Goldie der Schmetterling

„Ach Weihnachtsmann, wie sollen wir es denn jemals schaffen, die Stiftung zu finden?“ seufzte Mina ganz verzweifelt, nachdem sie schon viele Stunden damit zugebracht hat, den Suchradius zumindest ein kleines bisschen einzugrenzen. „Ich habe dir doch gleich gesagt, dass es eine schlechte Idee war, vor jede Bezeichnung der Stiftungsflächen ein Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zu schreiben.“ Sie ließ ihren Kopf in die Hände fallen. „Was wollen wir denn jetzt machen?“ Nachdenklich strich sich der Weihnachtsmann durch seinen weißen Rauschebart, bevor er sich langsam erhob und mit schweren Schritten auf die Bibliothek zuging. „Du hattest ja Recht. Dennoch, ich denke ich weiß eine Möglichkeit, wie wir vielleicht an die Adresse der Stiftung kommen können.“ Er hielt kurz inne und blickte auf die langen Reihen voller alter Bücher, kunstvoller Zeichnungen, vergilbter Manuskripte und so vieles mehr. Er zog eine alte Karte aus dem Regal und breitete sie auf einem Tisch aus. „Ein früherer Bekannter von mir hatte in seiner Kindheit viel mit der Stiftung zu tun. Er war schon immer ein etwas schwieriger Charakter, aber ich denke er ist unsere beste Chance. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste er hier ungefähr leben.“ sagte er und zeigte auf ein kleines Stück Land am Rande eines Waldgebietes.

Dort angekommen…
„Und was machen wir nun?“ fragte Mina, während sie sich umsah. Sie standen mitten im Grünen auf einer von Blumen übersäten Wiese. Überall war ein Summen und ein Brummen der zahlreichen Bienen zu hören. Der Anblick war fantastisch, allerdings war die Fläche doch etwas größer als die Karte erahnen ließ. „Na wir fragen einfach jemanden nach dem Weg“, antwortete der Weihnachtsmann schmunzelnd und schnipste mit den Fingern. Ehe Mina sich versah, wurde die Welt um sie herum immer größer und größer, oder schrumpften sie und der Weihnachtsmann etwa? Sie hatte schon Angst komplett zu verschwinden, doch als die Grashalme ungefähr die dreifache Größe von ihnen hatten, hörte sie endlich auf kleiner zu werden. Fasziniert sah sie sich um. Plötzlich wirkten Ameisenhügel wie Hochhäuser, Pfützen wie Ozeane und Erdklumpen wie ganze Gebirgsketten. Gerade als sie dabei war, sich ein in allen Farben schillerndes Schneckenhaus von innen anzusehen, rief der Weihnachtsmann sie zu sich. Gemeinsam steuerten sie auf ein Wasserloch zu, an dessen Rand eine gigantische Kreuzkröte saß. „Entschuldigen sie“, räusperte sich der Weihnachtsmann. „Ja?“, quakte sie und drehte sich langsam zu den beiden um. Mina war noch nie aufgefallen wie bedrohlich ein solches Tier von nahem aussah. Es könnte sie beide ohne weiteres in einem Happen verschlingen. Sie schluckte schwer. Der Weihnachtsmann aber redete unbeirrt weiter „Hallo, wir suchen einen Schmetterling namens Fred. Kennen Sie ihn zufällig?“ Die Kröte sah die beiden verständnislos an, beantwortete aber dennoch ihre Frage „Fred? Ich kenne keinen Fred“ er wollte sich gerade wieder abwenden als ihm doch etwas in den Sinn kam „Wartet mal. Ich vielleicht kenne ich doch einen Fred, aber Fred nennt er sich schon lange nicht mehr. Nun hat er sich den Namen Goldie gegeben. Das klingt doch lächerlich, welches Tier was etwas auf sich hält, nennt sich schon Goldie, außerdem hat er noch Starallüren und dazu darf man sich Tag für Tag seinen unwahrscheinlich schiefen Gesang anhören.“ wütete die Kröte während ihr Quaken immer lauter wurde bis man sich die Ohren zuhalten musste.
„Ja aber weißt du denn auch, wo wir ihn finden könnten?“ fragte Mina kleinlaut, nachdem die Kreuzkröte verstummt war. „Ach ja das ist einfach, lauft etwas durch die Gegend, sobald ihr schiefe Töne hört, lauft in die Richtung aus der die Töne kommen“ antwortete sie und hüpfte in einem Satz über die beiden hinweg, und war mit dem nächsten Sprung auch schon verschwunden. Da weder Wichtel noch Weihnachtsmann eine bessere Idee in den Sinn kam, befolgten sie den Rat der Kröte und tatsächlich konnten sie kurze Zeit später etwas hören, was mehr einer quietschenden Motorsäge als Gesang glich. Trotzdem sich ihre Ohren vehement dagegen Sträubten, steuerten sie die Quelle der Laute an. Nach einer Weile fanden sie sich am Fuße eines gewaltigen Berges wieder, welcher wohl, wären die beiden normal groß, nicht einmal als großer Stein gegolten hätte, allerdings schienen die Geräusche von dort oben zu kommen. Sie wollten diesen Zeitgenossen nicht sofort verscheuchen und so begannen sie den steilen Aufstieg nach oben und dann endlich, nachdem ihre Füße sie schon fast nicht mehr tragen konnten, erreichten sie den Gipfel.

„Ach du meine Güte Weihnachtsmann, dich habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Wie ist es dir denn über die letzten Jahre so ergangen? Wie ich sehe hast du zugenommen“, begann der Schmetterling noch bevor die beiden wieder zu Atem kommen konnten, aber immerhin hatte er aufgehört zu singen. Ungläubig schaute Mina ihn an, mit seiner dicken Sonnenbrille und der viel zu großen und goldenen Halskette an, welcher ein riesiger Anhänger mit dem Wort 'Hipster' hing. „Na gefällt sie dir Kleines? Ich weiß nicht so recht, ich denke sie ist nicht so ganz mein Style, aber wenn sie dir so gefällt wird sie mir schon stehen, denn was ist schon ein Schmuckstück ohne sein Model.“ redete er weiter und tätschelte dabei liebevoll seinen Anhänger.

„Du hast dich ja wirklich sehr verändert Fred“ antwortete der Weihnachtsmann, welcher ebenso perplex über den Aufzug des Schmetterlings zu sein schien, wie Mina selbst.

„Erwähne nie wieder diesen Namen in meiner Gegenwart!“ Goldie funkelte den Weihnachtsmann böse an „ Der Schlüssel zum Erfolg war, dass ich endlich eingesehen habe, dass ich etwas ganz besonderes bin. Ich meine hallo, das ist doch eine Ehre für die Anderen wenn ich hier lebe. Wenn ich da bin, geht es nämlich allen anderen auch wunderbar!“ entgegnete er den beiden bevor er wieder anfing seine ungemein schiefen Tonleitern hoch und runter zu singen.

„Goldie, kannst du uns vielleicht helfen? Wir suchen die Stiftung Naturschutz und du weißt doch ganz bestimmt wo die liegt“, unterbrach ihn Mina und musste sich dabei das Grinsen verkneifen, welches sich auf ihren Lippen breitmachen wollte, trotz der Tortur für ihre Ohren. Die ganze Situation war einfach zu seltsam, als dass man nicht darüber grinsen musste.

