März
Die ersten Pflänzchen sprießen aus dem Boden, den Hobby-Gärtner*innen kribbelt es in den Fingern, in den Baumärkten herrscht Hochbetrieb: Die Pflanzsaison in Schleswig-Holstein hat begonnen. Auch dieses Frühjahr ruft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wieder dazu auf, nur torffreie Erde zu kaufen.
Klimakiller Blumenerde
Jetzt werden wieder viele tausend Säcke mit frischer Blumen-Erde in den Einkaufwagen gewuchtet und zuhause in Kübel, Kästen und Beete geschüttet. Was viele nicht wissen: Mit dem Kauf der verpackten Erde sorgt man in den allermeisten Fällen für jede Menge CO₂- Ausstoß. Denn die Pflanzen-Erde enthält zum größten Teil Torf aus trockengelegten Mooren. Dieser setzt pro Kubikmeter rund 200 Kilogramm klimaschädliches Kohlenstoffdioxid frei. Ein paar Säcke Blumenerde verursachen also so viel CO₂-Ausstoß, wie ein modernes Auto auf etwa 2.000 Kilometern.
Erde ohne Torf
Dabei gibt es gute Alternativen. Heute werden in jedem Baumarkt und selbst beim Discounter Säcke mit torffreier Erde angeboten. Echte torffreie Erde beinhaltet meist einen Mix aus Rindenhumus und Pflanzenfasern. Die Gärtner*innen sollen sich auch nicht durch täuschende Labels wie „torfreduziert“ oder gar „Bioerde“ blenden lassen.
Noch besser – und auch günstiger – ist es, Kompost aus dem eigenen Garten oder dem örtlichen Kompostwerk zu holen. Einfach mal „Kompostwerk“ und die eigene Gemeinde googeln, das spart eine Menge Geld und Torf. Aufs eigene Umweltschutz-Konto kommen dazu noch kürzere Transportwege und eingespartes Verpackungsmaterial. Der Kompost gibt dem Boden auch wichtige Nährstoffe zurück, das freut den Pflanzen-Nachwuchs besonders.
Der Klimakiller kommt von weit her
In Schleswig-Holstein wird zum Glück kein Torf mehr abgebaut. Hierzulande werden immer mehr Moore aufwändig renaturiert, damit sie wieder zu Klimaschützern werden (mehr Infos: www.stiftungsland.de/klimaschutz). Aber woher kommt dann der Torf für unsere Pflanzerde? 60-70 Prozent des in Deutschland verkauften Torfs kommt aus dem industriellen Abbau in den baltischen Ländern. Das bedeutet, dass zu dem CO₂ aus dem Torf selbst noch einige Kilogramm pro Sack für den weiten Transport oben drauf kommen.
Und in Estland, Lettland und Litauen werden dafür intakte Moore zerstört. Jedes Kilogramm Torf fehlt aber als natürlicher Kohlenstoffspeicher im Kampf gegen den Klimawandel.
Denn wo das CO₂ gespeichert oder ausgestoßen wird, ist dem Klima egal. Die einzige Lösung für den Klimaschutz ist, ganz auf Torf zu verzichten und ihn dort zu lassen, wo er hingehört: im Moor.
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Mit ein bisschen Glück flattern schon in diesem Sommer die ersten kleinen Flussseeschwalben-Küken über den großen Strandsee der Strandseenlandschaft bei Schmoel nahe den Gemeinden Schwartbuck und Stakendorf im Kreis Plön. Denn: die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat dort heute gemeinsam mit dem NABU Schleswig-Holstein und der Hessischen Hausstiftung vom Gut Schmoel drei Brutflöße zu Wasser gelassen. Sie sollen ein sicherer Brutplatz für die bedrohten und selten gewordenen Flussseeschwalben sein. Wenn diese in ein paar Tagen aus ihrem Winter-quartier der Westküste Afrikas zurückkommen, sehen sie schon im Landeanflug aus der Luft die perfekten Nistplätze für die Familiengründung.
Die schwimmenden Kükenzimmer – jeweils mit einer Größe von 16 Quadratmetern – bieten jede Menge Platz für brütende Fluss-Seeschwalben. Ihr größter Feind sind Nesträuber wie beispielsweise Fuchs und Marderhund. In den vergangenen Jahren haben sie die Familienplanung der Bodenbrüter erheblich gestört, indem sie entweder die Eier aus den Nestern geklaut oder die frisch geschlüpften Küken gefressen haben. Mit den Brutflößen bieten die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ihnen jetzt einen weiteren Rückzugsort – den die vierbeinigen Räuber nicht er-reichen können. Auch das „Entern“ der Brutinsel ist nicht möglich, da ein passgenau gefertigter Überkletterungsschutz aus Metall dies verhindert.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Brutflöße sehr gut angenommen werden und die Küstenvögel hier ganz in Ruhe brüten können, so dass wir am Ende viele flügge Jungvögel in die Luft steigen sehen“, hofft der zuständige Flächen-manager Aiko Huckauf von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Immerhin trage das Land eine hohe Verantwortung für diese europaweit nach der Vogelschutzricht-linie geschützte Art und ihre Brutgebiete.
Die Brutflöße sind ein Auftrag im Rahmen der Umsetzung eines Managementplanes für das Euro-päische Vogelschutzgebiet, zu dem das Naturschutzgebiet Strandseelandschaft bei Schmoel gehört.
Die Maßnahmen werden mit Mitteln der Europäischen Union und des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Die Kosten belaufen sich auf 45.000 €.
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Gute Nachrichten für alle, die sich regional für den Klimaschutz engagieren wollen: Jetzt startet der Verkauf von 43.163 neuen MoorFutures®-Zertifikaten. Jedes Zertifikat steht für 1 Tonne CO2, die durch die Wiedervernässung eines Moores in Schleswig-Holstein nicht mehr in die Atmosphäre gelangt. Alle Zertifikate zusammen finanzieren das Projekt, von der Planung über den Bau bis hin zur Nachsorge über einen Zeitraum von 50 Jahren.
Durch den Kauf der Zertifikate können Unternehmen oder Privatpersonen einen freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz hier in Deutschland leisten – ob für den Nachhaltigkeitsbericht, die Firmen-Kommunikation, als Geschenk oder einfach das persönliche Verantwortungsgefühl – und den Erfolg dieses Engagements bei einem Besuch in den renaturierten Mooren auch selbst sehen und nachprüfen.
Das neueste Moor-Vernässungs-Projekt für den Klimaschutz in Schleswig-Holstein ist gestartet. Im Grotmoor rollten im Januar die großen Spezial-Bagger an und bauten einen bisher entwässerten Teil des Moores so um, dass das Wasser zukünftig wieder im Gebiet bleibt. Sind diese 96 Hektar Moor wieder nass, werden jedes Jahr mehr als eintausend Tonnen CO2 eingespart, die bisher aus dem trockengelegten Torf-Boden strömen.
Dabei entsteht zugleich ein wertvoller Lebensraum für gefährdete moortypische Pflanzen und Tiere. So erzielt jedes Zertifikat einen doppelten Effekt für den Klimaschutz und für die Biodiversität.
Zwei ähnliche, über MoorFutures® finanzierten Projekte mit 39.520 und 11.245 Zertifikaten wurden bereits erfolgreich im schleswig-holsteinischen Königsmoor umgesetzt. Der erste Monitoring-Bericht zeigt, dass die Treibhausgas-Einsparung dort die Berechnungen sogar übertreffen. Regelmäßig kommen MoorFutures®-Kund*innen ins Königsmoor und überzeugen sich selbst, was mit Ihrer freiwilligen finanziellen Unterstützung erreicht wurde.
Zertifikate-Shop und weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier:
www.moorfutures-sh.de
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Februar
Noch schlafen sie tief und fest, doch wenn die Temperaturen einige Tage lang über zehn Grad steigen und auch die Nächte nicht mehr zu kalt sind, erwachen die Zauneidechsen Mitte bis Ende März aus ihrer Winterstarre. Die flinken Reptilien lieben es nämlich warm, trocken und sonnig – sie sind Sommerkinder durch und durch. In Schleswig-Holstein ist die Zauneidechse (Lacerta agilis) stark gefährdet. Sie lebt hier bei uns häufig schon total isoliert – wie auf einer einsamen Insel. Die Strecke bis zum nächsten Zauneidechsen-Zuhause unüberwindbar weit weg. Denn die Mini-Echsen sind zwar schnell, aber lauf und wanderfaul. 60 Meter sind für sie schon fast eine unüberwindbare Distanz.
Oftmals weichen ihre letzten Rückzugsorte dem Straßen- Wohnungs und Häuserbau. Der Lebensraumverlust ist ihr stärkster Gefährdungsfaktor. Hinzu kommt dann noch die immer stärkere Landnutzung, die keine oder kaum Säume Streifen, Hecken und Lücken zulässt. Und der zunehmende Stickstoffeintrag aus der Luft. Dieser sorgt dafür, dass ihre nährstoffarmen Lebensräume zuwachsen und sie keine Sonnenplätze und sandigen Eiablageplätze mehr finden.
Zauneidechsen-Schlupfzahlen mit 158 auf Rekordkurs
Umso schöner, dass die Schlupfzahlen im vergangenen Sommer eine absolute Rekordhöhe erreicht haben. Waren es in den vergangenen Jahren so durschnittlich 41 Individuen , haben es im Sommer 2024 erstaunliche 158 Zauneidechsen aus dem Ei in der Aufzuchstation bis in die freie Wildbahn geschafft. „Das sind so viele wie nie zuvor“, freut sich Zauneidechsen-Retter Janis Ahrens von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der den Echsen gemeinsam mit den Reptilien-Expert*innen der Gesellschaft für Frei-landökologie und Naturschutzplanung mbH in Molfsee seit sieben Jahren Jahren bei der Reproduktion hilft. „Das ist ein Riesenerfolg und zugleich ein Riesenschritt für eine dauerhafte Rettung dieser bedrohten Art“, erklärt er.
Zauneidechsen-Wiederansiedlung feiert 10. Geburtstag
Angefangen hat die Zauneidechsen-Wiederansiedlung im Jahr 2015 sein Kollege Björn Schulz, heute Teamleiter Wildtiermanagement bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Schulz und das Reptilien-Team von GfN in Molfsee haben vor zehn Jahren zum ersten Mal vier Männchen und acht Weibchen in der Wildnis gefangen – natürlich aus einer der wenigen großen Zauneidechsen-Populationen hier in Schleswig-Holstein – und in einem Freilandgehege gehalten. Trächtige Weibchen wurden zur kontrollierten Eiablage dann kurzzeitig in Legeboxen überführt, anschließend wieder ins Freilandgehege entlassen. Die Brut der Eier überließen die Expert*innen dann von einem Brutschrank – dem sogenannten Inkubator – übernehmen. Das führte zum einen zu einer deutlichen verkürzten Schlupfzeit und auch zu einer höheren Schlupfrate. „In diesem Jahr werden wir die 1.300er-Marke mit Sicherheit knacken“, ist Ahrens optimistisch. Ausgesetzt wurden die meisten der kleinen Sonnenliebhaber im Kreis Segeberg. Dort haben in den vergangenen zehn Jahren 792 Echsen ein neues Zuhause gefunden. Konkret in Hasenkrug, Bad Bramstedt, Latendorf, Negernbötel, Daldorf und Ketelvierth.
Außerdem sind die Zauneidechsen in Schleswig-Holstein noch auf der Halbinsel Holnis, der Geltinger Birk und Oeversee südlich von Flenbsurg im Kreis Schleswig-Flensburg und in Nordoe bei Itzehoe im Kreis Steinburg ausgewildert worden. Die gute Nachricht: in einigen Zauneidechsen-Gebieten – darunter Nordoe, Dahldorf und Negernbötel – konnte Ahrens und sein Team schon nachweisen, dass die flinken Echsen sich auch in freier Wildbahn reproduziert haben. Ein toller Erfolg!
Schleswig-Holstein ist an vielen Stellen Zauneidechsen-Zuhause
Aber die Zauneidechsen-Retter*innen haben sich nicht nur um die gesicherte Familienplanung der bedrohten Art gekümmert und diese in geeigneten Gebieten ausgebracht. Sie haben vielerorts zuvor die Aufwertung und Neu-Schaffung von Lebensräumen umgesetzt. Dazu gehören auch die bereits oben genannten Aussetzungsgebiete: Holnis, Geltinger Birk, und Oeversee, sowie Nordoe. Aber auch die Segeberger Zauneidechsen-Lebensräume.
Auch in Woltersdorf im Lauenburgischen, in Johannistal im Kreis Ostholstein, in den Sorgwohlder Binnendünen im Kreis Rendsburg-Eckernförde und auch in Damsdorf im Kreis Segeberg hat das Zauneidechsen-Team viele Lieblingsplätze ganz nach dem Geschmack der kleinen Sommerkinder mit trockenen, warmen Plätzen mit Stein- oder Holzhaufen, Mauern, sonnigen Hängen und auch offenen, sandigen Bodenstellen, eingerichtet.
Der „Internationale Tag des Artenschutzes (UN World Wildlife Day)“ ist im Jahr 1973 im Rahmen des „Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES, Convention on International Trade in endangered Species of Wild Fauna and Flora)“ eingeführter Aktions- und Gedenktag zum Artenschutz. Er findet jährlich am 3. März statt: Durch das unterzeichnete Abkommen sollen bedrohte, wildlebende Arten geschützt werden, die durch Handelsinteressen gefährdet sind.
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Die Schleswig-Holsteiner*innen lassen beim Gassi-Gehen mit ihren geliebten Vierbeinern gerne mal die an vielen Orten herrschende Leinenpflicht schleifen. Ganz zum Leidwesen vieler Vögel, die derzeit ihre Nester am Boden einrichten, junger Hasen, die aufge-schreckt werden oder scheuer Rehkitze. Zu Beginn der Brut- und Setzzeit – die am 1. März startet – möchten wir, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, alle Hundehalter*innen bitten, ihre Hunde überall an die Leine zu nehmen und Hunde nur dort frei laufen zu lassen, wo es ausdrücklich erlaubt ist. Auch mit Langleinen o.ä., mit denen sich der Hund abseits der Wege bewegen kann, sind Hunde nicht hinreichend angeleint.
Viele Vögel wie beispielsweise der Waldlaubsänger – der nach neusten Beobachtungen vielerorts extrem selten geworden ist – suchen schon jetzt nach einem geeigneten Bodenbrut-Platz. Wenn sie dabei wiederholt von freilaufenden Hunden gestört oder aufgescheucht werden, meiden sie diese unruhigen Gebiete, da sie ihre Brut und auch die Aufzucht der Kleinen als zu gefährlich einschätzen. Angesichts der steigenden Zahlen von Hunden in der Landschaft gibt es für einige Vogelarten, bereits erhebliche Auswirkungen. Das gilt nicht nur für Nester mit Eiern, sondern auch für Jungvögel. Gerade Vögel, die nur eine Jahresbrut machen, wie beispielsweise Nachtigall, Sprosser, Fitis oder der oben erwähnte Waldlaubsänger, sind darauf angewiesen, dass diese möglichst erfolgreich ver-läuft – andernfalls verschwinden sie für immer.
In einigen Stiftungsländern – die Wiesen, Weiden, Moore und Wälder der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – brüten zudem vom Aussterben bedrohte Vögel, die nur noch wenige Rückzugsorte für die Familienplanung haben. So beispielsweise im Stiftungsland Johannistal im Kreis Ostholstein. Dort ist die Feldlerche, eine Rote-Liste-1-Art, zu Hause. Sie hält bei passender Witterung schon im März Ausschau nach einem schönen Brutplatz am Boden. Wird sie durch umher rennende, bellende und schnüffelnde Hunde aufgeschreckt, kommt sie so schnell nicht zurück. Einer der späten Bodenbrüter ist der Wachtelkönig. Seine Kleinen gehen frühestens Mitte Juli oder Anfang August in die Luft.
Auch Jungtiere von Rehen oder auch Hasen werden erheblich gestresst. Ein Hund nutzt seine Möglichkeiten, auch dann, wenn sein*e Besitzer*in ihn für harmlos hält.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass Zuwiderhandlungen auch mit einem empfindlichen Bußgeld geahndet werden können. In Naturschutzgebieten sind sogar auch Wegsperrungen möglich, die dann auch solche Besucher*innen beeinträchtigen, die sich vernünftig verhalten.
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Jetzt kommen die großen Bagger zurück und es geht weiter im Grotmoor: Auf weiteren rund 96 Hektar stellen die Spezial-Bagger den optimalen Wasserstand für Klima, Pflanzen und Tiere wieder her. Ist dieser Bauabschnitt voraussichtlich im Frühjahr 2026 fertig, werden dort mehr als 1.200 Tonnen CO2 im Jahr nicht mehr als Treibhausgas in die Luft abgegeben, die bisher aus dem Boden entweichen. Fängt das Moor nach einigen Jahren wieder an zu wachsen, kann es sogar wieder aktiv CO2 aus der Luft aufnehmen und speichern.
Die Projektpartner setzen dabei auf ein bewährtes Erfolgsrezept: Die Landesforsten geben die Flächen und bringen ihr Wissen über das Gebiet ein, die Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz und der Ausgleichsagentur vernässen das Moor mit ihrer mehr als vierzigjährigen Erfahrung. Weitere Akteure, wie zum Beispiel die Gemeinde Heidmoor, Behörden und Gewässerverbände sind dabei eingebunden.
Ein echtes Crowdfunding-Klimamoor
Das Besondere an diesem Projekt: Jede*r kann sich am Klimaschutz direkt vor der eigenen Haustür beteiligen. Denn die Vernässung dieser 96 Hektar des bisher entwässerten Hochmoores wird über freiwillige Klimaschutz-Zertifikate, die sogenannten MoorFutures®, refinanziert. Jedes dieser Zertifikate steht für eine Tonne CO2, die durch die Wiedervernässung nicht mehr in die Atmosphäre gelangt. Diese werden in einem Register beim Umweltministerium (MEKUN) festgehalten. Über den Kauf der Zertifikate finanzieren Privatpersonen und Unternehmen die Planung, die Baukosten sowie die Nachsorge und das Monitoring über 50 Jahre.
Das Beste aber ist, dass man das Ergebnis auch selbst sehen kann. Bei einem Spaziergang durch das dann vernässte Moor können alle, die sich dafür engagiert haben, selbst prüfen, wofür das Geld eingesetzt wurde und wie sich das Moor entwickelt. Dafür sind auch ein Aussichtspunkt und Infotafeln mit eingeplant.
Diese Art der Finanzierung von Moor-Klimaschutz durch freiwilliges privates Engagement wurde bereits erfolgreich im Königsmoor in der Gemeinde Christiansholm, Kreis Rendsburg-Eckernförde, praktiziert. Das Moor entwickelt sich prächtig: Der regelmäßige Monitoring-Bericht zeigt, dass die Treibhausgas-Einsparungen sogar über den Erwartungen liegen.
Weitere Informationen und die Möglichkeit, Zertifikate zu erwerben, finden sich auf der Website www.moorfutures-sh.de.
So läuft der Umbau
Zuerst werden Bäume und Büsche im Baubereich gefällt und bauliche Anlagen der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung entfernt, darunter drei Kilometer Stacheldrahtzaun. Dann haben die großen Kettenbagger freie Fahrt, um Drainagen aus dem Boden zu holen, Gräben zu verschließen und fast zehn Kilometer Torf-Wälle zu bauen.
Zwischen März und August ruhen die Baumaschinen wie bei allen Moorschutzprojekten Schleswig-Holsteins, um den Nachwuchs von Vögeln und Amphibien nicht zu gefährden. Im Spätsommer 2025 geht es dann weiter mit dem Umbau des Grotmoors, der im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein soll.
