Wald ist nicht gleich Wald

Fichten müssen weichen für Buchen und Eichen im Stiftungsland Nordoe

Nach Naturschutz sieht es nicht aus, wenn diese gewaltige Baum-Ernte-Maschine – ein sogenannter Harvester – sich durch die hoch gewachsenen Fichten schraubt und Baum für Baum fällt und doch ist es eine Maßnahme die gleich zweierlei Wirkung hat: für den Klimaschutz und die Artenvielfalt. 

Seit über elf Jahren baut die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den Wald aus Fichten inmitten der Binnendünenlandschaft Nordoe im Kreis Steinburg um. Zwischen den Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide soll ein heimischer Laubwald entstehen. Ziel ist es, aus dem gepflanzten Fichtenforst einen typischen Heidewald zu entwickeln, der sich einschmiegt in die für das Gebiet typischen ausgeprägten Heideflächen und Sanddünen. 

Zudem wird der neue Wald – dominiert von Eichen – dann auch dem Klimawandel und den damit einhergehenden Extrem-Wetterereignissen wie Sturm, Trockenheit und Hitze, gewappnet sein. Denn: Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein als nicht-heimische Fichten. Dadurch drohen sie weniger leicht umzukippen – weder bei Hitze noch bei Sturm. Als Drittes kommt noch hinzu, dass die heimischen Eichen nicht von Borkenkäfern zerfressen werden.  

In den kommenden Monaten – voraussichtlich bis Februar 2026 werden deshalb Forstmitarbeiter*innen mit den Ernte-Maschinen, die Bäume fällen und fürs Sägewerk vorbereiten – in dem Gebiet – vor allem nördlich der Bahnlinie im Stiftungslands Nordoe unterwegs sein. In der Zeit kann es zu Behinderungen und auch zeitweisen Sperrungen der Wanderwege direkt nebenan kommen. Der aktuelle Abschnitt des Waldumbaus findet auf insgesamt ca. 50 Hektar statt. 

Danach sollen sich zügig die kleinen Neu-Wald-Bewohner Eichen, Weißdorn, Schwarzdorn, Hainbuche und einige wenige Rotbuchen wiederansiedeln. In einigen Bereichen wird auch eine kleine Starthilfe gegeben und zum Teil maschinell gepflanzt. 

Mit dem Heidewald bekommt Nordoe noch eine Extraportion biologische Vielfalt. Denn er ist schön hell und warm und bietet den schon jetzt in Nordoe umherflatternden Vögeln wie Grünspecht, Misteldrossel, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kleiber und Eichelhäher viel Nahrung, Baumhöhlen und Nistplätze. Auch Schmetterlinge wie der Mittlere Perlmuttfalter sowie Wildbienen freuen sich über ein frisch renoviertes Zuhause. 

Die Holzerträge durch den Verkauf der Fichtenstämme fließen vollständig ins Projektgebiet zurück. Das bedeutet konkret: von dem Geld werden die neuen Bäume gekauft und die Fäll- sowie die Pflanzarbeiten finanziert.

Hintergrundinformationen zum Projekt:

Vor über elf Jahren hat der Waldumbau im Stiftungsland Nordoe begonnen. Nach einer längeren Pause – in dieser Zeit haben sich die Vielfaltschützer*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mehr auf die Entwicklung des Offenlandes konzentriert – wurden die Arbeiten im Jahr 2021 wieder aufgenommen. Im zentralen Bereich des Gebietes hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein etwa 22 Hektar vom Fichtenforst zum naturnahmen Mischwald umgebaut. 2022 kamen dann etwa 11 Hektar am Südostrand des Gebietes dazu, in 2023 hat das Stiftungsteam etwa 16 Hektar im Süden des Gebietes umgebaut, in 2024 standen in etwa 40 Hektar im Norden des Gebietes an. Und jetzt in 2025 sollen ca. 50 Hektar vor allem nördlich der Bahnlinie nahe Breitenburg umgebaut werden.

Die Ausgleichsagentur – 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – sieht sich als Dienstleisterin an der Schnittstelle zwischen Vorhabenträger*rinnen und Behörden, die Naturschutzauflagen festlegen, wenn Bauherr*innen Eingriffe in den Naturhaushalt vornehmen. Mit Hilfe der Ökokonten der Stiftung Naturschutz können die Vorhabenträger*innen dieser Verpflichtung nachkommen und ein neues Stück intakte Natur schaffen. Von den oben beschriebenen gesetzlich verpflichtenden Ausgleichsmaßnahmen profitieren nicht nur die Natur, sondern auch die Bauherr*innen. Damit wird gleichzeitig der Flächenbedarf minimiert, da der Ausgleich auf dem Flächenbestand der Stiftung Naturschutz stattfindet und keine weiteren Flächen in Anspruch nimmt.

Mehr Informationen unter: www.ausgleichsagentur.de