„Hmmm nein.“ antwortete der Schmetterling ganz unverblümt. „Wieso sollte ich euch helfen? Ihr habt doch auch nichts für mich getan.“

„Aber…“ begann Mina doch der Weihnachtsmann legte ihr die Hand auf die Schulter und sie verstummte wieder während er begann „Was könnten wir dir denn gutes für dich tun?“ Der Schmetterling legte den Kopf zur Seite und tat so als ob er nachdenken würde, bevor er ihnen entgegen rief: „Nichts! Haha das ist ja die gerade Schönheit meiner Existenz und wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, mein Publikum wartet schon.“ Mit diesen Worten flog Goldie, der goldene Scheckenfalter, davon.
„Ach was machen wir denn jetzt?“ seufzte Mina und ließ sich auf den Boden fallen, „Wie sollen wir denn nun herausfinden wo die Stiftung ist?“ Der Weihnachtsmann ließ seinen Blick über die Wiese schweifen und sagte nach einer Weile: „Nun suchen wir uns erst mal einen Unterstand. Es sieht nach Regen aus. Danach sehen wir weiter.“ Mina nahm seine ausgestreckte Hand und er zog sie auf die Füße. Gemeinsam begannen sie nun den langen Weg zurück nach unten, wo sie sich dann auf einem kleinen Hügel ein Dach aus Blättern zusammenbastelten und kaum waren sie fertig begann es auch schon zu regnen.

Zum Glück war es nur ein sehr kurzer Regen, aber dennoch hat es gereicht, um die beiden herum einen kleinen See entstehen zu lassen. Niedergeschlagen saßen sie nun da und hofften auf ein kleines Wunder, welches das Wasser schneller abfließen lässt und tatsächlich kam ein kleines Wunder auf sie zu gehüpft. Die Kreuzkröte, die sie vor einiger Zeit kennengelernt hatten, arbeitete sich durch das Gras zu Ihnen vor und mit einem letzten gewaltigen Sprung landete sie mitten im See und schaffte es dabei sowohl Weihnachtsmann als auch Wichtel von oben bis unten nass zu spritzen. Überglücklich begann sie nun im Wasser hin und her zu schwimmen während sie dabei eine Version von ‚Oh sole mio‘ anstimmte, die erstaunlich gut anzuhören war. Trotz der eher unfreiwilligen Dusche begannen Weihnachtsmann und Wichtel die Kreuzkröte wie wild zu rufen. Die Kröte schreckte hoch, gestört in ihrer Badestunde. Langsam schwamm sie auf die beiden zu und krabbelte an Land. „Ach ihr beide seit es schon wieder“ entgegnete sie den beiden mürrisch. „Habt ihr denn bekommen was ihr wolltet?“
„Leider nicht“ seufzte der Weihnachtsmann „und nun sitzen wir auch noch auf dieser blöden Insel fest. Kannst du uns vielleicht zum Ufer bringen?“ fragte der er weiter. „Wenn es denn sein muss“ brummte die Kröte und die beiden kletterten auf ihren Rücken. „Was wolltet ihr denn überhaupt von dem?“ fragte die Kröte dann doch etwas interessierter.

„Naja, wir haben ein kleines Problem in unserer Datenbank und müssen deshalb die Stiftung Naturschutz finden“ antwortete Mina etwas kleinlaut. „Ach da hätte der euch doch sowieso nicht helfen können, versucht es doch mal bei Diana Sie ist der Geist des Moores hier direkt um die Ecke. Ich bin mir ziemlich sicher dass sie und die Stiftung eng zusammenarbeiten.“

Diana der Moorgeist

Nachdem Weihnachtsmann und Wichtel nun endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, bedankten sie sich herzlich bei der Kröte und machten sich direkt auf in das Moor, in welchem dieser Geist wohnen sollte. „Weißt du denn wie wir diese Diana finden sollen?“ fragte Mina als die beiden schon die ersten Torfmoose sahen und der Boden nasser und nasser wurde. „Nun ja den alten Erzählungen zufolge leben die Geister der Moore gerne sehr zentral im Moor um alles schnell erreichen zu können, deshalb denke ich dass wir dort als aller erstes nachsehen sollten.“ Mina nickte doch sie betrachtete den Boden mit Besorgnis. Bereits jetzt standen sie schon knöcheltief im Wasser und nachdem, wie es weiter aussah, würde es wohl auch nicht mehr besser werden. Zum Glück hatten sie noch an ihre Gummistiefel gedacht. Die beiden stapften so also munter los in die Richtung in der sie die Hütte des Geistes vermuteten. Sie sprangen über weite Gräben, wateten durch Flächen mit Wasser so tief, dass es ihnen schon fast in die Gummistiefel lief und stapften so matschige Wege entlang, dass sie schon fast ihre Gummistiefel verloren. So ging es nur schleppend voran auf ihrem Wege und dennoch liefen die beiden Stunde um Stunde, Schritt für Schritt weiter. Langsam begann der Himmel nun seine Farbe zu wechseln. Das strahlende blau verwandelte sich nun langsam in ein wahres Farbspektakel in dem jeder Ton, vom leuchtenden gelb über das warme orange bis hin zum dunklen rot vorhanden war, doch mit der Dämmerung kam auch der Nebel mit Schwaden so dicht, dass man nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen sah. Trotzdem beschlossen die beiden noch ein Stück zu gehen, in der Hoffnung ein trockenes Fleckchen für die Nacht zu finden. Doch erst zu spät merkten sie, dass sich ihre Wege trennten. Als sie sich dem bewusst wurden, konnten sie noch so laut rufen, der andere hörte sie nicht mehr und so stolperten sie immer weiter in der Dunkelheit, suchend nach ihrem Weggefährten. Eigentlich war es den beiden klar, dass dieses Unterfangen sinnlos und gefährlich war, dennoch konnte keiner von ihnen aufgeben aus Sorge um den anderen, eine Sorge die wie der Weihnachtsmann schon bald herausfand, sehr begründet war.
 
Der Weihnachtsmann stolperte immer und immer weiter in die Richtung aus der er gekommen war, als ihn plötzlich der Boden unter den Füßen einbrach. Er hinterließ noch einen letzten Schrei des Entsetzens, bevor ihn die Wassermassen einschlossen und er hinabrutschte in die Tiefen eines der unwahrscheinlich vielen Entwässerungsgräben.
 