Janis Ahrens, Projektleiter, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein:
„In dem bereits wiedervernässten Gebiet direkt nebenan sehen wir das Ziel. Ein nasses Moor, das seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet, seltenen Arten einen Rückzugsort bietet und Starkregenereignisse oder Trockenheiten abpuffert. Mit jeder Baggerschaufel Torf, die wir bewegen, kommen wir diesem Ziel näher. Sind wir Anfang 2026 mit dem Umbau fertig, stehen die Chancen gut, dass die moortypischen Pflanzen und Tiere von der benachbarten Fläche hier rüber kommen.“
Philipp Meinecke, stellv. Geschäftsführer der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein:
„Mit den MoorFutures®-Zertifikaten können sich alle einfach und regional für den Klimaschutz engagieren. Das haben bei unseren anderen beiden Projekten im Königsmoor bereits hunderte von Privatpersonen und Unternehmen gemacht. Jetzt machen wir gemeinsam das Grotmoor wieder zu einem natürlichen Kohlenstoffspeicher und wertvollen Lebensraum, den man nach dem Umbau selbst besuchen kann.“
Dr. Chris Freise, Direktor Schleswig-Holsteinische Landesforsten:
“Das Projekt Grotmoor MoorFutures® I ist das größte Moorschutzprojekt auf den Flächen der Landesforsten und hat Leuchtturmcharakter für den biologischen Klimaschutz im Land, da es als Beispiel für erfolgreiche Kooperation im Naturschutz zu weiteren Projekten auch mit großer Flächenrelevanz anregt. Neben unseren Erstaufforstungen zur Waldmehrung und dem Waldumbau zur Entwicklung klimaresilienter Wälder als Kernbestandteile des biologischen Klimaschutzes der Landesforsten freue ich mich sehr über das große Engagement im Grotmoor und auf weitere vielfältige Kooperationsprojekte in unseren Hoch- und Waldniedermooren.“
Hintergrundinformationen
Grotmoor
Das Grotmoor liegt in der Gemeinde Heidmoor im Kreis Segeberg. Es handelt sich um ein insgesamt rund 650 Hektar großes Hochmoor. Die meisten Teile sind heute noch über Drainagen im Boden und Gräben entwässert, viele Flächen als Grünland genutzt.
Mit großem Erfolg hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zusammen mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten bereits im Winter 2022/2023 die ersten 73 Hektar des Grotmoors im Kreis Segeberg wiedervernässt. Seitdem werden jährlich mehr als 700 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht mehr in die Atmosphäre abgegeben, sondern bleiben im Boden gespeichert. Auch die moortypischen Arten siedeln sich bereits wieder an. Dieser erste Bauabschnitt wurde finanziert über das Landesprogramm Biologischer Klimaschutz.
Aktuelles Projekt Grotmoor MoorFutures® I
Projektträgerin ist die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Flächeneigentümer sind die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Gemeinsam wird das Projekt umgesetzt. Den Zertifizierungsprozess und den Verkauf der MoorFutures®-Zertifikate organisiert die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein.
Die Projekt-Fläche ist 96 Hektar groß und wurde bisher als Grünland genutzt. Beim Umbau werden Entwässerungsgräben verschlossen, Drainagen gekappt und entfernt sowie Torf-Wälle mit eingebauten Überläufen gebaut. So bleibt das Wasser zukünftig im Moor, anstatt wie bisher abgeleitet zu werden.
Projektlaufzeit sind 50 Jahre. So lange wird durch die Ausgleichsagentur sichergestellt, dass das Moor für den Klimaschutz optimal nass bleibt. In einem Rhythmus von fünf Jahren wird geprüft, ob die CO2-Einsparziele erreicht werden und wie sich die Vegetation im Moor entwickelt. Dies wird jeweils in einem Monitoring-Bericht festgehalten und veröffentllicht.
Mehr zum MoorFutures®-Standard und zum Zeritifizierungsprozess finden Sie auf der Website www.moorfutures-sh.de.
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Ein Bagger und ein Schlepper sind in diesen Tage im Stiftungsland – einer vier Hektar großen Ackerfläche der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – nahe der Gemeinde Stubben im Kreis Herzogtum Lauenburg unterwegs. Sie verwandeln im Auftrag der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein einen ehemaligen Intensiv-Acker in einen bunten Vielfalts-WG-Wald mit positiven Klimaeffekten und Lebensräumen für verschiedene Vogelarten, Frösche, Molche und zu guter letzt auch für Fledermäuse.
In einem ersten Arbeitsschritt wird die Entwässerung der Ackerfläche gestoppt: der Bagger zerstört in den kommenden drei Tagen die unterirdischen Drainagerohre und schließt einen Graben, der das Wasser aus einer tieferliegenden Senke abführt. Dadurch entsteht inmitten der Fläche ein Teich für Frösche, Kröten und Molche wie beispielsweise den Kammmolch.
Zugleich wird der etwa vier Hektar große Acker dadurch auf die Waldpflanzungen mit ausschließlich heimschen Laubarten wie Eichen und Hainbuchen vorbereitet. Die kleinen Bäume werden voraussichtlich schon im Herbst gepflanzt. Bis die Bäume groß sind ist die wiedervernässte Fläche ein willkommener Lebensraum für Neuntöter, die eine offne Landschaft lieben und später gesellen sich dann eher die für Schleswig-Holstein typischen Waldarten wie Mittelspecht, Eichelhäher, Bampieper und Waldlaubsäger dort an. Mit ein bisschen Glück finden auch Fledermäuse den Wald als neues Zuhause attraktiv.
Mit dem neuen Wald leisten Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein einen wichtigen Beitrag zum Klima- und gleichermaßen zum Artenschutz. Denn: Naturnahe ungenutzte Laubwälder sind effektive Kohlenstoffspeicher und wichtiger Lebensraum für viele stark an Eichen angepasste Tiere.
Die Umbaumaßnahmen werden voraussichtlich schon morgen im Laufe des Nachmittags beendet sein. Ab dem 1. März ruhen dann alle Bagger im Land, weil dann die Brut- und Setzzeit beginnt.
Die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*innen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein übernimmt die Suche nach einer geeigneten Kompensationsfläche, wickelt die Beantragung ab und setzt die Maßnahmen fachgerecht um. Zudem ist auch die dauerhafte Pflege gesichert.
Mehr Informationen unter: www.ausgleichsagentur.de
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Sie sind angeschlagen von Wind und Wetter und zerfressen vom Borkenkäfer – die Fichten im Stiftungsland Nordoe bei Itzehoe sind mehr als angeschlagen, einige von ihnen drohen sogar umzukippen. Deshalb ist jetzt zum wiederholten Mal eine große Holzernte-Maschine – ein sogenannter Harvester – inmitten der Binnendünenlandschaft Nordoe im Kreis Steinburg unterwegs. Sie fällt in den kommenden vierzehn Tagen den Forst im Norden des Gebietes. In einem zweiten Schritt soll dann zwischen den Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide ein heimischer Laubwald entstehen. Ziel ist es also, aus dem vor über 40 Jahren gepflanzten Fichtenforst einen typischen Heidewald zu entwickeln, der sich einschmiegt in die für das Gebiet typischen ausgeprägten Heideflächen und Sanddünen.
Schon in ein paar Jahren werden Eichen diesen Wald dominieren. Damit ist er bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein, als nicht-heimische Fichten. Bei Stürmen drohen sie also weniger schnell umzufallen. „Außerdem trotzen sie eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können.“, erklärt Karin Windlfoff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100-prozentige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Als Drittes kommt noch hinzu, dass die heimischen Laubbäume nicht von Borkenkäfern zerfressen und damit schon vorgeschädigt sind. In Nordoe sei laut Windloff der Buchdrucker, eine bestimmte Art des Borkenkäfers, weit verbreitet und habe dort schon einige Schäden an den Bäumen angerichtet.
In den kommenden Wochen werden deshalb Forstmitarbeiter*innen mit einem Harvester – einer großen Ernte-Maschine – die Bäume fällen und fürs Sägewerk vorbereitet – in dem Gebiet entlang der beliebten Wanderwege im Norden des Stiftungslands Nordoe unterwegs sein. Im Nordosten des Stiftungsgebietes finden im gesamten Bereich bis zu den Bahnschienen einzelne Fällarbeiten statt. Im Nordwesten des Stiftungsgebietes zwischen der ehemaligen Bunkeranlage und dem Gemeindegebiet Breitenburg finden Maßnahmen in einem größeren Umfang statt. Daher werden in der Zeit vom 17./18. Februar bis Ende Februar die Wanderwege dort gesperrt bleiben.
Auch auf den übrigen Wegen kann es in dieser Zeit zu Behinderungen kommen. Der aktuelle Abschnitt des Waldumbaus findet auf insgesamt 42 Hektar im Norden des Gebietes statt.
In den Bereichen wo noch keine jungen Laubbäume in den Startlöchern stehen um die Lücken zu nutzen, werden im kommenden Herbst die kleinen Neu-Wald-Bewohner Eichen, Weißdorn, Schwarzdorn, Hainbuche– zum Teil maschinell – gepflanzt. Diese neuen Wald-Bewohner sollen dabei mit typischen Heide Bewohner wie der Besenheide oder die Rundblättrige Glockenblume in einer Vielfalts-WG mit Hilfe einer Mahdgutübertragung kombiniert werden.
Mit dem so entstehenden Heidewald bekommt Nordoe noch eine Extraportion biologische Vielfalt. Denn er ist schön hell und warm und bietet den schon jetzt in Nordoe umherflatternden Vögeln wie Grünspecht, Misteldrossel, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kleiber und Eichelhäher viel Nahrung, Baumhöhlen und Nistplätze. Auch Schmetterlinge wie der Mittlere Perlmuttfalter sowie Wildbienen freuen sich über ein frisch renoviertes Zuhause.
Die Holzerträge durch den Verkauf der Fichtenstämme fließen vollständig ins Projektgebiet zurück. Das bedeutet konkret: von dem Geld werden die neuen Bäume gekauft und die Fäll- sowie die Pflanzarbeiten finanziert.
Hintergrundinformationen zum Projekt:
Vor über elf Jahren hat der Waldumbau im Stiftungsland Nordoe begonnen. Nach einer längeren Pause – in dieser Zeit haben sich die Vielfaltschützer*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mehr auf die Entwicklung des Offenlandes konzentriert – wurden die Arbeiten im Jahr 2021 wieder aufgenommen. Im zentralen Bereich des Gebietes hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein etwa 22 Hektar vom Fichtenforst zum naturnahmen Mischwald umgebaut. Im Folgejahr 2022 kamen dann etwa 11 Hektar am Südostrand des Gebietes dazu. In 2024 wurden in etwa 16 Hektar im Süden des Gebietes umgebaut. Und auch in diesem Jahr geht es weiter, dann stehen in etwa 40 Hektar Waldumbau im Norden des Gebietes an.
Die Ausgleichsagentur – 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*rinnen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Von den oben beschriebenen gesetzlich verpflichtenden Ausgleichsmaßnahmen profitieren nicht nur die Natur, sondern auch die Bauherr*innen. Damit wird gleichzeitig der Flächenbedarf minimiert, da der Ausgleich auf dem Flächenbestand der Stiftung Naturschutz stattfindet und keine weiteren Flächen in Anspruch nimmt.
Mehr Informationen unter: www.ausgleichsagentur.de
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Sie sind schon in die Jahre gekommen und brauchen regelmäßige Pflege: die alten Obstbäume auf der Wiese entlang der Wiemersdorfer Au am Ortsausgang der kleinen Gemeinde Hasenkrug im Kreis Segeberg. Dank des 2400-Euro-Sponsorings der Sparkasse Südholstein an die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist jetzt eine Rettung der ersten 40 von ingesamt 120 Obstbäumen in Sicht.
In einem ersten Schritt werden die Kronen der Obstbäume jetzt mittels Handsäge und -Schere, sowie mit einer sogenannten Schneidgiraffe geschnitten. „Wir versuchen damit die Bäume wieder zu beleben. Denn einige von ihnen stehen schon mehr als 20 Jahre auf der Wiese und wurden, was die Pflege angeht vernachlässigt, weil einfach die Men-Power fehlte. Das tut den Bäumen nicht gut, denn Obstbäume müssen in ihrem Leben fortwährend durch Schnittmaßnahmen und begleitendende Arbeiten im Baumumfeld gepflegt werden“, erklärt Wim Nieuwenhuijs, Maßnahmen-Manager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Für die Arbeiten, die jetzt dank der großzügigen Unterstützung der Sparkasse Südholstein endlich möglich werden, hat er sich einen Obstbaumschnitt-Profi an Seine Seite geholt.: Jürgen Golz übernimmt die Vitalisierungs-Arbeiten an dem Gelben Richard, der Petersbirne und Co.
Jan Köber zuständig für das regionale Engagement der Sparkasse Südholstein freut sich über schnell sichtbar Erfolge. „Wir freuen uns direkt vor Ort mit unserem Sponsoring etwas zui bewirken und den Bäumen helfend unter die Äste greifen zu können. Mit dieser Maßnahmen beleben wir eine alte Streuobstwiese und schaffen ein „Obst-To-Go-Platz“ für Jedermann inmitten der Gemeinde“, freut er sich. Sobald die Bäume geschnitten und wieder blühen und im Sommer saftig-süße Äpfel und Birnen tragen, sind sie für Spaziergänger*innen pflückbar.
Die bereits abgestorbenen alten Obstbäume verbleiben als Lebensraum für Pilze und Totholzkäfer auf der Fläche.
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Normalerweise sorgen Vieh-Gitter – sogenannte Cattle Grids – an Übergängen von Weiden dafür, dass die Tiere diese nicht überqueren. „Rinder und Pferde mögen für gewöhnlich nicht über das Cattle-Grid gehen, weil sie dort schwer festen Halt finden. Die runden rutschigen Streben des Gitters stellen sowohl für die Hufe der Pferde als auch die Klauen der Rinder eigentlich eine große Herausforderung dar. Auch viele Hunde mögen die Gitter nicht überqueren.“, erkärt Nele Andresen, Rinderhalterin und Juniorchefin von Weidelandschaften e.V. und eine der größten Pächterin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. „Vieh- Gitter oder Cattle-Grids sind extra für diesen Zweck hergestellte Sperren.“
Die Galloways im Stiftungsland Nordoe südlich von Itzehoe haben sich offensichtlich das Überqueren der Vieh-Gitter bei den vielen Spaziergänger*innen in dem Gebiet abgeguckt. Seit kurzem überwinden sie die Viehgitter problemlos. „Wir haben es eines Morgens bei einer Flächenkontrolle festgestellt, als ein paar der neun Highlands auf einer anderen Weide, als ihrer ursprünglichen standen und überraschender Weise auch den Weg über das Cattle-Grid zurück wählten“, erklärt Nele Andresen erstaunt über die neue Fähigkeit. Das sei ihnen bisher noch nie passiert, ergänzt die junge Unternehmerin.
Deshalb sind jetzt Tore zwischen den Weiden in Nordoe montiert worden. Die großen Tore bleiben geschlossen und können nicht durchquert werden, aber daneben sind kleine Tore eingebaut, durch die die Besucher*innen problemlos mit ihren Hunden gehen können. Zu groß sei die Gefahr, dass die Galloways mit ihrem neu erlenten Trick auf der benachbarten Schnellstraße landen oder eben außerhalb der für sie bestimmten Weiden.
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Geübte Forstmitarbeiter*innen klettern in diesen Tagen mit Kettensägen geschickt durch die Eichen und Buchen am Hang des Tals zum Elbe-Lübeck Kanal im Stiftungland Klempau zwischen Bad Oldesloe im Norden und Ratzeburg im Süden im Kreis Herzogtum-Lauenburg. Sie gelangen mit Hilfe eines Hubsteigers auf Ketten mit einer Arbeitsbühne auf einem langen ausfahrbaren Arm bis zu 14 Meter hoch in die Baumkronen und sägen dort Höhlen und Spalten in die etwa 80-jährigen Bäume – für Eichen und Buchen ein junges Alter. Von selbst würden diese Lebensräume für Fledermäuse und Co. erst sehr viel später entstehen und die Tiere noch jahrzehntelang vergebens nach Unterschlupf suchen.
Die zweckmäßig zu verzierenden Bäume werden zuvor von Martin Schnipkoweit, Forstmitarbeiter von silvaconcept, einem Dienstleister der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sorgfältig ausgewählt – zudem begleitet der erfahrene Naturwald-Förster die Arbeiten die ganze Zeit. Geplant und beauftragt hat Ann-Kathrin Brandt, Maßnahmen-Manager der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – einer 100 %igen Tochtergesellschaft der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die ausgeklügelten Maßnahmen. „Dieser schöne Eichenwald muss unbedingt erhalten werden. Leider fehlen ihm noch die markanten Strukturen wie Ast-Abbrüche, Höhlen, Rindenverletzungen und Totholz. Diese machen alte Bäume als neue Lebensräume für viele Totholzkäfer, Vögel und Fledermäuse erst richtig attraktiv“, erklärt die junge Landschaftsplanerin.
Die Maßnahmen auf einer Fläche von nur etwa einem Hektar dauern nur zwei Tage. In einem zweiten Arbeitsschritt in diesem Herbst – also nach der Brut- und Setzzeit, die von Anfang März bis Mitte Juli dauert – sollen dann die angeschlagenen Fichten für einen heimischen Laubwald fallen. Dann müssen große Holzerntemaschinen – sogenannte Harvester – anrücken, die die Fichten in dem etwa drei Hektar großen Gebiet entlang des Elbe-Lübeck Kanals fällen. Nach und nach werden dann heimische Laubbäume wie Stieleiche, Traubeneiche, Hainbuche und Eberesche gepflanzt. „Diese Arten sind viel besser für den Klimawandel gerüstet. Denn: sie wurzeln tiefer, können deshalb mit langen Trocken- und Hitzeperioden auskommen, stürzen nicht so schnell um, wie die flachwurzelnden Fichten und werden zudem nicht vom Borkenkäfer zerfressen“, erkärt Brandt weiter.
Außerdem bieten die heimischen Laubbäume mit den neuen Höhlen einen wertvollen Lebensraum für Waldfledermäuse und Waldvögel wie z.B. Mittelspecht und Trauerschnäpper.
Wir informieren sie rechtzeitig zu Beginn der Fäll- und Pflanzarbeiten ab Herbst 2025.
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Ab Montag, 10. Februar 2025 werden entlang des Deichweges zwischen dem Parkplatz Teichhof und dem Campingplatz am Niobe auf etwa 600 Metern Länge Sitka-Fichten gefällt. Die absterbenden Nadelbäume drohen auf die belebten Wege zu stürzen.
Seit etwa 70 Jahren säumen sie den Deichweg zwischen Strand und dem Nördlichen Binnensee im Norden Fehmarns. Den angepflanzten Nadelbäumen geht es aufgrund des Klimawandels jedoch immer schlechter. Sie stammen eigentlich aus dem Landesinneren und sind für die Bedingungen an der Ostseeküste nicht gemacht. Auf dem trockenen Sandboden hält sich das Regenwasser durch heißere Sommer immer schlechter.
Weil sie zu wenig Wasser bekommen, drohen die absterbenden Nadelbäume nun umzustürzen. Dadurch entsteht eine zunehmende Gefährdung für Spaziergängerinnen und Fahrradfahrer auf dem Deichweg und dem kleinen Wanderweg auf der anderen Seite der Baumreihe.
Wenn die Fichten verschwunden sind, kann die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein dort als Flächeneigentümerin wieder küstentypischen Bewuchs fördern.
Die Baumfäll-Arbeiten im Auftrag der Stiftung Naturschutz beginnen am Montag, den 10. Februar und werden voraussichtlich am 28. Februar 2025 abgeschlossen sein. Die wenigen Eichen und Waldkiefern bleiben stehen. Beide Wege können uneingeschränkt weiter genutzt werden.
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Januar
Der Wachtelkönig ist sehr scheu und äußerst selten, ihn in freier Wildbahn zu beobachten ist ein echter Glücksfall. Derzeit verweilt er noch in seinem Winterquartier, dem warmen Ostafrika. Doch wenn er Anfang Mai nach Schleswig-Holstein zurückkehrt, dürfte er schon im Landeanflug die frisch hergerichtete, feuchte Wiesenlandschaft im Stiftungsland Rosdorf im Süden des Naturparks Aukrug erkennen.
