiederbelebt. „Das bedeutet konkret, dass wir verschüttete Teiche und Tümpel wieder frei gebuddelt haben, vorhandene Gewässer entschlammt und vergrößert haben oder neue angelegt haben und dann auch gleich noch Überflutungsflächen als Sommerlebensräume eingerichtet haben“, erklärt Hauke Drews.

Das sind in Summe 2300 Hektar Gewässerflächen – dies entspricht nicht ganz der Fläche des Großen Plöner Sees (2800 Hektar).

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Den Hobby-Gärtner*innen kribbelt es in den Fingern, die Balkonkästen werden aufgehängt, in den Baumärkten herrscht Hochbetrieb: Die Pflanzsaison in Schleswig-Holstein hat begonnen.

Natürlich soll der Pflanzen-Nachwuchs in bester Erde sprießen. So werden, wie jedes Jahr, viele tausend Säcke mit frischer Blumen-Erde in den Einkaufwagen gewuchtet und zuhause in Kübel, Kästen und Beete geschüttet. Was viele nicht wissen: Mit dem Kauf der verpackten Erde sorgt man in den allermeisten Fällen für jede Menge CO2-Ausstoß. Denn die Pflanzen-Erde enthält zum größten Teil Torf aus trockengelegten Mooren. Dieser setzt pro Kubikmeter rund 200 Kilogramm klimaschädliches Kohlenstoffdioxid frei. Ein paar Säcke Blumenerde verursachen also so viel CO2-Ausstoß, wie ein modernes Auto auf etwa 2.000 Kilometern. 

Deshalb ruft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein dazu auf, gerade jetzt in der Pflanzzeit nur torffreie Erde zu kaufen.

Die Gärtner*innen sollen sich auch nicht durch täuschende Labels wie „torfreduziert“ oder gar „Bioerde“ blenden lassen. Echte torffreie Erde beinhaltet meist einen Mix aus Rindenhumus und Pflanzenfasern. Noch besser – und auch günstiger – ist es, Kompost aus dem eigenen Garten oder dem örtlichen Kompostwerk zu holen. Das spart eine Menge Geld, Transportwege, Verpackungsmaterial und gibt dem Boden wichtige Nährstoffe zurück.

In Schleswig-Holstein wird zum Glück kein Torf mehr abgebaut, seit das letzte Torfwerk im Himmelmoor bei Quickborn 2018 seinen Betrieb eingestellt hat. Hierzulande werden immer mehr Moore aufwändig renaturiert, damit sie von Klimakillern wieder zu Klimaschützern werden (mehr Infos: www.stiftungsland.de/klimaschutz).

Doch direkt nebenan in Niedersachsen wird bis heute Torf für die Pflanzenzucht abgebaut. Die Torfproduktion setzt nach neuesten Berechnungen des niedersächsischen Landesamtes jedes Jahr mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 frei, immerhin 2,6 Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstoßes in Niedersachsen. Viel Torf für die Blumen-Erde in unseren Baumärkten und Gartencentern stammt auch aus den Baltischen Ländern, was weitere Transportwege mit sich bringt.

Wo das CO2 ausgestoßen wird, ist dem Klima egal. Die einzige Lösung für den Klimaschutz ist, ganz auf Torf zu verzichten. Die Blumen und das Gemüse im heimischen Garten werden den Unterschied nicht merken.


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Frühlingszeit ist Brutzeit. Jetzt im März kündigen die großen Zugvögel ihre Rückkehr aus den Winterquartieren in Südeuropa und Nordafrika lautstark trompetend an. Mit großen Flügelschlägen setzen sie zur Landung an und legen auch schon los mit dem Werben um die schönste Kranich-Dame. In der Morgendämmerung führen sie ihren imposanten Balztanz auf und geben dabei die charakteristischen Trompeten-Laute von sich. Die Damen lassen sich nicht lange bitten und stimmen ein ins Liebes-Duett – ein beeindruckendes Naturspektakel.

Ganz zur Freude der vielen Spaziergänger*innen. Mit etwas Glück werden sie dabei Zeug*innen dieses Schauspiels, das draußen auf den Feldern stattfindet. Hat es zwischen Kranich-Männchen und Kranich-Weibchen gefunkt, wird nicht lange gefackelt und gleich nach einem sicheren Platz für die Brut gesucht. Das frische Vogel-Paar findet das passende Kükenzimmer dann in feuchten Ufergebieten, Sümpfen und vor allem in nassen Mooren.

„Kraniche brauchen das Moor als sicheres Kinderzimmer. Das Wasser ringsherum schützt das Bodennest vor vielen Fressfeinden“, erklärt Merle Wegner aus dem Moorschutzteam der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Das ist ganz zum Vorteil der neugierigen Kranich-Küken. Schon 24 Stunden nach dem Schlüpfen klettern die Kleinen nämlich aus dem Nest und erkunden die nähere Umgebung. Alles natürlich unter den wachsamen Augen von Mama oder Papa Kranich. Während der etwa 30-tägigen Brut setzen die Vogel-Eltern ganz auf gleichberechtigte Arbeitsteilung. „Wenn das Männchen brütet oder auf die geschlüpften Küken aufpasst, begibt sich das Weibchen auf Futtersuche und umgekehrt“, so die Naturschützerin.

Klima- und Artenschutz durch Moorvernässung

Dieses Kranich-Idyll ist noch recht neu in Schleswig-Holstein und Ergebnis des ambitionierten Naturschutzes. Der Kranich – auch häufig als „Vogel des Glücks“ bezeichnet, da er mit seiner Rückkehr aus dem Süden den Frühling ankündigt – fing erst in den 1990er Jah-ren an, sich in Schleswig-Holstein wieder wohl zu fühlen und hier zu brüten. Weit über 90% der natürlichen, nassen Moore wurden hierzulande im vergangenen Jahrhundert trockengelegt, um den Boden landwirtschaftlich zu nutzen.

„Ein fataler Schritt für die Artenvielfalt und das Klima“, stellt Wegner klar. Denn: Moorböden speichern riesige Mengen Kohlenstoff, der ohne den natürlichen Wasserpegel im Moor als klimaschädliches CO2 entweicht. In Schleswig-Holstein entstehen gut 18% der menschengemachten Emissionen auf diese Weise – das ist ungefähr so viel, wie durch die gesamte Industrie des Bundeslandes!