Verschreckt schaute der Wichtel auf, als das Echo sie erreichte. „Weihnachtsmann!“ schrie sie, ihre Stimme bereits rau und kratzig von den letzten Rufen nach ihm. Blindlings lief sie in die Richtung aus der sie dachte, dass der Schrei gekommen war. Der Wichtel lief und lief so schnell es auch nur irgendwie ging. Ihr war es egal ob das Wasser nun in ihre Gummistiefel lief und ihre Socken durchtränkten. Es war egal, dass sie möglicherweise beim nächsten Schritt in ein tiefes Loch fallen konnte, aus dem sie nicht mehr heraus kam. Alles was sie in diesem Moment wollte, war den Weihnachtsmann wieder zu sehen. Beinahe stolperte sie, als der Boden, welcher bis gerade eben noch so weich war sich wieder steinig und hart anfühlte. Erschöpft ließ sie sich fallen. 'Wie konnte all das nur passieren?' fragte sie sich und begann bitterlich zu schluchzen. In diesem Moment fühlte sie sich so alleine auf dieser Welt. Mutterseelenallein. Nach einer Weile berührte plötzlich etwas Warmes und Weiches ihre Wange. Entsetzt wich sie zurück. „Wer ist da?“ frage sie mit zitternder Stimme. Eine große Gestalt, fast doppelt so groß wie sie selbst, trat ein paar Schritte auf sie zu. Mina war kurz davor wegzurennen als die Gestalt mit weicher Stimme sagte: „Was ist denn los meine Kleine?“
 
„W-W-Wer bist du?“ stammelte der Wichtel. Sie suchte bereits nach Möglichkeiten, wie sie schnell verschwinden könnte, sollte sich diese Gestalt als jemand herausstellen der ihr schaden wollte. „Mein Name ist Epona.“ antwortete die Gestalt „Ich bin ein Konik.“ Die Stute trat an den Wichtel heran, so dass Mina sie sehen konnte. Der Wichtel tat langsam ein paar Schritte auf das Pony zu und berührte zaghaft das weiche Fell. Plötzlich konnte sie die ihre Gefühle nicht mehr zurück halten und sie warf sich der Stute an den Hals und begann zu weinen bis keine Tränen mehr kamen. Langsam löste sich die Stute aus der Umarmung und stupste sie erneut mit ihrer Schnauze an. „Na komm ich zeig dir meine Herde. Für heute Nacht darfst du bei uns bleiben, wenn du das möchtest. Um diese Zeit ist es nicht gut alleine zu sein.“ Sie tat ein paar Schritte, doch Mina blieb wie angewurzelt stehen. „Ich kann nicht von hier weg. Ich muss zurück ins Moor, ich muss den Weihnachtsmann wieder finden.“ Sie war drauf und dran wieder auf die nasse Fläche zu laufen, doch die Stute stellte sich ihr in den Weg. „Das hat doch jetzt keinen Sinn. Es ist dunkel und neblig. Du würdest dich nur verlaufen. Ich verspreche dir, ich bringe dich morgen früh im Morgengrauen wieder an genau diese Stelle zurück. Dann kannst du von hier aus weiter suchen.“ beharrte Epona. „Aber was wenn er sich verletzt hat? Ich kann ihn doch nicht alleine lassen.“, antwortete Mina und versuchte unter dem Bauch der Stute durchzuschlüpfen, was Epona aber nicht zuließ. „Denk doch darüber nach, was du gerade zu tun versuchst. Selbst falls du ihn findest, was kannst du denn für ihn tun wenn du nichts sehen kannst und völlig orientierungslos bist. Wahrscheinlich würdest du dich vorher noch verletzen oder schlimmeres.“ konterte die Stute. Mina wollte gerade wieder anfangen ihr zu widersprechen, als Epona sie unterbrach. „Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich dir helfen werde deinen Freund zu finden, so gut es mir nur irgendwie möglich ist.“ Mina senkte den Kopf und stimmte der Stute schweren Herzens zu. Gemeinsam gingen sie in Stille den Weg entlang bis sie zu einer Weidefläche kamen, auf der, der Rest von Eponas Herde stand. Während sich Mina mit der Stute den Weg durch die Herde bahnte, wurde sie von allen Seiten misstrauisch beäugt. Mitten in der Herde blieb Epona stehen und erhob ihre Stimme „Alle herhören! Das ist Mina. Mina wird für heute Nacht bei uns bleiben“ Aufgeregtes wiehern und schnauben ging durch die Herde. Nach einigen Minuten trat ein bulliger Hengst aus der Menge hervor „Woher sollen wir wissen, dass wir ihr vertrauen können?“ fragte er und musterte Mina. Doch Epona stellte sich schützend an ihre Seite und sprach „Vertraust du mir?“ Zögerlich nickte der Hengst „Dann vertraue mir auch wenn ich dir sage, dass man ihr vertrauen kann.“ Die anderen Koniks schauten zu dem Hengst, welcher nach einigen Minuten, die sich anfühlten wie Stunden, dem Unterfangen zustimmte. „Sie wird deine Verantwortung sein.“ Epona nickte und gemeinsam mit Mina begab sie sich zum Rand der Herde um dort für die Nacht zu rasten. Mina war sich dessen bewusst, dass sie immer noch von den anderen Herdenmitgliedern angestarrt wurden und es verunsicherte sie sehr, doch Epona blieb weiterhin selbstbewusst und würdigte den anderen keine Aufmerksamkeit. „Es tut mir leid wenn ich dir Probleme bereitet habe“ sagte Mina mit gesenktem Kopf als das Interesse der Restlichen Herde langsam nachgelassen hatte. „Ach nein sie sind nur etwas nervös wenn wir Fremde in unsere Mitte lassen. Das vergeht auch wieder. Morgen früh werde ich dich zurück zu der Stelle bringen, wo ich dich gefunden habe, aber für heute ist es am besten, wenn du dich erst mal ausruhst.“ Mina nickte und legte sich zu Epona. Kurz darauf war sie auch schon eingeschlafen.
 
Der nächste Morgen kam dann doch schneller als sich Mina das gewünscht hätte. Sie fühlte sich so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr, dennoch der Gedanke an den Weihnachtsmann trieb sie an aufzustehen. Die Stute war ebenfalls schon wach und schob Mina einen Apfel hin, welchen sie wohl von einem vielen Bäume, die sie umgeben, gepflückt hatte. Mina war erstaunt darüber, was ihr alles entgangen war letzte Nacht. Durch die Weide schlängelte sich ein kleiner Bach, und um sie herum zog sich, abgesehen von einem lichten Baumbestand weiter nördlich, eine ebene Fläche voller Wildblumen und Kräutern. „Hast du gut geschlafen?“ fragte die Stute nachdem Mina den Apfel gierig verschlungen hatte. Der Wichtel nickte und sagte „Danke, dass du mich hier her gebracht hast.“ Epona schüttelte den Kopf, „Das war doch selbstverständlich. Ich habe mich heute Morgen schon mit einigen der Rehe, welche im Moor leben unterhalten. Sie erzählten mir, vom Moorgeist und, dass wenn irgendwer weiß, wo dein Freund geblieben ist, dann wird es sie sein.“ Mina nickte wieder. „Wir waren gerade auf dem Weg zu ihr, als der Weihnachtsmann und ich uns verloren haben. Weißt du denn auch wo ich sie finden kann?“ fragte der Wichtel hoffnungsvoll. „Sie lebt in einer kleinen Hütte im westlichen Teil des Moores, dort wo es noch wilder ist, ursprünglicher und nicht von Menschen zerstört.“ erzählte die Stute. „Ich bringe dich soweit ich kann dort hin.“ erklärte sie und kniete sich auf das vom Morgentau bedeckte Gras. „Steig auf“ Mina tat was ihr gesagt wurde und hob sich so fest sie nur konnte am Hals des Tieres fest und gemeinsam ritten sie davon. Mina war noch nie zuvor in ihrem Leben geritten und doch fühlte sie sich sicher auf dem Rücken von Epona. Es fühlte sich an als könnte sie fliegen während sie über die weiten Flächen galoppierten. Viel zu schnell war der Ritt zu Ende. „Weiter kann ich mit dir nicht gehen. Meine Hufe würden versinken und der Boden ist so uneben, dass ich mir die Beine breche, wenn ich weiter laufe. Die Hütte liegt in dieser Richtung. Pass auf dich auf Mina“ Der Wichtel glitt von Eponas rücken hinab und landete auf dem nassen Gras. Sie fiel der Stute noch einmal um den Hals. „Danke für alles“ murmelte Mina in das weiche Fell, bevor sie Epona los ließ. Die Stute wendete sich mit gesenktem Kopf von Mina ab und trat ihre Heimreise an.
 