Ein Bagger sorgt im Auftrag der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – schon ab Mitte nächster Woche dafür, dass der große, schlanke Vogel mit dem langen Hals ein neues Zuhause vorfindet. In einem ersten Schritt spürt er auf der etwa zwei Hektar großen Fläche unterirdische Drainagen auf und entfernt sie. Dann baggert er flache Wassermulden in die Wiese – so-genannte Blänken – in denen sich von Zeit zu Zeit das Wasser sammelt. Mit ein bisschen Glück kann man dann schon in diesem Frühsommer die charakteristischen „Crex-crex“-Rufe des Wachtelkönig-Mannes hören. Mit seinem lauten Gesang versucht der braun-schwarz-gefiederte Vogel die Weibchen zur Paarungszeit zu beeindrucken. Diese Bau-maßnahme dauert in etwa ein bis zwei Tage und wird von Berenike Hansen, der Maß-nahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein begleitet. „Es fühlt sich gut an mit vergleichsweise kleinem Aufwand einen ganzen Lebensraum für den Wachtelkö-nig zu schaffen und somit seinen Bestand zu fördern“, sagt die junge Natur- und Land-schaftsplanerin.
Im Anschluss wechselt der Bagger die Uferseite der Stör und baut einen kleinen Erdwall in die gegenüberliegende Fläche ein, damit das Wasser auch hier auf der Wiese bleibt, nicht in die Stör abfließt und der Wachtelkönig auch auf den Nachbarflächen sein Som-merquartier beziehen kann.
Die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*innen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein können die Vorhabenträ-ger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein übernimmt die Suche nach einer geeigneten Kompensationsfläche, wickelt die Beantragung ab und setzt die Maßnahmen fachgerecht um. Zudem ist auch die dauerhafte Pflege gesichert.
Mehr Informationen unter: www.ausgleichsagentur.de
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Sie gehören zum Land Schleswig-Holstein wie der Wind und das Meer: Die trockenen Heideflächen mit pink-blühender Besenheide (Calluna vulgaris) und goldgelben Sandginster (Genista pilosa). Doch diese charakteristischen Landschaften – einst bedeckten sie 17 Prozent der Landesfläche – sind vor allem im Binnenland stark bedroht. Gräser oder Sträucher überwuchern die Heide vieler-orts. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese einzigarti-gen Lebensräume zu bewahren und damit viele Pflanzen und Tiere, die nur dort leben und überle-ben können zu retten.
Bewährtes Verfahren zur Rettung der Heiden in Schleswig-Holstein
Ein besonderes Gemeinschaftsprojekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Unabhängigen Kuratorium Landschaft Schleswig-Holstein (UKLSH) und der Lokalen Aktion Naturpark Westensee obere Eider e.V. findet aktuell in den Sorgwohlder Binnendünen bei Owschlag im Kreis Rendsburg-Eckernförde statt. Hier werden hier gleich zwei wichtige Heideflä-chen gerettet. Die eine in den Sorgwohlder Binnendünen und eine zweite im benachbarten Hed-wischmoor. „Die Heidefläche in den Sorgwohlder Binnendüne gehört zu den Goldstücken in ganz Schleswig-Holstein, denn sie ist noch vergleichsweise gut erhalten“, erklärt Eike Feddersen, Pro-jektmanagerin von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Deshalb wird diese Heidefläche mit einem historischen Rübenblattroder gemäht. Durch dieses Verfahren wird sehr wertvolles Mate-rial gewonnen: in dem Mahdgut ist nämlich nicht nur die Heide-Saat mit ihren typischen Heide-pflanzen enthalten, sondern auch Flechten und Moose. Direkt im Anschluss daran wird das ge-sammelte Mahdgut ins nahegelegene Hedwischmoor gebracht, wo es auf die vorbereiteten Flächen ausgebracht wird. Die Samen der Heidepflanzen können sich dort etablieren und eine neue blühen-de Schwestern-Heide entstehen lassen.
Ein Beitrag zur biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein
Neben der Mahdgutübertragung werden in diesem Herbst auch noch heidetypische Wildpflanzen wie Arnika und Schwarzwurzel ausgesät und eingepflanzt. Ziel ist es nicht nur die Optik, sondern auch die ökologische Funktion der Heide zu erhalten – sie ist Lebensraum für zahlreiche speziali-sierte Tier- und Pflanzenarten. „In dieser Heidefläche leben rund 250 verschiedene Schmetterlings-arten und über 500 Käfer“, weiß Dr. Kuno Brehm vom Unabhängigen Kuratorium Landschaft Schleswig-Holstein zu berichten.
Aber auch Kreuzotter und Zauneidechsen fühlen sich in den Sorgwohlder Binnendünen sehr wohl. „Die landestypischen Heideflächen sehen aber nicht nur wunderschön aus, Schleswig-Holstein hat auch eine Erhaltungs-Verantwortung für diese Lebensraumtypen“, betont Projektmanagerin Eike Feddersen von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Deshalb stehen diese Flächen ganz oben auf der Rettungsliste des Landes, dem sogenannten „Prioritätenkonzept der Lebensraumtypen des Landes Schleswig-Holstein“.
Ein Blick in die Zukunft
In den kommenden zwei Jahren wird das Verfahren auf weiteren, angrenzenden Flächen wieder-holt. Bis 2026 entstehen so insgesamt dreieinhalb Hektar neue Heideflächen, die während ihrer Blütezeit nicht nur leuchten, sondern auch für die Zukunft des Naturschutzes in Schleswig-Holstein stehen. Die Gesamtkosten des dreijährigen Gemeinschaftsprojekt von Stiftung Naturschutz Schles-wig-Holstein, dem Unabhängigen Kuratorium Landschaft Schleswig-Holstein und der Lokalen Ak-tion Naturpark Westensee obere Eider e.V. belaufen sich auf rund 65.000 Euro und werden vom Land Schleswig-Holstein finanziert.
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Ein Bagger rollt ab heute, Mittwoch, 15. Januar 2025 durch das europäische Schutzgebiet Kisdorferwohld zwischen Kisdorf und Itzstedt im Kreis Segeberg. Er renoviert dort die Kinderzimmer von gleich vier bedrohten Amphibien-Arten: Kammmolch, Teichmolch, Erdkröte und Grasfrosch. Die Teiche wurden vor über 18 Jahren von den Maßnahmen-Manager*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein auf den Wiesen und Weiden am Willbrann in Kisdorferwohld und der Waldwiese am Winsener Wohld hergerichtet. Über die Jahre sind einige jedoch zugewachsen und Büsche und Bäume werfen zu große Schatten auf die Teiche und Tümpel. Damit sind sie absolut ungeeignet für die bevorstehende Laichzeit der Molche, Frösche und Kröten. Sie alle brauchen saubere, sonnenbeschiene Teiche mit flachen Ufern und wenig Bewuchs.
Der Bagger räumt die Teiche wieder frei, damit sie pünktlich zur Paarungs- und Laichzeit der bedrohten Amphibien-Arten wieder attraktiv genug sind und als Laichgewässer genutzt werden. In den sonnigen Kleingewässern kann sich der Laich bestens entwickeln und auch die Kaulquappen von Frosch, Molch und Kröte wachsen schnell aus dem Wasser heraus.
Die Amphibien-Gewässer liegen im Europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000 und sind Rückzugsorte für den geschützten Kammmolch und Teichmolch, Erdkröte und Grasfrosch.
Finanziert werden die Maßnahmen über die „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Sie dauern in etwa 10 Tage.
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Ab Montag, den 20. Januar starten Baggerarbeiten im malerischen Stiftungsland Wesseker See in Ostholstein. Im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein werden direkt an der Küste nahe des Weißenhäuser Strandes auf 17 Hektar die invasive Kartoffelrose, Weidenbüsche und einige Bäume entfernt. Ziel der Aktion ist es, die wertvolle und sehr seltene Dünenlandschaft zu erhalten.
„Die Dünen sollen ‚offen‘ bleiben“, erklärt Jane Lassen, zuständige Projektleiterin der Stiftung Naturschutz. „Die invasive Kartoffelrose verdrängt viele der einzigartigen Pflanzen und Tiere, die in der trockenen Sanddünenlandschaft heimisch sind“, fährt die Naturschützerin fort.
Zauneidechse, Schmetterlinge, Insekten und seltene blühende Schönheiten, wie das Sumpf-Herzblatt, die Kleine Wiesenraute – viele gefährdete oder gar vom Aussterben bedrohte Arten haben hier ihr Zuhause und profitieren von den helleren Lichtverhältnissen, die durch die Arbeiten geschaffen werden. „Über 350 Pflanzenarten kommen im Naturschutgebiet vor und das soll auch so bleiben. So eine Vielfalt gibt es in Schleswig-Holstein nur an wenigen Stellen“, erklärt Lassen.
Genau für solche selten gewordenen Landschaften übernimmt die Stiftung Naturschutz Verantwortung. „Früher sind blütenreichen Dünenlandschaften an der Ostsee-Küste auf natürliche Art entstanden. Leider geschieht das auf Grund von menschlichen Einflüssen nur noch sehr selten“, erläutert die Naturschützerin. Invasive Arten, wie die Kartoffelrose breiten sich aus und nehmen den heimischen Dünenpflanzen die Luft zum Atmen. Durch Nährstoffe aus der Umgebung wachsen auch Bäume und Weidenbüsche besonders stark. Der Schatten der Gewächse hindert zudem die bedrohten Blühpflanzen am wachsen.
„Umso wichtiger ist es, die noch vorhandenen Dünenbereiche zu pflegen und erhalten. Dafür müssen wir die genannten Pflanzen entfernen“, erklärt Lassen.
Die Maßnahmen werden etwa sechs Wochen dauern und finden westlich des Oldenburger Grabens entlang der viel genutzten Wege zwischen Strand und Deich statt. Eine Einschränkung entsteht nicht, ab Ende Februar werden lediglich die Wegführungen leicht verändert und jeweils mit Weidezäunen versehen. Die ortsbekannten markanten Pappeln in Deichnähe sind von den Arbeiten nicht betroffen.
Die Naturschutzmaßnahmen sind Teil der schleswig-holsteinischen Biodiversitätsstrategie und werden aus Landesmitteln finanziert. Nächsten Winter werden die Arbeiten in einem zweiten Abschnitt fortgeführt.
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Dezember
Graffitis und grün anlaufender Beton lassen das Pumpenhaus und das Magazin des alten militärischen Tanklagers Schafstedt am Nord-Ostsee-Kanal im Kreis Dithmarschen trostlos wirken. Seit Jahrzehnten sind die bunkerartigen Gebäude ungenutzt. Doch jetzt soll Leben einkehren: aus den Gemäuern wurden in den vergangenen Monaten schützende Winter- und Sommerquartiere für Fledermäuse und andere Arten gemacht. Der erste kleine Flugsäuger – ein Braunes Langohr, erkennbar an den riesigen Öhrchen – ist pünktlich zur Bauabnahme diese Woche eingezogen.
Insgesamt 130 Hohlblocksteine, speziell für Fledermäuse entworfen, dazu 31 Wandpfeiler mit wärmegedämmten Spaltenverstecken und 26 weitere Spaltenverstecke an Wänden und Decken sind in den Gebäuden verbaut worden. Sie bieten gerade den trocken und kühl überwinternden Fledermausarten im Inneren der dicht gemauerten Gebäude sichere Rückzugsräume für den Winter. Dazu zählen insbesondere die Zwerg-, Mücken-, Rauhaut- und Breitflügelfledermaus.
Fassadenbleche und unterschiedliche kastenartige Sommerquartiere an der Außenfassade der Häuser machen die Anlage zu einem wahren Ganzjahres-Paradies. Durch die unmittelbare Nähe zum Nord-Ostsee-Kanal, der bei wandernden Arten als Korridor beliebt ist, bieten die außen angebauten Kästen gute Zwischenquartiere für beispielsweise Rauhautfledermäuse und Große Abendsegler. Um die „Artenschutzhäuser“ herum werden in den kommenden Monaten gezielt blütenbunte Wiesen für eine große Insektenvielfalt geschaffen – die wiederum Fledermäusen als Nahrung dient. Die finden abseits solcher Projekte immer weniger geeignete Quartiere vor.
Fledermäuse sind durch viele, von Menschen verursachte Veränderungen der Landschaft bedroht. „Zu nennen sind die intensivere Nutzung, Infrastrukturmaßnahmen und vor allem Abriss, Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden“, erläutert Matthias Göttsche die Ursachen. Der Ingenieur für Landschaftsnutzung und Naturschutz mit dem Fachbereichsschwerpunkt „Fledermäuse“ plante und begleitete die Baumaßnahmen zu Fledermausquartieren“ im Auftrag des Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V.
Doch nicht nur die kleinen Flugsäuger profitieren von den Maßnahmen. Auch für die stark bedrohten Zauneidechsen, Rauch- und Mehlschwalben sowie für Insekten wurden schützende Quartiere in und an den Gebäuden geschaffen.
„Erste Fledermäuse werden schon diesen Winter einziehen“, erläutert René Seifert vom Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V., das die Maßnahmen auf den Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein federführend umsetzt. „Allerdings ist das ein langer, generationenübergreifender Entwicklungsprozess. Fledermäuse nehmen über Jahre bis Jahrzehnte ein neues Quartier nach und nach an“, so Seifert.
Die Fläche, auf dem das Tier-Refugium entsteht gehört der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Diese sorgt durch eine gezielte Beweidung mit Ziegen und Galloways auch langfristig dafür, dass die wildbunten Wiesen für Insekten nicht zuwachsen. „Die vierbeinigen Naturschützer sorgen dafür, dass sich schädigende invasive Pflanzen, wie Lupine, Traubenkirsche und Japanischer Knöterich nicht ausbreiten“, erklärt Christine Büsing, zuständige Flächenmanagerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Die Fledermaus-Maßnahmen sind eine Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und dem Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V. Die Konzeption und Umsetzung der Maßnahmen erfolgte im Rahmen des Projektes „Trittsteine und Korridore für die Biodiversität in Dithmarschen“ (kurz TriKo) des Bündnisses aus Mitteln des Fonds „Mehr Natur für Dithmarschen“.
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Vor mehr als zweieinhalb Jahren fegten gleich drei heftige Winterstürme über Schleswig-Holstein hinweg. „Zeynep“, „Ylenia“ und „Antonia“ richteten überall im Land schwere Schäden an. Mit am heftigsten betroffen von den wütenden Winden war das Stiftungsland Wentorfer Lohe vor den Toren Hamburgs im Kreis Herzogtum-Lauenburg.
Die beiden regenreichen und nassen Folgejahre und das Aussetzen der notwendigen Aufräumarbeiten aufgrund der Brut- und Setzzeit – von Anfang März bis Mitte Juli – kamen in dem etwa 240 Hektar großen Gebiet der Stiftung Naturschutz Schleswig- erschwerend hinzu.
Ab dem heutigen Montag, 9. Dezember 2024 beginnen nun endlich die Pflanzarbeiten des Waldes. Auf ingsesamt etwa drei Hektar pflanzt ein Bagger rund 7.300 Bäume in die Erde. „Sie sollen die Lücken im Stiftungswald schließen, die während der Stürme entstanden sind, damit wieder ein geschlossenes kühles Waldinnenraumklima entstehen kann. Das ist für viele Waldbewohner überlebenswichtig“, erläutert Bernd Struwe-Juhl, zuständiger Flächenmanager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Gepflanzt werden hauptsächlich Stieleichen, Hainbuchen und Rotbuchen. „Wir verwandeln den ehemaligen Fichtenforst jetzt in einen heimischen Laubwald“, erklärt Martin Schnipkoweit von Silvaconcept, dem Forst-Dienstleister der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Damit ist der Wald in Zukunft bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein, als nicht-heimische Fichten. Bei Stürmen drohen sie also weniger schnell umzufallen. „Und die Eichen kommen viel besser mit wärmeren Temperaturen klar und trotzen so eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können“, ergänzt Bernd Struwe-Juhl. Zudem profitieren die heimischen Pflanzen-, Insekten- und Brutvogelarten, wie beispielsweise Kleiber, Buchfink, Sumpfmeise und Kernbeißer.
Die Pflanzungen werden voraussichtlich bis Freitag, 13. Dezember 2024 dauern.
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Jetzt kann es losgehen im Dörplinger Moor: Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wird in den nächsten Jahren im bisher entwässerten Moor auf 36 Hektar den natürlichen Wasserstand wiederherstellen. Damit werden die CO2-Emissionen gestoppt und ein Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen. Das ist nur möglich, weil die Gemeinde Dörpling die Initiative für das Projekt ergriffen hat und ihre Flächen zur Verfügung stellt. Auch der Eider-Treene-Verband war in die Planungen eingebunden.
Als vorbereitende Maßnahme werden ab dem 4. Dezember ein Graben am Rand des Gebiets geräumt und Gehölze – Bäume und Sträucher – entfernt.
Im ersten Schritt werden auf gut einem Kilometer Bäume entfernt, vor Ort geschreddert und dann abgefahren. Anschließend wird der Graben entlang der alten Bahnlinie auf etwas mehr als zwei Kilometern geräumt und vertieft. Er wird die Funktion eines Verbandsgewässers übernehmen, das bisher die angrenzenden Grünland-Flächen entwässert. In diesem Zuge werden auch vier Rohre, die das Wasser unter Wegen hindurch leiten, an die größeren Wassermengen angepasst und durch größere ersetzt. Der alte Graben, der mitten durch das Projektgebiet führt, wird später bei der Moor-Vernässung geschlossen.
Für die Bauarbeiten müssen einige Wege im Gebiet gesperrt werden (siehe Karte). Die Sperrungen werden, je nachdem wie die Wetterverhältnisse die Arbeiten beeinflussen, circa vier Wochen nicht nutzbar sein.
So geht es weiter
Wenn diese ersten vorbereitenden Schritte in Richtung Wiedervernässung getan sind, beginnen die Expert*innen mit den Planungen für den Umbau des Dörplinger Moors zu einem natürlichen CO2-Speicher und Lebensraum für viele moortypische Arten. Sind alle Genehmigungen erteilt, kommen die Bagger und bauen das Moor um. Dabei bleiben die vorhandenen Wege durch das Dörplinger Moor vollständig erhalten. Umliegende Flächen sind von der Vernässung nicht betroffen. Projektleiterin Cordula Knabe rechnet damit, dass die Vernässungsarbeiten im Jahr 2026 losgehen können.
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Zwei Tage lang rollen die Bagger ab morgen, Dienstag, 3. Dezember 2024 in Teilen des Tensfelder Moors östlich von Trappenkamp im Kreis Segeberg. Ihre Mission: sie vernässen die Wiesen und Weiden im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein für das Klima. Denn: während entwässerte, ehemalige Moorflächen das klimaschädliche CO2 ausstoßen, binden nasse, intakte Moore den Kohlenstoffdioxid.
In einem ersten Schritt verschließen die Bagger dazu die kleinen Gräben auf dem nördlichen Teil der Fläche durch sogenannte Grabenstaue. Im östlichen Bereich der Fläche – nahe der Tensfelder Au – suchen sie nach unterirdischen Drainagen und entfernen sie zugleich.
Durch die Maßnahmen bleibt dann nach ergiebigen Regenfällen, oder auch wenn die Tensfelder Au über die Ufer tritt, das Wasser länger in der Fläche. „Der ursprüngliche Moorboden agiert dann wie ein Schwamm, saugt das Wasser auf und dadurch verwandelt sich diese ungenutzte Grünlandfläche in eine kleine Klimaretterin. Sobald die Fläche nämlich unter Wasser steht, beginnen die moortypischen Torfmoose wieder zu wachsen und binden das klimaschädliche CO2“, erklärt Maßnahmen-Managerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Cordula Knabe. Damit leistet sie und das Moorschutz-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein aber nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz. Die seltenen und stark angepassten nässeliebenden Pflanzen, wie beispielsweise verschiedene Seggenarten breiten sich dann auch wieder auf dieser Fläche aus und verschiedene Torfmoos-Arten beginnen wieder zu wachsen.
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Im Frühjahr wurden bereits die Birken gefällt, jetzt kommen die Bagger zurück ins Dosenmoor. Ihr Auftrag: weitere zehn Hektar des Moores, die viel zu trocken sind, wieder mit ausreichend Wasser zu versorgen.
Die Baumaßnahmen starten am 2. Dezember und sind Teil eines umfassenden Plans für das Dosenmoor, der bereits 2019 planfestgestellt wurde und nun über mehrere Jahre hinweg umgesetzt wird. Stück für Stück renaturiert die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das wertvolle Hochmoor und beliebte Ausflugsziel vor den Toren Neumünsters. Ein Gewinn für Mensch, Natur und den Klimaschutz
In diesem Winter werden die Moor-Expert*innen Entwässerungsgräben verschließen und auf über 1,5 Kilometern Wälle aufschütten oder Dichtbahnen einbauen. So bleibt das Wasser zukünftig im Moor.