Die Mission der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist die Renaturierung der Moore. Die gezielte Wiedervernässung hebt den Wasserspiegel in trockenen Mooren wieder an. Das Wasser schließt den kohlenstoffhaltigen Torf von der Luft ab und verhindert so die weitere Entstehung von CO2. Ist das Moor dauerhaft nass, bilden unter anderem Torfmoose neuen Torf. Das entzieht der Umwelt sogar aktiv CO2, und das Moor wird vom Klimakiller zum Klimaretter.

Die meisten Moorflächen sind nach wie vor trockengelegt, was den Lebensraum für den Kranich stark begrenzt. Der Fortschritt ist noch jung und das Potenzial für mehr Arten- und Klimaschutz bleibt groß. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzt für die Renaturierung von Mooren auch auf Spenden.
Mehr Informationen zur Arten- und Klimaschutzmission der größten Naturschutzorganisation Schleswig-Holsteins gibt es unter www.stiftungsland.de.

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Die Schwarznessel – eine heimische Wildpflanze mit zarten pink-lilafarbenen Blütenblättern – ist stark gefährdet in Schleswig-Holstein und braucht Ihre Hilfe! Auch in diesem Jahr spendieren das Landesamt für Umwelt (LfU) und die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wieder kostenlose Saattütchen zum Erhalt einer bedrohten heimischen Wildpflanze – diesmal die Schwarznessel. Holen Sie sich mit unserer Saatgrußkarte diese hübsche Rarität in Ihren Garten. Die Grußkarte besteht aus einem Samen-Tütchen und einem Faltblatt mit Infos und einer Anzuchtanleitung zur Pflanze.

Die Schwarznessel ist bedroht, weil ihre Lebensräume aufgrund von beispielsweise Flächenversiegelung verschwinden. Werden Rohböden, die bei Baumaßnahmen anfallen, mit Mutterboden überdeckt, eingesät und in Rasen verwandelt, zerstört dies ihre Lebensgrundlage.
Überdies ist die die Schwarznessel eine vorzügliche Bienenweide. Von ihren Blättern leben Blattwanzen und die Raupen mehrerer Nachtschmetterlinge, wie beispielsweise die Messingeule, der Hohlzahn-Kapselspanner und die Achateule.

Im Garten gedeiht die winterharte Staude am besten in sonnigen, windgeschützten Ecken und an Mauern. Sie passt auch in Rabatten oder Kübel. Die Schwarznessel blüht üppig an zahlreichen verzweigten Stängeln von Juni bis in den Herbst hinein. Ihre Blüten haben keine Brennhaare und werden beim Welken auffällig schwarz. Sie enthalten zum Beispiel Kaffeesäure als Schutz vor Fressfeinden. Die Schwarznessel ist wärmeliebend und verträgt trockene und heiße Sommer. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass die Schwarznessel Ihre Beete überwuchert. Die Stängel werden kaum einen Meter hoch, der Wurzelstock hat nur kurze Triebe. Die Anzucht ist einfach.
Machen Sie mit! Holen Sie sich unsere Saatgrußkarte. Tun Sie etwas für die Artenvielfalt und versiegeln Sie möglichst wenige Flächen. Sind die Kinder aus dem Haus, überlassen Sie den Sandkasten der Schwarznessel.

Die Saatgrußkarte kann online bestellt werden über unser Bestellformular auf www.schleswig-holstein.de/saatgrusskarten. Sofern dies nicht möglich ist für Sie, rufen Sie an unter 0 43 47 / 704-230. Als Bildautor nennen Sie bitte Uwe Lochstampfer.


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Es findet ganz leise und fast unbemerkt statt, aber in immer größerem Ausmaß: das weltweite Artensterben! Alle zehn Minuten verschwindet Schätzungen zufolge eine Art für immer. Wenn es so weitergeht, haben wir bis 2030 – so die Prognose des internationalen Biodiversitätsrates (IPBC)  – von den geschätzten acht Millionen Pflanzen und Tieren weltweit, etwa eine Million verloren. Vor über einem halben Jahrhundert ist der „Internationale Tag des Artenstrebens“ als Aktions- und Gedenktag eingeführt worden. Heute ist er wichtiger denn je! Wir als Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein haben uns dem Schutz der Tiere und Pflanzen in Schleswig-Holstein verschrieben. Wir stemmen uns mit über 110 Mitarbeiter*innen gegen das Artensterben. Wir retten Moore und Wälder, Küstenregionen und Weidelandschaften. Wir schützen Frösche, Kröten, Unken, Zauneidechsen, Kreuzottern und manchmal machen wir auch sensationelle (Wieder-)Entdeckungen. Eine Bilanz!

GERETTET: Moore als wertvoller Lebensraum und Klimaretter Nr. 1. Die Maßnahmen des Moorteams der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und vieler Kooperationspartner*innen haben dazu geführt, dass wir jährlich jetzt bis zu 2.700 Tonnen CO2 ein-sparen. In 2023 haben die Moorvernässer*innen gleich zwei Moor-Großbaustellen fertiggestellt: 73 Hektar haben sie im Grotmoor bei Heidmoor im Kreis Segeberg gemeinsam mit den schleswig-holsteinischen Landesforsten vernässt. Weitere rund 75 Hektar waren es Herrenmoor bei Kleve zwischen dem Nord-Ostsee-Kanal und der Kreisstadt Itzehoe im Kreis Steinburg. Im Großen Moor bei Dätgen im Kreis Rendsburg-Eckernförde schafften sie 20 Hektar gemeinsam mit der lokalen Aktion „Obere Eider-Westensee“ und mit Biolog*innen und Planer*innen. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung hat das Moor-schutzteam mehrere kleine Baustellen über das Jahr verteilt – bis ins Frühjahr diesen Jahres herein – abgewickelt. Insgesamt werden dort rund 70 Hektar trockengelegtes Moor wiedervernässt.

Blütenbunte Städte bieten Buffet für heimische Insekten. Das Potenzial der Siedlungsräume für Wildbienen, Schmetterlinge, Hummeln und Schwebfliegen ist gigantisch-groß. Insgesamt 78.000 Quadratmeter hat das Insektenrettungs-Projekt „Blütenbunt-Insektenreich“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein aufgewertet. Verteilt auf die teilnehmenden Partnerstädte Flensburg, Eckernförde, Kiel, Neumünster, Ahrensburg, Preetz und Lübeck. Es ist ein Verbundprojekt zusammen mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) gefördert vom Bundesamt für Naturschutz.