„Und los geht’s“ sagte Mina und sprach sich noch ein letztes Mal Mut zu bevor sie sich auf den weichen und schlammigen Untergrund wagte. Tatsächlich war dieser Weg wesentlich einfacher zu gehen, als den, den sie gestern beschritten haben, und so kam sie nach nicht allzu langer Zeit an einer kleinen Hütte aus geflochtenem Schilf an. Das Dach war bedeckt mit Glocken und Besenheide, welche in ein strahlendes Lila blühten. Vorsichtig klopfte Mina an die Türe. All die Sorgen die sie bisher unterdrückt hatte, kamen mit einem Male wieder hoch. Was, wenn der Geist doch nicht weiß wo der Weihnachtsmann nun ist? Was wenn er sich verletzt hat oder schlimmeres? Mina wurde in ihren Gedanken unterbrochen von einer kindlichen Gestalt welche die Türe öffnete. Sie war gerade einmal so groß wie Mina und hatte silbrig glänzendes Haar. Um sie herum schimmerte eine weiße Aura und immer wieder konnte man durch sie hindurch sehen. „Wer bist du?“ fragte sie mit einer Stimme, die nicht von dieser Welt zu sein schien. Sie klang mehr wie ein fernes Echo. „Mein Name ist Mina. Ich bin auf der Suche nach dem Weihnachtsmann.“ Das Kind öffnete die Türe weiter und bedeutete ihr hereinzukommen. Minas Herz machte Luftsprünge, als sie den Weihnachtsmann dort auf dem Sofa aus Moos sah. Sie rannte sofort zu ihm um ihn zu umarmen, doch als sie näher kam, fiel ihr auf wie krank er aussah. Seine Haut war ungemein blass und er zitterte heftig, während er gleichzeitig zu verglühen drohte Die Schweißperlen standen ihm schon auf der Stirn. „Ich habe gehofft, dass du bald hier auftauchst,“ sagte das Mädchen „ich habe bisher getan was ich konnte doch um ihn wieder gesund zu pflegen, brauche ich gewisse Dinge, die ich hier leider nicht habe, aber ich kann diesen Ort nicht verlassen um sie zu holen.“ Langsam wandte sich Mina um und sagte, ohne einen Hauch von Zweifel in der Stimme „Ich besorge dir alles was du brauchst.“

Die Hilfe der Pflanzen

„Ich besorge dir alles was du brauchst.“ sagte Mina nachdem sie sah, wie krank der Weihnachtsmann wirklich war. Der Geist des Moores nickte und nahm ein Stück Papier aus ihrer Tasche. „Hier das brauche ich noch, um die Medizin für den Weihnachtsmann zu brauen. Ich stelle dir eine treue Freundin von mir zur Seite. Sie kennt den Weg und wird dich begleiten. Iss, das wird dich schrumpfen lassen, sodass ihr zusammen fliegen könnt.“ Mina nahm die Beeren aus der Hand des Geisterkindes und schaute noch ein letztes Mal zum Weihnachtsmann hinüber bevor sie die Beeren aß. Zum zweiten Mal in, nach Minas Geschmack, viel kurzer Zeit spürte sie wie sie immer kleiner und kleiner wurde bis sie gerade mal so groß war wie eine Maus. In diesem Moment kam auch schon der größte Vogel, den Mina je gesehen hat durch das offene Fenster geflogen. „Greta, da bist du ja“ sagte der Geist und setze sich auf den Boden um nicht ganz so groß zu wirken. „Darf ich vorstellen. Greta, das ist Mina. Mina, Greta“ Das Kind deutete zwischen den beiden hin und her. Mina brachte kein Wort heraus in Anbetracht der Tatsache, dass der Schnabel der Uferschnepfe mindestens genau so lang war wie sie selbst. Stattdessen winkte sie kurz und bemühte sich, nicht ganz so überrumpelt auszusehen. „Du kennst den Weg noch in das Reich der Pflanzen?“ Greta nickte und antwortete mit piepsiger Stimme „Natürlich was denkst du denn“ und in einer schnellen Bewegung schnappte sie nach Minas Pullover, warf sie hoch in die Luft und fing sie auf ihrem Rücken wieder auf. Der Geist setzte die beiden auf die Fensterbank „Na dann los. Wir haben ja später noch genug Zeit um zu quatschen.“ sagte das Geisterkind. „Aye, aye“,  sagte Greta und salutierte zum Spaß, bevor sie aus dem Fenster sprang und losflog. Mina tat gut daran sich an den Federn von Greta festzuhalten. Sie behielt die Augen fest geschlossen während dem sehr wackeligen Start und traute sich erst sie wieder zu öffnen, als sich der Flug des Vogels etwas beruhigte. Der Wind peitschte durch ihre Haare und pfiff in ihren Ohren, es war wundervoll und die Aussicht war einfach fantastisch. Etwas so Beeindruckendes hatte Mina noch nie gesehen. Vorsichtig lehnte sie sich etwas zur Seite um besser nach unten sehen zu können. „Achtung kleine Maus. Du willst doch nicht runter fallen oder?“ fragte Greta und ließ sich zu Demonstration etwas absacken, bevor sie sich wieder fing. Mina schüttelte schnell den Kopf und setzte sich wieder aufrecht auf die Schulterblätter des Vogels, schnell fand sie eine etwas windgeschütztere Stelle hinter dem Hals des Tieres. Die Aufregung der letzten Tage war doch etwas kräftezehrender als Mina gedacht hatte und so war sie auch schon bald eingeschlafen.
 