Der aktuelle Bauabschnitt schließt an bereits wiedervernässte Flächen an und ergänzt die dort errichteten Wall-Linien. Wegen der großen Höhenunterschiede in diesem Bereich des Dosenmoors sind mehrere hintereinander liegende Wall-Linien geplant, die mit verstellbaren Überläufen ausgestattet werden, um den Wasserstand optimal regeln zu können.
„Wir arbeiten hier in Bereichen, in denen die Moor-Vegetation noch sehr gut erhalten ist und sich von dort wieder in die frisch vernässten Flächen ausbreiten kann. Hier müssen wir mit besonders viel Feingefühl vorgehen. Zum Glück haben wir sehr erfahrene Bagger-Fahrer im Einsatz.“ erläutert Projektmanagerin Merle Wegner die Besonderheit dieses Bauabschnitts.
Bitte an die Bürger*innen
Die Baustelle befindet sich abseits von Wegen, der Boden im Moor ist sumpfig und es besteht die Gefahr einzusinken. Durch die Baggerarbeiten sowie die Niederschläge der letzten Zeit ist der Boden in diesem Bereich noch weicher als sonst.
Ein Betreten der Baustelle oder ein Nähern abseits der Wege kann lebensgefährlich sein. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bittet daher eindringlich, das Gebiet und den Baustellenbereich nicht eigenmächtig zu betreten. Grundsätzlich ist das Verlassen der Wege im Naturschutzgebiet nicht erlaubt.
Hintergrund
Das Dosenmoor bei Neumünster ist eines der wertvollsten Moore, die wir in Schleswig-Holstein haben. Obwohl es über viele Jahrzehnte entwässert und Torf abgebaut wurde, ist noch ein großer Teil des Hochmoores erhalten – ein echter Schatz für moortypische Tiere und Pflanzen sowie eine Chance für den Klimaschutz.
Deshalb wird das Dosenmoor Stück für Stück renaturiert, indem der natürliche Wasserstand wiederhergestellt wird. Damit das Wasser zukünftig im Gelände bleibt, bauen die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein über viele Jahre hinweg das Moor um. Sie verschließen Entwässerungsgräben, buddeln Drainagen aus, bauen Dämme und Überläufe.
Der aktuelle Bauabschnitt wurde geplant vom Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider aus Nortorf und wird nun umgesetzt von der Baufirma Rüchel Plöhn GmbH aus Holzbunge.
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November
Die Bagger rollen wieder im Auftrag des Klimaschutzes im Hartshoper Moor bei Friedrichsgraben: Ab Donnerstag, 28. November stellt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in einem weiteren, bisher entwässerten Teil des Moores den natürlichen Wasserstand wieder her. Und sorgt so dafür, dass der Boden nicht noch weiter absackt und dabei das Klima belastet.
Entwässert man ein Moor, sackt der Boden ab. Einerseits weil die Zwischenräume im Torf nicht mehr mit Wasser gefüllt sind, andererseits weil sich das organische Material bei Kontakt mit Sauerstoff zersetzt. Der gespeicherte Kohlenstoff wird zu CO2 und der Torf-Boden löst sich buchstäblich in Luft auf.
Eine Eisenstange zeigt: zwei Meter Sackung in hundert Jahren
Hier an dieser Stelle im Hartshoper Moor wird diese Sackung besonders deutlich: Vor circa einhundert Jahren haben die Menschen an einer Ecke des aktuellen Projektgebiets eine Eisenstange in den Boden gerammt, durch den ganzen Torf hindurch bis auf den mineralischen Boden. Damals schloss die Spitze der Stange mit der Bodenoberkannte ab, heute ragt die Eisenstange zwei Meter aus dem Boden. So viel hat das Moor durch die Entwässerung an Höhe verloren.
Bringt man das Wasser zurück ins Moor, quillt der Boden wieder auf. Die Sackung wird also umgedreht und der noch vorhandene Torf bleibt erhalten. „An der Eisenstange werden wir sehen, wie der Boden jetzt nicht mehr weiter absackt, sondern sich mit Wasser vollsaugt und wieder hebt. Ich bin gespannt, wie schnell und um wie viel. Alle Höhenverluste der letzten hundert Jahre werden wir nicht ausgleichen können“, mutmaßt Projektleiter Gerrit Werhahn.
Das aktuelle Projektgebiet ist ca. 35 Hektar groß und liegt direkt neben bereits wiedervernässten Bereichen des Hartshoper Moors, die sich hervorragend entwickelt haben.
Die Bagger verfüllen in den nächsten Wochen Entwässerungsgräben, machen Drainagen im Boden unbrauchbar und bauen Wälle aus Torf, so dass eine Art riesige Badewanne entsteht. So bleibt das Wasser im Moor, anstatt wie bisher abgeleitet zu werden. Ist der Torf im Boden wieder nass, wird ein Großteil der CO2-Emissionen sofort gestoppt.
Möglich wird die zusätzliche Vernässung, weil ein ausreichend großes Gebiet über das Klimapunkte-Programm des Landes für die Vernässung gesichert werden konnte. Die Klimapunkte vergüten den Eigentümer*innen die CO2-Einsparungsleistung, wenn diese der Wiedervernässung zustimmen.
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Der Bagger ist vom Tieflader gerollt und nimmt am kommenden Montag, 25. November 2024 seine Arbeit im Stiftungsland – auf einer Weide der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bei Henstedt-Ulzburg in der Alsterniederung – auf.
Zwischen Baumreihen auf der einen und einem Graben auf den anderen Seiten wurde die etwa zwei Hektar große Weide bisher von Pferden beweidet. Jetzt verwandelt Maßnahmen-Managerin Kerstin Haldan von der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, die Fläche in eine wildbunte Wohn-Gemeinschaft für Knoblauchkröte, Moorfrosch, einen Blühstreifen voller heimischer Wildpflanzen und Insekten, wie seltene Libellen. Wenn alle Kleintiere eingezogen und die Fläche umzäunt ist, sollen auch die Pferde zurückkommen.
In einem ersten Schritt werden jetzt unterirdische Entwässerungssysteme wie Drainagen gekappt und in den Graben im Norden Erdstaue eingebaut, um das Wasser beispielsweise nach ergiebigen Regenfällen in der Fläche zu halten.
Dann wird ein Teich gebaggert, der sich perfekt als Lebensraum für die bedrohte Knoblauchkröte und den Moorfrosch eignen. „Wir erweitern hier die Teich-Infrastruktur für Amphibien und hoffen, dass das neue Gewässer so attraktiv ist, dass die Knoblauchkröte und der Moorfrosch von den Nachbarweiden auch hierher einwandern“, hofft Maßnahmen-Managerin Kerstin Haldan. Auch hat sie dabei die besonderen Bedürfnisse der empfindlichen Knoblauchkröte bedacht und am Ufer des Teichs eine grabfähige Sicheldüne eingeplant. Darin kann die Kröte im Tarn-Look sich einbuddeln, um sich vor Austrocknung oder Feinden zu schützen.
Die Maßnahmen dienen dem Ausbau der „grünen Infrastruktur“. Sie tragen einen Teil dazu bei, Arten wie die Knoblauchkröte und den Moorfrosch, für die Schleswig-Holstein eine besondere Erhaltungs-Verantwortung hat, zu erhalten und ihre schwindenden Lebensräume zu sichern. Sie dauern voraussichtlich fünf Tage, also bis Freitag, 29. November 2024.
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Aktuell rollen zwei große Baumaschinen ins Weiße Moor an der Bundesstraße 5 bei Neuenkirchen im Kreis Dithmarschen. Ihre Mission ist nichts Geringeres, als die Rettung einer 25 Hektar großen Hochmoor-Insel, die inmitten von Äckern und Windrädern als letztes Stück kaum berührter Natur zwei Meter hoch aus der Landschaft ragt. Dazu errichten die Baufahrzeuge im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein eine Rundum-Wassersperre. Zwei Meter tiefe, in den Boden eingelassene Spezialfolien und oberirdisch aufgehäufte Wälle aus Torf sollen das Wasser nach Regenfällen in der Fläche halten und so das Weiße Moor vor dem Austrocken retten.
Die 25 Hektar große Moor-Insel ist der letzte Rest des ursprünglich zehn Mal so großen, nach und nach abgetorften Weißen Moores, und eine echte Arten-Arche für moortypische Pflanzen und Tiere. „Die Moltebeere, in Schweden als Marmelade sehr beliebt, ist bei uns in Schleswig-Holstein extrem selten, hier im Weißen Moor findet sich das einzige Vorkommen landesweit“, erklärt Projektleiterin Merle Wegner vom Moorschutz-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Verschwindet die Arten-Arche, verschwindet auch die Moltebeere und eine der am besten erhaltenen Moorheiden in Schleswig-Holstein mit einem großen Vorkommen an Besen-, Rosmarin-, und Glockenheide. „Es finden sich hier auch die seltenen und sehr wertvollen roten Torfmoose, die besonders effektiv CO2 aus der Luft filtern und speichern können“, erläutert Wegner eine weitere Besonderheit.
Aktuelle Beobachtungen haben gezeigt, dass gerade die Trockenheit der letzten Jahre der Moor-Insel sehr zugesetzt hat. Erkennbar ist der immer trockenere Boden etwa an der zunehmenden Ausbreitung von Pfeifengras und Birke.
Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung ergreift die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein nun umfassende Maßnahmen zur Wiedervernässung des Weißen Moores, um diesen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen zu erhalten. „Retten und Fördern“ benennt Projektleiterin Wegner das Motto der Aktion.
„Moore sind auch immens wichtig für den biologischen Klimaschutz. In Schleswig-Holstein sind wir mit neun Prozent Landesfläche reich an Moorböden, aber die meisten sind heute entwässert. Die trockenen Moore sind einer der größten Treibhausgasquellen in Schleswig-Holstein: Rund 5,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente stoßen sie jedes Jahr aus. Das ist mehr als der Verkehrssektor. Deswegen profitiert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch das Klima davon, dass die Stiftung Naturschutz das Weiße Moor nass hält“, sagt Naturschutz-Staatssekretärin Katja Günther.
Die Erste-Hilfe-Baumaßnahmen zum Erhalt des Weißen Moores werden voraussichtlich im Februar 2025 abgeschlossen sein. In einem geplanten zweiten Bauabschnitt sollen auch umliegende Flächen, die in der Vergangenheit bereits abgetorft wurden, renaturiert werden. So entsteht ein nasshaltender „Puffer“ und mit etwas Glück ein neues Moor um den Sockel herum.
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Was für die Steppe der Elefant ist, ist für Schleswig-Holstein der Rothirsch - kein freilebender Landsäuger hierzulande ist größer als er. Schätzungsweise 2.500 bis 3.000 von ihnen leben im nördlichsten Bundesland. Schon bald ist der „König des Waldes“ als Weihnachtssymbol auf Glühweintassen und Christbaumkugeln wieder allgegenwärtig. Fast erstaunlich, wie wenig dennoch über das heimische Wildtier bekannt ist. Spannende Fakten gibt es genug, nicht nur zu seinem imposanten Geweih.
Jedes Jahr im Februar fällt das Markenzeichen des Hirsches ab und bildet sich dann innerhalb von etwa vier Monaten nach. Pro Tag wächst es bis zu zwei Zentimeter und kann mehr als 12 Kilo schwer werden. „Das Geweih ist im Übrigen nicht ‚tot‘, sondern Teil des Skelettes – es sind jährlich nachwachsende Knochen außerhalb des Körpers“, erklärt Marcus Meißner, Hirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Warum jedes Jahr ein Neues wächst, ist nicht vollständig geklärt. Immerhin kostet das Wachstum viel Energie. „Bei der Brunft im Herbst buhlen die Hirschbullen um die weibliche Gunst - da spielt natürlich auch das imposante, neue Geweih eine Rolle“, mutmaßt Meißner.
Fast entzückend ist die enge Mutter-Kind-Bindung unter den Tieren. „Weibliche Kälber laufen die ersten zwei Jahre ihrer Mama hinterher und beobachten ihr Verhalten genau“, erklärt der Hirsch-Experte. So lernen sie, was gefährlich ist, und wo es sich ungestört fressen lässt. Dabei gehen die Tiere extrem vorsichtig vor. „Sie lernen ihr kleines Revier auswendig kennen, merken sich jede Bedrohung. Fluchtwege haben sie immer genau im Kopf“, so Meißner. „Wenn ein Wolf auftaucht kann die Hirschkuh ihr Kalb sofort in Sicherheit bringen.“
Männliche Artgenossen hingegen schlagen sich schon früh allein durch und durchwandern größere Reviere. Auch sie reagieren jedoch äußerst empfindlich auf Unregelmäßigkeiten. „Hirsche, männlich oder weiblich, gewöhnen sich an feste menschliche Bewegungsmuster, reagieren aber sofort, wenn wir von ihnen abweichen“, erklärt der Experte. Deshalb finden die Huftiere besonders gerne in Mooren Zuflucht, da diese meist schwer zugänglich sind. Nördlich des Nord-Ostsee-Kanals lebt ein Großteil der Hirsche in den geschützten Feuchtgebieten der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Dass Hirsche sich hier wohlfühlen, macht sie ganz nebenbei zu wichtigen Helfern im Naturschutz. „Sie verteilen Samen, halten schnell wachsende Büsche kurz und trampeln Beete für seltene Pflanzenarten“, erklärt Meißner. Genau das braucht es, wenn die Stiftung trockengelegte Moore wieder in nasse, CO2 speichernde Moore verwandelt. „Ohne Torfmoose zum Beispiel können die für das Klima so wichtigen Moor-Landschaften nicht entstehen“, so Meißner. Teile davon bringen die umherstreifenden Tiere aus bestehenden Feuchtgebieten mit in die frisch vernässten Flächen. „Eine echte Starthilfe, die Schwung in die Sache bringt“, schwärmt Meißner.
Jedes Jahr sammelt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zur Vorweihnachtszeit Spenden für das Moor, um diesen bedeutenden Lebensraum für den Hirsch und viele weitere Arten zu erhalten.
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Oktober
Schon nächsten Frühling könnte es noch bunter zugehen im ohnehin blütenreichen Stiftungsland Johannistal in Ostholstein. Am Montag, den 28. Oktober kamen einige sehr seltene Wiesenschönheiten wie das Sonnenröschen, das Weidenblättrige Ochsenauge, der Bergklee und die Knäulige Glockenblume dazu. In die Erde bringt die 6000 Pflanzen Hauke Drews von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und sein Team.
Die im Rahmen des EU-geförderten Naturschutzprojektes „LIFE Clima Bombina“ stattfindende Aktion soll dabei nicht die Landschaft verschönern, sondern vor allem zerstörte Natur wiederherstellen. „Die Gewächse waren typische Steilküstenbewohner, gelten in Schleswig-Holstein jedoch als ausgestorben“, so Drews, Leiter des LIFE-Projektes.
Kalkmagerrasen, wie diese steppenartige Landschaft genannt wird, lassen viele Steilküsten bunt erblühen. Sie sind für die Natur besonders wertvoll, gleichzeitig aber durch intensive Landwirtschaft bedroht. Die vielfältigen Blühpflanzen sind ein wahres Paradies für Insekten, die wiederum für das gesamte Ökosystem eine große Rolle spielen. Darüber freuen sich in Johannistal auch die insektenhungrigen Zauneidechsen, Rotbauchunken und andere Amphibien, die dort dank der Schutz- und Förderungsmaßnahmen der Stiftung eine Heimat gefunden haben.
„Es geht uns darum, gefährdete Lebensräume an unseren Küsten zu schützen und zu fördern“, erklärt Drews das Motiv für die Auspflanzungen. Die Artenschützer gehen davon aus, dass die neuen Pflanzenarten sich von alleine halten und weiter ausbreiten. „In einer erfolgreich aufgewerteten Landschaft können in Zukunft weitere bedrohte Arten angesiedelt werden“, gibt Drews einen erfreulichen Ausblick.
Mit etwas Glück könnte sich der Erfolg schon im nächsten Frühling in Form vieler neuer Farbtupfer in der Landschaft zeigen.
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Im Stiftungsland Vaalermoor im Kreis Steinburg rollen ab Montag, 28. Oktober 2024 die großen Ketten-Bagger. Dann wird für ca. zwei Wochen ein zehn Hektar großer Bereich so umgebaut, dass das Moor bald wieder mit Wasser versorgt wird. Finanziert wird die Naturschutz- und Klimaschutz-Maßnahme durch Ausgleichsgelder im Rahmen eines Ökokontos. Umgesetzt wird sie von der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, einer hundertprozentigen Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, und dem Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider.
Bisher wurde der Moorboden mit einem System aus Drainagen, Grüppen und Gräben entwässert und als Grünland genutzt. Steht der Boden aber nicht mehr im Wasser, löst sich der darin enthaltene Torf auf und entweicht als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Gleichzeitig sackt der Boden immer weiter ab.
Dagegen gehen Projektleiterin Karin Windloff und ihr Team jetzt vor. Dafür kappen sie die Drainagen im Boden, stauen Gräben an und bauen Überläufe ein, mit denen der Wasserstand geregelt werden kann. „Unser Ziel ist ein nasses, artenreiches Grünland, in dem moortypische Pflanzen und Amphibien wie der Grasfrosch oder der Moorfrosch wieder ein Zuhause finden.“, so Windloff. „Dieses Projekt ist ein weiterer Baustein der größten Moor-Renaturierung Schleswig-Holsteins, es schließt direkt an weitere Moor-Vernässungen in direkter Nachbarschaft sowie das FFH-Gebiet „Vaalermoor und Herrenmoor“ an.“
Das Besondere: Während zum Beispiel im Herrenmoor nebenan die meisten vernässten Bereiche komplett der Natur überlassen werden, ist hier auch nach der Vernässung noch eine extensive Grünlandnutzung möglich. Dafür wird ein regulierbarer Überlauf eingebaut, über den der Wasserstand für die Bewirtschaftung optimal eingestellt werden kann. Das nutzt auch den Wiesenvögeln, die weiterhin gute Brutbedingungen finden.
Die Ausgleichsagentur – 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*rinnen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Von den oben beschriebenen gesetzlich verpflichtenden Ausgleichsmaßnahmen profitieren nicht nur die Natur, sondern auch die Bauherr*innen. Damit wird gleichzeitig der Flächenbedarf minimiert, da der Ausgleich auf dem Flächenbestand der Stiftung Naturschutz stattfindet und keine weiteren Flächen in Anspruch nimmt.
Mehr Informationen unter: www.ausgleichsagentur.de
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Ein großer Bagger ist in dieser Woche im Stiftungsland Wilstermarsch in der Gemeinde Landscheide im Kreis Steinburg unterwegs. Eingekuschelt zwischen vielen kleinen Moor-Inseln wird auch das ehemalig intensiv-genutzte Grünland wieder zurück verwandelt in eine feuchte Wiesen-Landschaft.
Der Bagger muss dazu noch bis kommenden Dienstag, die unterirdischen Entwässerungs-Systeme, wie Drainage-Rohre finden und zerstören und die Entwässerungs-Gräben an den Enden zu schütten. Gleichzeitig werden die bisher ganz geraden Entwässerungs-Gräben noch vom Bagger naturnah umgeformt. Nur so bleibt das Wasser nach ergiebigen Regenfällen auf den Wiesen und Weiden und kann sich in diesen zu kleinen Tümpeln ausbreiten. Das macht die Flächen wieder attraktiv für seltene und bedrohte Wiesenvögel wie Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel. Diese Vogelarten können in den schlammigen, feuchten Wiesen mit ihrem langen Schnabel nach Nahrung stochern und mehr noch: durch den kurz gehaltenen Bewuchs auf den Wiesen können die Bodenbrüter ihre Fressfeinde wie den Fuchs oder Marderhund in der Brutzeit schon von Weitem er-kennen.
„Auch für viele Rast- und Zugvögel können die Wiesen in der Wilstermarsch im kommenden Frühjahr schon ein willkommener Rastplatz zum satt-fressen und ausruhen werden“, hofft Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin bei der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100%ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Sie hat die Maßnahmen geplant und begleitet jetzt die etwa einwöchige Umsetzung.