GESCHÜTZT: Schleswig-Holstein ist Zauneidechsen-Zuhause. Im Stiftungsland Johannistal wurden 350 Tonnen Steine vom Laster gekippt, die dann auf einer Gesamtlänge von etwa 3,5 Kilometer oberhalb der Steilküste zu 35 Zauneidechsen-Quartieren verbaut wurden. Schon länger eingerichtet war der Zauneidechsen-Lebensraum im Hasenkrug bei Bad Segeberg. Im vergangenen Sommer sind dann endlich 63 Mini-Drachen dort eingezogen und haben das reichgedeckte Blütenbuffet, die Steinhaufen als Unterschlüpfe, die offene Sandstellen als Eiablagestellen oder zum Sonnen sehr gut angenommen.  
Küken-Boom an Schleswig-Holsteins Küsten: Ein echter Erfolg des Wiesenvogelschutz-Teams der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist an der Westküste geglückt: Über 200 Paare des seltenen Säbelschnäblers brüteten im vergangenen Sommer im Rickelsbüller Koog an der deutsch-dänischen Grenze. Und damit nicht genug, sehr viele der Brutvögel hatten nicht nur Schlupf- sondern auch Bruterfolg. Das ist beim Säbelschnäbler alles andere als selbstverständlich, sind seine Eier und Küken in den Bodennestern besonders stark von Fressfeinden wie Fuchs und Marderhund bedroht. Kleine Sumpfohreulen schaffen es im Kreis Dithmarschen in die Luft: in der Windberger Niederung und in der Miele Niederung haben es gleich vier Eulenpaare zur Brut gebracht. Das Beste: die kleinen, flauschigen Eulen haben es nicht nur aus dem Ei, sondern auch bis in die Luft geschafft. Eine kleine Sensation! Flussseeschwalben erobern Stiftungsland Sehlendorfer Binnensee im Kreis Plön. Insgesamt haben 35 Elternpaar der ausdrucksstarken Vögel mit dem leuchtend-roten Schnabel mehr als 60 bis 65 Junge bekommen. Das macht im Schnitt fast zwei Küken pro Flusseeschwalben-Familie mehr.

GEFUNDEN: Er ist eine absolute Rarität: der glattschienige Pinselkäfer gilt hier bei uns in Schleswig-Holstein als stark gefährdet, liebt die Wärme und gehört zu den Profiteuren des Klimawandels. Denn seit 2008 tauchen immer mal wieder Einzel-Exemplare des hübschen Gesellen mit den schwarze Tupfen auf dem cremefarbenen Rücken auf – wie im vergangenen Sommer im Garten der Geschäftsstelle der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in Molfsee. Die Larven des Käfers brauchen morsches Laubholz und die ausgewachsenen Sechsbeiner ernähren sich dann von Nektar und Pollen – diese Kombi fand der hübsche Käfer im Stiftungsarten.


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Februar

Kleiner Eingriff, große Wirkung: vergleichsweise kleine Bagger waren in den vergangenen Wochen im Hasenmoor bei Kiel an der Autobahn A 210 unterwegs. Sie haben das Waldmoor mit viel Potenzial für Natur- und Klimaschutz in einen vielfältigen Lebensraum verwandelt. Anders als bei den Moor-Vernässungen im Offenland, wo riesige Kettenbagger am Werk sind, glichen die Baumaßnahmen im Waldmoor eher einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff. Denn: Waldmoore bestehen meist aus einzelnen Torf-Inseln, die sich in den Senken gebildet haben. Um zu diesen Inseln vorzudringen und dabei den bestehenden Wald möglichst wenig zu beeinträchtigen, wurden im Hasenmoor kleinere Bagger verwendet und die Baumaßnahmen auf ein Minimum beschränkt.

Auf diese Weise entsteht hier Stück für Stück wieder ein echtes Waldmoor. In der vergangenen Woche waren alle Arbeiten abgeschlossen und es ging zur Bauabnahme. Es ist kaum zu glauben, aber schon jetzt zeigen sich die ersten Erfolge: In den Senken, die einst trocken waren, steht nun Wasser, was deutlich macht, dass die Maßnahmen erfolgreich sind. Mehr als 30 Grabenstaue wurden gebaut, Wälle wurden aufgeschüttet und der zwei Mönche installiert, damit das Wasser in dem rund 113 Hektar großen Gebiet gehalten werden kann. Janis Ahrens, Moorexperte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hatte die Baustelle geplant und umgesetzt. Im November des vergangenen Jahres rückten erste Bagger an, jetzt steht schon wieder Wasser in den Senken.

„Das wiedervernässte Hasenmoor wird ein Paradies für Waldeidechsen, Blindschleichen, Moorfrösche, die Sumpf-Calla oder den fleischfressenden Sonnentau. Ich freue mich schon auf die Monitoring-Touren der nächsten Jahre, wenn wir sehen können, wie die typischen Arten zurückkommen“, sagt er.

Damit sich auch die Kreuzottern wohl fühlen, die Janis Ahrens besonders am Herzen liegen, wird für sie ein separater Bereich geschaffen, der trockener bleibt und Verstecke für die seltene Schlangenart bietet. Und damit nicht genug: Durch die Wiedervernässung des Torf-Bodens werden die CO2-Emissionen, die jedes trockengelegte Moor ausstößt, gestoppt. Wenn im nassen Waldmoor die Torfmoose, die CO2 aus der Luft entnehmen und als Kohlenstoff speichern, wieder große Teile der feuchten Senken besiedeln, wird das Hasenmoor sogar zum Klimaschützer.

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Im Wald und in Naturschutzgebieten müssen Hunde das ganze Jahr über an die Leine genommen werden. Leider wird dieser Leinenzwang viel zu oft missachtet. Ganz zum Leidwesen vieler Vögel, die derzeit ihre Nester am Boden einrichten, junger Hasen, die aufgeschreckt werden oder scheuer Rehkitze. Zu Beginn dieser Brut- und Setzzeit – die vom 1. März bis Mitte Juli andauert – möchten wir, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, sie bitten Hunde überall an die Leine zu nehmen und Hunde nur dort frei laufen zu lassen, wo es ausdrücklich erlaubt ist. Auch mit Langleinen o.ä., mit denen sich der Hund abseits der Wege bewegen kann, sind Hunde nicht hinreichend angeleint.