Das nächste was sie spürte, war ein Gefühl des Fallens. Sie erschrak so heftig, dass sie beinahe anfing zu schreien. Es dauerte eine Weile bevor sie merkte, dass sie immer noch auf Greta saß und die beiden sich einfach nur im Sinkflug befanden. Sanft landeten sie in dem hohen Gras einer Wiese. Ungeschickt ließ sich die Uferschnepfe anschließend auf ihren Bauch fallen, sodass Mina wieder absteigen konnte. „Danke“ sagte der Wichtel, während sie den Zettel aus ihrem Beutel heraus kramte. „Alles was wir brauchen ist etwas Nektar eines Arzneithymians. Das sollte doch wohl zu schaffen sein“ meinte Mina. „Na dann komm mit ich weiß wo einer von ihnen steht.“ Gemeinsam gingen sie in die Richtung einer kleinen Böschung. „Hatschi“ Mina wünschte der Uferschnepfe Gesundheit, doch die schüttelte den Kopf „Ich war das nicht“ und wieder ein „Hatschi.“ Mina zuckte mit den Schultern und meinte dann „Komm lass uns weitergehen.“ Und so liefen sie weiter, das Niesen wurde immer lauter und lauter. Als sie dann endlich am Rande der Böschung ankamen, sahen sie wer so fürchterlich erkältet zu sein schien. Es war tatsächlich der Thymian der so genießt hat. Erstaunt sah Mina die Uferschnepfe an, doch die schien noch nicht einmal im Mindesten überrascht darüber zu sein, also fragte Mina bevor die beiden weitergingen: „Können alle Pflanzen sprechen?“ Die Uferschnepfe schüttelte den Kopf „Nein nur diese hier im Reich der Pflanzen. Es ist, denke ich, aufgrund des Bodens. Da ist bestimmt etwas Besonderes drin.“ Gemeinsam setzten sie nun also ihren Weg fort und waren schon bald bei dem kränkelnden Thymian angekommen. „Hallo. Das hier ist Greta und ich heiße Mina“ begann der Wichtel. „Ferdinant, sehr erfreut. Ich würde euch ja das Blatt geben, aber wie ihr seht bin ich sehr erkältet und ich will euch damit nicht anstecken“ und wie zur Bestätigung nieste der Thymian erneut. „Was führt euch denn zu mir?“ fragte er neugierig. „Naja, wir sind hier für den Weihnachtsmann. Er ist wirklich schwer krank, und um in wieder gesund zu pflegen, brauchen wir deine Hilfe. Für die Medizin bräuchten wir etwas Nektar von dir.“ Der Thymian hustete kurz bevor er sich wieder fing. „Es tut mir wirklich leid, ich würde euch so gerne helfen doch wegen meiner Erkältung habe ich nicht die Kraft meine Blüten zu öffnen und dieser vermaledeite Ingwer ist zu geizig um mir etwas von seiner Knolle abzugeben. Ich bräuchte nur ein kleines Stück und schwuppdiwupp wäre ich wieder vollkommen gesund, so muss ich mich schon seit Wochen damit herum quälen.“ Böse funkelte er in die Richtung der Bäume, wo tatsächlich eine Ingwerpflanze stand. „Ist es für den Ingwer hier nicht zu kalt und zu trocken?“ fragte Mina den Thymian. Der aber zuckte nur mit den Schultern und meinte „Nicht im Reich der Pflanzen.“ Mina überlegte kurz bevor sie sagte „Wenn wir dir also etwas von der Ingwerknolle besorgen, dann hilfst du uns?“ Der Arzneithymian nickte zustimmend und grinste die beiden an wie ein Honigkuchenpferd. Also machten sich Mina und die Uferschnepfe auf dem Weg zu der Ingwerpflanze, mit der Hoffnung, dass dies möglichst unkompliziert vonstattengehen wird.
 
Bereits von weitem konnten die beiden sehen wie der Ingwer sich, im Spiegel, aus allen möglichen Positionen betrachtete während er sich durch ein rot gefärbtes Haar strich und dabei vor sich hin sang „Ich bin so scharf, ich bin so heiß, aha oh yea, aha oh yea, ich bin so heiß, ich bin so scharf, aha, aha, aha.“ Mina musste ein Seufzen unterdrücken. Schon wieder so ein seltsamer Charakter. Die Uferschnepfe räusperte sich einmal, zweimal nach dem dritten Mal reagierte die Pflanze endlich. „Wer wagt es mich zu stören? Seht ihr nicht, dass ich beschäftigt bin?“ Er funkelte die beiden böse an „Was wollt ihr?“ Mina schluckte ihren Ärger, über die Unfreundlichkeit der Pflanze herunter und antwortete so freundlich wie sie nur konnte: „Wir wollten dich nach etwas von deiner Knolle fragen. Der Arzneithymian ist wirklich sehr krank und wir brauchen seine Hilfe um den Weihnachtsmann wieder gesund zu pflegen, aber das geht nur wenn er wieder gesund ist.“ Der Ingwer ließ ein Schnauben verlauten, „Ach der. Das ist doch nur ein kleiner Hypochonder. Der hat doch sowieso jeden Tag was anderes. Wieso sollte ich denn dem helfen, geschweige denn jetzt nachdem ihr mich so unfreundlich unterbrochen habt?“ Die beiden währen ihm am liebsten an die Kehle gesprungen, doch sie versuchten es weiter Diplomatisch. „Na du würdest damit das ganze Weihnachtsfest für alle Menschen auf der ganzen Welt retten.“ entgegnete Mina ihm. „Na und? Was interessiert mich denn das Weihnachtsfest? Zu uns kommt der Weihnachtsmann ja sowieso nicht. Aber vielleicht lasse ich mich umstimmen, wenn ihr mir einen Gefallen tut. Ich will ein Date mit dieser Wunderschönen Taubenskabiose dort drüben. Wenn ihr mir das organisiert, gebe ich euch ein Stück meiner Wurzel.“ Uferschnepfe und Wichtel nickten und waren erleichtert, als sie diesem überaus unfreundlichen Zeitgenossen den Rücken kehren konnten. „Wie sollen wir denn das schaffen?“, fragte Greta den Wichtel, „Ich würde mit dem für nichts auf der Welt auch nur eine Stunde verbringen.“ Mina nickte und hoffte einfach, dass sie das Ganze irgendwie hinbekommen werden.
 