Die Wiesen, Rast- und Zugvögel sind hier aber nicht die einzigen Profiteure, auch Grasfrosch, Erdkröte, Libellen und Heuschrecken bevorzugen feuchte Wiesen als Lebensräume. Die Maßnahmen dauern voraussichtlich noch bis zum 22. Oktober 2024.
Die Ausgleichsagentur – 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*rinnen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Von den oben beschriebenen gesetzlich verpflichtenden Ausgleichsmaßnahmen profitieren nicht nur die Natur, sondern auch die Bauherr*innen. Damit wird gleichzeitig der Flächenbedarf minimiert, da der Ausgleich auf dem Flächenbestand der Stiftung Naturschutz stattfindet und keine weiteren Flächen in Anspruch nimmt.
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Es ist ein gewöhnlicher Kontrollgang – im biologischen Fachjargon „Monitoring“ genannt – über die Grünbrücken in Schleswig-Holstein, den die Biologen-Teams von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und ihren Partner*innen mit Blick auf verschiedenste Artengruppen gleich mehrfach im Jahr machen. Sie überprüfen dann, ob und wie die grünen Giga-Bauwerke über die Autobahnen A 21, A 7, A20 und A 24 von den kleinen und großen Tieren genutzt werden, die es ohne die Grünbrücken niemals lebend über die Straße schaffen würden.
Dieses Mal fand der Tierökologe Björn Schulz von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein endlich den lang ersehnten Nachweis, als er in der vergangenen Woche in eine der Haselmaus-Neströhren auf der Grünbrücke Kiebitzholm über die A 21 nördlich von Bad Segeberg guckte und ihn dabei zwei braune Kulleraugen anblickten. Eine kleine Sensation: denn die Haselmaus konnte nach fast fünf „Monitoring“-Jahren jetzt auf dem Bauwerk nachgewiesen werden. Bislang „traute“ sich das störungssensible und in Schleswig-Holstein im schlechten Erhaltungszustand befindliche Tier höchstens in die Nähe des Bauwerks. Die Gehölze auf der Brücke hatten sie bislang nicht überzeugt.
Das Expertenteam aus Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) und den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) hatte in den vergangenen knapp 20 Jahren in Zusammenarbeit mit örtlichen Partner*innen und unter fachlicher Begeiltung der Uni Kiel Lebensräume für all die Arten hergestellt und optimiert, die von der A 21 als Ausbreitungs-Barriere betroffen sind. Speziell für die seltenen und komplizierten Waldarten – von denen ist die Haselmaus die größte Diva – sind im Umfeld der Grünbrücke rund 20 Hektar Naturwald und in der Agrarlandschaft drumherum rund vier Kilometer Knicks optimiert worden. „All diese Maßnahmen brauchen einige Zeit, denn erst vielfältige Wälder, dicht gewachsene Knicks und insektenreiche Gebüsche erfüllen alle Lebensraum-Ansprüche der kleinen, streng geschützten und in Schleswig-Holstein stark bedrohten Haselmaus“, erklärt Björn Schulz.
Auf der Grünbrücke selbst habe es fast 18 Jahre gedauert, bis die Art erstmals auf dem Bauwerk und nicht nur in seinem Umfeld nachgewiesen wurde. Das sei ein sehr gutes Zeichen. Besonders erfreulich sei, dass die Haselmaus gleichzeitig auch auf der A20-Grünbrücke bei Strukdorf erstmalig nachgewiesen werden konnte. „Es beweist, dass die Wiedervernetzung von Lebensräumen auch über Straßen hinweg funktionieren kann und wir mit Hilfe von Korridoren Verbindungen von einem Lebensraum zum nächsten schaffen können. Nur so ist ein genetischer Austausch möglich und das Überleben vieler stark bedrohter und selten gewordener Tiere gesichert“, betont Schulz.
Das „Monitoring der Grünbrücken in Schleswig-Holstein“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wird von der Bundesautobahn GmbH gefördert (2019-2024).
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Es war eine weite Reise in wichtiger Mission. Einmal vom nördlichen Hamburger Stadtrand in die Segeberger Heide und zurück. Allein auf dem 32 km langen Hinweg überquerte der zehnjährige Rothirsch Anfang September in zwei Nächten 14 zum Teil stark befahrene Straßen und schlich sich durch teilweise dicht besiedelte Gebiete. Erst seit wenigen Tagen ist er wieder zu Hause im Hamburger Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Rothirsche legen zur Paarungszeit oft weite Strecken zurück und transportieren dabei ihre Gene von einer Teilpopulation in die nächste. Mit ihrer Mobilität zur Paarungszeit sichern sie die genetische Vielfalt und die langfristige Existenz ihrer Art. Das Besondere: erstmals konnte eine solche Wanderung im Norden genau erfasst werden.
Die Besenderung des Rothirsches – in der Region „der Bargfelder“ genannt, ist ein ge-meinsames Projekt von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Landesjagverband Schleswig-Holstein sowie den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten und ein Beispiel für die gute Kooperation. Abgesehen von seinem imposanten Geweih ist er an einer kahlen Stelle im Fell auf der rechten Schulter gut erkennbar und wurde bereits in den Vorjahren zur Brunftzeit im Herbst in der Segeberger Heide beobachtet. Dass der Hirsch nun einen GPS-Sender trägt, ist eine kleine Sensation. „Als der Biologe und Wildtierfotograf Gernot Maaß und der Jagdaufseher Marco Klose mit der Idee der Besenderung auf mich zu gekommen sind, war mir sofort klar, dass dies eine große Chance ist, den Wanderweg des „Bargfelders“ zu dokumentieren und auf das Problem der zunehmenden Lebensraumzerschneidung hinzuweisen. Wir wussten aber auch, dass es fast unmöglich ist, ei-nen ganz bestimmten Hirsch zu narkotisieren und zu besendern“, berichtet der Wildbio-loge Frank Zabel, der Initiator des Projektes vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein.
Denn nach perfekter Vorbereitung durch örtliche Unterstützer war es im Juli gelungen den „Bargfelder“ mit einem GPS-Sender auszustatten. „Wir haben mehrere Abende auf der Lauer gelegen, um den Hirsch mit einem Narkosepfeil zu betäuben. Ein langwieriges und schwieriges Unterfangen. Nicht selten gewinnt dabei der Hirsch. Denn: dem langsamen Betäubungsgeschoss weichen die Tiere problemlos aus,“ erklärt Marcus Meißner, Rothirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und verantwortlich für die Besenderung. „Darüber hinaus sollte man nicht weiter als 20 Meter von dem Tier entfernt sein und der Hirsch muss lange genug stehen bleiben, bis der Pfeil ankommt.“
Vom Schuss bis zur Wirkung der Narkose dauert es mehrere Minuten. Gefunden hat den narkotisierten Hirsch zielsicher Marcel Zickermann, Forstwirt und Jagdexperte von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten mit einem für solche Aufgaben speziell ausgebildeten Jagdhund.
Seit der Besenderung wird jede Stunde die Position des Tieres ermittelt. „Es wäre schön, wenn der Sender ein weiteres Jahr durchhält,“ hofft Meißner, „danach können wir das Halsband auf Knopfdruck wieder ablösen.“
Wandert er oder wandert er nicht? – war seit der Besenderung die große Frage. Am 31. August war es dann endlich soweit und „der Bargfelder“ brach auf zu seiner großen Wanderung nach Norden. Gut viereinhalb Wochen hat er insgesamt in der Segeberger Heide verbracht, bis er dann am 27. September innerhalb von nur 12 Stunden zurückgekehrt ist. „Es ist natürlich eine besondere Freude den Hirsch jedes Mal wieder wohlbehalten am Ziel seiner Wanderung zu beobachten – jetzt kennen wir nun endlich auch seine Route“, freut sich Wildtierfotograf Gernot Maaß, der die kahle Schulter als Erkennungsmal ausmachte.
Die Wanderachsen der Rothirsche zwischen den beiden Gebieten sind seit vielen Jahren bekannt und waren Gegenstand mehrerer Forschungsarbeiten. Mit Hilfe der Telemetrie ist es jetzt erstmals gelungen die bisherigen Modell-Annahmen mit Bewegungsdaten zu belegen. Das Problem: derartige Wanderungen werden immer seltener und die Möglichkeiten dazu schwinden. Das macht nicht nur den Genaustausch der Hirsche schwieriger. Wildtier-Korridore sind die Lebensadern der Artenvielfalt und verbinden Ökosysteme miteinander. So trägt z.B. jeder Rothirsch eine Vielzahl von Pflanzensamen mit sich – entweder im Verdauungstrakt oder im Fell – und verteilt sie über weite Strecken. Werden diese Verbindungen unterbrochen, hat das langfristig gravierende Folgen – sowohl für die Lebensgemeinschaften als auch für den Genpool einzelner Arten. „Ein funktionierender genetischer Austausch ist in Schleswig-Holstein gerade für die großen, weit verteilten Waldgebiete wie z.B. den Segeberger Forst und ihren Rotwildbestand von besonderer Bedeutung.“ erklärt Jan Meyer-Hamme, zuständig für das Sachgebiet Jagd bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. „Mehrere genetische Untersuchungen bestäti-gen, dass die Rotwildvorkommen in Schleswig-Holstein bereits ein gravierendes Problem haben und auf die Wiederbelebung des Genaustausch angewiesen sind“, ergänzt der Wildbiologe Frank Zabel vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Was zum Schutz der Verbundachsen getan werden muss, ist unstrittig: Durch Autobahnen oder Bundesstraßen zerschnittene Wildtier-Korridore müssen durch Grünbrücken querbar gemacht werden, auf ganzer Länge durchlässig bleiben und ausreichend Trittsteine als Ruheräume beinhalten. Nicht umsonst war das einzige Etappenziel des „Bargfelders“ auf seiner Wanderung am 1. September das Stiftungsgebiet Nienwohlder Moor.
Der Rothirsch ist mit seinen bis zu 300 Kilogramm Gewicht nur der größte Vertreter einer ganzen Reihe von Arten, die auf funktionierende Verbindungen zwischen den Lebensräumen angewiesen sind. „Unser Wanderhirsch verdeutlicht nochmal die Bedeutung von Wildtier-Korridoren und miteinander verbundenen Ruhezonen in der Landschaft.“, erklärt Marcus Meißner von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Frank Zabel vom Landesjagdverband ergänzt: „Für die Rothirsch-Vorkommen in Schleswig-Holstein ist die Funktionsfähigkeit der Wildtier-Korridore eine Existenzfrage“.
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Dreieinhalb Wochen hat ein großer Kettenbagger für die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das Moor östlich vom Barkauer See ungebaut, jetzt ist der entscheidende Moment gekommen: der Bagger zerstört die Rohrleitung, die das Wasser des Baches „Middelburger Au“ bisher am Moor vorbei in den Barkauer See geleitet hat und das Wasser nimmt endlich wieder seinen Weg durch das Moor. Ziel dieser Baumaßnahmen ist es, den Wasserstand in dem Niedermoor rund um die „Middelburger Au“ wieder auf ein natürliches Niveau anzuheben.
Mit dem Umbau bringt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das dringend benötigte Wasser zurück in das künstlich entwässerte Niedermoor. Damit werden CO2-Emissionen und die Sackung des Bodens gestoppt und es entsteht ein natürlicher Puffer für Starkregen-Ereignisse. Zugleich schafft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein damit neue Lebensräume entlang des Bachlaufs und versorgt einen ökologisch wertvollen Bruchwald mit der notwendigen Feuchtigkeit.
So wurde im Moor umgebaut
Zwischen Fassendorf und Ottendorf fließt die „Middelburger Au“ durch eine Niederung. In dieser hat sich ein Niedermoor gebildet, das ursprünglich vom langsam durchfließenden Wasser aus dem Bach nass gehalten wurde. Im Lauf der letzten Jahrhunderte wurde das Gebiet mit Gräben und Drainagen entwässert, zusätzlich führte eine Rohrleitung das meiste Wasser am Moor vorbei und direkt in den Barkauer See.
Damit das Wasser zukünftig wieder im Moor bleibt, hat ein Kettenbagger in den letzten Wochen Gräben angestaut, Drainagen gekappt, Schächte entfernt und Rohrleitungen verschlossen. Den größten Effekt hat dabei die Zerstörung der Rohrleitung, die das Wasser um das Moor herum führte sowie die Anlage eines neuen Bachbetts für die „Middelburger Au“, durch die das Wasser nun stattdessen fließt.
Die „Middelburger Au“ war in diesem Bereich künstlich begradigt und vertieft, was den Wasserabfluss zusätzlich beschleunigte. Südlich und nördlich des ökologisch wertollen Weiden-Bruchwaldes haben die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein dem Bach jetzt wieder einen sich schlängelnden Lauf gegraben. Die Rinne wurde dabei breiter und flacher gestaltet mit Böschungen, die Tieren und Pflanzen die Versorgung mit Wasser erleichtern. Das bedeutet, das ankommende Wasser braucht länger, um das Gebiet zu durchströmen und fließt näher an der Oberfläche.
An einer Stelle haben die Expert*innen der Stiftung Naturschutz im Bachbett Steine auf eine bestimmt Höhe aufgeschichtet. Diese sogenannte „Sohlschwelle“ reguliert zukünftig den Wasserstand in der gesamten Niederung. Projektleiter Gerrit Werhahn erklärt: „Das ankommende Wasser muss den von uns angelegten Stein-Stau überwinden und steigt so vor dem Hindernis bis auf das geplante, für das Niedermoor optimale Niveau. Damit ist unser Ziel, das Moor wieder nass zu bekommen, erreicht.“
Ein Gewinn für Natur, Mensch und Klima
Das Moor als Lebensraum
Das renaturierte, wasserreiche Moor ist gut für typische Pflanzen wie den Wiesenknöterich, die Sumpfdotterblume oder die Bachnelkenwurz. Es profitieren diverse Vogelarten, Amphibien wie der Moorfrosch und Insekten wie die Prachtlibelle. Sogar ein Fischotter lebt hier!
Die Uferböschung des neu angelegten Flussbetts bietet wechselfeuchte Verhältnisse und aus den verschlossenen Gräben werden kleine, längliche Tümpel, so dass sich dort wasserliebende Tiere und Pflanzen ansiedeln können. Im Osten des Gebiets hat sich ein ökologisch wertvoller Weidenbruchwald gebildet, der für seine Entwicklung ebenfalls an nasses Milieu braucht.
Das Moor als Puffer für Niederschläge
Aber das renaturierte Moor ist auch gut für den Menschen, denn es dient bei Starkregenereignissen als Puffer. Projektleiter Gerrit Werhahn erklärt: „Kommt viel Wasser auf einmal durch die Ottenbek und angeschlossene Gräben, saugt sich der Moorkörper voll wie ein Schwamm und gibt das Wasser langsam wieder ab. Diese Wasser-Rückhaltefunktion, auch Retention genannt, ist ein wichtiger Beitrag der Moore zur Klimafolgenanpassung. Denn heftige Niederschläge nehmen gerade bei uns im Norden immer mehr zu.“
Das Moor als CO2-Speicher
Mittlerweile weiß wahrscheinliche jede*r im Moor-Land Schleswig-Holstein: Nasse Moorböden speichern große Mengen Kohlenstoff, entwässerte Moore geben tonnenweise CO2 ab. So war das auch hier am Barkauer See. Durch die Wiedervernässung des Moores werden jedes Jahr rund 240 Tonnen CO2 eingespart, die bisher in die Atmosphäre abgegeben wurden. Fängt das vernässte Moor nach einiger Zeit sogar wieder das wachsen an, kann es sogar aktiv CO2 aus der Luft aufnehmen und im neu gebildeten Torf-Boden speichern.
Das Moor sackt nicht weiter
Ein weiterer positiver Effekt der Wiedervernässung des Moores ist, dass die Sackung des Bodens, die eine Folge der Entwässerung ist, aufgehalten wird. Da staunte selbst Projektleiter Gerrit Werhahn nicht schlecht, als er das Gelände für den Umbau neu vermessen hat: „Die letzte Höhenmessung stammt aus dem Jahr 2005 und wir haben das Moor jetzt für die Umbau-Planungen mit moderner GPS-Technik neu vermessen. Dabei kam heraus, dass der Boden in diesen 19 Jahren um 20 Zentimeter gesackt ist. Das passiert in jedem entwässerten Moor, ist hier am Barkauer See aber besonders deutlich.“
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September
Mit etwas Glück summen schon im nächsten Frühjahr jede Menge Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge durch die Straßen des Lübecker Wohnquartiers „Marli“ im Stadtteil St. Gertrud. Denn zwischen den Wohngebäuden im südlichen Bereich des sogenannten Energiequartiers zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Schlutuper Straße werden insgesamt 19 Blühwiesen und zwei Staudenbeete angelegt. Die energetische Sanierung des Wohngebietes im engen Dialog mit den Anwohner*innen ist ein Baustein der Stadt Lübeck auf dem Weg zur Klimaneutralität 2024. Für das „Marli“-Quartier bedeutet das: erneuerbare Wärme- und Stromversorgung, energetische Gebäudemodernisierung, klimafreundliche Mobilität, Klimaanpassung und Bioldiversität.
Ein Wunsch der Bewohnerschaft während der Konzeptentwicklung war, naturbelassene und insektenfreundliche freundliche Wiesen dort anzulegen. Insekten-Expertin Antje Walter vom „Blütenbunt Insektenreich“-Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein pflanzt deshalb jetzt heimische Wildpflanzen wie Natternkopf, Schwarze Königskerze, Färber-Resede, Wegwarte, Wilde Karde, Großer Odermenning, Heilziest und Wirbeldost ein. Diese Staudenbeete werten die Quartiere nicht nur optisch auf, sondern bieten je Art im Schnitt 12 verschiedenen Insekten wertvolle Nahrung und einen Lebensraum. Die Flächen werden von vier Wohnungsbaugenossenschaften bereitgestellt: Vonovia, Neue Lübecker, Lübecker Bauverein eG und Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH.
Die Pflanzung unterstützen Mitarbeiter*innen von ZEBAU, der Klimaleitstelle Lübeck, der Wohnungsbaugenossenschaftenund interessierte Anwohner*innen. Auf diese Weise leistet das Vorzeige-Quartier einen Beitrag zur Artenvielfalt in der grünen Lunge der Stadt. Von Verein Hanse-Obst werden zudem Obstbäume gepflanzt.
Rund 20.000 Insektenarten – von der Eintagsfliege bis zum schillernden Schmetterling – sind Teil der Natur in Schleswig-Holstein. Aufgrund von Flächenverbrauch und immer intensiver werdender Landwirtschaft wird der Lebensraum für Insekten immer kleiner.
Ein Großteil der heimischen Summer und Brummer ist daher vom Rückgang betroffen. Von den Schmetterlingsarten im Norden stehen beispielsweise 44% in einer Gefährdungskategorie auf der Roten Liste, bei den Tagfaltern sind es sogar 65 %. „Wildbunte Blühwiesen inmitten der Wohnblöcke sind damit nicht nur überlebenswichtig für Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge, sondern sie leisten auch einen Beitrag für die biologische Vielfalt in der Stadt und holen die schönen Insekten und auch Singvögel und Fledermäuse zurück in unsere Nachbarschaft“, erklärt Antje Walter von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
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Ein Bagger für die Artenvielfalt: ab Montag, 23. September 2024 wird ein Bagger im Stiftungsland an der Unteren Stör in der Gemeinde Mühlenbarbek westlich von Kellinghusen unterwegs sein. Er kappt dort unterirdische Drainage-Rohre und verwandelt die Wiesen und Weiden im eingedeichten Überschwemmungsgebiet der Stör wieder in wertvolle Lebensräume für bedrohte Wiesenvögel und verschiedene Zug- und Rastvogelarten.
Die intensive Grünlandnutzung und Entwässerung hat in den vergangenen hundert Jahren dazu geführt, dass die anspruchsvollen und zugleich wertvollen Arten wie Wildpflanzen und Wiesenvögel von hier verschwunden sind. „Es steckt aber viel Potenzial in den Flächen hier. Sobald die Entwässerung gestoppt wird, bleibt das Wasser länger in der Fläche, es bilden sich zeitweise flache Wasserstellen und schlammige Böden, die für viele Wiesenvögel und Zug- und Rastvögel lebens- und sogar überlebenswichtig sind“, erklärt Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100 %ige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Wiesen-, Rast- und Zugvögel können in dem schlammigen Boden mit ihrem langen Schnabel nach Nahrung stochern und mehr noch: durch den kurz gehaltenen Bewuchs auf den Wiesen und Weiden können die Botenbrüter ihre Fressfeinde auch schon von weitem ausmachen. Und die Flächen werden zunehmend unattraktiv für Fuchs, Marderhund und andere Nesträuber.