Viele Vögel wie beispielsweise der Waldlaubsänger – der nach neusten Beobachtungen vielerorts extrem selten geworden ist – suchen schon jetzt nach einem geeigneten Bodenbrut-Platz. Wenn sie dabei wiederholt von freilaufenden Hunden gestört oder aufgescheucht werden, meiden sie diese unruhigen Gebiete, da sie ihre Brut und auch die Aufzucht der Kleinen als zu gefährlich einschätzen. Angesichts der steigenden Zahlen von Hunden in der Landschaft gibt es für einige Vogelarten, bereits erhebliche Auswirkungen. Das gilt nicht nur für Nester mit Eiern, sondern auch für Jungvögel. Gerade Vögel, die nur eine Jahresbrut machen, wie beispielsweise Nachtigall, Sprosser, Fitis oder der oben er-wähnte Waldlaubsänger, sind darauf angewiesen, dass diese möglichst erfolgreich verläuft – andernfalls verschwinden sie für immer. Auch Jungtiere von Rehen oder auch Hasen werden erheblich gestresst. Ein Hund nutzt seine Möglichkeiten, auch dann, wenn sein*e Besitzer*in ihn für harmlos hält.

Nicht zuletzt sind Hundehalter*innen, die ihren Hund freilaufen lassen, ein denkbar schlechtes Vorbild für andere. Es gibt keine Begründungen, warum der Hund im Wald oder in Naturschutzgebieten frei herumtoben muss. Wenn ein Hund es gewohnt ist, an der Leine zu laufen, ist es für ihn keine Beeinträchtigung. Anders herum gewöhnt sich ein Hund auch schnell an „seinen Auslauf“, wenn man ihn lässt.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass Zuwiderhandlungen auch mit einem empfindlichen Bußgeld geahndet werden können. In Naturschutzgebieten sind sogar auch Wegsperrungen möglich, die dann auch solche Besucher*innen beeinträchtigen, die sich vernünftig verhalten.

Ein weiteres Übel sind Hundekotbeutel, die nach dem 'Füllen' im Gebüsch entsorgt werden. Oder sie werden am Wegesrand abgelegt, in der Annahme, irgendwer würde sie wohl aufsammeln und richtig entsorgen. Mit dieser Unsitte wird ständig Plastik in unseren Wäldern, Parks und Feldfluren verteilt. Ganz abgesehen davon, dass es z.B. für städtische Reinigungskräfte oder sonstige Beschäftigte ausgesprochen unangenehm ist, diese oft aufgeplatzten Tüten aufzunehmen. Benutzte Hundekotbeutel gehören in den nächsten Mülleimer oder in die eigene graue Tonne zu Hause.

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Uns ist es da draußen für den Frühling noch viel zu nass und viel zu grau, aber die Natur kehrt Stück für Stück aus dem Winter zurück. Mit den steigenden Temperaturen der vergangenen Tage wachen die ersten Frösche, Kröten, Unken und Molche im Land aus der Winterstarre auf und sind auch gleich in bester Flirt-Laune. Bereit für die Paarung machen sie sich meist des nachts auf den Weg zurück zu ihren Geburts-Gewässern. Dort hoffen sie auf die schönste Dame am und im Teich.

Die Kombination aus steigenden Temperaturen und Regen lockt sie aus ihrem winterlichen Unterschlupf und lässt sie los wandern – ohne auszutrocknen. An den großen und bekannten Strecken im Land sammeln Amphibien-Retter*innen die Kröten dann mithilfe von Krötenzäunen oder Kröteneimern ein und tragen sie über die Straße, damit sie sicher zu ihren Laichgewässern kommen. „Erdkröten beispielsweise sind ortsgebundene Tiere und wissen das am Ort ihrer Geburt die Lebens- und Wachstumsbedingungen am besten sind“, erklärt Hauke Drews, Amphibien-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Sie können pro Tag rund 600 Meter weit wandern. Sollte das angepeilte Gewässer ausgetrocknet oder der Weg versperrt sein, suchen sie weiter – meist in Gruppen. Und auch wenn die Temperaturen wieder fallen, kehren sie nicht um, sondern suchen sich einen frostfesten Unterschlupf.

Deshalb ist jetzt besondere Vorsicht geboten! Denn: die Frösche, Kröten und Molche sind vor allem nachts unterwegs. Auf Amphibien-Wanderstrecken bitten wir alle Autofahrer*innen deshalb rücksichtsvoll und höchstens 30 Stundenkilometer zu fahren. Die Strecken sind durch entsprechende Hinweise ausgeschildert. Denn Frösche, Kröten und Molche sterben nicht nur unter Autoreifen, sondern auch wenn Fahrzeuge sehr schnell unterwegs sind. Durch den hohen Luftdruck können die inneren Organe platzen oder nach außen gestülpt werden. Langsames Fahren kann also vielen Tieren das Leben retten.

Auch auf den Wanderwegen im Land gilt: Augen auf und vorsichtig einen Fuß vor den Anderen setzen, denn an manchen Tagen herrscht dort die reinste Frosch- und Kröten-Rushhour.


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Noch ist es zu grau und zu nass für den Frühling, aber immerhin steigen die Temperaturen schon mal in den zweistelligen Bereich. Vielen von uns ist das noch nicht genug, aber die ersten Frösche, Kröten und Molche im Stiftungsland Wentorfer Lohe wachen jetzt auf und wandern los. Sie sind schon in bester Flirt-Laune oder konkret: bereit für die Paarung. Das bedeutet, dass sie sich auf den Weg zurück zu ihren Laichgewässern machen.

In den vergangenen Jahren hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Lebens- und Liebesräume der bedrohten Frösche, Kröten und Unken hergerichtet und beispielsweise 15 neue Amphibiengewässer angelegt. Mehr als 2000 Tiere, darunter Erdkröte, Grasfrosch, Teich- und auch der streng geschützte Kammmolch kommen auf der Lohe vor. Bernd Struwe-Juhl, zuständiger Flächenmanager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Jörn Gollisch von der Stiftungswacht der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein kontrollieren regelmäßig die Funktionstüchtigkeit der Laichgewässer und freuen sich über die vielen kleinen Mini-Amphibien, die jeden Sommer über die Lohe hüpfen. „Die Gewässer werden sehr gut angenommen, wir gehen davon aus, dass die Amphibienzahlen stetig steigen,“ sagt Struwe-Juhl optimistisch.

Gemeinsam appellieren sie jetzt zur Wanderzeit der Frösche und Kröten: „Bitte fahren sie hier vorsichtig!“ Diese eindringliche Bitte richtet sich auch an Radfahrer*innen auf der Lohe.

Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein weist darauf hin, die Zufahrtsschranke am Besucherparkplatz an der Wentorfer Lohe zum Schutze der wandernden Frösche und Kröten in der Zeit von 19 Uhr bis 8 Uhr geschlossen wird.

Auf Amphibien-Wanderstrecken bitten wir alle Autofahrer*innen rücksichtsvoll und sehr langsam zu fahren, auch tagsüber, damit möglichst keine Frösche, Kröten und Molche unter die Räder geraten.

