Winziger Sensationsfund

Kleinste Heuschrecke Deutschlands erstmals in Schleswig-Holstein entdeckt

Ameisengrille lebt im Verborgenen – Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft (FÖAG) rufen zum Mitmachen bei der Suche auf 

Sie misst kaum mal vier Millimeter, kann nicht fliegen, nicht hören, nicht singen – und lebt gut getarnt im Bau anderer: Die Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum), Deutsch-lands kleinste Heuschrecke, ist jetzt erstmals in Schleswig-Holstein nachgewiesen wor-den. Der Fund gelang dem Tierökologen Björn Schulz unter Waschbetonplatte in einem Möllner Hausgarten im Kreis Herzogtum Lauenburg, kurz nachdem ein Fund im mecklen-burgischen Nachbarkreis Ludwigslust-Parchim geglückt war.

„Das ist schon sehr überraschend, wie schnell sich diese Mini-Grille derzeit nordwärts ausbreitet“, berichtet Schulz, der bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein für die Vernetzung kleiner und große Tiere zuständig ist. Auch privat engagiert er sich seit Jahren mit mehr als 100 weiteren Tierkundler*innen für die Insektenforschung bei der Faunis-tisch-Ökologischen Arbeitsgemeinchaft (FÖAG). Zur Bestätigung und Speichern des Fun-des nutzte er die App „ObsIdentify“. Diese bestimmt nicht nur Tier- und Pflanzenarten per Foto, sondern speichert den Fundort in einer für alle offenen wissenschafltlichen Da-tenbank. „Diesen netten Winzling erhoffen wir schon seit mehreren Jahren – der Nach-weis der als wärmedürftig geltenden Ameisengrille ist nun ein echter kleiner Sensations-fund für Schleswig-Holstein“, freut sich Schulz. Die Art wird in Deutschland insgesamt selten nachgewiesen, was sicherlich auch mit ihrer versteckten Lebensweise zu tun hat. 

Heimliche Mitbewohnerin im Ameisennest 

Die Ameisengrille lebt fast ihr ganzes Leben versteckt in Nestern heimischer Ameisenar-ten. Sie schadet ihnen nicht, sondern ernährt sich von vielem, was im Ameisenbau übrig bleibt. Ihre besondere Fähigkeit: Sie nimmt den Geruch der Ameisen an – und bleibt so für die wachsamen Ameisenvölker praktisch unsichtbar. Und noch eine besondere Ei-genart der Mini-Grille: zur Fortpflanzung braucht sie kein Männchen. Die Art ist eine der ganz wenigen, die sich über Jungfernzeugung fortpflanzt. 

Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und FÖAG rufen zur Mitmach-Suche auf 

Weil die Art so winzig und heimlich lebt, könnte sie bislang einfach übersehen worden sein und weit häufiger vorkommen, als bislang angenommen. „Jetzt hoffen wir auf wei-tere Funde“, sagt Schulz und ruft alle Schleswig-Holsteiner*innen zur Mithilfe auf: „Gehen Sie in den Garten, schauen Sie unter Steine, Bretter, Folien und Bleche – überall dort wo Ameisennester sein könnten. Und wenn Sie eine winzige-bräunlich-gelbe Grille mit Querstreifen entdecken: fotografieren, App öffnen, Fund melden!“ 


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