Die Baumaßnahmen dauern voraussichtlich fünf Tage, also bis Freitag, 27. September 2024.
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Seit gestern flattert ein rot-weißes Absperrband an einem der Zugänge zum Wanderweg im ehemaligen „Park Lichtensee“, einem Wald der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in Hoisdorf nahe Ahrensburg im Kreis Stormarn. Es besteht dort Lebensgefahr durch einzelne abgestorbene Bäume, die drohen auseinander zu brechen. Diese sollen deshalb in den kommenden Tagen gekürzt werden, so dass keine Einzel-Baumteile mehr Spaziergänger*innen herabstürzen können.
Die Verkehrssicherungsmaßnahmen auf dem Weg von der Seniorenresidenz bis zum Moorweg dauern in etwa drei Wochen. Während der gesamten Zeit bleibt der Wanderweg durch das Gebiet für alle Spaziergänger*innen, Kita- und Schulkinder gesperrt. „Man sieht es den Bäumen nicht unbedingt sofort an, aber es kann jeden Moment zum Abbruch kommen. Damit wir niemanden dort in Gefahr bringen, haben wir den Weg gesperrt und professionelle Baumpfleger beauftragt, die nötigen Bäume zu kürzen“, erklärt Luise Lausmann, zuständige Flächenmanagerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Kreis Stormarn.
Natürlich werden bei diesen Maßnahmen nur die Bäume gekürzt, die eine Gefahr darstellen. „Unser Ziel ist es dort so viele Bäume wie möglich zu erhalten und auch das Totholz im Gebiet zu lassen, da es einen hohen ökologischen Wert hat und für viele Klein- und Kleinstlebewesen einen wichtigen und oftmals letzten Rückzugsort darstellt“, sagt die Stiftungsmitarbeiterin.
Eine Sperrung des gesamten Waldes und ein Betretungsverbot dürfe die Stiftung in diesem Falle nicht aussprechen, erklärt Lausmann weiter, das müsse durch die Gemeinde, das Ordnungsamt oder die Untere Forstbehörde erfolgen. „Umso wichtiger ist es uns, dass alle Besucher*innen informiert werden“, ergänzt sie. Denn: abseits der Wanderwege sei es derzeit noch möglich den Wald zu betreten, aber dort sei es ebenso gefährlich.
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Das Wiesenvogel-Rettungsprojekt „LIFE Limosa“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat sich von 2012 bis 2023 eigentlich um die Lieblings-Lebensräume der Ufer-schnepfe und vielen andere Wat- und Wiesenvögel gekümmert. Ganz nebenbei hat Pro-jektleiter Oliver Granke und sein Team jetzt einer vom Aussterben bedrohten Art zurück auf die Wiese geholfen. Der Schlammling (Limosella aquatica), eine zierlich-zarte, ziemlich unscheinbare und kleine heimische Pflanze, ist im Rickelsbüller Koog – einem Projektgebiet im Wiesenvogelrettungsprojekt „LIFE-Limosa: Wo ist Greta?“ wieder aufgetaucht. „Das ist schon eine botanische Sensation“, räumt der Experte ein. „Ich musste auch zunächst zwei Mal hingucken, da ich es zunächst nicht glauben konnte, dass ich diese Rarität bei einer normalen Flächenbegehung quasi ganz nebenbei entdeckt habe“, erinnert er sich an den Sensationsfund.
Auf diesen zweiten, prüfenden Blick blieb dem Biologen kein Zweifel. Bei der Wiederentdeckung handelt es sich um eine in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohte Rarität: der Schlammling (Limosella aquatica, Rote Liste 1) konnte in einer riesigen Ansammlung dort erstmals nachgewiesen werden. „Es ist möglicherweise in diesem Jahr das einzige Vorkommen in ganz Schleswig-Holstein“, mutmaßt Granke.
Und hat auch eine Vermutung, wie es zu der Rückkehr in den Rickelsbüller Koog im Kreis Nordfriesland nahe der dänischen Grenze kam: im vergangenen Sommer hatte er und sein Team mit einer Spezialfräse kleine, sehr flache Mini-Gräben, sogenannte Grüppen, auf der Fläche wiederhergestellt, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte verfüllt haben. Während der winterlichen Niederschläge haben sich die flachen Gräben mit Regenwasser gefüllt und dort in diesem Frühjahr für optimale Lebensbedingungen von Uferschnepfe und anderen Wat- und Wiesenvögel gesorgt. Doch damit nicht genug: bei den aufwendigen Bodenarbeiten mit der Spezialfräse ist eben offenbar auch eine viele Jahrzehnte alte Samenbank dieser Art freigelegt worden. Zuvor hatte sie in etwa 30 cm Tiefe im Boden geschlummert. Durch das Abtragen der obersten Schicht, ist sie wieder ans Licht gekommen und konnte dank der optimierten Bedingungen aus einem langen Dornröschen-Schlaf wieder zum Leben erweckt werden.
Der Schlammling wächst nur noch dort, wo durch die Kombination aus Wasserstandsschwankungen und der steten Dynamik durch Wasser und Weidetiere nahezu vegetationsfreie Bereiche entstehen. Schlammböden an Fluss-, See- oder Teichufern, aber eben auch an Grüppengräben, die mal mehr mal weniger überschwemmt sind, sind der perfekte Standort für den Schlammling. Ein toller Erfolg für die jahrelange Arbeit von Granke und seinem Team, der berechtigt stolz ist. Zusätzlich zum botanischen Sensationsfund hat er auch noch eine zweite gute Nachricht zu verkünden: „Es freut uns sehr, dass in diesem Jahr die Uferschnepfe (Limosa limosa) mit so vielen Paaren – insgesamt 39 Brutpaare – wie schon lange nicht mehr im Koog gebrütet hat und gleichzeitig ihrem deutlich unbekannteren und in Schleswig-Holstein noch selteneren Namensvetter (Limosella aquatica) – wenn wir uns an den lateinischen Fachbegriff bedienen – einen neuen Lebensraum verschaffen konnte. Hier zeigt sich wieder die Bedeutung von Naturschutzmaßnahmen für eine sehr anspruchsvolle Art, wie der Uferschnepfe. Geht es ihr gut, werden viele weitere seltene Arten unter ihrem Rettungsschirm gleich mitgeschützt.“
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Ein großer Waldbagger mit Greifarmen, Sägen und Baumstamm-Ladefläche – der sogenannte „Harvester“ – ist ab Mittwoch 11. September 2024 wieder im Stiftungsland Nordoe zwischen den Gemeinden Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide unterwegs. Vor mehr als zehn Jahren hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein begonnen den ehemaligen Fichtenwald inmitten der Binnendünenlandschaft Nordoe im Kreis Steinburg umzubauen. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz entsteht seitdem Stück für Stück ein heimischer Laubwald.
Ziel ist es aus dem – zu Bundeswehrzeiten als Sichtschutz für den damaligen Truppenübungsplatz – gepflanzten Fichtenforst einen typischen Heidewald zu entwickeln, der sich in die ausgeprägten Heideflächen und Sanddünen einfügt. In ein paar Jahren werden Eichen diesen Wald dann schon dominieren. Damit ist er bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein, als nichtheimische Fichten. Bei Stürmen drohen sie also weniger schnell umzufallen. „Und die Eichen kommen auf diesen sandigen Böden hier viel besser mit wärmeren Temperaturen klar und trotzen so eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können“, erklärt Karin Windloff, Maßnahmen-Managerin der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein – eine 100prozentige Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Auf etwa 4000 Quadratmetern werden in einem ersten Durchgang in diesem Jahr in den kommenden zehn Tagen auf einem schmalen Streifen am Südrand des Naturschutzgebietes in der Gemeinde Dägeling überwiegend Fichten gefällt. „Die Fichten sind bereits vom Buchdrucker, eine Borkenkäfer-Art, zerfressen und drohen auf die angrenzende Weidelandschaft zu stürzen“, erklärt Windloff.
Gleichzeitig sei die Zufahrt auf die Fläche in diesem Bereich nur bei trockenen Bedingungen möglich, da sie nur durch einen ansonsten nassen Graben führe. Deshalb müssen die Arbeiten mit den großen Maschinen bereits deutlich früher starten, als in den Vorjahren, ergänzt Windloff.
In der Zeit vom 11. September bis zum 21. September kann es daher zu Behinderungen und auch zeitweisen Sperrungen des Wanderwegs direkt nebendran kommen.
Im Anschluss werden dann zügig kleine Eichen, Weißdorn, Schwarzdorn, Hainbuche und einige wenigen Rotbuchen – zum Teil maschinell – gepflanzt. Mit dem Heidewald bekommt Nordoe noch eine Extraportion biologische Vielfalt. Denn er ist schön hell und warm und bietet den schon jetzt in Nordoe umherflatternden Vögel, wie Grünspecht, Misteldrossel, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kleiber und Eichelhäher viel Nahrung, Baumhöhlen und Nistplätze. Auch Schmetterlinge, wie der Mittleren Perlmuttfalter und Wildbienen freuen sich über die heimischen Baumarten.
Die Holzerträge durch den Verkauf der Fichtenstämme fließen vollständig ins Projektgebiet zurück. Das bedeutet konkret: von dem Geld werden die neuen Bäume gekauft und die Fäll- sowie die Pflanzarbeiten finanziert.
Weitere Maßnahmen im Gebiet sollen dann in einem zweiten Durchgang im Winter 2024/2025 erfolgen. Hier wird es dann vor allem um den Umbau von Fichtenforst in Heidewald im nördlichen Bereich von Nordoe gehen. Ausführliche Informationen dazu folgen.
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August
Das Gewässer kann ab sofort wieder von Besucherinnen und Besuchern über den Wanderweg umrundet werden.
Vor etwa vier Wochen wurde bereits der südliche Teil des Wanderweges wieder freigegeben, nun kann auch der nördliche Teil wieder bewandert werden.
Vor knapp drei Monaten musste die Weide wegen einer etwas unruhigen Galloway-Mutterkuh – der sechsjährigen Aida und ihrem drei Wochen alten Kälbchen – aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Spaziergänger*innen gesperrt werden.
Alle unruhigen Tiere wurden nun auf für Besucher*innen nicht zugängliche Weiden verbracht. Dort können sich die beteiligten Vierbeiner etwas von den letzten Wochen erholen.
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Juli
Sie sind gerade mal acht bis zehn Wochen alt und schon groß und reif genug für ein Leben in freier Wildbahn: rund 1000 junge Rotbauchunken – eine stark gefährdete Amphibien-Art hier bei uns in Schleswig-Holstein – wurden heute aus der behüteten Aufzucht-Station entlassen. Raus aus der Unken-Kita, rein in die vorher aufbereiteten Froschparadiese der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. „Die acht bis zehn Wochen vom Schlupf bis zum fertigen Jung-Unken-Stadium sind in freier Wildbahn die gefährlichste Zeit. Das überleben nur Wenige. Deshalb lassen wir die kleinen Unken so lange in der geschützten Aufzuchtstation“, erklärt Hauke Drews, Amphibien-Experte, Biologe und seit 20 Jahren Maßnahmen-Manager bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
In diesem Jahr hat der Froschretter rund 3600 Rotbauchunken in vier Projektgebieten in ganz Schleswig-Holstein ausgebracht. Rund 1000 der rotbauchigen Minis schwimmen, klettern und hüpfen jetzt über die etwa 10 Hektar große Weidefläche in Sprenge, nahe Schwedenecke und Dänisch-Nienhof im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Sie haben dort sieben Teiche, blütenbunte Wildpflanzen rundherum, Steinhaufen als perfekte Sonnenlie-gen und Verstecke und auch muhende Heckrinder, die die Flächen frei fressen und auf diese Weise dafür sorgen, dass die Teichufer sonnenbeschienen sind. Ein perfekter Lebensort für die stark bedrohten Rotbauchunken.
Die es in Schleswig-Holstein immerhin von dem Status „vom Aussterben bedroht“ auf den Status „gefährdet“ geschafft haben. Und das nur, weil Drews Jahr für Jahr Laich der seltenen Amphibien in Teichen mit guten Populationen absammelt, diesen in die dänische Aufzuchtstationen in Odense und Kopenhagen bringt und sich dort die Amphibien-Experten von Amphi-Consult Dänemark um eine sicherer Kindheit der Unken-Minis kümmert.
„Es ist schön zu sehen, dass sie es kaum aushalten können in die freie Wildbahn zu kommen“, sagt Drews hoffnungsvoll. Dieser Rotbauchunken-Lebensraum im Stiftungsland Sprenge ist jetzt zum ersten Mal besiedelt worden. Schon im nächsten Frühjahr wird Drews vorbei kommen und gucken, ob es die meisten der Kleinen geschafft haben und fleißig am Teich rufen.
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Die Stiftung Naturschutzgeschichte Schleswig-Holstein stellte am Montagnachmittag die Ergebnisse ihres ersten Projekts „Naturschutz in Schleswig-Holstein – eine Geschichte zur Begrenzung des Klimawandels“ vor. Die Landespflegerin und Historikerin Beate Ahr und die Journalistin Dr. Kirsten Böttcher haben 30 Zeitzeugen – ehrenamtliche Naturschützer*innen und Hauptamtliche, aus den unterschiedlichen Verbänden, Vereinen, der Politik, aber auch Wissenschaftler*innen - zu ihren Erfahrungen im Naturschutz befragt. Die Zeitzeugen haben ihr Leben und ihr Wirken dem Naturschutz verschrieben, Großes geleistet, viel für den Naturschutz hier in Schleswig-Holstein erreicht. „Wir wollen aus den erlebten Erfolgen und Fehlern lernen, um besser in die Zukunft gucken zu können“, brachte der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums Wolfgang Vogel es auf den Punkt. Selbstverständlich ließ auch Schleswig-Holsteins Umwelt-und Klimaminister Tobias Goldschmidt es sich nicht nehmen bei der Veranstaltung ein Grußwort zu sprechen. „Hoffentlich hinterlässt dieses Projekt bei vielen das gute Gefühl, dass man im Natur- und Klimaschutz viel erreichen kann, wenn man nicht aufgibt – und wie erfüllend die Erfolge dann erst sind!“
Die Naturschutzgeschichtler – das sind Wolfgang Vogel, der ehemalige Leiter des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Dr. Wilfried Janssen, der frühere Biologie-Didaktik Professor in Flensburg, Prof. Dr. Holger Gerth, ehemaliger Landesnaturschutzbeauftragter, Hermann Schultz, Ehrenvorsitzender des NABU Schelswig-Holstein – sind als Treuhandstiftung unter das Dach der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein geschlüpft, deren ehemaliger Geschäftsführer und Zeitzeuge Dr. Walter Hemmerling kurz vor Beginn der ersten öffentichen Veranstaltung der „Stiftung Naturschutzgeschichte Schleswig-Holstein“ den reichen Erfahrungsschatz betont: „Wir kommen hier auf über 2000 Jahre Erfahrung und Wissen im Naturschutz“.
Fünf der Zeitzeugen, Prof. Dr. Holger Gerth, Dr. Walter Hemmerling, Prof. Dr. Joachim Schrautzer, Christof Martin (GfN) und Prof. Dr. Friedhelm Taube, diskutierten dann gemeinsam mit den Moderatorinnen, Ute Ojowski und Nicola Brockmüller, über Gelungenes im Naturschutz, Visionen, Befürchtungen und großen Hoffnungen und auch darüber, was schon alles geschafft wurde.
Die Stiftung Naturschutzgeschichte Schleswig-Holstein hat sich im Februar 2020 gegründet. Ihr Ziel: den Naturschutz in Schleswig-Holstein fördern und die Geschichte des Naturschutzes in Schleswig-Holstein als umfassende, gesellschaftliche Auseinandersetzung des Menschen und seines Verhältnisses zur Natur, Kultur und Umwelt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darzustellen.
Weitere Infos zur Treuhandstiftung „Stiftung Naturschutzgeschichte“ und zum Zeitzeugen-
Projekt gibt es hier: https://www.naturschutzgeschichte-sh.de
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Zehn Jahre lang hat das Schmetterlings-Rettungs-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den filigranen Faltern unter die Schmetterlings-Flügel gegriffen – Lebensräume hergerichtet, kleine Raupen in Sicherheit aufgezogen und erst ab Überlebensgröße ausgesetzt – heute schaffen sie es im Stiftungsland Nordoe bei Itzehoe aus eigener Kraft. „Zehn Jahre nachdem wir die ersten Tiere ausgesetzt haben, können wir von einer stabilen, sich selbst erhaltenden Population in der Nordoer Heide sprechen“, kommentiert Insektenexperte Dr. Detlef Kolligs freudig.
Die letzten filigranen Falter flogen in den 1990er Jahren durch Nordoe – danach galten sie fast zwanzig Jahre lang als ausgestorben, in ganz Schleswig-Holstein. Die Insektenretter*innen des EU-geförderte Schmetterlings-Rettungsprojektes „LIFE Aurinia“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzten sich deshalb vor 14 Jahre ein ehrgeiziges Ziel: sie wollten den goldkarierten Falter zurück in seinen ursprünglichen Lebensraum bringen.
Dazu mussten aber erstmal die Lebensräume der Tiere auf dem ehemaligen militärischen Übungsplatz – die durch den eingestellten Übungsbetrieb stark mit Büschen, Bäumen und hochwüchsigen Gräsern zugewachsen waren - wiederhergerichtet werden. So wurde mit einer Vielzahl an Maßnahmen eine Landschaft mageren Grünlandes geschaffen, in der Raupen und Schmetterlinge genug Nahrungs- und Nektarpflanzen finden. Insbesondere die Bestände der Arnika – eine seltene gelb-blühende, heimische Wildpflanze – wurden durch gezielte Zucht aus eingesammelten Samen und daraus aufgezogenen Pflanzen wieder gestützt. Vierbeinige Landschaftspfleger – grasende Galloways, Exmoor-Ponys und Ziegen – sorgen seitdem dafür, dass nicht zu viel neues Buschwerk aufkommen und die ausgesäten Pflanzen wieder verdrängen kann.
Zwischen 2014 und 2016 wurden jährlich Scheckenfalter-Raupen ausgesetzt – insgesamt etwa 15.000 Stück. „Das hört sich viel an. Man geht aber davon aus, dass es nur etwa jede hundertste Raupe bis zum Falter schafft“, erklärt Dr. Detlef Kolligs, Insektenexperte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Kolligs betreut die Maßnahme seit ihrem Beginn im Jahre 2010.
„Das Engagement hat sich definitiv ausgezahlt, der Goldene Scheckenfalter ist hier gerettet“, zieht Kolligs Resümee. Eine aktuelle Zählung hat 150 Exemplare an einem Tag ergeben – der reale Wert dürfte deshalb etwa zwei bis drei Mal so hoch sein.
Die Bedeutung des Erfolgs geht über die der Rettung der Falter hinaus. „Der Goldene Scheckenfalter sorgt für einen Mitnahme-Effekt. Dort, wo er zu finden ist, fühlen sich auch andere Insekten und Tiere wohl“, erklärt Kolligs und führt fort: „Insgesamt kann mal also von einem Vorzeigeprojekt für den Naturschutz sprechen!“
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Juni
Schlechte Nachricht für Spaziergänger*innen: Nachdem im Mai bereits im Südteil der Wanderpfad durch die Wilden Weiden am Winderatter See gesperrt wurde, ist jetzt auch der Nordteil vorerst nicht mehr begehbar. Das bedeutet konkret, dass derzeit eine Umrundung des Sees nicht mehr möglich ist.
Der Grund: Waren es zu Beginn die ansonsten friedlichen Galloways mit ihren Kälbern, die die Besucher argwöhnisch und nervös beäugten, sind es jetzt die regional typischen Angeliter. Die Muttertiere sind nach dem Kalben besonders sensibel und fürchten um die Sicherheit ihres Nachwuchses.
Alle Klapptore sind mit Schlössern und Ketten verriegelt. Die auffälligen Tiere sollen in den nächsten Wochen von der Weide genommen werden, so dass ein Begehen der Nordseite hoffentlich bald wieder möglich ist.