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Nicht umsonst wird der Eichelhäher, einer der farbenprächtigsten Raben, auch liebevoll als „Gärtner des Waldes“ bezeichnet. Der taubengroße Vogel kann in seinem Schnabel bis zu elf Eicheln auf einmal transportieren. Bis zu zehn passen in seinen Kehlsack und eine weitere transportiert er im Schnabel. Diese versteckt er als Wintervorrat im Waldboden und sorgt auf diese Weise dafür, dass überall dort wo er Eicheln vergraben hat, neue kleine Eichen-Bäumchen wachsen. Diese Eigenart des Logistik-Künstlers hat sich Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin von der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – einer 100%igen Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, zunutze gemacht und mit Hilfe der FÖJler*innen (Freiwilliges Ökologisches Jahr) der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Susanne Glowalla und Henrik Hagedorn, ein kleines Pilotprojekt gestartet (wir berichteten).

Jetzt sind erste Erfolge sichtbar. Denn: die beiden haben nicht nur überdimensionierte Holzkästen mit getrockneten Eicheln für den hübschen Singvogel im Wald des Stiftungslandes Nordoe bei Itzehoe aufgestellt, sondern auch zwei Wildtierkameras angebracht. Erste Auswertungen aus den Monaten November, Dezember und Januar zeigen jetzt, dass der Eichelhäher das Eichel-Angebot aus Holzkisten tatsächlich annimmt und sich jetzt bereits das ein oder andere Mal bedient hat.

Auch eine kleine Meise wurde im Flug aufgenommen und mehrere neugierige Rehe schauten sich die neuen Holzkisten im Wald immer mal wieder etwas genauer an.

Der Eichelhäher ist im Gegensatz zum Eichhörnchen ein echter Gedächtnismeister. Denn der schöne Sänger mit den leuchtend-blauen Flügelfedern kann sich über 6000 Eichel-Verstecke merken. „Er muss aber nicht auf alle versteckten Vorräte zurückgreifen“, erklärt Karin Windloff. Sie ist hoffnungsvoll, dass in jedem Fall einige Bäumchen aus den vom Eichelhäher verteilten und versteckten Eicheln zu kleinen Eichenbäumen heranwachsen. „Der Eichelhäher übernimmt damit einen kleinen Anteil an unseren groß angelegten Waldumbauarbeiten im Stiftungsland Nordoe vom Fichtenwald zum heimischen Laubwald“, ergänzt Windloff.

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Januar

Noch schlummern sie tief und fest in ihren feucht-kalten, dunklen aber frostfreien Winterquartieren, aber schon bald – Ende März – erwachen die Fledermäuse und begeistern uns wieder mit ihren spektakulären Flugshows zur Dämmerung und in der Nacht. Doch die faszinierenden Säugetiere sind europaweit stark bedroht, fast alle Arten stehen auf der Roten Liste, weil sie in der Natur kaum noch geeignete Höhlen für ihren ausgedehnten fast halbjährlichen Winterschlaft finden.

Umso erfreulicher, dass die Fledermaus-Experten rund um Matthias Göttsche von der Faunistisch-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein (FÖAG) auch in diesem Jahr wieder eine Vielzahl an schlafenden Fledermäusen in einem ehemaligen Öltankbunker im Kreis Dithmarschen ausfindig machen konnte. Bei der diesjährigen Begehung zählten die Expert*innen auf ihrem unterirdischen Rundgang insgesamt 174 Fledermäuse. Und auch wenn es etwas weniger waren als im Rekordjahr 2023, so haben sie immerhin fünf Arten schlummernd entdeckt. Die Fransen-Fledermaus, die Wasser Fledermaus, die Teichfledermaus, die Zwergfledermaus und das Braune Langohr.

Die fliegenden Mäuse, die in Wahrheit gar keine Mäuse sind, lieben den feuchten Bunker unter der Erde. Die aufwendige Sanierung des ehemaligen Tanklagers im Stiftungsland bis ins Jahr 2019 hat sich also gelohnt. In dem etwa 500 Meter langen verschachtelten, ehemaligen Bunker gibt es jetzt viele Versteckmöglichkeiten für die Fledermäuse: backstein-ähnliche Steine, sogenannte Hohlblocksteine, hängen dort überall an den Wänden und unter den Decken, zudem brachten sie durchsichtige PVC Platten in etwa drei Zentimeter Abstand von den Bunkerwänden an. „Fledermäuse mögen es nass, kalt und stockduster. Ihre Wohlfühltemperaturen liegen – anders als bei uns – bei drei bis neun Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit“, erklärt Christine Büsing von der Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein. Sie war Mitte Januar mit dabei und ist begeistert von der Anzahl schlafender Tiere. „Die jährlichen Zählungen finden jetzt schon über 20 Jahre – seit 1991 statt – und seit der Sanierung im Jahr 2019 steigen die Zahlen der Fledermäuse erfreulich an“, sagt sie.

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Sie blüht pink, versprüht im Sommer einen blumigen Duft und doch darf die Kartoffelrose – im Fachjargon rosa rugosa genannt – nicht im Stiftungsland Schäferhaus Süd bleiben. Denn: die nicht-heimische Hübsche nimmt in dem Gebiet zwischen Flensburg und Handewitt vielen heimischen Wildpflanzen, die Sonne, das Licht und den Raum zum Wachsen und verdrängt sie zunehmend. Mit ihnen werden viele seltene Schmetterlings-Arten wie der Feuerfalter und Bläulinge vertrieben. Denn: ohne Borstgras und Wiesenglockenblume fehlt ihnen die Lebensgrundlage und sie flattern davon oder schlimmer noch: sie sterben aus und verschwinden für immer. Gleichzeitig haben in den vergangenen Jahren in einigen Teilbereichen die Weißdornbüsche überhandgenommen. Für diese Art von Lebensraum ist es jedoch entscheidend, dass sich ein ausgeglichener Mix aus offenen und dichter bewachsenen Bereichen bildet. Nur so können hier seltene Insektenarten leben und überleben.

Deshalb sind in diesen Tagen mächtige Bagger mit Knickschere, Sortiergreifer und Mulcher im Stiftungsland Schäferhaus Süd unterwegs sein. Sie sorgen dort auf etwa sechs Hektar dafür, dass die Kartoffelrosen-Inseln zurückgedrängt werden und lichten auch die Weißdorn-Büsche auf etwa 12 Hektar. Mit diesem Einsatz unterstützen die Bagger die Galloways in dem Gebiet. „Die Rinder, die hier fast das ganze Jahr über für den Naturschutz fressen, kommen allein nicht gegen die schnell wachsenden und sich rasant verbreitenden Arten an, deshalb müssen wir ihnen ab und an maschinell unter die Hufen greifen“, erklärt Miriam Kimmel, zuständige Flächenmanagerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Einzig und allein die geborgenen Wurzelballen des Weißdorns verbleiben auf den Flächen, da sie mit etwas Glück schon in der kommenden kalten Jahresezeit die perfekten Winterquartiere für Frösche bilden. Dort können sie sich geschützt vor Fressfeinden und der kühlen Witterung vergraben und bleiben unentdeckt.

