Gummistiefel an, Eimer in der Hand und leuchtend grünes Moos bis zum Knöchel: Im Königsmoor bei Christiansholm fand Ende Oktober der bislang größte Ansiedlungsversuch von Torfmoosen in Schleswig-Holstein statt. Zwei Tage lang arbeiteten Wissenschaftlerinnen der Universitäten Greifswald und Rostock gemeinsam mit Moor-Expertinnen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, um den Mooren beim Wachsen zu helfen – und so echten Klimaschutz aus der Natur heraus zu schaffen.
Bevor die eigentliche Pflanzaktion begann, stand am ersten Tag die Vorbereitung auf dem Programm. Gemeinsam begutachtete das Team verschiedene Bereiche des Königsmoors – alte, bereits wiedervernässte Flächen ebenso wie frisch nasse Bereiche. Ziel war es, herauszufinden, welche Standorte sich am besten eignen, um die sensiblen Torfmoose erfolgreich anzusiedeln. Dabei wurde diskutiert, ausprobiert und verglichen: lieber pflanzen, schütten oder auswerfen? Welches Werkzeug funktioniert im feuchten Gelände? Welche Mengen braucht es? Und wie lässt sich das Moos am schonendsten transportieren – in Eimern, Wannen oder großen Taschen?
Am zweiten Tag wurde es praktisch: Die Helfer*innen stiegen knietief ins Wasser, lösten die leuchtend grünen, mit Wasser vollgesogenen Torfmoose vorsichtig von der Oberfläche eines bereits renaturierten Moors und brachten sie in den frisch vernässten Abschnitt. Dort wurden sie per Hand ausgebracht – verteilt, gedrückt, in kleine Lücken gesetzt. Es war echte Handarbeit zwischen Wasser, Gras und Wind. Ziel des Experiments: herauszufinden, ob sich die Pflanzen auf diese Weise dauerhaft ansiedeln lassen und so das Wachstum der Moore deutlich beschleunigen.
„Wenn wir verstehen, wie sich Torfmoose am besten wieder ansiedeln lassen, schaffen wir ein Vorbild für viele weitere Hochmoore“, erklärt Projektleiter Vytas Huth. „Aus dem Zusammenspiel von Forschung und Praxis können wir Renaturierungen deutlich beschleunigen – und damit den Klimaschutz direkt aus der Natur heraus stärken.“ Denn Torfmoose sind kleine, aber mächtige Klimaschützer: Sie speichern Wasser, binden CO₂ und bilden über Jahrhunderte den Torf, der das Moor wachsen lässt. Sobald die Pflanzen sich dauerhaft etablieren, können sie enorme Mengen Kohlenstoff speichern und so aktiv zum Klimaschutz beitragen. Das Projekt ist Teil des Modellvorhabens OptiMuM, das im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert wird. Neben dem Königsmoor finden ähnliche Versuche auch in niedersächsischen Mooren statt. Ziel ist es, wiedervernässte Flächen schneller zu funktionierenden Kohlenstoffsenken, Wasserspeichern und Lebensräumen zu machen.
So wird das Königsmoor in Schleswig-Holstein zum Schauplatz eines zukunftsweisenden Experiments – und die Torfmoose zu Symbolen dafür, wie Klimaschutz und Artenvielfalt ganz natürlich zusammenwachsen können.