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Das Wetter macht – gemessen an den Vorjahren – gerade wohl eher mal eine kleine Sommerpause.
Zum Glück macht das der „Blauschwarzen Holzbiene“ gar nicht so viel aus. Denn die „Wildbiene des Jahres 2024“ sie ist eine echte Frühaufsteherin. So starten die Männchen schon Ende Januar, Anfang Februar und versuchen die Weibchen aus ihren Winterquartieren – in Mauerspalten, Lehmwänden und in anderen geschützten Verstecken – zu locken, um sich zu paaren. Aber fangen wir mal vorne an:
Mit knapp drei Zentimetern ist die Schwarzblaue Holzbiene die größte heimische Wildbienenart und wird deshalb auch häufiger mit ihrer nächsten Verwandten, der Hummel, verwechselt. Früher – also bis vor ein, zwei Jahrzehnten – war der große Brummer eher im Süden Deutschlands Zuhause, mittlerweile hat er sich in ganz Deutschland ausgebreitet und gilt damit als Profiteur des Klimawandels. Neben ihrer Größe ist auch das Aussehen der Schwarzblauen Holzbiene besonders auffallend: Ihre blauschwarzen Flügel sorgen bei Licht für einen starken Schimmer, während der Rest des Körpers komplett schwarz und kurz behaart ist. Und auch ihr Sound ist nicht zu überhören: Wenn sie vorbeifliegt, kann man sich wegen des lauten Brummens schonmal erschrecken. Aber: Der große Brummer ist absolut harmlos.
Auch das „Fütter“-Verhalten ist besonders: Die Schwarzblaue Holzbiene sammelt die Pollen – vorzugsweise von blütenreichen Wildpflanzen wie beispielsweise Platterbsen oder Gartengeißblättern –eher selten an ihren Hinterbeinen, sondern in einer Art Kropf. Sie schluckt die gesammelten Pollen herunter und würgt sie in ihrer bis zu 30 cm langen Brutröhre zur Fütterung wieder hervor. Auch gehört die Schwarzblaue Holzbiene zu den Glucken-Mamas unter den Wildbienen. Anders als die meisten der solitären Wildbienen hier in Schleswig-Holstein verlässt die Blauschwarze Holzbiene ihren Nachwuchs nicht und überwintert am unverschlossenen Nesteingang. Und auch das Nest hat sie sozusagen selbst gebaut : Mit ihrem kräftigen Kiefer bohrt sie Holzgänge in Alt- und Totholz. Dort legt sie Nistzellen an, die sie mit je einem Ei sowie Pollen und Nektar als Proviant für die Larven füllen.
Sie haben auch schon einige Hummeln und Wildbienen in ihrem Garten oder im Park herumschwirren sehen, waren aber nicht sicher, welche Art es war? Dann machen Sie mit bei der Erfassung unserer fleißigen Bestäuber: Mit der App „ObsIdentify“ können Sie Ihre Funde ganz leicht anhand eines Fotos bestimmen lassen. Die gesammelten Beobachtungsdaten zu Insekten fließen in frei zugängliche Verbreitungskarten und sind ein Instrument für Naturschutz, Forschung, Bildung und Politik. Jede Beobachtung zählt!
Mehr Infos zu der App gibt es hier:
https://www.insektenreich-sh.de/mitmachen/insekten-bestimmen
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Sie sind glitschig, gerade mal acht Wochen alt, etwa einen Zentimeter groß und trotzdem schon reif genug für ein Leben in freier Wildbahn: rund 1000 junge Rotbauchunken werden an gleich mehreren Stellen im Land ausgesetzt. Die Amphibien mit dem knallroten Bauch sind eine stark gefährdete Art, die in Deutschland nur noch im Norden und Nord-osten vorkommen. Jetzt heißt es für die kleinen Quaker, raus aus der Unken-Kita, rein in die vorher aufbereiteten Froschparadiese der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Der Biologe Hauke Drews, Maßnahmen-Manager und seit über 20 Jahren Froschretter bei der Landesstiftung setzt die kleinen Unken heute an gleich mehreren Standorten in Schleswig-Holstein aus: so werden die „Uuuuh-uuuuh-uuuh“-Rufer beispielsweise auf den Wiesen und Weiden der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – dem sogenannten Stiftungsland – in Panten im Kreis Herzogtum-Lauenburg ausgesetzt.
Die Rotbauchunken sind in Sicherheit geschlüpft und aufgewachsen
Zuvor wurde der Laich am Salemer Moor und Eichhorst – beides Flächen des Zweckverband Schaalsee-Landschaft e.V. im Lauenburgischen – gesammelt. Behütet aufgewachsen sind Laich und später auch die Kaulquappen in einer Aufzuchtstation von Amphi Consult Germany – den Spezialistenteams für bedrohte Amphibien in Norddeutschland und Skandinavien. „In der Natur überstehen nur rund zehn Prozent der Unken das Laichstadium, bei der künstlichen Aufzucht sind es über 90 Prozent“, sagt Drews. Fertig verwandelt – von der Kaulquappe zur Mini-Rotbauchunke – werden sie nun in die freie Wildbahn entlassen.
Renovierung der Unken-Kinderzimmer
Um die Renovierung der Rotbauchunken-Kinderzimmer haben sich die Froschretter rund um Drews natürlich schon lange vor dem Auswildern gekümmert. Wie überall im Land hatte die Umwandlung von Weidegrünland in Acker zum Verschwinden der Art geführt. Teiche, die den Unken bei den ersten zarten Sonnenstrahlen im Früjahr zur Fortpflanzung und als Laichgewässer dienten, liefen voll Dünger und wuchsen zu. „Da überlebten nur noch die anspruchslosen Arten wie Grünfrösche, Erdkröte oder Teichmolche“, erklärt Drews. Doch Rotbauchunken lieben sonnige, flache und saubere Gewässer ohne Fische, umringt von wildbunten Blumenwiesen und versehen mit Totholz- oder Steinhaufen, die ihnen als Verstecke oder Winterquartiere dienen. Diese Froschparadiese haben Hauke Drews und sein Team am Pantener Moorweiher, in Woltersdorf und auf den Flächen des Lämmerhofs in Panten nahe Lübeck hergerichtet.
Lämmerhof ist ein starker Partner im Naturschutz
Eine besonders vielfältige Gewässerlandschaft ist beim Lämmerhof entstanden, die schon zahlreichen Laubfröschen als Zuhause dient und die nun auch der Rotbauchunke helfen. „Die langjährigen Zusammenarbeit mit dem Biobetrieb Lämmerhof ist besonders erfreulich, weil der Betrieb artenschutzorientierte Landwirtschaft praktiziert, die u. a. den Amphibien in Panten enorm geholfen hat.“ sagt Drews. Und Detlef Hack, Lämmerhof-Eigentümer unterstreicht: „Als ich den Hof vor 36 Jahren von meinem Vater übernommen habe, war für mich klar, dass hier Landwirtschaft und Naturschutz zusammengeführt und gelebt werden. Das Lämmerhof-Team zieht hier voll mit, so dass viele unter-schiedliche Projekte möglich werden. Der Lämmerhof hat sich auf diese Weise zu einem Naturschutzhof entwickelt – ein wildbunter Strauß aus Landwirtschaft und Naturschutz. Die Rotbauchunken fügen sich deshalb nahtlos ein und ich freue mich so einer bedrohten Art ein neues zu Hause hier bei uns rund um den Lämmerhof zu bieten. In den drei Stif-tungsgebieten werden rund 1000 Mini-Unken in die Freiheit entlassen. Weitere jeweils 200 Tiere kommen in den nächsten Wochen zurück in die „Elternteiche“ am Salemer Moor und Eichhorst.
Rotbauchunken nicht länger vom Aussterben bedroht, aber noch immer stark gefährdet
Dank des unermüdlichen Einsatzes von Hauke Drews im Rahmen der Amphibieninitiative der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein haben die Rotbauchunken sich auf der überarbeiteten Roten Liste der Amphibien Schleswig-Holsteins vom Status „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“ verbessert. „Das ist bundesweit einzigartig“, freut sich Drews. Diesen zarten Aufwärtstrend der Rotbauchunken bestätigt auch Amphibien-Experte Florian Bibelriether. In seiner Auswertung, insbesondere auf Naturschutzfläche, allen voran den Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, sei dies deutlich erkennbar. So haben die Unken in Schleswig-Holstein begonnen sich wieder von den Naturschutzflächen in die umgebende Landschaft auszubreiten. In diesem Jahr tauchten die rotbauchigen Amphibien nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder in zahlreichen Gebieten der Kreise Ostholstein und Plön auf. Trotzdem ist der Weg zu robusten Rotbauchunken-Populationen noch weit. „Wir müssen weitermachen…“, ist Drews fest entschlossen. Währenddessen hüpfen die Mini-Unken schon los und erobern ihre neuen Spielwiesen und späteren Lebensräume.
Projektbeteiligte für Interviews und O-Töne:
• Hauke Drews, Biologe und Maßnahmen-Manager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
• Florian Bibelriether von AmphiConsult Germany
• Detlef Hack, Lämmerhof Panten
• Dr. Peter Aldenhof, Natur e.V. Panten
Die Pressemitteilung finden Sie hier zum Download.
Wir wollen – Nein – wir müssen unsere Welt retten. Denn: wir haben ja nur diese Eine. Deshalb ist es höchste Zeit noch deutlicher auf Klimaschutz zu setzen. Schleswig-Holstein geht voran – mit dem Programm „biologischer Klimaschutz“ leistet die Stiftung Natur-schutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Land einen wertvollen Beitrag zum Kli-maschutz. Und gehört damit bundesweit zu den Pionieren. Jetzt können Sie Klimaschutz zum Anfassen erleben, bei einem unserer neuesten Formate: den Klimatouren in und durch die schönsten Moore des Landes. Kommen Sie mit zu diesen Klimaschutzwundern und oftmals letzten Rückzugsorten stark angepasster Arten wie dem Moorfrosch, dem Sonnentau, den seltenen Libellen-Arten und dem wunderschönen Wollgras.
Klimatour ins Dosenmoor bei Neumünster
Das Dosenmoor vor den Toren Neumünsters gehört zu den größten, in Teilen noch in-takten Hochmooren Schleswig-Holsteins. Jörn Gollisch, von der Stiftungswacht der Stif-tung Naturschutz Schleswig-Holstein, nimmt Sie an diesem Sonntagmorgen mit auf einen besonderen Moor-Spaziergang.
Bei der Runde durchs Dosenmoor erklärt unser Experte, wie das früher trockengelegte und abgetorfte Moor vom Klimakiller jetzt wieder zum Klimaschützer und wertvollen Lebensraum wird. Hier können Sie verschiedene Stadien der Renaturierung erleben, von trockeneren Heideflächen bis zu schön nassen Bereichen, in denen sich all die ty-pischen Pflanzen das Moor zurückerobert haben. Hier summen die Moor-Libellen über Wollgräsern und Sonnentau, dort versteckt sich eine Kreuzotter und ganz in der Ferne trompeten mit etwas Glück die Kraniche. Jörn Gollisch zeigt Ihnen am 16. Juni die sel-tenen Arten und erzählt, wie so eine Renaturierung funktioniert.
Klimatour im Dosenmoor bei Neumünster
Datum: Sonntag, 16. Juni 2024
Uhrzeit: 11 Uhr, ca. 1,5 Stunden
Treffpunkt: wird bei Anmeldung bekannt gegeben
Anmeldung bis 14. Juni 2024 unter https://www.stiftungsland.de/veranstaltungen.
Klimatour ins Stiftungsland Wildes Moor bei Schwabstedt
Das Wilde Moor bei Schwabstedt verzaubert sofort mit seiner unendlichen Weite. Fol-gen Sie dann den Moorkenner*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein über den längsten, barrierfreien Moorerlebnispfad durch diesen einzigartigen Lebensraum offenbart sich die wahre Schönheit. Maria Jung, Stiftungswacht bei der Stiftung Natur-schutz Schleswig-Holstein, nimmt Sie an diesem Sonntagmorgen mit auf einen beson-deren Moor-Sparziergang.
Von dem Hochmoor stehen heute 631 Hektar unter Naturschutz. In den letzten beiden Jahrhunderten wurde das Moor von Menschen entwässert, teilweise abgetorft und als Grünland genutzt. Seit Anfang der 1980er Jahre zog sich die Landwirtschaft zurück und das Wilde Moor bekam die Chance, vom Klimakiller wieder zum Klimaschützer und wertvollen Lebensraum zu werden. Viele seltene Pflanzen und Tiere können hier direkt vom etwa 400 Meter langen Holzbohlenweg beobachtet werden. Ein echter Hotspot der Artenvielfalt und ein riesieger natürlicher Kohlenstoff-Speicher, den Ihnen Maria Jung am 21. Juli zeigen und erklären wird.
Klimatour durchs Stiftungsland Wildes Moor Schwabstedt
Datum: Sonntag, 21. Juli 2024
Uhrzeit: 11 Uhr, ca. 1,5 Stunden
Treffpunkt: wird bei Anmeldung bekannt gegeben
Kosten: Die Touren sind kostenlos. Über eine Spende freut sich die Natur.
Anmeldung bitte bis 19. Juli 2024 unter www.stiftungsland.de/veranstaltungen
Klimatour ins Stiftungsland Jardelunder Moor
Das Jardelunder Moor ist ein echter Europäer: Es liegt halb in Deutschland, halb in Dä-nemark und beide Länder haben es bereits vor 40 Jahren unter Naturschutz gestellt. Die Natur hatte also viel Zeit, sich prächtig zu entwickeln. Tim Kruse, Stiftungswacht bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, nimmt Sie an diesem Sonntagmorgen mit auf einen besonderen Moor-Spaziergang.
Das nördlichste Moor Schleswig-Holsteins ist bekannt für seine Artenvielfalt. Hier kön-nen seltene Vögel beobachtet werden, moor-typische Libellen schwirren herum und im Herbst sind die Brunft-Rufe der Rothirsche unüberhörbar. Dieser Rückzugsort für die hoch spezialisierten Moor-Arten ist das Ergebnis der Wiedervernässung der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Dadurch ist aus dem ehemaligen Klimakiller wieder ein wichtiger Kohlenstoff-Speicher und damit also ein wirksamer Klimaschützer ge-worden. Wo die besten Pflanzen und Tiere zu finden sind, was das Moor genau mit dem Klima zu tun hat und wie so eine Vernässung überhaupt funktioniert, zeigt Ihnen am 11. August unser Experte Tim Kruse.
Klimatour im Stiftungsland Jardelunder Moor
Datum: Sonntag, 11. August 2024
Uhrzeit: 11 Uhr, ca. zwei Stunden
Treffpunkt: wird bei Anmeldung bekannt gegeben
Anmeldungen bis 09. August 2024 unter: https://www.stiftungsland.de/veranstaltungen
Bei allen Klimatouren gilt: Gummistiefel und Mückenspray nicht vergessen! Hunde müssen leider zu Hause bleiben! Die Touren sind kostenlos. Über ihre Spende freut sich die Stiftung Naturschutz natürlich. Das Betreten der Flächen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Es ist eines der größten Draußen-Festivals des Nordens und dauert von Juni bis September: Das Naturgenussfestival 2024 der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Seit 20 Jahren bietet es über 120 kulinarische Veranstaltungen mit dem Fokus auf Natur- und Klimaschutz mit mehr als 80 Partner*innen aus Gastronomie, Landwirtschaft, regionalen Manufakturen und Naturführer*innen. Von der Radtour durch Angeln mit anschließendem BBQ, über eine Kutschfahrt durchs Offenbütteler Moor im Kreis Dithmarschen, einem Weinfest im Kreis Schleswig-Flensburg oder einer Whisky-Wanderung durchs Kaltenhofer Moor bei Kiel bis hin zum gemütlichen After-Work-Spaziergang durchs Stiftungsland Nordoe bei Itzehoe ist alles dabei – von der dänische Grenze bis nach Hamburg und von der West- bis zur Ostküste. Meist dauert es nur wenige Minuten bis die ersten „Ooohs und Aaaahs“ der Besucher*innen ertönen und sie so ihrer Begeisterung über die vielfältige Natur hier bei uns in Schleswig-Holstein Ausdruck verleihen.
Zum ersten Mal hat Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt am Sonntagmittag die einzigartige Outdoor-Eventreihe gemeinsam mit Sandra Redmann, ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Stiftungsland Himmelmoor bei Quickborn eröffnet. „Das Naturgenussfestival verbindet Erleben und Genießen. Es veranschaulicht die Bedeutung der Natur für unsere Gesellschaft und trägt so dazu bei, die Menschen in Schleswig-Holstein für den Schutz und Erhalt der Natur zu sensibilisieren,“ betonte Umweltminister Tobias Goldschmidt. „Das Himmelmoor war das erste Naturschutzgebiet, das ich in meiner Amtszeit neu ausweisen durfte. Es ist mir eine besondere Freude das Festival in diesem einzigartigen Naturraum zu eröffnen. Moore sind faszinierende Lebensräume, die dringend geschützt werden müssen.“
Die Besonderheiten dieser einzigartigen und deutschlandweit größten Open-Air-Eventreihe, hob auch Sandra Redmann als ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hervor: „Wir laden die Menschen hier in Schleswig-Holstein ein, Naturschutz hautnah zu erleben, anzufassen, zu begreifen und zu genießen. Das Naturgenussfestival wird 20 und ist damit längst erwachsen, aber es erfindet sich in jedem Jahr neu und spiegelt die unbezahlbare Arbeit des mittlerweile 100-köpfigen Stiftungsteams, dass sich mit aller Macht gegen das Insektensterben, den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt stemmt und vom Aussterben bedrohte schleswig-holsteinische Mitbewohner wie die Zauneidechse, Wiesenvögel wie die Uferschnepfe oder den Kampfläufer rettet, aber auch den bedrohten Amphibien, wie Moorfrosch, Knoblauchkröte und Rotbauchunke wieder ein Zuhause gibt“, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete.
Nach dem offiziellen Auftakt und der Begrüßung auch durch den Bürgermeister der Stadt Quickborn, Thomas Beckmann hatten die rund 400 Besucher*innen die Chance in die historische Torfbahn des Himmelmoors zu steigen. Dieses Auftakt-Highlight nahm die Gäste mit in die Vergangenheit des einst trocken gelegten Himmelmoors und bot ihnen nicht nur eine einmalige Perspektive auf das Moor, sondern auch Einblicke in die faszinierende Geschichte der Torfgewinnung und den damit verbundenen Lebensweisen. Aber sie brachte ihnen auch den faszinierenden Lebensraum Moor mit seinen seltenen Bewoh-nern aus der Tier- und Pflanzenwelt nahe.
Einen ersten Geschmack bekamen die Gäste der Auftaktveranstaltung des Naturgenussfestivals 2024 auch: John’s Burger ist mit einem Food-Truck vor Ort und versorgt die Besucher*innen mit besten Burgern und Pommes.
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Mai
Sie ist nicht das hübscheste Exemplare im Teich – und doch gehört sie nach Schleswig-Holstein wie der Wind und die Wellen und das Meer: die Rede ist von der Rotbauchunke. Eine extrem bedrohte und europaweit stark geschützten Amphibien-Art, die ihren Namen dem knallrot-gefärbtem Bauch verdankt. Ihr Zustand zur Jahrtausendwende schlecht, ihr Status, Rote Liste 1 – vom Aussterben bedroht. Und das zu dem damaligen Zeitpunkt schon seit mehr als 30 Jahren. Wieder und wieder hatte Hauke Drews, Biologe bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Roten Listen für Amphibien studiert und immer wieder fiel dem jungen Biologen damals auf, dass die Bestände der Amphibien in Schleswig-Holstein schlecht waren und schlecht blieben. Und niemand etwas dagegen tat.
Frösche, Kröten und Unken verschwinden seit über 30 Jahren in Schleswig-Holstein
„Die Ursachen für das langsame, aber stetige Verschwinden dieser stark angepassten Art war die um sich greifende Verwandlung von Weidegrünland in Acker“, erklärt Drews. Auch kippten mit der Umwandlung die Tränketeiche, die den Fröschen, Kröten und Unken im Frühjahr zur Fortpflanzung und als Laichgewässer dienten. Sie liefen voll Gülle oder Düngerstoffe oder trockneten komplett aus. „Da überlebten nur noch die anspruchslosen Arten wie Grünfrösche, Erdkröte oder Teichmolche, die können auch mit schlechter Wasserqualität umgehen.“ Rotbauchunken allerdings lieben es flach, besonnt und fischfrei.