Miriam Kimmel hat die Maßnahmen geplant und rechnet damit, dass die Maschinen etwa 14 Tage im Gebiet unterwegs sein werden. Damit sind die Maßnahmen aber noch nicht abgeschlossen. „Vermutlich wird es im Herbst noch eine Fortsetzung geben“, erklärt sie. „Wir gehen hier bewusst schonend und mosaikartig vor, um keinen unnötigen Schaden in diesem einzigartigen Naturschutz-Juwels zu verursachen“, so Kimmel weiter.

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Ein Spezialbagger macht den Start des nächsten Bauabschnitts im Dosenmoor bei Neumünster trotz schwieriger Witterungs-Verhältnisse möglich. Er fährt auf besonders breiten Ketten und kann deshalb trotz der sehr nassen Böden mit den Baumfällarbeiten beginnen. Ab heute, Mittwoch 10. Januar 2024, werden im südlichen Bereich hauptsächlich Birken entfernt. „Die Bäume würden ohnehin nach der abgeschlossenen Wiedervernässung absterben, da sie für den nassen Moorboden nicht geeignet sind.“, erklärt Projekleiter Enno Meinusch von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Im September – nach der Brut- und Setzzeit – werden dann die eigentlichen Baumaßnahmen zur Moor-Vernässung folgen. An mehr als 100 Stellen werden Entwässerungsgräben verschlossen und knapp vier Kilometer Wälle gebaut. So bleibt das Wasser zukünftig im Moor. „Für die Höhenunterschiede in diesem südlichen Bereich des Dosenmoors sind mehrere hintereinander liegende Wall-Linien geplant, die mit verstellbaren Überläufen ausgestattet werden. So können wir zukünftig auch bei starken Niederschlägen wie in den letzten Wochen der Wasserstand optimal regeln und überschüssiges Wasser kontrolliert abgeben.“ Auch die Sackungen im Damm des vorangegangenen Bauabschnitts, die Mitte Dezember zu Wasserabfluss aus dem Moor geführt haben, werden dann repariert. „Derzeit ist das aufgrund der zu nassen Bedingungen vor Ort nicht möglich“, erklärt Meinusch. Die Baumaßnahmen sind Teil eines größeren Plans für das Dosenmoor, der bereits 2019 planfestegestellt wurde und nun über mehrere Jahre hinweg umgesetzt wird. So wird Schritt für Schritt der natürliche Wasserstand des Moores wiederhergestellt. Ein Gewinn für Tiere, Pflanzen und den Klimaschutz.

Aktuelle Lage
Aufgrund der starken Niederschläge kommt es derzeit im Bereich rund um den letzten und den nun beginnenden Bauabschnitt zu hohen Wasserständen. An zwei Stellen ist der im vergangenen Bauabschnitt neu errichtete Dammabschnitt abgesackt und teilweise haben sich im durchweichten Moorboden Risse gebildet. Die abgesackten Dammabschnitte werden im Zuge der Baumaßnahmen im Herbst repariert. Auch die Wasserstände der nahe verlaufenden Dosenbek, in die viele landwirtschaftliche Flächen entwässern, sind stark angestiegen. Ein Feldweg wurde dadurch teilweise überspült und daher gesperrt. Schilder warnen Fußgänger überall im Gebiet vor dem Betreten. Grundsätzlich herrscht im Naturschutzgebiet ein generelles Betretungsverbot (gemäß NSG-VO „Dosenmoor“ §4) Ein Betreten der Flächen abseits der noch offenen Wege kann lebensgefährlich sein. Wir möchten Sie daher eindringlich bitten, das Gebiet und den Baustellenbereich nicht eigenmächtig zu betreten. Aufgrund der hohen Wasserstände sehen wir von einem Vor-Ort-Termin für die Medien derzeit ab.

Hintergrund
Das Dosenmoor bei Neumünster ist eines der wertvollsten Moore, die wir in Schleswig-Holstein haben. Obwohl es über viele Jahrzehnte entwässert und Torf abgebaut wurde, ist noch ein großer Teil des Hochmoores erhalten – ein echter Schatz für moortypische Tiere und Pflanzen sowie eine Chance für den Klimaschutz.

Deshalb wird das Dosenmoor Stück für Stück renaturiert, indem der natürliche Wasserstand wiederhergestellt wird. Damit das Wasser zukünftig im Gelände bleibt, bauen die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein über viele Jahre hinweg das Moor um. Sie verschließen Entwässerungsgräben, buddeln Drainagen aus, bauen Dämme und Überläufe.

Wie es aussieht, wenn ein Moor wieder Moor sein darf, kann man am besten auf dem Bohlenweg im nördlichen Teil erleben. Rechts und links der Planken gedeihen der fleischfressende Sonnentau, die Moosbeere, Wollgras, die CO2-speichernden Torfmoose und viele weitere seltene Arten. Der Moorerlebnispfad ist am besten vom Parkplatz Dosenmoor (https://maps.app.goo.gl/qtniA37Nfk6ima4fA) zu erreichen, dieser Weg ist weiter für Besucher*innen offen.

Die Pressemitteilung finden Sie hier zum Download.

Seit über zehn Jahren baut die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den Wald aus Fichten inmitten der Binnendünenlandschaft Nordoe im Kreis Steinburg um. Zwischen den Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide soll jetzt ein heimischer Laubwald entstehen. Ziel ist es, aus dem gepflanzten Fichtenforst einen typischen Heidewald zu entwickeln, der sich einschmiegt in die für das Gebiet typischen ausgeprägten Heideflächen und Sanddünen.

Schon in ein paar Jahren werden Eichen diesen Wald dominieren. Damit ist er bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein, als nicht-heimische Fichten. Bei Stürmen drohen sie also weniger schnell umzufallen. „Außerdem kommen sie auf den sandigen Böden viel besser mit wärmeren Temperaturen klar und trotzen so eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können.“, erklärt Karin Windlfoff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100-prozentige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Als Drittes kommt noch hinzu, dass sie nicht von Borkenkäfern zerfressen und damit schon vorgeschädigt sind. In Nordoe sei laut Windloff der Buchdrucker, eine bestimmte Art des Borkenkäfers, weit verbreitet und habe dort schon einige Schäden an den Bäumen angerichtet.