„Eines muss man dem Ingwer lassen, er hat einen guten Geschmack“ meinte Greta, als sie sich der wunderschönen Taubenskabiose näherten. Diese kicherte gerade, während sie sich mit den Schmetterlingen unterhielt. „Hallo ihr beiden“ grüßte sie Greta und Mina als sie sich der Pflanze näherten. „Die Schmetterlinge haben mir bereits alles über eure Reise berichtet“, sagte sie mit verträumter Stimme „Ich kann euch direkt sagen, dass ich bereit bin mit dem Ingwer auszugehen, obwohl er doch eine sehr selbstverliebte und unangenehme Pflanze ist. Doch im Gegenzug dazu müsst ihr dem Seifenkraut helfen. Bereits vor einiger Zeit wurden ihr einige Eschensamen vor die Füße geweht. Seit dem versucht sie verzweifelt diese Samen fortzubringen bevor sie austreiben, doch leider sind ihre Hände einfach zu glitschig dafür. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um sie. Wenn ihr das für sie tut, werde ich euch helfen.“ Und so gingen die Beiden weiter zu dem Seifenkraut, welches wie die Taubenskabiose schon gesagt hatte, verzweifelt versuchte die Eschensamen aufzuheben. Sie schniefte fürchterlich dabei und Greta war sich sicher, dass sie jeden Moment in Tränen der Verzweiflung ausbrechen könnte. Zum Glück war das nicht der Fall und so stellten sich Mina und Greta ihr schnell vor. Anschließend erzählten sie ihr von den vielen unterfangen, die sie auf sich nehmen müssen, um dem Weihnachtsmann seine Medizin zu bringen. Als die beiden zu der bitte der Taubenskabiose kamen, brach das Seifenkraut in Tränen aus und begann zu erzählen. „Schon seit vielen Wochen versuche ich diese Kerne aufzuheben um sie weit weit weg zu werfen, doch es geht einfach nicht.“ heulte sie fürchterlich. In der Zwischenzeit war der Boden von den Tränen des Seifenkrautes bereits so rutschig, dass Mina sich an einem Grashalm festhalten musste um aufrecht stehen zu können. „Ist ja gut, wir sind ja nun da um dir zu helfen“ versuchte Mina das Seifenkraut zu beschwichtigen und langsam hörte es auf zu schluchzen. „Wie nur? Zwar könnt ihr nun die Samen fort tragen, doch was wenn die nächsten kommen? Wer wird mich dann retten?“ Daran hatten die beiden noch gar nicht gedacht, aber wie sollten sie dieses Problem denn lösen? So saßen sie nun auf dem Boden und schauten sich um, ob ihnen vielleicht die rettende Idee kam. Plötzlich sprang Mina auf die Füße. „Ich habs!“ rief sie, „Wir nehmen einfach meine Mützen.“ Der Wichtel zog sich die eine vom Kopf und eine andere holte sie aus ihrer Tasche. Vorsichtig, um nicht auszurutschen ging sie auf das Seifenkraut zu. „Beug dich zu mir hinunter.“ dirigierte Mina. Und das etwas verwunderte Seifenkraut tat was ihr gesagt wurde. Vorsichtig stülpte Mina die beiden Mützen über die beiden Blätter des Seifenkrautes, welche es als Hände verwendete. Um den Saum der Mütze, band sie jeweils ein Stück Schnur die sie ebenfalls in ihrer Tasche gefunden hatte. Zum Glück war sie gleich mit ihr geschrumpft. „So nun halten sie auch, und das Beste daran ist, dass sie sogar Wasser- und Schmutzabweisend sind, Sonnenlicht aber durchlassen.“ Überglücklich blickte das Seifenkraut auf ihre beiden neuen Handschuhe. Sie beugte sich hinunter und hob ohne Probleme die Samen auf und schleuderte sie davon. Sie wollte sich gerade bei Mina bedanken, als sie den Kopf hängen ließ und sagte „Aber jetzt hast du ja gar keine Mütze mehr.“ Doch Mina schüttelte den Kopf. „Der Weihnachtsmann wird mir ganz bestimmt eine neue zaubern, sobald er wieder gesund ist.“ Greta und Mina verabschiedeten sich schon bald von dem überglücklichen Seifenkraut, welches gerade dabei war alles aufzuheben, was es nur in die Finger bekam, Erdklumpen, kleine Steine und sogar die eine oder andere Ameise. Die Taubenskabiose lachte erleichtert auf, als Mina und Greta ihr das erzählten und stimmte dem Date mit dem Ingwer zu. Der Ingwer dagegen war nicht wirklich begeistert davon, ein Stück von seiner Wurzel abzugeben, jedoch hatte er ein Versprechen zu halten und in Anbetracht der Tatsache, dass er schon bald ein Date mit der Taubenskabiose hatte, verschwand die Erinnerung schnell aus seinem Kopf und stattdessen widmete er sich wieder voll und ganz seinem Spiegelbild und begann erneut zu singen: „Ich bin so scharf, ich bin so heiß, aha oh yea, aha oh yea, ich bin so heiß, ich bin so scharf, aha, aha, aha.“ Schnell verschwanden Greta und Mina wieder aus seiner näheren Umgebung, nicht gewillt mehr Zeit als nötig mit dieser Pflanze zu verbringen. Letzten Endes kamen sie endlich wieder beim Arzneithymian an. Dieser aß das Stückchen Ingwerknolle und auf einen Schlag war seine Erkältung verschwunden. „Endlich, ich kann wieder richtig Atmen, und der Husten ist auch komplett verschwunden. Vielen Dank ihr beiden“ Glücklich öffnete er seine Blüten für Mina und die Uferschnepfe. Greta hob Mina hinauf, und diese holte sich etwas Nektar aus einer der Blüten und kletterte anschließend direkt auf den Rücken der Uferschnepfe. „Vielen Dank Ferdinand“ rief Mina noch, bevor die beiden abhoben und zusammen wieder zurück zum Geist des Moores flogen.
 
„Na da seid ihr ja endlich“ rief der Geist als die beiden durchs Fenster geflogen kamen. „Habt ihr bekommen, was ich brauchte.“ Mina nickte und hob dem Geist ihren Rucksack hin. Dieser nahm ihn und legte ihr im Gegenzug dazu eine große rote Beere vor die Füße. „Sie wird dich wieder wachsen lassen“ Mit diesen Worten drehte der Geist sich um und gab den Nektar in die schon brodelnde Suppe. Anschließend flößte sie dem Weihnachtsmann einige Löffel von dem Gebräu ein und stellte dann drei weitere Schalen davon auf den Esstisch. „Kommt setzt euch“ sagte sie zu Mina und Greta während sie auf die beiden freien Stühle deutete. „Die Suppe wird auch euch wieder zu Kräften kommen lassen. Ihr hab einen anstrengenden Tag hinter euch.“ Erst nachdem sie einen Löffel der Suppe probiert hatte merkte Mina wie hungrig sie tatsächlich war. Gierig schlang sie zwei ganze Schalen, was für einen Wichtel durchaus wirklich viel ist, hinunter bevor sie satt war. „Wann wird es denn dem Weihnachtsmann dann besser gehen?“ fragte sie den Geist hoffnungsvoll, nach dem sie fertig gegessen hatte. „Das kann ich dir leider nicht so genau sagen“, entgegnete ihr der Geist, „wir müssen nun einfach warten.“

Der Raum der tausend Dinge

Endlich nach einigen Stunden begann das Fieber des Weihnachtsmannes zu sinken und am nächsten Morgen war er tatsächlich wieder gesund genug um zu Reisen. Die Medizin des Moorgeistes schien tatsächlich Wunder gewirkt zu haben. Mina und der Weihnachtsmann waren gerade dabei sich zu verabschieden, als dem Wichtel der eigentliche Grund für den Besuch des Moorgeistes wieder einfiel. „Bevor wir es völlig vergessen“, begann der Wichtel, „wir waren eigentlich auf dem Weg zu dir, um zu fragen, wo die Stiftung Naturschutz ist.“ Der Moorgeist legte den Kopf etwas schief bevor sie fragte „Aber habt ihr nicht eine Datenbank in der all dies verzeichnet ist?“ Mina merkte bereits wie ihre Wangen sich röteten, „Nun ja, eigentlich schon aber... naja es gibt Probleme mit der Benennung der Stiftungsflächen und um ehrlich zu sein wissen wir zwar genau wo überall ein Gebiet von der Stiftung Naturschutz ist, aber nicht so genau wo denn nun die ganzen Leute sitzen“ Der Geist unterdrückte erfolglos ein Kichern. „Na dann werde ich euch wohl helfen. Die Stiftung Naturschutz befindet sich in Eschenbrook 4 in Molfsee. Doch ich habe gehört, dass sie ihre Weihnachtsfeier in der Alten Mühle in Dietrichsdorf stattfindet. Sie waren immer sehr gut zu mir, als bitte beschenkt sie reichlich“ Der Wichtel kratzte sich am Hals „Danke. Das werden wir.“ Gemeinsam mit dem Weihnachtsmann stapfte sie hinaus in das weite Moor, immer in die Richtung aus der sie gestern gekommen war, weg von dem gemütlichen Häuschen aus Schilf, Moos und Heide. Es dauerte fast einen ganzen Tag bevor die beiden wieder am Nordpol ankamen. Der Weihnachtsmann war noch zu schwach um sie beide dort hin zu Teleportieren und so mussten sie immer nach kürzeren Strecken eine ausgedehnte Pause einlegen. So geschah es nun, dass die Sonne bereits untergegangen war als die beiden endlich in der Weihnachtsmannwerkstatt ankamen. Natürlich nicht die echte Sonne, denn diese scheint für ein halbes Jahr beziehungsweise nun nur noch bis Ende März hier am Nordpol, aber die blenden der Weihnachtsmannwerkstatt wurden bereits hinuntergelassen, was bedeutet dass es schon mindesten 10 Uhr Abends ist und so war der einzige Gedanke den die beiden noch hatten,  in ihr weiches Bett zu fallen.
 