So krempelte er also die Ärmel hoch, und begann mit den ersten Maßnahmen – damals noch unter dem sperrigen Titel „Programm Q – eine Qualitätsoffensive auf Stiftungsflächen“ – für die bedrohten Frösche, Kröten und Unken. „Bevor es losgehen konnte, musste ich mir erstmal bei den Dänen abgucken, wie das mit der Froschrettung klappen könnte“, erinnert er sich. „Die waren auf dem Gebiet im Gegensatz zu uns schon echte Experten.“
2003 startet die großangelegte Rettung der Rotbauchunken auf Fehmarn
Gesagt – getan. 2003 fiel dann also der Startschuß zum großangelegten Rotbauchunken-Rettungsprojekt auf Fehmarn. Wieso ausgerechnet die Ostseeinsel? „Fehmarn war Rotbauchunken-Wohlfühlort, weil es auf der Insel ein sehr dichtes Netz von Kleingewässern gab, die ganz nach dem Geschmack der Rotbauchunken waren“, sagt Drews. Das läge an der speziellen Art der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung – die sogenannten Mergelgruben dienten im Frühjahr als Paarungsteiche der Unken. Doch bei der letzten Bestandsaufnahme auf Fehmarn im Rahmen der Erstellung einer neuen Roten Liste konnten die Artenexperten des Landes Schleswig-Holstein nur noch drei Teiche mit Rotbauchunken auf der gesamten Insel ausmachen. Diese galt es also nun für Drews und sein dänisches Unterstützungs-Team zu finden und die Rotbauchunken zu retten. Tatsächlich fingen sie damals drei Tiere. Doch diese waren nicht bereit sich unter den Augen Drews in einem Eimer zu paaren. Der Däne Kåre Fog wusste Rat. „Wir brauchen ein Aquarium mit Heiztstab, es ist den Unken nämlich jetzt schon zu kalt zur Paarung.“
Rotbauch-Unken-Intensivstation bei unseren Nachbarn in Dänemark
Gesagt – getan. Das Aquarium wurde im Wohnzimmer eines Fehmahrner Bauern aufgestellt, die Unken – natürlich Männchen und Weibchen hinein und abgewartet. Und tatsächlich, die Unkenretter*innen konnten am Morgen des nächsten Tages 120 Eier „ernten“. Diese gingen in die dänische Aufzuchtstation. Die Prozedur wurde noch mehrmals im Frühjahr 2003 wiederholt. Aus den Eiern konnten 600 Kaulquappen und schließlich 600 Jung-Unken aufgezogen werden. Die eine Hälfte kam in die noch vorhandenen Teiche der Eltern, die andere Hälfte in neu angelegte Teiche auf Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, nur einen Steinwurf von den noch vorhandenen entfernt.
In den folgenden Jahren schafften die Unken es dennoch nicht von alleine und die Retter*innen entschieden sich, die Unken länger in der dänischen Amphibien-Aufzuchtstation zu behalten. Auf diese Weise konnten in den sechs Folgejahren mehrere 1000 Jungunken auf Fehmarn ausgesetztwerden. Die entwickelten sich so prächtig, dass beim ersten Froschkonzert der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Jahr 2012 das charakteristische Rufen der Rotbauchunken aus den Naturschutzflächen bis in die nächsten Dörfer hallte und die Fehmarner*innen ihre Mitbewohner, im Volksmund auch die „Fehmahrner Nachtigall“ genannt, von einst zurückbekamen. Die auf Fehmarn umgesetzten Maßnahmen wurden in ähnlicher Weise in vielen Rotbauchunken-Gebieten in ganz Schleswig-Holstein gestartet.
Deutschlandweit einzigartig: Unken gerettet und nicht länger vom Aussterben bedroht
Einen Beweis für den nachhaltigen Erfolg der Rettungs-Maßnahmen für die Rotbauchunke gab es im Jahr 2019, als bei der Überarbeitung der Rote Liste der Amphbien Schleswig-Holsteins die Rotbauchunken von dem Status „vom Aussterben bedroht“ auf den Status „stark gefährdet“ herabgestuft werden konnten. „Das ist deutschlandweit einzigartig“, ist Drews begeistert. „Das was noch vor 20 Jahren als unvorstellbar erschien, ist geschafft“, sagt er. Amphibien-Experte Florian Bibelriether von AmphiConsult Germany setzt dem Ganzen jetzt noch die Krone auf: Er schreibt in seiner Auswertung in den Flora-Fauna-Habitat-Berichten „Amphibien in Schleswig-Holstein“ der letzten beiden Berichtsperioden 2013-2018 und 2019-2024, dass dieser vorsichtige Aufwärts-Trend der Rotbauchunken auf.
Naturschutzflächen, insbesondere den Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein deutlich erkannbar sei. In der Normallandschaft hingegen sei es weiterhin so ungünstig wie in allen anderen Bundesländern.
Als ob die Unken diese Aussage bestätigen wollten, haben sie rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum der Amphibien-Initiative begonnen, sich wieder von den Naturschutzflächen aus in die umgebende Landschaft auszubreiten. In zahlreichen Gebieten in den Kreisen Ostholstein und Plön tauchten in 2023 und 2024 Unken nach 30-jähriger Abwesenheit wieder auf. Zunehmend werden auch neu gestaltete Naturschutzflächen von Unken über mehre Kilometer Distanz wieder von allein besiedelt. Aber der Weg zu vitalen, robusten Populationen im gesamten ehemaligen Verbreitungsgebiet ist noch weit. „Auf diesem Erfolg ausruhen ist daher also nicht, wir müssen weitermachen“, sagt Drews abschließend.
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Bald ist es wieder so weit, die Erdbeersaison steht vor der Tür und läutet den langersehnten Sommer ein. Zum Weltbienentag am 20. Mai 2024 rückt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in diesem Jahr fleißige, aber leider teils stark bedrohte Helferchen in den Fokus: die Hummeln. Ihnen müssten wir eigentlich dankbar sein, denn sie bestäuben viele Blüten, wie die der Erdbeerpflanzen hier bei uns in Schleswig-Holstein. Keine Honigbiene ist so fleißig, wie die zu den Wildbienen zählenden Hummelarten! Die kleinen, runden Brummer, auf Plattdeutsch „Plüschmors“ genannt, schieben für unser Erdbeer-Glück ganze 18-Stunden-Schichten.
Anders als die Honigbiene lassen sich Hummeln auch durch das oftmals kühle, norddeutsche Schmuddelwetter nicht vom Bestäuben abhalten. „Hummeln kommen auch mit niedrigen Temperaturen zurecht, weshalb die überwinternden Königinnen schon an den ersten warmen Tagen im März unterwegs sind“, erklärt Dr. Detlef Kolligs, Insektenexperte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Hummeln haben anders als Honigbienen einen wärmenden Pelz, der sie auch für nass-kalte Tage wappnet. Zudem können sie ihre Flügel „ausklinken“ und ihre Brustmuskeln vibrieren lassen, um sich vor einem Flug auf Temperatur zu bringen.
Das macht sie zu zuverlässigen Bestäubungsfachkräften im Obst-Anbau. Immer mehr Apfel- aber auch Erdbeerbauern setzen deshalb auf Hummelvölker, die sie kaufen und auf ihren Feldern oder in Gewächshäusern gezielt ansiedeln. „Weiter verbreitet ist bisher jedoch der Einsatz der weniger robusten Honigbiene, die höhere Temperaturen braucht und bei Regen gar nicht erst losfliegt. Sie ist ein gezüchtetes Nutztier, die in der freien Natur ohne menschliche Zuwendung nicht überlebensfähig wäre“, so Kolligs.
Um den Artenreichtum der heimischen Pflanzenwelt nachhaltig zu sichern, braucht es deshalb die heimischen Hummeln und andere Wildbienen. „Deren natürlicher Bestand ist durch den intensiven Einsatz von Insektiziden und einer immer monotoneren Landschaft leider stark zurückgegangen, einige Arten sind bereits ausgestorben“, erklärt Kolligs. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein schafft im Rahmen des durch den Bund geförderten Projektes „Blütenbunt-Insektenreich“ systematisch Lebensräume für Wildbienen und andere Insekten.
Insektenexperte Kolligs, mitverantwortlich für das Projekt, hat einen Tipp, wie man Wildbienen für den eigenen Obstanbau engagiert: „Ein vielfältiger Garten mit heimischen Gehölzen, Wildpflanzen und stehengelassenem Totholz, ergänzt durch Nistkästen fördert den Zuzug von Hummeln und anderen Wildbienen. Ebenso wichtig ist der Verzicht auf Insekten- und Pflanzenschutzmittel.“ So schmecken nicht nur die angebauten Früchte, sondern auch der Insekten- und Pflanzenvielfalt ist geholfen.
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Die Robust-Rinder auf den Weiden der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bekommen gerade Kälbchen. Einige Mamatiere sind deshalb derzeit nervöser und haben ein besonderes Auge auf ihre Kleinen. So auch Aida, das sechsjährige Mutter-Galloway-Rind am Winderatter See im Kreis Schleswig-Flensburg. Ihr Kalb ist drei Wochen alt und Rinderhalter Gerd Kämmer – einer der größten Pächter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – hat beobachtet, dass diese Mutterkuh sich auffällig aggressiv gegenüber Spaziergänger*innen verhält und gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein schnell und vorausschauend agiert. Seit gestern (Mittwoch, 15. Mai 2024) ist der südliche Weidekomplex für Spaziergänger*innen gesperrt. Das bedeutet konkret, dass derzeit eine Umrundung des Winderatter Sees nicht mehr möglich ist.
Alle sechs Klapptore sind mit Schlössern und Ketten verriegelt. „Es ist normal, dass die Mutterkühe zur Kalbezeit nervöser sind und ihren Nachwuchs verteidigen. Bei Aida ist das Verhalten sehr auffällig. Derzeit wissen wir noch nicht genau warum, denn eigentlich sind die Tiere an Besucher*innen gewöhnt und bleiben friedlich“, sagt Gerd Kämmer. Es komme leider dennoch immer mal wieder vor, dass Hunde-halter*innen sich nicht an die Regeln halten und ihre Vierbeiner unerlaubterweise frei über die Weiden laufen lassen. Sollte die Kuh eine unangenehme Begegnung mit einem Hund gehabt haben, könne dies ihr Verhalten erklären, ergänzt Miriam Kimmel, zuständige Flächenmanagerin am Winderatter See. „Für Kühe stellen Hunde eine große Bedrohung für ihre Kälber dar, da sie von Aussehen und Verhalten ihren Vorfahren dem Wolf ähneln und deshalb zu aggressivem Verteidigungs-Verhalten bei den Rindern führen können“, erklärt Kämmer. Er und sein Team kontrollieren die Herde jetzt verstärkt und testen auch von Zeit zu Zeit, ob sich die Mutterkuh beruhigt hat. Sollte sich die Situation trotz Sperrung nicht entschärfen, muss die Mutter mit ihrem Kalb gemeinsam von der Weide geholt werden, sobald das Kälbchen groß genug ist. Sobald die Weide wieder frei ist, informieren wir Sie umgehend.
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April
Hummeln werden dank ihres felligen Hinterteils auf Plattdeutsch liebevoll „Plüschmors“ genannt. Eine von ihnen ist seit fast sechzig Jahren aus Schleswig-Holstein verschollen: die Deichhummel – ihr wissenschaftlicher Name lautet: Bombus distinguendus. Sie summte und brummte hier bei uns im Norden, wie der Name schon sagt, über küstennahe Wiesen und Weiden, aber auch über die einst blütenreichen Deiche Norddeutschlands. Die schöne und große Hummel ist gold-bräunlich geringelt und hat im Brustbereich einen breiten schwarzen Haarstreifen. Sie liebt Klee und Flockenblumen, mag warmen Sand und bunte Wiesen und fliegt von Mitte Mai bis in den Oktober.
Zuletzt wurde die Deichhummel im Jahr 1968 nahe Kiel gesichtet – seitdem keine Spur mehr von ihr in Schleswig-Holstein. Sie ist auf naturnahe Kulturlandschaften angewiesen und leidet – wie viele andere heimische Insekten auch – unter der immer intensiver werdenden Landwirtschaft. Allein die Tatsache, dass die Felder heute schon oft vor der Kleeblüte abgeerntet werden, macht ihr Überleben fast unmöglich.
Es gibt aber die Hoffnung, dass noch letzte Bestände der Deichhummel auf Amrum und anderen nordfriesischen Inseln in Norddeutschland überlebt haben. Deshalb brauchen wir die Hilfe aller Schleswig-Holsteiner*innen. Denn: Viele Augen sehen ja bekanntlich mehr als zwei! Im Verbundprojekt „Blütenbunt-Insektenreich“ ruft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Amrum Touristik ÄöR und dem Amrumer Heimat- und Kultur-Verein Öömrang Ferian i.f. dazu auf, auf Hummelsuche zu gehen.
Am besten gelingt das mit der App „ObsIdentify“. Einfach ein Foto der Beobachtung in der App hochladen und bestimmen lassen. Alle gesammelten Beobachtungsdaten zu Insekten fließen in frei zugängliche Verbreitungskarten und sind ein Instrument für Naturschutz, Forschung, Bildung und Politik. Jede Beobachtung zählt also, auch wenn es nicht die erhoffte Deichhummel ist! Mehrere Informationen zu der App gibt es hier:
https://www.insektenreich-sh.de/wissen/artensteckbriefe-insekten/deichhummel
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In den meisten Gärten hier bei uns in Schleswig-Holstein drehen die Rasenmäher und Mähroboter schon wieder fleißig und unermüdlich ihre Runden. Dabei geht es dann immer wieder den frühen Wiesenblumen wie Weißklee, Rotklee, Löwenzahn und Gänseblümchen an den Blütenkopf. Zusammen mit den weniger prominenten Wildblumen wie Gundermann, Knoblauchsrauke und Kriechender Günsel decken sie den Nektar-Tisch für die Frühaufsteher unter den Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen. So früh im Jahr ist das Nektar-Nahrungsangebot für die hungrigen Summer und Brummer zudem ohnehin noch sehr übersichtlich. Deshalb sind die blühenden Wiesenbewohner wichtiger Landeplatz und oft einzige Nektarstation nach der monatelangen Winterstarre.
Rasenmäher und Mähroboter vernichten für viele Insekten aber nicht nur die Nektar-Tankstellen wie Gänseblümchen, Klee und Gundermann, der Mähvorgang ist auch eine direkte Gefahr für Insekten und andere Tiere: Wildbienen, Käfer, Wanzen und Zikaden verstecken sich zwischen Halmen und Blüten – beim Mähen werden viele von ihnen verletzt oder getötet. In den ungemähten Wiesen finden sie dagegen Nahrung, Unterschlupf und Schutz.
Deshalb wollen wir alle Schleswig-Holsteiner*innen aufrufen beim „Mähfreien Mai“ dabei zu sein. Lasst den Rasenmäher den Wonnemonat Mai über im Schuppen oder der Garage stehen und den Mähroboter in der Auflade-Station. Die Natur – allen voran die frühen Wiesenblüher, heimische Insekten, Käfer und Igel – dankt es Euch.
Pflanzinseln als Kompromiss
Wer es im Garten eher aufgeräumt und ordentlich mag und trotzdem etwas für die heimischen Insekten tun möchte, kann beim Rasenmähen einfach Inseln stehen lassen.
Mit einer ansprechenden Form – beispielsweise oval oder als Labyrinth – können sie sehr zu einer ästhetischen Gestaltung des Gartens beitragen. Auf ihnen kann sich dann eine insektenfreundliche Blühwiese entwickeln, während man den übrigen Teil der Wiese für andere Zwecke nutzen kann. Schon vier Quadratmeter Wildblumenwiese können eine wertvolle Oase für Insekten sein. Besonders heimische Wildpflanzen- und Gräser sind beliebt bei Schleswig-Holsteins Insekten, die oft auch auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert sind.
Auf der Projektseite des Verbundprojekts „Blütenbunt-Insektenreich“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (https://www.insektenreich-sh.de/wissen/startseite-pflanzen )gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, unter anderem auch konkrete Hinweise, welche Wildpflanzen sich besonders gut für den eigenen, insektenfreundlichen Garten eignen.
Der Trend zum „Mähfreien Mai“ („No Mow May“) stammt übrigens aus dem Land des kurzen grünen Rasens: England. Im Jahr 2019 startete die britische Naturschutzorganisation "Plantlife" den Aufruf, im Mai den Rasenmäher abzuschalten und so die Umwelt zu schützen. Die Forscher*innen konnten in einer Studie zeigen, dass durch den „Mähfreien Mai“ das Nektar- und Pollenangebot für Insekten deutlich zunimmt. Seltenes Mähen schafft zudem mehr Vielfalt bei den Pflanzenarten. In einigen Gemeinden in den Niederlanden ist das Mähen im Mai mittlerweile sogar gesetzlich verboten – so überzeugend sind die Effekte!
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Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der Verein Duvenseer Moor und die örtliche Jägerschaft kooperieren seit Jahren im Bereich der Duvenseer Niederung. Diese Zusammenarbeit in den Bereichen Land- und Wasserwirtschaft, Jagd und Klimaschutz soll in Zukunft noch erweitert und gestärkt werden. Es gilt die Vernässung im Duvenseer Moor im Sinne des Klimaschutzes zu optimieren und die Lebensbedingungen der tierischen Bewohner zu verbessern.
Moore sind die besten Klimaschützer und Kohlenstoffsenken, die es an Land gibt. Gleichzeitig sind die großen, dort entstandenen Wasserflächen im Winter und die Feuchtwiesen im Sommer wichtiger Lebensraum für seltene und zum Teil gefährdete Pflanzen und Tiere. Krickente, Kiebitz, Bekassine, Graugans, Brachvogel, Kranich oder Braunkehlchen, die Liste der Vogelarten, die das wiedervernässte Areal inzwischen als Rast-, Brut- und Überwinterungsgebiete nutzen, ist lang. Ziel ist es, Störungen –wie beispielsweise durch freilaufende Hunde oder die Ausübung der Jagd – zu minimieren und auf diese Weise verbesserte Lebensbedingungen für die Arten im Bereich der Duvenseer Niederung zu schaffen.
Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein besitzt im Bereich Duvenseer Moor inzwischen 105 Hektar arrondierte Eigentumsflächen, die Kraft Gesetz einen sogenannten Eigenjagdbezirk bilden. „Auf solchen Flächenkomplexen übt die Stiftung normalerweise ihr Jagdrecht in Partnerschaft mit örtlichen Jägern selbst aus und beschränkt die Jagd auf Tierschutzaufgaben,“ erklärt Ute Ojowski, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Naturschutz. „Ich habe großes Vertrauen, dass die Jagdgenossenschaften mit ihren Jagdpächtern unsere naturschutzfachlichen Ziele teilen und auf den Eigentumsflächen der Stiftung jagdliche Störungen durch Einhaltung einer freiwilligen Jagdruhe konsequent vermeiden.“ Deshalb verzichtet die Stiftung für weitere neun Jahre auf die Ausübung ihrer Eigenjagd, belässt sie im Gemeinschaftlichen Jagdbezirk und setzt damit die gute Zusammenarbeit wie gehabt fort.
Die gemeinsamen Ziele sollen in einer Kooperationsvereinbarung zwischen Duvenseer Moor Verein, Stiftung Naturschutz und der Jägerschaft erneuert werden, denn nur wenn auch weiterhin alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen, kann das Natur-Paradies im nördlichen Herzogtum Lauenburg weiter wachsen und gedeihen. Gerd Vogler, Vorstand der Jagdgenossenschaft Duvenseer Moor und Vorsitzender des Duvenseer Moor e.V. betont: „Wir vom Verein Duvenseer Moor und die örtliche Jägerschaft haben ein großes Interesse mit allen Beteiligten vor Ort Naturschutz und Landschaftsentwicklung einvernehmlich zu gestalten. Jagdliche Einschränkungen sollen auch weiterhin über die Eigentumsflächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hinaus Gültigkeit behalten.“
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