In den kommenden Wochen werden deshalb Forstmitarbeiter*innen mit Harvestern – einer großen Ernte-Maschine, die Bäume fällt und fürs Sägewerk vorbereitet – in dem Gebiet entlang der beliebten Wanderwege im Süden des Stiftungslands Nordoe unterwegs sein. In der Zeit kann es zu Behinderungen und auch zeitweisen Sperrungen des Wanderwegs direkt nebenan kommen. Der aktuelle Abschnitt des Waldumbaus findet auf insgesamt 16 Hektar statt.

Die Arbeiten mit dem Harvester starten am Mittwoch, 10. Januar 2024 und werden bis
ca. 24. Januar andauern.


Danach werden dann zügig die kleinen Neu-Wald-Bewohner Eichen, Weißdorn, Schwarzdorn, Hainbuche und einige wenige Rotbuchen – zum Teil maschinell – gepflanzt. Mit dem Heidewald bekommt Nordoe noch eine Extraportion biologische Vielfalt. Denn er ist schön hell und warm und bietet den schon jetzt in Nordoe umherflatternden Vögeln wie Grünspecht, Misteldrossel, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kleiber und Eichelhäher viel Nahrung, Baumhöhlen und Nistplätze. Auch Schmetterlinge wie der Mittlere Perlmuttfalter sowie Wildbienen freuen sich über ein frisch renoviertes Zuhause.

Die Holzerträge durch den Verkauf der Fichtenstämme fließen vollständig ins Projektgebiet zurück. Das bedeutet konkret: von dem Geld werden die neuen Bäume gekauft und die Fällsowie die Pflanzarbeiten finanziert.

Hintergrundinformationen zum Projekt:
Vor über zehn Jahren hat der Waldumbau im Stiftungsland Nordoe begonnen. Nach einer längeren Pause – in dieser Zeit haben sich die Vielfaltschützer*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mehr auf die Entwicklung des Offenlandes konzentriert – wurden die Arbeiten im Jahr 2021 wieder aufgenommen. Im zentralen Bereich des Gebietes hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Hostein etwa 22 Hektar vom Fichtenforst zum naturnahmen Mischwald umgebaut. Im Folgejahr 2022 kamen dann etwa 11 Hektar am Südostrand des Gebietes dazu. Jetzt werden etwa 16 Hektar im Süden des Gebietes umgebaut. Und auch in 2024 geht es weiter, dann stehen in etwa 40 Hektar Waldumbau im Norden des Gebietes an.

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Dezember


Er ist der farbenprächtigste Rabe, taubengroß, zugleich Gärtner und Sammler und dazu noch ganz schön clever: der Eichelhäher. Dieser wunderschöne Singvogel mit den leuchtendblau-weißen Federflügeln lebt bevorzugt im Wald und liebt Bucheckern und Eicheln. Damit ihm sein Lieblingessen im Winter nicht aus geht, hat er eine geschickte Strategie entwickelt: Er versteckt beispielsweise die Eicheln im Waldboden und sorgt auf diese Weise dafür, dass dort neue kleine Eichen-Bäumchen wachsen. Allerdings nur, wenn er sie nicht im Winter hungrig wieder ausgräbt und verspeist. Anders als häufig angenommen kann der schöne Singer mit dem unnachahmlichen Warnruf sich über 6000 Verstecke merken und ist damit im Gegensatz zum Eichhörnchen ein echter Gedächtnismeister. Und: er muss nicht auf all seine Vorräte zurückgreifen, so dass es in jedem Fall einige Bäumchen aus der Eichel zu kleinen Eichenbäumen schaffen.

Diese Eigenschaft des „Gärtner des Waldes“, wie der Eichelhäher auch liebevoll genannt wird, hat sich Maßnahmen-Managerin Karin Windloff von der Ausgleichsangentur Schleswig-Holstein – einer 100%igen Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – zu nutze gemacht und hofft jetzt auf die fleißigen Schnäbel des taubengroßen Vogels. „Er ist nicht nur ein Gedächtnis-Genie, sondern auch noch ein Logistik-Künstler, denn er kann bis zu elf Eicheln auf einmal transportieren. Bis zu zehn passen in seinen Kehlsack und eine eweitere transportiert er im Schnabel. Auf diese Weise trägt er bis zu 3000 Eicheln – das entspricht in etwa 15 Kilo – als Wintervorrat zusammen“, erklärt sie. Deshalb hat Windloff gemeinsam mit den beiden FÖJler*innen (FÖJ = Freiwilliges Ökologisches Jahr) Henrik Hagedorn und Susanna Glowalla der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in den Wäldern des Stiftungsland Nordoes bei Itzehoe im Kreis Steinburg große quadratische, offene Holzkästen mit getrockneten Eicheln aufgestellt. „Jetzt muss der Eichelhäher sie nur noch holen und für uns einpflanzen. So unterstützt er uns beim Waldumbau vom Fichtenwald zum heimischen Laubwald“, sagt Windloff erwartungsvoll.

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Seit über zehn Jahren baut die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den Wald aus Fichten inmitten der Binnendünenlandschaft Nordoe im Kreis Steinburg um. Eingekuschelt zwischen den Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide soll jetzt ein heimischer Laubwald entstehen. Ziel ist es aus dem gepflanzten Fichtenforst einen typischen Heidewald zu entwickeln, der sich eingeschmiegt in die für das Gebiet typischen ausgeprägten Heideflächen und Sanddünen. Eichen werden diesen Wald schon in ein paar Jahren dominieren. Damit ist er bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein, als nicht-heimische Fichten. Bei Stürmen drohen sie also weniger schnell umzufallen. „Außerdem kommen sie auf den sandigen Böden viel besser mit wärmeren Temperaturen klar und trotzen so eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können“, erklärt Karin Windlfoff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100prozentige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Als Drittes kommt noch hinzu, dass sie nicht Borkenkäfer zerfressen und damit schon vorgeschädigt sind. In Nordoe sei laut Windloff der Buchdrucker, eine bestimmte Art des Borkenkäfers, weit verbreitet und habe dort auch schon einige Schäden an den Bäumen angerichtet.