Es dauerte nicht lange bis einer der anderen Wichtel sie erspäht hatte und das große Glöckchen anstieß, welches alle Wichtel dazu brachte aus ihren Wohnungen zu kommen und nachzusehen, was denn los war. Schon bald waren die beiden umringt mit Wichteln und sie hatten Fragen über Fragen über Fragen. „Wo wart ihr denn die ganze Zeit?“ fragte der eine. „Wieso habt ihr denn so lange gebraucht?“ fragte wiederum ein andrer. „Wo ist den deine Mütze hin verschwunden?“ fragte ein dritter. „Ho, ho, ho meine lieben!“ rief der Weihnachtsmann mit seiner dröhnenden Stimme. Die Wichtel verstummten nacheinander und schon bald war es Mucksmäuschenstill im um sie herum. Man hätte eine Nadel fallen hören können. „Ich verspreche euch meine fleißigen Helferchen, dass wir euch morgen alles im kleinsten Detail erzählen werden, doch für jetzt lasst Mina und mich ruhen. Wir hatten einen langen anstrengenden Tag hinter uns.“ Ein Seufzen drang durch den Raum, doch widerwillig ließen sich die Wichtel dazu bewegen zurück in ihre Hütten zu gehen, nur einer blieb vorn bei Mina und dem Weihnachtsmann. Es war der Wichtel Magnus und er hatte die Vertretung für Mina übernommen und war somit stellvertretender Oberwichtel. Als der Saal sich geleert hatte begann er zu sprechen „Weihnachtsmann wir haben ein Problem. Beim Beladen des Schlittens ist etwas schief gegangen und seine Füße sind durchgebrochen. Bisher weiß nur das belade Team etwas darüber und sie haben versprochen es nicht weiter zu erzählen, aber du weißt ja wie Wichtel sind. So etwas bleibt nicht lange geheim.“ Nachdenklich strich sich der Weihnachtsmann durch seinen Bart. „Nun gut“, murmelte er, „ich werde morgen früh eine Erklärung dazu abgeben. Mina, du wirst mit Magnus zusammen den Raum der Tausend Dinge aufsuchen, ich denke dort sind noch einige Ersatzteile für den Schlitten, doch seit vorsichtig. Die Gegenstände die sich in diesem Raum befinden haben ihren ganz eigenen Willen, wenn es darum geht ob sie gerade dort sind oder nicht. So manches Mal taucht dort auch etwas ganz anderes auf, womit man überhaupt nicht rechnet, so zum Beispiel Palettenweise Säcke mit Samen, die allem Anderen den Platz raubten. Man weiß nie was einen dort erwartet. Aber das hat noch Zeit. Legt euch zur Ruhe, morgen wird ein anstrengender Tag für uns alle werden.“ Und so wünschten sie sich alle eine gute Nacht und begaben sich in ihr Zuhause. Der letzte Gedanke, welcher sowohl Mina als auch dem Weihnachtsmann durch den Kopf gingen bevor sie einschliefen war: 'Wie schön es doch ist in seinem eigenen Bett zu schlafen'
 
Bereits im Morgengrauen wachte Mina davon auf, das einige Wichtel mit aufgeregten Stimmen vor ihrem Fenster und vor ihrer Türe darauf warteten, dass sie endlich aufwachte. Sie konnte nicht anders als zu schmunzeln. Es war die Horde von Nachbarswichtelkindern, die sich dort aufhielt. Langsam aus ihrem warmen Bett und zog sich schnell etwas über bevor sie die Türe für die Kinder öffnete. Aus Erfahrung machte sie dann schnell einige Schritte zur Seite. Sie kannte dieses Spiel bereits. Wann auch immer die Wichtelkinder eine Geschichte hören wollten kamen sie zu ihr und so manches Mal waren sogar die Erwachsenen dabei. Obwohl dies manchmal sehr anstrengend war, freute sich Mina doch jedes Mal wenn sie diese Horde vor ihrer Türe wiederfand. Die Kinder stürmten förmlich in Minas kleine Wohnung, alle wollten unbedingt noch einen der begehrten Sitzplätze ergattern. Ein Phänomen was Mina wirklich sehr amüsierte waren die Kinder die in die Wohnung kamen und gar nicht erst versuchten an einen der Stühle oder gar Sessel zu gelangen, sondern sich einfach mitten in der Masse auf den Boden fallen ließen und dort sitzen blieben. Als endlich auch das letzte Kind herein gekommen war schloss Mina die Türe. Ihre Wohnung war voller als je zuvor, überall saßen, standen und lagen die Kinder und musterten sie mit großen Augen. Sie genoss diesen Moment der Spannung welches sich langsam ins Unermessliche zu steigern schien und so lief sie nur langsam nach vorne vor die Horde von Kindern. Sie konnte ihre Ungeduld beinahe fühlen und so begann sie zu erzählen, von dem seltsamen Schmetterling, der grummeligen Kreuzkröte und dem kindlichen Geist des Moores. Sie erzählte von der Konik Stute Epona und von all den Pflanzen die sie auf ihrer Reise getroffen hatte. Von all den Gefahren, auf die sie getroffen waren aber auch all den neuen Freuden die sie kennengelernt hatten. Die Kinder hingen an jedem ihrer Worte, sie lachten an den komischen stellen, senkten die Köpfe an den traurigen stellen und weiteten die Augen wenn etwas Aufregendes passierte. Mina liebte diese Momente. Sie liebte es, dass jede Person, der eine gute Geschichte erzählt wurde, mit einem Lächeln im Gesicht den Raum verließ und dieses Mal war es auch nicht anders. Sie hörte das aufgeregte Geschnatter der Kinder noch von weitem.
 