In den kommenden 14 Tagen werden deshalb Forstmitarbeiter*innen mit Harvestern – also großen Waldbaggern mit Sägen, Greifarmen und Stamm-Ladeflächen ausgestattet – in dem Gebiet entlang der beliebten Wanderwege im Süden des Stiftungslands Nordoe unterwegs sein. In der Zeit kann es zu Behinderungen und auch zeitweisen Sperrungen des Wanderwegs direkt nebendran kommen. Der Waldumbau-Abschnitt findet auf insgesamt 16 Hektar statt.

Im neuen Jahr werden dann zügig die kleinen Neu-Wald-Bewohner, Eichen, Weißdorn, Schwarzdorn, Hainbuche und einigen wenigen Rotbuchen – zum Teil maschinell – gepflanzt. Mit dem Heidewald bekommt Nordoe noch eine Extraportion biologische Vielfalt. Denn er ist schön hell und warm und bietet den schon jetzt in Nordoe umherflatternden Vögel, wie Grünspecht, Misteldrossel, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kleiber und Eichelhäher viel Nahrung, Baumhöhlen und Nistplätze. Auch Schmetterlinge, wie der Mittleren Perlmuttfalter und Wildbienen freuen sich über ein frisch renoviertes zu Hause.

Die Holzerträge durch den Verkauf der Fichtenstämme fließen vollständig ins Projektgebiet zurück. Das bedeutet konkret: von dem Geld werden die neuen Bäume gekauft und die Fällsowie die Pflanzarbeiten finanziert.

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Die ersten 75 Hektar des Herrenmoors bei Nutteln haben die Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein schon im letzten Winter erfolgreich vernässt. Jetzt nehmen sie sich die nächsten 75 Hektar im Gemeindegebiet Vaalermoor vor.

Ziel ist es, in den nächsten Jahren das gesamte Moor mit insgesamt 260 Hektar wieder nass zu bekommen und damit dort dann jedes Jahr ca. 2.600 Tonnen Treibhausgase einzusparen, die bisher aus dem entwässerten Moorboden kommen. Die Planer*innen haben dafür das Herrenmoor nach Hydrologie und Topographie in fünf Bauabschnitte aufgeteilt, die jetzt von der Stiftung Naturschutz Stück für Stück umgesetzt werden.

Im gerade laufenden zweiten Bauabschnitt wurden vor circa 20 Jahren schon einmal Gräben zugeschüttet, um das Moor wieder nass zu bekommen. Doch diese „kleine Vernässung“ war nur teilweise erfolgreich, im Sommer trocknet der Torf-Boden immer wieder aus und gibt dann große Mengen Treibhausgase ab.

Diesmal bringen die Moorvernässer*innen der Stiftung Naturschutz das große Besteck mit: Riesige Kettenbagger bauen 4,5 Kilometer Dämme, stauen 35 Gräben an und setzen 17 Überläufe ein, um den Wasserstand auf die geplante Höhe einzustellen. Von März bis Ende August ruhen dann die Bagger, damit Vögel nicht beim Brüten oder Amphibien beim Laichen gestört werden. Wenn voraussichtlich Ende 2024 alles fertig ist, steht auch in diesem Bereich das Wasser ganzjährig klima-optimal bis zur Bodenkante.

Projektleiter Gerrit Werhahn: „Das Herrenmoor ist unser größtes Vernässungsprojekt in Schleswig-Holstein. Jeder Hektar Moor, der wieder nass wird, ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Erst stoppen wir den CO2-Ausstoß und wächst das Moor nach einigen Jahren wieder, kann es der Luft sogar aktiv CO2 entziehen. Je größer das wiedervernässte Moor, desto größer der Klimaschutz-Effekt.“

Auch Ministerpräsident Daniel Günther hat sich letztes Jahr selbst ein Bild von der Moor- Großbaustelle gemacht und war beeindruckt von diesem regionalen Vorzeige-Projekt für Klimaschutz made in Schleswig-Holstein. Finanziert werden die Umbauarbeiten aus dem Fond Biologischer Klimaschutz des Landes sowie durch private Spenden.

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Heimische Laubwälder sind nach Mooren DIE Klimaschützer Nr. 2! Deshalb verwandeln die Vielfaltschützer*innen der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100 %ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – den ehemals intensiv genutzten Acker in der Gemeinde Witzeeze bei Schwarzenbek im Kreis Herzogtum-Lauenburg in einen heimischen Laubmischwald.

Im Sommer wurde in einem ersten Schritt die Entwässerung gestoppt: die Drainagen wurden gekappt und die unterirdischen Rohrleitungen an die Oberfläche geholt. Mitt-lerweile wurde auch ein Wildschutzzaun um die etwa acht Hektar große Fläche gebaut, so dass die Pflanzungen der Bäume starten kann.

Am kommenden Mittwoch, 13. Dezember 2023 kommen dann rund 12.500 kleine Klimaretter – genauer gesagt heimische Laubbäume in die Erde. „Vor allem Eichen und Hainbuchen werden hier gepflanzt. Sie sollen zu einem naturnahen Eichenwald heranwachsen. Und in den stark vernässten Bereichen wollen wir einen Sumpfwald etablieren“, erklärt Ann-Kathrin Brandt, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Mit dem neuen, sumpfigen Wald entsteht auch eine Kohlenstoff-Senke. Mit anderen Worten: Der Wald nimmt die klimaschädlichen Gase, wie beispielsweise Kohlenstoff-dioxid, auf und bindet sie langfristig. Zudem wird der Wald durch die sumpfigen Bereiche langfristig auch dem Klimawandel besser standhalten, da die Bäume viel Wasser zur Verfügung haben und so problemlos Dürre und Trockenheits-Perioden überstehen können.

Diese naturnahen Eichenwälder zählen, so Brandt weiter, zu den artenreichsten Wäldern, die wir in Schleswig-Holstein haben. Hier werden sich, so mutmaßt Brandt, relativ schnell Spechte und Kraniche wohlfühlen. Außerdem werde ein abwechslungsreicher Waldrand mit vielen Sträuchern entwickelt, die wiederum einen nahezu perfekten Lebensraum für die stark bedrohte Haselmaus bieten.


Auch Fledermäuse werden den neuen Wald schnell für sich entdecken, hofft Brandt. Sie nutzen die Fläche schon im frühen Stadium als Nahrungsfläche. „Je älter der Wald dann wird, desto höher sind die Chancen, dass sich über die Zeit auch Höhlen und Spalten in den Bäumen bilden, die den Fledermäusen auch in sensiblen Phasen wie der Jungen-Aufzucht ein Zuhause bieten“, fügt Brandt hinzu. Neben Hasel- und Fledermaus findet auch der europaweit streng geschützten Moorfrosch und der Grasfrosch hier ein Zuhause – es entsteht also eine wildbunte Klimawald-WG.

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