Doch nun musste sie sich beeilen, sonst würde sie nicht mehr pünktlich zur Arbeit kommen, die Glocken begannen schon zu Leuten, was bedeutete, dass es Zeit war für die Vollversammlung wie jede Woche. Sie griff noch schnell nach ihrem Rucksack und eilte die Treppe hinab bis in den großen Besprechungssaal. Dort hörte sie schon die aufgebrachten Gespräche der Erwachsenen. Während sie sich nach vorn durchkämpfte, schnappte sie immer wieder einzelne Gesprächsfetzen auf „Schlitten kaputt?“, „Was wird denn nun aus Weihnachten wenn der Schlitten kaputt ist“, „Gibt es dieses Jahr denn dann keine Geschenke“. Mit flinken Schritten und einem mulmigen Gefühl im Bauch, hüpfte sie die Treppe hinauf und stellte sich zwischen Magnus und den Weihnachtsmann auf deine kleine Erhöhung. 'Was wenn sie den Schlitten nicht rechtzeitig reparieren können?' dachte sie bei sich, doch sie wusste besser als diese Frage laut zu äußern. Der Weihnachtsmann räusperte sich, bevor er begann „Liebe Wichtel und Freunde der Weihnachtsmannwerkstatt, liebe Rentiere. Wie ihr bestimmt alle schon gehört habt ist uns in diesem Jahr ein großes Unglück passiert. Der Weihnachtsschlitten ist kaputt gegangen.“ ein Raunen ging durch die Menge, „Aber das bedeutet nicht, dass Weihnachten dieses Jahr ausfallen wird. Wir werden den Schlitten reparieren. An unseren Plänen für dieses Weihnachten wird sich nichts ändern. Nun aber alle an die Arbeit. Heute Abend wird es in meinem Büro heiße Schokolade geben, und dann werde ich euch die ganze Geschichte, von unserer langen Suche erzählen.“ Langsam begann sich der Saal wieder zu leeren. Aufgeregtes Geschnatter drang aus jedem Winkel, während die Wichtel zu ihren Arbeitsplätzen verschwanden. „Nun aber los ihr beiden. Auf zum Raum der tausend Dinge.“ Die beiden Wichtel nickten und machten sich mit zielstrebigen Schritten auf den Weg. Ihnen fiel beiden der Mund auf beim Anblick von dem Haufen von Krims Krams der vor ihnen lag. Gemeinsam suchten sie den Raum nach den Schlittenersatzteilen ab, doch leider ohne Erfolg. „Vielleicht von dort aus?“ Sagte Magnus und zeigte auf einen Tisch. „Komm ich helfe dir hoch.“ meinte er und faltete die Hände zu einer Trittleiter für Mina, doch diese war in der Zwischenzeit schon auf den Tisch geklettert. Dort hinten, ich kann sie sehen. Sie sind in der hinteren rechten Ecke an der Waaand,“ begann sie als plötzlich der Tisch unter ihren Füßen verschwand. Zum Glück lagen darunter einige alte Decken. Wahrscheinlich waren die beiden nicht die Ersten gewesen, die auf die Idee gekommen waren, dort hinauf zu steigen auf der Suche nach etwas. „Ist alles in Ordnung Mina?“ rief Magnus ihr zu. „Ja,ja,ja, alles bestens“ antwortete sie ihm, während sie den Staub von ihrer Hose klopfte. Sie Musste sich das Lachen verkneifen, als sich der Tisch plötzlich wieder materialisierte und Magnus gegen eines der Beine lief und auf seinem Hintern landete. „Ha, ha, ha sehr witzig“ sagte er und rieb sich die Stirn. „Es tut mir leid“ kicherte Mina „Ist alles in Ordnung bei dir?“ Sie wischte sich kurz die Lachtränen aus dem Gesicht. „Ja, alles bestens“ antwortete er und musste ebenfalls lachen. „Na komm, ich denke ich habe von dort oben vielleicht einen Weg gefunden wie wir dort hinten hinkommen.“ sagte Mina und streckte ihm die Hand aus um ihn auf die Füße zu ziehen.
 
So begannen sie sich durch das Labyrinth von auftauchenden und verschwindenden Dingen zu kämpfen. „Was es hier alles für Zeug gibt“ sagte Mina, während sie sich staunend umsah. Sie zog einige vergilbte Flyer aus einem Karton und las vor „Wichtelig hier, Weihnachtlich mit dir! Hilfe für den Weihnachtsmann. Wir bringen eure Geschenke in die Luft! Wir heben den Geschenkeschatz. Nordfutures. Diese Flyer liegen hier doch bestimmt schon seit Ewigkeiten. “ Sie drehte sich zu Magnus um, doch der war auf einmal nicht mehr da. „Minaaa!“ Hörte sie Plötzlich etwas rufen von sehr weit weg. Und als sie nach oben schaute, da sah sie ihn ganz oben auf einem der drei Pavillons. „Warte! Ich hol dich darunter!“ Rief sie Ihm zu und schaute sich verzweifelt nach irgendetwas um was sie Benutzen könnte. Dort ein Seil! Nun brauchte sie nur noch etwas um das Ende zu Magnus zu bekommen. Steinschleuder? Nein dafür ist das Seil zu leicht. Nerfgun? Naja, wie bekommt man denn das Seil daran befestigt? Pfeil und Bogen! Mit einem Triumphierenden aha schnappte sie sich diese Gerätschaft, befestigte das Seil. Sie schoss es über eine Stufe der Leiter, welche sich quer über den Raum zog und Magnus bekam es gerade im rechten Moment zu packen, bevor der Pavillon auf dem er eben noch gestanden hatte verschwand. Langsam, ließ Mina ihn zu Boden. Sobald seine Füße diesen berührten, legte sich Magnus Bäuchlings darauf und breitete seine Hände aus, als ob er ihn umarmen könnte. „Fester Boden unter den Füßen“ jauchzte er. Mina schüttelte sichtlich belustigt den Kopf. Als sich direkt vor ihnen auf einmal eine Schneise bis hin zu den Schlittenfüßen auftat. „Komm schnell, Na los!“ rief sie dem anderen Wichtel entgegen während Mina auf die Lücke zu preschte, Pfeil und Bogen fest umklammert merkte sie wie die Gegenstände hinter ihr wieder auftauchten. Sie durfte einfach nicht langsamer werden und sie würde es schaffen. Sie rannte zwar um ein Haar gegen die Wand des Raumes doch sie hatte es glücklicherweise geschafft, leider war Magnus nicht so schnell auf den Füßen wie sie, also rief sie ihm zu, in der Hoffnung, dass er sie irgendwie hören könnte. „Wir treffen uns beim Ausgang!“ Sie hatte nun also die Füße des Schlittens erreicht, doch wie sollte sie diese nur wieder hier raus bekommen. Da fiel ihr Blick auf den Pfeil und den letzten Rest Seil in ihrer Hand. „Dann also so“ murmelte sie zu sich selbst, und zurrte die Schlittenfüße auf ihrem Rücken fest, bevor sie sich daran machte, auf eines der hohen Regale zu steigen. Von hier oben hatte sie alles im Blick, und tatsächlich hatte sich Magnus auf den Rückweg gemacht. Mina band nun als Erstes die beiden Schlittenbeine wieder von ihrem Rücken los, bevor sie das Seil an einem der Eckpfeiler des Regals befestigte. Das andere Ende knotete sie an ihren letzten Pfeil. Vorsichtig zielte sie. Mina hatte nur einen Versuch. Treffer! Der Pfeil hat sich auf einem Holztisch am Anfang des Raumes verfangen. Sie sprach sich noch ein letztes Mal Mut zu bevor sie die Schlittenfüße über das Seil legte, und sich daran festhielt „Geronimooo!“ rief sie und stieß ich vom Regal ab. Tatsächlich rutschte sie am Seil entlang, nur rutschte sie zu gut. Sie wurde immer schneller und schneller, und im Geiste machte sie sich schon auf den harten Aufprall auf der Tischplatte gefasst, doch gerade im richtigen Moment, verschwand der Holztisch erneut, und sie landete zum zweiten Male an diesem Tag im einem Lager aus unglaublich staubigen Decken, aber es hatte funktioniert, und sie war heil wieder hergekommenen. Schnell rappelte sie sich hoch und klopfte den Staub von ihrer Kleidung ab, als Magnus ihr plötzlich vor die Füße viel. „Schwerkraft und plötzlich auftauchende Gummibänder sind keine gute Mischung“ bemerkte er, während er sich aufrecht hinsetzte. „Lass uns schnell von hier verschwinden. Ich habe keine Lust auf eine weitere unvorhergesehene Überraschung.“ So schnappte sich jeder von den beiden einen Schlittenfuß und sie liefen direkt zu den Mechanikern.